Spielbesprechung von Györög Kurt
Macao
11.07.2010

von Stefan Feld
Alea
für 2 - 4 Spieler
ab 12 Jahren

„Macao, die geheimnisumwitterte Hafenstadt an der Südküste Chinas, ist gegen Ende des 17. Jahrhunderts der portugiesische Handelsposten im fernen Osten.
Schlüpft in die Rolle tatkräftiger Abenteurer und wagemutiger Glücksritter. Ob als Kapitän oder Gouverneur, als Handwerker oder Gelehrter, zahlreiche spannende Aufgaben und Herausforderungen erwarten euch. Wer nutzt seine vielfältigen Aktionsmöglichkeiten am klügsten? Wer hat den besten Plan und kann am Ende das meiste Prestige vorweisen?“


Macao – das spannende Strategiespiel für clevere Kapitäne und gewitzte Gouverneure.

Spielmaterial:
1 Spielplan, 4 Spielertableaus, 4 Windrosen, 24 Warenplättchen (je 3x Lackwaren, Reis, Tee, Jade, Seide, Papier, Porzellan und Gewürze), 6 Joker-Plättchen („1 beliebigen Aktionsstein oder 3 Goldmünzen“), 36 Goldmünzen, 48 Besitz-/Strafmarker (Vorderseite Schilde und Rückseite -3), 300 Aktionssteine (je 50x in rot, blau, grün, schwarz, grau und violett), 6 Würfel (je 1x in rot, blau, grün, schwarz, grau und violett), 4 Schiffe (je 1x in orange, weiß, gelb und braun), 10 Scheiben (je 2x in orange, weiß, gelb, braun und beige), 120 Karten (24 Ämterkarten, 44 Bauwerke- und 52 Personenkarten) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Prestigepunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Er zeigt einerseits die Stadt Macao, die in 30 Stadtteile unterteilt ist und andererseits das Meer mit 8 Hafenstädten. Weiters gibt es eine Tributleiste und um den Spielplan herum eine Prestigepunkteleiste.

Jeder Spieler erhält in seiner Farbe ein Tableau, das er offen vor sich auslegt, eine Windrose, die er neben das Tableau legt, ein Schiff das er auf das Startfeld im Meer stellt, zwei Scheiben, von denen eine auf das Feld „0“ der Prestigepunkteleiste kommt und eine auf das Feld „Pfeil“ der Stadtmauer von Macao, 12 Besitzmarker, die er mit der Farbseite nach oben vor sich bereitlegt und 5 Goldmünzen, die er neben das Tableau ablegt.

Die restlichen Goldmünzen werden neben dem Spielplan bereitgelegt, sowie auch die 300 Aktionssteine – farblich sortiert.
Die Warenplättchen werden zufällig auf die 24 hellen Stadtteile von Macao gelegt und die 6 Joker-Plättchen auf die dunklen Stadtteile.
Die Spielkarten werden nach Rückseiten sortiert in zwei Stapel getrennt: die Ämterkarten werden gemischt und je 2 Karten offen an den Längsseiten des Spielplans zu den entsprechenden Ablageflächen gelegt (und dienen gleichzeitig auch als Rundenzähler) und die Bauwerke-/Personen-Karten werden gemischt und als verdeckter Nachziehstapel neben den ersten beiden Ämterkarten bereitgelegt.
Die beiden beigefarbenen Scheiben kommen auf die Tributleiste – auf den Symbolen links und rechts der „0“.
Nun werden noch die 6 Würfel bereitgelegt und ein Spieler zum „Würfler“ bestimmt.

Vor dem eigentlichen Spielstart – zum Ausgleich für den Nachteil auf der Mauer ganz unten im Stapel der Scheiben zu sein – sind folgende Vorbereitungen noch zu tun:
  • 1. Vom Bauwerke-/Personen-Kartenstapel werden zwei Karten mehr aufgedeckt als Spieler teilnehmen. Beginnend mit dem Spieler, dessen Scheibe ganz unten auf der Mauer liegt, und von unten nach oben, sucht sich nun jeder Spieler eine dieser Karten aus und legt diese auf eines seiner 5 Ablagefelder seines Tableaus.
    Die übrig gebliebenen Karten kommen auf einen offenen Ablagestapel.
  • 2. In umgekehrter Reihenfolge darf sich nun jeder Spieler einen beliebigen Aktionsstein aus dem Vorrat nehmen und neben das Feld mit dem „1er“-Würfelfeld seiner Windrose legen – und danach zwei beliebige, aber gleichfarbige Aktionssteine, die er neben das „2er“-Feld seiner Windrose legt.
    Danach kann das eigentliche Spiel beginnen.

    Das Spiel verläuft über genau 12 Runden, wobei jede Runde auf folgenden 3 Phasen besteht:
    1. Phase: Karten
    Zunächst werden die obersten 4 Bauwerke-/Personen-Karten offen neben den zwei Ämterkarten dieser Runde ausgelegt.

    Dann wird der „Tributwert“ fest- und eingestellt: dazu werden alle gelben und roten Zahlen auf den 6 aufgedeckten Karten zusammengezählt und entsprechend den Summen die beigefarbenen Scheiben der Tributleiste verschoben. Diese zeigt nun an, für wie viele Goldmünzen man (einmal pro Runde) wie viele Prestigepunkte kaufen kann.

    Je nach Spieleranzahl werden nun die zuletzt aufgedeckten Karten abgelegt – und zwar bei 4/3/2 Spielern 0/1/2 Karten.

    Beginnend mit dem Spieler, dessen Scheibe auf der Mauer oben auf liegt, und von oben nach unten, muss nun jeder Spieler eine der ausliegenden Karten wählen und auf ein Ablagefeld seines Tableaus legen. Diese Karte ist nun für ihn „reserviert“ und kann später „aktiviert“ werden.
    Die übrig gebliebenen beiden Karten kommen auf den Ablagestapel.
    Hat ein Spieler keinen Platz mehr am Tableau (er hat bereits 5 Karten ausliegen), dann muss er eine der 6 Karten auf den Ablagestapel legen und sich dafür einen Strafmarker auf sein Tableau legen (Besitzmarker mit der „-3“-Seite nach oben).

    2. Phase: Würfel:
    Der „Würfler“ würfelt alle 6 Würfel und ordnet dieser nach den Werten zusammen.

    Jeder Spieler entscheidet sich alle Spieler (in Mauerreihenfolge) für zwei beliebige dieser Würfel und nehmen sich die entsprechende Anzahl Aktionssteine in der entsprechenden Farbe aus dem Vorrat und legen diese neben das entsprechende „Würfel“-Feld der Windrose.

    Danach wird die Windrose um ein Feld im Uhrzeigersinn weitergedreht. Die Aktionssteine, auf die nun der Pfeil der Windrose zeigt, stehen dem Spieler in dieser Runde zur Verfügung.
    Hat ein Spieler keine Aktionssteine in dieser Runde zur Verfügung, dann muss er sich dafür einen Strafmarker auf sein Tableau legen.

    3. Phase: Aktionen:
    In dieser Phase verbrauchen die Spieler (in Mauerreihenfolge) ihre Aktionssteine, wobei zu beachten ist, dass nicht verbrauchte Aktionssteine zurück in den allgemeinen Vorrat gelegt werden müssen.

    Folgende Aktionen stehen dabei zur Verfügung:
    • Karten aktivieren: der Spieler kann eine oder mehrere Karten auf seinem Tableau aktivieren, indem er genau die auf den Karten angegebene Kombination an Aktionssteinen in den Vorrat zurücklegt.
      Dann nimmt er die Karte vom Tableau und legt sie vor sich auf den Tisch – ab sofort kann er den, auf der Karte angegebenen Nutzen, kostenlos und immer wieder (einmal pro Runde) nutzen.
    • Einen Stadtteil in Besitz nehmen: der Spieler kann pro Runde einen freien Stadtteil in Besitz nehmen, indem er genau die auf dem Stadtteil angegebene Kombination an Aktionssteinen in den Vorrat zurücklegt.
      Dann tauscht er das dort ausliegende Warenplättchen gegen einen eignen Besitzmarker aus – eingetauschte Warenplättchen legt er auf sein Tableau. Joker-Plättchen kommen neben das Tableau – und können zu jedem beliebigen Zeitpunkt eingelöst werden. Das Joker-Plättchen kommt nach dem Nutzen aus dem Spiel.
    • Einmal auf der Mauer vorrücken: der Spieler kann maximal einmal pro Runde seine Scheibe auf der Mauer für 1/3/5/7/… Aktionssteine um 1/2/3/4/… Felder weiterziehen.
    • Schiff bewegen: der Spieler kann sein Schiff beliebig oft für 1/2/3/4/… Aktionssteine um 1/2/3/4/… Felder weiterbewegen.
      Es können beliebig viele Schiffe auf einem Feld stehen – befindet sich ein Schiff in einem Hafen, kann der Spieler dort passende Warenplättchen auf ein freies Ablagefeld im Hafen ablegen und dafür seine Scheibe auf der Prestigepunkteleiste um die angegebene Anzahl an Prestigepunkten weiterbewegen.
    • Einmal Prestige erwerben: der Spieler kann einmal pro Runde Prestigepunkte entsprechend der Tributleiste kaufen, indem er die geforderten Goldmünzen in den Vorrat bezahlt und seine Scheibe auf der Prestigepunkteleiste entsprechend weit weiterbewegt.
    • Spielkarten nutzen: der Spieler darf „kostenlos“ seine aktivierten Karten nutzen – in beliebiger Reihenfolge zu jedem beliebigen Zeitpunkt.
    • Passen: kann oder will ein Spieler keine Aktion durchführen, kann er passen – und muss alle eventuell noch neben dem Pfeil der Windrose liegenden Aktionssteine wirkungslos in den allgemeinen Vorrat zurückgelegt werden.

    Danach kann die nächste Runde beginnen.

    Hinweise:
    Ab der 8. Runde werden kontinuierlich die Würfelwerte „6“, „5“, usw. auf „1“ gedreht, da sie ansonsten nicht mehr genutzt werden könnten – in der letzten und 12. Runde werden dann alle Würfel auf „1“ gedreht.

    Spielende:
    Das Spiel endet nach der 12. Runde.

    Jeder Spieler erhält nun für jede – nicht aktivierte Karte auf seinem Tableau – einen Strafmarker. Danach muss jeder Spieler seine Scheibe auf der Prestigepunkteleiste für jeden Strafmarker um 3 Felder zurückziehen.
    Alle Karten mit dem Vermerk „Spielende“ werden nun entsprechend abgerechnet und Prestigepunkte vergeben, die mit der Scheibe auf der Prestigepunkteleiste vermerkt werden.
    Bei der Stadtwertung werden noch je 2 Prestigepunkte für jeden Besitzmarker vergeben, der an der am größten Gebiet jedes Spielers beteiligt ist.

    Wer nun die meisten Prestigepunkte vorweisen kann, ist der Sieger. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, der auf der Mauer weiter vorne ist.

    Fazit:
    Macao ist ein äußerst interessantes und spannendes Aufbau-, Lauf-, Sammel- und Optimierspiel für Vielspieler und schon geübte Spieler. Grund dafür ist, das bei Macao viele Dinge zu beachten sind: einerseits muss man darauf achten immer genügend – und vor allem die richtigen – Aktionssteine zur Verfügung zu haben. Diese braucht man um seine Karten aktivieren und dann auch nutzen zu können.
    Hier kommt die Neuheit im Spiel zu tragen: die Windrose. Hier hat man immer das Dilemma, entscheiden zu müssen, ob man lieber viele Aktionssteine wählt, auf die man dann aber erst später zugreifen kann – oder ob man nur wenige Aktionssteine nimmt, die man aber sofort (oder zumindest recht bald) nutzen kann.
    Gar keine Aktionssteine zur Verfügung zu haben ist im Spiel aber das Schlechteste – einerseits, weil man dann schon dafür 3 Minuspunkte kassiert, andererseits weil man dann auch seine Karten vom Tableau nicht wegbekommt (sprich aktivieren kann) – und sollte dann der Platz für eine neue Karte, die man nehmen muss, nicht reichen, nochmals 3 Minuspunkte kassiert.
    Vorausschauendes und vorausplanendes Spielen – und immer die Übersicht zu behalten – ist in diesem Spiel unbedingt notwendig.

    Andererseits kann man sich im Stadtteil von Macao Warenplättchen „erkaufen“, die man dann mit seinem Schiff zum richtigen Hafen bringen sollte. Hierbei einer der ersten zu sein, ist sehr von Vorteil, da es in jedem Hafen nur 3 Ablagefelder für die Waren gibt, die der Reihe nach befüllt und damit immer weniger wert werden und weniger Prestigepunkte einbringen.
    Das Bewegen der Schiffe ist aber auch mit Aktionssteinen zu bezahlen.

    Nebenbei sollte man dann auch noch darauf schauen, dass man seine Position auf der Mauer verbessert um damit den Startspielervorteil nutzen zu können bzw. zu erhalten. Es kann schon entscheidet – oder zu mindest sehr von Vorteil – sein, wenn man als Erster sein Schiff bewegen und somit in einen Hafen einlaufen kann bzw. aus allen zur Verfügung stehen Karten wählen kann. Speziell bei den Karten gibt es schon sehr attraktive, die man sich unbedingt sichern sollte. Diese Karten erleichtern das Leben auf Macao dann schon sehr und stellen einen wichtigen Bestandteil des Spieles dar.

    All diese Möglichkeiten und Komponenten gilt es aufeinander abzustimmen – und genau das macht dann auch den Reiz des Spieles aus. Und dieser bleibt auch, sei es weil man die Karten erste kennen und nutzen lernen muss, aber auch weil es viele Möglichkeiten gibt, die man ausprobieren will. Der Reiz, das Spiel wieder und wieder auf den Tisch zu bringen, ist entsprechend groß …

    Die Anleitung erstreckt sich über 8 großformatige Seiten, auf den aber alles ganz genau und übersichtlich erklärt wird. Wie bei Alea üblich, ist die Anleitung so aufgebaut, dass es auf jeder Seite einen hellen Rand gibt, indem der Spielablauf in Kurzfassung und stichwortartig angegeben ist. Dies erleichtert den Wiedereinstieg ins Spiel sehr, wenn man es denn wirklich mal für längere Zeit beiseite legt.
    Viele Bilder und Hinweise runden die Anleitung ab – und sollten eigentlich keine Fragen oder Unklarheiten aufkommen lassen.

    Das Spielmaterial besteht aus hölzernen Aktionssteinen, kompakten Plättchen und Markern und kleinen, aber handlichen und funktionell gestalteten Karten. Alles ist in der großen, für Alea üblichen Schachtel untergebracht und findet dort seinen Platz. Aufgrund des umfangreichen, aber sehr schön gestalteten und atmosphärisch illustrierten Spielmaterials, sollte man schon etwas Platz zum Spiele einplanen.

    Die Spieldauer ist mit ca. 60 bis 100 Minuten schon etwas länger und abendfüllend – die Zeit vergeht aber, da die Spannung bis zum Schluss anhält, wie im Flug. Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut.

    Uns hat Macao sehr gut gefallen und ist bei allen Spielern sehr gut angekommen. Es wird sicherlich noch lange Zeit regelmäßig und unbedingt bei jedem Spieleabend dabei sei und noch viele, viele spannende und interessante Stunden bescheren.
    Jeder, dem diese Art von Spiel gefällt, sollte sich dieses Spiel unbedingt ansehen und zur Probe spielen – man könnte sonst etwas ganz Tolles versäumen …

    Vielen Dank an ALEA für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars