Spielbesprechung von Györög Kurt
Palais Royal
09.04.2009

von Xaver Georges
Hans im Glück
für 2 - 4 Spieler
ab 12 Jahren

„Hektisches Treiben im Palais Royal, dem prunkvollen Schloss des Königs. Überall wuseln geschäftige Diener vom prächtigen Treppenhaus zum versteckten Hintereingang und vom Tor zur Schreibstube.
Die Münzerei lockt mit frisch geprägtem Gold und der geheimnisvolle Kardinal verschafft einem so manchen Vorteil.
Doch um dauerhaft Einfluss am Hof zu erlangen, braucht man die Unterstützung der Adelsfamilien, was diese sich natürlich etwas kosten lassen. Ohne Siegel des Königs oder der Madame de Pompadour braucht man sich erst gar nicht blicken zu lassen. Nur wer seine Diener zur rechten Zeit am rechten Ort platziert, wird das Spiel gewinnen.“


Palais Royal – ein taktischer Leckerbissen für gewitzte Blaublütler und alle, die es werden wollen.

Spielmaterial:
1 Spielplan (Der Schlosspark), 9 Räume des Palais Royal, 33 Goldstücke (12x Wert 3 und 21x Wert 1), 42 Adeligen-Plättchen, 36 Privileg-Karten (je 4x 9 verschiedene Karten), 100 hölzerne Diener (in 4 Farben), 4 Kurzregeln und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan wird in die Tischmitte gelegt – die 9 Räume werden unterhalb des Spielplans in einem Raster von 3x 3 Räumen ausgelegt. Dazu werden die Räume verdeckt gemischt und in beliebiger Anordnung ausgelegt.
Für die ersten Spiele wird empfohlen, die Räume nach dem – in der Anleitung vorgegebenen Schema – aufzubauen und die Seite mit den Texten nach oben auszulegen, da durch sie der Spielablauf und die Funktionen der Räume näher erklärt und beschrieben werden, und so das Spiel erleichtert wird.

Die 42 Adeligen-Plättchen werden verdeckt gemischt und 36 davon auf die Felder am Schlosspark offen aufgelegt. Die restlichen Adeligen-Plättchen werden nicht benötigt und in die Schachtel zurückgelegt.
Die Privileg-Karten werden gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt.

Jeder Spieler erhält 18 Diener seiner Farbe und legt diese vor sich auf den Tisch. Die restlichen Diener und das Gold werden als allgemeiner Vorrat neben dem Spielplan bereitgelegt.
Jeder Spieler stellt 3 seiner Diener auf das Treppenhaus und 2 seiner Diener auf den Ehrenhof. Der jüngste Spieler wird Startspieler und verteilt 1 Gold an seinen linken Nachbarn, 2 Gold an den übernächsten Nachbarn und 3 Gold an den 4. Spieler – sofern so viele Spieler teilnehmen. Er selbst erhält kein Gold.

Der Startspieler setzt nun 5 weitere seiner Diener in einzelne Räume seiner Wahl. Die übrigen Spieler folgen im Uhrzeigersinn – sodass jeder Spieler nur mehr 8 Diener in seinem Vorrat hat.

Wer nun an der Reihe ist, kann in seinem Zug folgende Aktionen – in genau dieser Reihenfolge – durchführen. Der Spieler muss zwar nicht alle Aktionen ausführen, die Reihenfolge jedoch muss immer eingehalten werden.

Folgende Aktionen stehen zur Verfügung:
1. Ehrenhof – Aktion: Nachschub:
Für jeden seiner Diener im Ehrenhof darf der Spieler 1 neuen Diener auf das Tor stellen.
Mehrheitenbonus: hat der Spieler die meisten Diener im Ehrenhof, darf er 1 Diener zusätzlich auf das Tor stellen.

Neu einzusetzende Diener nimmt man zunächst aus dem eigenen Vorrat. Sollte dieser leer sein, kann man eigene Diener aus einem beliebigen Raum nehmen.

2. Treppenhaus – Aktion: Bewegung der Diener:
Für jeden seiner Diener im Treppenhaus hat der Spieler eine Bewegung für seine Diener. Pro Bewegung darf der Spieler einen seiner Diener in einen waagerecht oder senkrecht angrenzenden Raum ziehen. Nicht genutzte Bewegungen verfallen.
Mehrheitenbonus: hat der Spieler die meisten Diener im Treppenhaus erhält er 1 zusätzliche Bewegung.

3. Weitere Aktionen, nachdem die Diener gezogen wurden:
Folgende Aktionen können in beliebiger Reihenfolge durchgeführt werden:
a.) Münzerei – Aktion: Gold nehmen:
Für jeden seiner Diener in der Münzerei erhält der Spieler 1 Goldmünze aus dem allgemeinen Vorrat.
Mehrheitenbonus: hat der Spieler die meisten Diener in der Münzerei erhält er 1 Goldmünze zusätzlich.

b.) Kabinett des Königs und Madame de Pompadour – Aktion: Feststellung der Anzahl an Siegeln:
Die Anzahl der Diener im Kabinett des Königs gibt die Anzahl an Siegel des Königs vor, die dem Spieler für die 4. Aktion zur Verfügung stehen.
Mehrheitenbonus: hat der Spieler die meisten Diener im Kabinett des Königs, so darf er sofort 1 Diener zusätzlich ins Kabinett des Königs stellen.
Die Anzahl der Diener bei der Madame de Pompadour gibt die Anzahl an Siegel der Madame vor, die dem Spieler für die 4. Aktion zur Verfügung stehen.
Mehrheitenbonus: hat der Spieler die meisten Diener bei der Madame de Pompadour, so darf er sofort 1 Diener zusätzlich zur Madame de Pompadour stellen.

c.) Schreibstube – Aktion: Feststellung der Anwesenheit:
Für jeden Diener in der Schreibstube darf der Spieler 1x die 4. Aktion durchführen, sofern er die notwendigen Siegel dafür besitzt.
In der Schreibstube gibt es keinen Mehrheitenbonus.

4. Anwerbung von Adeligen – Aktion: ein Adeligen-Plättchen nehmen:
Diese Aktion berechtigt den Spieler ein Adeligen-Plättchen aus dem Schlosspark zu nehmen. Dazu sind folgende Schritte notwendig:
  • er muss 1 seiner Diener aus der Schreibstube zurücknehmen.
  • er muss die geforderte Anzahl an Goldmünzen bezahlen.
  • er muss die geforderte Anzahl Siegel (des Königs und der Madame) in Form von Dienern aus den entsprechenden Räumen (Kabinett des Königs und Madame de Pompadour) zurücknehmen.

    Ist ein Spieler berechtigt eines oder mehrere Adligen-Plättchen zu nehmen, so werden …
  • Adelige, die nur Punkte bringen, verdeckt vor dem Spieler abgelegt.
  • Adelige, die Vergünstigungen bringen, offen vor dem Spieler abgelegt.

    Die Kosten (Goldmünzen und entsprechende Siegel) für ein Adeligen-Plättchen sind auf den Plättchen aufgedruckt und reduzieren sich um je 1 Goldmünze für jedes waagerecht, senkrecht oder diagonal angrenzende freie Feld – niemals jedoch unter 0.

    Für jedes so erworbene Adeligen-Plättchen, das ein Spieler aus einer Randreihe des Schlossparks nimmt, muss er zusätzlich zu den Kosten 1 Diener auf das frei gewordene Feld setzen. Diesen Diener kann er aus seinem Vorrat oder aus einem Raum nehmen.
    Diener auf diesen Feldern bleiben bis zum Spielende dort und können bei Spielende zusätzliche Punkte einbringen. Ein solches Feld gilt für die Kostenermittlung als freies Feld.

    5. Hintereingang – Aktion: Karten ziehen:
    Für jeden Diener am Hintereingang darf sich der Spieler 1 Privileg-Karte ziehen und auf die Hand nehmen. Für jede Karte, die er behalten möchte, muss er einen Diener vom Hintereingang zurücknehmen. Nicht genommen Karten kommen auf einen Ablagestapel.
    Beim Hintereingang gibt es keinen Mehrheitenbonus.

    Wenn ein Spieler an der Reihe ist, kann er – wenn er den aufgedruckten Gold-Preis bezahlen kann – jederzeit Privileg-Karten nutzen und ausspielen.

    Hat ein Spieler seinen Zug komplett durchgeführt, ist der nächste Spieler an der Reihe.

    Der Kardinal – Bricht Gleichstände in anderen Räumen:
    Gibt es in anderen Räumen Gleichstände, werden diese zu Gunsten des Spielers aufgelöst, der die Mehrheit beim Kardinal hat.
    Beim Kardinal selbst gibt es keinen Mehrheitenbonus.

    Privileg-Karten:
    Durch Privileg-Karten kann es zu folgenden Vorteilen kommen:
  • Zeitpunkt: vor der 1. Aktion: der Spieler erhält in allen Räumen, in denen er mindestens 1 Diener hat, den Mehrheitenbonus.
  • Zeitpunkt: 1. Aktion Nachschub: der Spieler darf beliebig viele seiner Diener auf das Tor stellen.
  • Zeitpunkt: 1. Aktion Nachschub und 2. Aktion Bewegung: der Spieler darf 2 Diener zusätzlich auf das Tor stellen und hat zusätzlich 6 Bewegungen.
  • Zeitpunkt: 2. Aktion Bewegung: der Spieler hat zusätzlich 5 bzw. 9 Bewegungen.
  • Zeitpunkt: 4. Aktion Anwerbung: der Spieler hat 2 gleiche oder 2 verschiedene Siegel zusätzlich zur Verfügung.
  • Zeitpunkt: Jederzeit: der Spieler erhält sofort 4 Goldmünzen aus dem allgemeinen Vorrat.
  • Zeitpunkt: Jederzeit: der Spieler erhält 2 bzw. 4 Punkte für die Schlusswertung.

    Vergünstigungen durch Adelige:
    Adelige können folgende Vorteile einbringen:
  • Zeitpunkt: 1. Aktion Nachschub: der Spieler darf jede Runde 2 Diener zusätzlich auf das Tor stellen.
  • Zeitpunkt: 2. Aktion Bewegung: der Spieler hat jede Runde 2 zusätzliche Bewegungen.
  • Zeitpunkt: 2. Aktion Bewegung: der Spieler darf seine Diener auch diagonal bewegen.
  • Zeitpunkt: 3a. Aktion Geld nehmen: der Spieler erhält jede Runde 2 Goldmünzen zusätzlich aus dem allgemeinen Vorrat.
  • Zeitpunkt: 3b. Aktion Feststellung der Anzahl von Siegeln: der Spieler kann jede Runde einen zusätzlichen Diener in den Raum des Königs bzw. der Madame setzen. Dies darf aber erst nach Feststellung der Mehrheiten erfolgen.
  • Zeitpunkt: 5. Aktion Karten ziehen: hat der Spieler mindestens 1 Diener auf dem Hintereingang, darf er 3 zusätzliche Karten ziehen. Er muss aber trotzdem für jede Karte, die er behalten möchte einen Diener vom Hintereingang zurücknehmen.
  • Zeitpunkt: sofort: der Spieler erhält einmalig 1 bzw. 3 Diener seiner Farbe vom allgemeinen Vorrat in seinen Vorrat.

    Spielende:
    Ist ein Spieler an der Reihe, und es gibt nur mehr 12 oder weniger Adeligen-Plättchen im Schlosspark, kommt jeder Spieler noch genau einmal an die Reihe. Danach endet das Spiel.

    Nun werden die Punkte der Spieler ermittelt:
    * Punkte für gesammelte Adelige.
    * Punkte durch ausgespielte Privileg-Karten.
    * 1 Punkte für jede nicht ausgespielte Privileg-Karte (maximal 6 Punkte).
    * Punkte für die Wertung des Parks:
    Dabei erhalten die Spieler mit den meisten und zweitmeisten Dienern in den 4 Randbreichen Punkte. Diener auf den einzelnen, nach außen versetzten Feldern, zählen für die Wertung doppelt.
    Für den 1. Platz gibt es jeweils 6 Punkte und für den 2. Platz jeweils 2 Punkte.

    Der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, der mehr Diener beim Kardinal stehen hat. Ansonsten gibt es mehrere Sieger.

    Fazit:
    Palais Royal ist ein interessantes und spannendes Lauf-, Sammel-, Positions- und Mehrheitenspiel für die ganze Familie. Es wurden einige bekannte Elemente und Mechanismen geschickt zu einem Spielablauf zusammengefasst, der Spaß macht und Spannung aufkommen lässt.

    Das Spiel selbst ist recht einfach und schnell zu erlernen und die übersichtliche Anleitung, die zwar aus 8 großformatigen Seiten besteht, ist dabei sehr hilfreich. Die Anleitung ist so umfangreich ausgefallen, weil es viele Bilder und Beispiele und Erklärungen gibt, sodass aber nach einem Regelstudium keine Fragen oder Unklarheiten aufkommen sollten.
    Und selbst wenn man mal etwas nachlesen muss, ist alles durch den klar strukturierten und übersichtlichen Aufbau schnell zu finden und zu klären.
    Aufgrund der Spielübersichten, die jeder Spieler zu beginn des Spieles erhält, sollte es eigentlich kein Nachblättern geben – zumindest war dies bei uns nicht notwendig.

    Das Spiel selbst braucht dann schon etwas mehr Zeit und Aufmerksamkeit. Die einzelnen Elemente bzw. Räume wollen gut überlegt kombiniert und genutzt werden, um seine Pläne verwirklichen zu können.
    Hier sei auch erwähnt, dass es sich bei Palais Royal um ein Spiel auf zwei Ebenen handelt: einerseits wird in den Räumen mit den Dieners gesammelt und alles darauf vorbereitet, dass man eben andererseits im Schlosspark seine Pläne verwirklichen kann.
    Dabei ist vorausschauendes Planen – vor allem welche Adelige man sich holen möchte – notwendig, um seine Spielzüge daran anzupassen und rechtzeitig immer genügend Diener zum richtigen Zeitpunkt im richtigen Raum zu haben, um sich die entsprechenden und gewünschten Adeligen holen zu können.

    Und hier sind vor allem die Kosten der Adeligen ausschlaggebend, sodass man durchaus beobachten und im Auge behalten sollte, welche Adelige denn viele freie Felder angrenzend haben, da sich ja dadurch die (Gold-)Kosten doch um einiges verringern.
    Aber billig ist nicht immer auch günstig bzw. optimal – durch die Mehrheitenwertung und die damit verbundenen zusätzlichen Siegpunkte für Plätze am Randgebiet des Schlossparks, kann es durchaus auch sinnvoll sein, hie und da ein paar Goldmünzen mehr auszugeben – sofern man welche erübrigen kann.

    Aber auch das taktische und geschickte Nutzen von Mehrheiten und den damit verbundenen Mehrheitenboni sollte man in dieser Hinsicht nicht außer Acht lassen. Hier kann man sich einiges ersparen bzw. zusätzlich an Gewinn machen. Und das braucht man auch, da im ganzen Spiel die Ressourcen doch mehr oder weniger knapp sind und man damit Haushalten muss.

    Aber nicht nur die Boni sind interessant, sondern auch die Privileg-Karten die den Spielern Vorteile bringen oder aber bestimmte Adelige, die sogar dauerhaft nützlich und hilfreich sind.

    Man sieht, es ist viel zu überlegen und zu beachten – und vieles in seinen Spielzug mit einzubeziehen. Und dass macht das Spiel so interessant und spannend, und da man immer wieder auf neue Möglichkeiten und Zusammenhänge von Aktionen stößt, bleibt der Reiz des Spieles auch hoch – und man will es wieder und wieder probieren und besser machen.

    Der Reiz wird noch durch das ausgezeichnete und wunderschöne Spielmaterial erhöht. Die Grafiken sind passend und atmosphärisch ausgefallen. Der Spielplan und die Räume passen bestens zum Spielablauf und zum Mechanismus, sowie auch die Spielgeschichte sich gut in alles einfügt.

    Das gesamte Spielmaterial besteht aus Holz-Dienern und kompakten Plättchen, Räumen und Goldmünzen, sowie handlichen Karten.
    Alles ist in der – für Hans im Glück mittlerweile üblichen – Spielschachtel untergebracht, in der es zwar nur wenige Einteilungen gibt, das Verstauen aber durch die mitgelieferten Zip-Tüten um einiges erleichtert wird.

    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und hat eine Spieldauer von ca. 1 bis 1½ Stunden. Die Zeit im Spiel ist kurzweilig und vergeht wie im Fluge. Das Spiel spielt sich in allen Besetzungen sehr gut, hat uns aber ab 3 Spielern am meisten Spaß gemacht. Es ist einfach mehr los – und das macht die Sache spannender …

    Bei uns ist Palais Royal sehr gut angekommen und hat allen von Anfang an gut gefallen und Spaß gemacht. Deshalb wird es bei uns sicherlich auch noch recht oft und vor allem regelmäßig auf den Tisch kommen. Und wer sich noch unsicher ist – ausprobieren, es zahlt sich aus …

    Vielen Dank an HANS IM GLÜCK für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars