Spielbesprechung von Györög Kurt
Via Romana
26.02.2009

von Christian Fiore & Knut Happel
Goldsieber
für 2 - 4 Spieler
ab 8 Jahren

„In diesem Spiel geht es um den Ausbau römischer Provinzen in Gallien. Der Spielplan zeigt Städte in unterschiedlichen Farben, wobei jede Farbe eine andere der 5 Provinzen kennzeichnet. Straßen, die die verschiedenen Städte miteinander verbinden, sind bereits zu erkennen. Gebaut wird durch das Ausspielen von Karten. Die Farben der ausgespielten Karten bestimmen, wo gebaut werden darf. So darf man zum Beispiel mit zwei blauen Karten ein Kastell in einer blauen Stadt bauen. Straßen werden mit Meilensteinen bebaut: Führt eine Straße von einer violetten Stadt zu einer grauen Stadt, so zeigen die Straßenfelder beide Farben – also violett und grau. Ein Spieler muss also entweder eine violette oder eine graue Karte ausspielen, um einen Meilenstein bauen zu dürfen. Ist eine komplette Straße fertig gestellt, so wird das Spiel unterbrochen – eine Wertung folgt. Der Spieler mit den meisten Spielsteinen an dieser Straße gewinnt die Wertung und darf sich den obersten Stadt-Marker (Siegpunkte) von einer der beiden angrenzenden Städte nehmen. Die anderen Spieler, die auch mit Spielsteinen an dieser Straße vertreten sind, dürfen sich Karten aus dem offenen Vorrat nehmen. Bei Ende des Spiels bringt jede mit einem Kastell besetzte Stadt ihrem Besitzer so viele Siegpunkte ein, wie die Zahl des obersten Stadt-Markers anzeigt – mindestens aber den Grundwert „1“. Nach der Abrechnung aller Siegpunkte gewinnt, wer die höchste Summe erreicht hat.“

Na dann, lasst uns die Provinzen und Straßen ausbauen …

Spielmaterial:
1 Spielplan, 40 Stadt-Marker (in den Farben der 5 Provinzen), 20 Wegweiser, 1 Legionsadler, 96 Spielsteine (in 4 Farben), 4 Spielübersichten, 5 Auftragstafeln, 55 Karten und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Er zeigt die 5 Provinzen mit ihren farblich gekennzeichneten Städten und am oberen Rand den Ablageplatz für die Karten bzw. Wegweiser und den Legionsadler.
Die Städte sind jeweils durch verschieden lange Straßen(abschnitte) miteinander verbunden.
Bei 2 Spielern werden die 10 Straßen mit dem roten Symbol – bei 3 Spielern die 5 Straßen mit gelbem Symbol – mit Wegweisern markiert. Diese Straßen dürfen während des Spiels nicht benutzt bzw. bebaut werden.

Jeder Spieler erhält 1 Spielübersicht, 4 Kastelle und 20 Meilensteine in seiner Farbe, die er vor sich am Tisch ablegt. Ein Startspieler wird ermittelt – und mit ihm beginnend setzt jeder Spieler ein Kastell auf eine beliebige freie Stadt. Außerdem werden die 5 Auftragstafeln gemischt und verdeckt je eine jedem Spieler zugeteilt. Sie zeigen Stadt-Marker in verschiedenen farblichen Zusammensetzungen. Wer diese am Spielende vorweisen kann, erhält 5 zusätzlichen Siegpunkte.
Nun werden noch die 55 Karten gut gemischt und je 4 Karten an jeden Spieler ausgeteilt, die diese auf die Hand nehmen. Die restlichen Karten bilden einen verdeckten Nachziehstapel, der auf das dafür vorgesehene Feld am oberen Rand des Spielplans abgelegt wird. 4 Karten werden nun noch von diesem Stapel aufgedeckt und offen auf die markierten Felder neben dem Nachziehstapel aufgelegt.
Der Legionsadler und die (restlichen) Wegweiser kommen auf das vorgesehen Ablagefeld am Spielplan.

Die Stadt-Marker werden farblich, nach den Provinzen, sortiert und bereitgelegt. Neben jeder Stadt gibt es ein Feld für die Stadt-Marker, auf dem 2 Zahlen zu sehen sind. Die „1“ gibt den Grundwert der Stadt (=1 Siegpunkt) vor, die andere den höchst möglichen Siegpunkte-Wert dieser Stadt. Entsprechend werden Stadt-Marker in der entsprechenden Farbe auf diese Felder gelegt – und zwar absteigend, beginnend mit dem höchsten Wert bis zur „2“ – die „1“ ist ja aufgedruckt. Dies wird für alle Städte durchgeführt.

Wer nun an der Reihe ist, führt folgende 3 Aktionen – genau in dieser Reihenfolge – aus:
1. Anzahl der Handkarten überprüfen:
Zu Beginn seines Zuges darf ein Spieler nie mehr als 7 Karten auf der Hand haben. Überzählige Karten müssen auf einen Ablagestapel abgeworfen werden.

2. Bauen – Karten ausspielen:
Der Spieler darf bis zu 3 Karten ausspielen, um damit Kastelle und/oder Meilensteine zu bauen.
Anzahl und Farbe der Karten geben vor, wo der Spieler, welche Spielsteine bauen darf:
  • Spielt man 2 Karten gleicher Farbe aus, darf man ein Kastell auf einem beliebigen freien Stadtfeld der gleichen Farbe bauen.
  • Spielt man 1 Karte aus, darf man einen Meilenstein auf einem freien Straßenabschnitt oder freien Stadtfeld gleicher Farbe bauen. Dabei ist zu beachten, dass der Spielstein nur dort gebaut werden darf, wo er an einen bereits vorhandenen eigenen oder fremden Spielstein (Kastell oder Meilenstein) anschließt.
    Zeigt die ausspielte Karte außerdem das gleiche Symbol, wie die Stadt, von der aus die Straße verläuft, darf man an den soeben gebauten Meilenstein einen 2. Meilenstein kostenlos anbauen – es ist dafür aber notwendig, dass die betroffene Stadt bereits bebaut worden ist.
  • Spielt man 2 Karten verschiedener Farbe aus, gelten diese als Joker und man darf einen Meilenstein auf einem Straßenabschnitt oder Stadtfeld beliebiger Farbe bauen.

Wurden durch das Bauen eine oder mehrere Straßen fertig gestellt (alle Straßenabschnitte und die beiden zugehörigen Städte sind bebaut), wird das Spiel kurz für eine Wertung unterbrochen. Diese Wertung läuft wie folgt ab:
  • Vergabe des Stadt-Markers:
    Der Spieler mit den meisten Spielsteinen in der Straße und den beiden betroffenen Städten erhält den obersten Stadt-Marker von einer der beiden betroffenen Städte und legt diesen vor sich ab. Bei einem Gleichstand erhält den Marker der Spieler, der die Wertung ausgelöst hat – ansonsten der Spieler, der dem Spieler, der die Wertung ausgelöst hat im Uhrzeigersinn am nächsten sitzt.
  • Vergabe von Karten:
    Alle an der Wertung beteiligten Spieler – außer dem Spieler, der den Stadt-Marker gewonnen hat –, bekommen nun so viele Karten, wie sie Spielsteine in der Wertung beteiligt haben. Beginnend mit dem Spieler, der die Wertung ausgelöst hat, können sich die Spieler nun offen ausliegende Karten nehmen. Sind die offenen Karten aufgebraucht, darf vom verdeckten Nachziehstapel genommen werden. Die Reihenfolge ist insofern wichtig, da die offenen Karten erst nach der Wertung und Vergabe der Karten wieder aufgefüllt bzw. nachgelegt werden.
  • Meilensteine zurücknehmen:
    Nach der Wertung erhalten alle Spieler ihre Meilensteine von den Straßenabschnitten zurück in ihren Vorrat. Spielsteine (Kastelle oder Meilensteine) auf Stadtfeldern bleiben jedoch bis zum Spielende stehen.
    Auf die Mitte er gewerteten Straße kommt ein Wegweiser aus dem Vorrat – dieser Straße kann nun nicht mehr bebaut und nochmals gewertet werden.

3. Karten nachziehen:
Der Spieler darf 2 Karten vom verdeckten Nachziehstapel ziehen und auf die Hand nehmen.

Damit ist sein Zug beendet und der nächste Spieler kommt an die Reihe.

Spielende:
Sobald der letzte Wegweiser nach einer Wertung auf eine Straße gesetzt wird, ist das Spiel zu Ende. Der Spieler, der diese letzte Wertung ausgelöst hat, erhält noch den Legionsadler (= 2 Siegpunkte) und die Runde wird noch zu Ende gespielt. Alle Spieler, außer dem, der die letzte Wertung ausgelöst hat, sind noch einmal an der Reihe – wobei es hier durchaus auch noch zu Wertungen kommen kann.

Nun zählen alle Spieler ihre Siegpunkte zusammen. Jeder Stadt-Marker zählten den aufgedruckten Wert, Kastelle am Spielplan bringen so viele Siegpunkte, wie der zugehörige Stadt-Marker am Spielplan vorgibt (mindestens aber den Grundwert „1“), der Legionsadler zählt 2 Siegpunkte und erfüllte Aufträge bringen zusätzlichen 5 Siegpunkte.
Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler mit dem Legionsadler, ansonsten der im Uhrzeigersinn nächste Spieler.

Spielvarianten für Experten:
Hartnäckige Handkarten:
Die Spieler dürfen zu keinem Zeitpunkt mehr als 7 Karten auf der Hand haben. Hat man bereits 7 Karten auf der Hand, dürfen keine Karten mehr aufgenommen werden.
Zu Beginn eines Zuges hat der Spieler die Möglichkeit, Karten ersatzlos abzuwerfen, um so Platz für neue Karten zu schaffen.

Gefährlicher Gleichstand:
Gibt es einen Gleichstand und der auslösende Spieler ist bei der Wertung nicht beteiligt, so erhält niemand einen Stadt-Marker und es werden auch keine Karten vom offenen Vorrat genommen.

Fazit:
Via Romana ist ein lustiges, interessantes und spannendes Lauf-, Sammel- und Positionsspiel für Jung und Alt, sowie Groß und Klein. Es ist schnell und einfach zu erlernen – einzig welche Karten in welcher Kombination man ausspielen muss, um bestimmte Spielsteine (Kastelle oder Meilensteine) einsetzen zu können – und wie man einen „Joker“ spielt bzw. wie man 2 Meilensteine zugleich setzen kann, ist gewöhnungsbedürftig. Aber hier ist die Spielübersicht sehr hilfreich und erspart den Spielern das Blättern in der Spielanleitung.

Das Spiel selbst spielt sich einfach, aber man sollte unbedingt die Übersicht bewahren und darauf achten, an möglichst vielen Straßen – zumindest – beteiligt zu sein. So sichert man sich einerseits den Kartennachschub, andererseits hat man damit auch die Möglichkeit eben gezielt an bestimmte Karten zu kommen. Aber Wertungen zu gewinnen ist natürlich auch notwendig, da man damit gleich mehrfach ins Geschehen eingreifen kann und gezielt Siegpunkte für sich – aber auch die Mitspieler – steuern kann. Durch die Auswahl aus 2 Stadt-Markern kann man sich einerseits sicher Siegpunkte holen, andererseits aber auch gleichzeitig Kastelle von Mitspielern abwerten. Jeder genommene Stadt-Marker verringert den Wert eines Kastells in dieser Stadt. Aber auch eigene Kastelle kann man zu schützen und den Wert hoch zu halten versuchen, indem man die entsprechenden Straßen wertet …
Außerdem sollte man die 5 zusätzlichen Siegpunkte nicht außer Acht lassen, die man für die Erfüllung der Auftragskarten erhält, wenn man die darauf vorgegebene farblichen Stadt-Marker am Spielende besitzt.

In diesem Zusammenhang sei auch noch erwähnt, dass man im Spiel nicht vergessen sollte, dass man 2 verschiedenfarbige Karten als Joker benutzen kann und mit dem gezielten Einsatz von Symbolen gleichzeitig 2 Straßenabschnitte bebauen kann. Dies kann sehr hilfreich und zielführend sein …

Die Spielanleitung besteht aus 6 Seiten, ist ausführlich und sehr gut strukturiert und mit hilfreichen Bildern und Beispielen versehen. Sie ist einfach zu lesen und zu verstehen – Fragen und Unklarheiten hat es bei uns keine gegeben. Die Spielübersicht, die jedem Spieler vorliegt, zeigt alle Möglichkeiten auf, die es beim Ausspielen der Karten gibt – ein Suchen bzw. Nachblättern in der Spielanleitung ist daher nicht notwendig.

Das Spielmaterial besteht aus kompakten Karton, handlichen Karten und schönen, funktionellen Spielfiguren aus Holz. Einzig die Wegweiser wollen nicht so recht in ihren Füßen stecken bleiben, was aber auf den Spielablauf bzw. Spielspaß überhaupt keinen Einfluss hat. Hier hat man entweder die Möglichkeit, die Wegweiser einfach auf den Spielplan (ohne Füßchen) zu legen, oder diese aber in die Füßchen zu kleben.
Schade ist nur, dass es in der Spielschachtel keine Fächer oder Einteilungen gibt, sodass alles nur chaotisch durcheinander liegt und fliegt.

Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und hat eine Spieldauer von ca. 45 Minuten. Das Spiel spielt sich in allen Besetzungen sehr gut – und es sollte eigentlich zu keinen Längen oder Wartezeiten kommen, da vorausschauend gespielt und geplant werden kann.

Uns hat Via Romana sehr gut gefallen und eine Menge Spaß bereitet. Wer Spiele dieser Art mag, sollte es sich auf alle Fälle ansehen und wenn möglich Probe spielen. Wer das Spiel öfters spielt, kann mit den angegebenen Spielvarianten für Experten das Spiel noch interessanter und taktischer gestalten. Für fortgeschrittene Spieler sind die Varianten auf alle Fälle zu empfehlen – es macht einfach noch mehr Spaß und das Spiel noch interessanter und spannender, da auf noch mehr zu achten ist und man noch mehr Möglichkeiten hat …

Vielen Dank an GOLDSIEBER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars