Spielbesprechung von Györög Kurt
Cargo Noir
29.05.2011

von Serge Laget
Days of Wonder
für 2 - 5 Spieler
ab 8 Jahren

„Little Hong Kong: Die Stunde des Tigers.
Ein Hausboot taucht auf dem dunklen Wasser von Aberdeen Harbour auf- mit allerlei Schmuggelgut und heißer Ware an Bord. Es gleitet unbemerkt an einem britischen Patrouillenboot vorbei, dessen Besatzung den Schlaf der Wachsamkeit vorzuziehen scheint …
In Cargo Noir geht es um verbotene Geschäfte. Die Spieler führen Familien, die weltweit mit Schmuggelgut handeln. Schicken Sie Ihre Frachtschiffe zu den sichersten oder reichsten Häfen, beurteilen Sie die Gefährlichkeit der heißen Ware, zählen Sie Ihr Gold und warten Sie auf den richtigen Moment …
Das sind die Schlüssel zum Erfolg bei dieser spannenden Jagd um Siegpunkte auf dem Schwarzmarkt.
Cargo Noir ist eines der wenigen Handelsspiele, das auch zu zweit hervorragend funktioniert!“


Cargo Noir – Hehler, Handel, heiße Ware …

Spielmaterial:
1 Spielplan (Macao mit Schwarzmarkt und Casino), sowie 8 Häfen, 1 Stoffbeuten, 131 Frachtplättchen (je 14x Alkohol, Waffen, Kunst, Autos, Zigarren, Elfenbein, Juwelen, Gold und Uran und 5x „Joker“), 54 Siegkarten (24 Karten „Schmuggelvorteil“ [je 8x Frachtschiff, Syndikat und Warenlager] und 30 Karten „Fette Beute“ [je 6x Villa, Yacht, Spelunke und Nachtclub und je 1x Showgeschäft, Paparazzi, Miliz, Kumpane, Bank und Fürstentum]), 5 Familientafeln, 25 Frachtschiffe (je 5x in 5 Spielerfarben), 60 Goldmünzen, 1 Spielrunden- und 1 Startspielermarker und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Macao, umgeben von den 8 Häfen, wird in die Tischmitte gelegt. Je nach Spieleranzahl ist darauf zu achten, ob der Hafen offen (Vorderseite) oder geschlossen (Rückseite) auszulegen ist.
Die Frachtplättchen werden, mit so vielen „Jokern“, wie Spieler teilnehmen, in den Stoffbeutel gelegt und darin gemischt. Nun werden alle Frachtfelder auf Macao und den Häfen mit Plättchen aus dem Beutel belegt.

Die „Schmugelvorteil“- und „Fette Beute“-Karten werden als separate Stapel bereitgelegt, sowie die restlichen Frachtschiffe der Spieler.

Jeder Spieler erhält eine Familientafel in seiner gewählten Farbe, sowie 3 entsprechende Frachtschiffe – außerdem 7 Goldmünzen, die er oben auf seine Familientafel, dem Familiensafe, legt. Die restlichen Münzen bilden einen allgemeinen Vorrat.

Der Startspieler wird bestimmt – er erhält den Startspielermarker und legt den Spielrundenmarker auf das freie (nicht nummerierte) Feld in Macao.

Das Spiel geht – je nach Spieleranzahl – über 10 bzw. 11 Runden, die der Startspieler jeweils damit beginnt, dass er den Spielrundenmarker um ein Feld nach rechts verschiebt.
Dann führt jeder Spieler – beginnend mit dem Startspieler – seinen Spielzug durch, der aus folgenden 3 Phasen besteht:
Phase 1: Aktionen der Schiffe: Diese Phase wird in der 1. Runde übersprungen!!!
Die Aktionen seiner Schiffe kann der Spieler in beliebiger Reihenfolge durchführen.
Das Casino: für jedes Schiff hier, erhält der Spieler 2 Goldmünzen, die in den Familiensafe kommen.
Der Schwarzmarkt: für jedes Schiff hier, darf der Spieler 1 Frachtplättchen aus dem Beutel ziehen ODER 1 seiner Frachtplättchen gegen 1 Frachtplättchen aus dem Schwarzmarkt tauschen.
Die Häfen: für jedes Schiff, das auf einem Münzstapel in einem Hafen steht, hat der Spieler eine der folgenden Möglichkeiten:
  • der Spieler kann alle Frachtplättchen vom Hafen nehmen, wenn sein Schiff das einzige Schiff im Hafen ist. Dazu gibt er die Goldmünzen in den allgemeinen Vorrat, nimmt sich alle Frachtplättchen vom Hafen und füllt den Hafen sofort wieder mit Frachtplättchen aus dem Beutel auf.
  • der Spieler kann – wenn er überboten wurde – sein Angebot um mindestens 1 Goldmünze erhöhen, und das Schiff dann eine weitere Runde stehen lassen ODER sein Schiff mit allen Goldmünzen wieder zurücknehmen. Der Spieler darf aber in Phase 3 dieser Runde kein Schiff in diesen Hafen schicken – erst in einer späteren Runde ist dies wieder möglich.

Phase 2: Fracht gegen Siegpunkte eintauschen und gegebenenfalls überzählige Fracht ablegen: Diese Phase wird in der 1. Runde übersprungen!!!
Auf den einzelnen Siegkarten ist links oben angegeben, welchen Gegenwert von Schmuggelgut notwendig ist, um die Karte zu erwerben. Rechts oben steht, wie viele Siegpunkte diese Karte wert ist.
„Schmuggelvorteils“-Karten bringen dem Spieler neben den Siegpunkten auch noch einen Vorteil für das Spiel.

Um eine Siegkarte zu erhalten, muss der Spieler Frachtplättchen im entsprechenden Gegenwert, eintauschen. Den Schmuggelwert gibt dabei eine Tabelle auf der Familientafel vor – man kann entweder Frachtplättchen derselben Art oder Frachtplättchen unterschiedlicher Art eintauschen, wobei jederzeit „Joker“ eingesetzt werden können.

Beim Eintauschen von Frachtgut gegen Siegkarten gibt es kein Wechselgeld.
Am Ende dieser Phase kann ein Spieler nicht mehr Frachtplättchen behalten, als auf seiner Familientafel Platz finden. Überschüssige Plättchen müssen auf die Ablage gelegt werden.

Phase 3: Schiffe zu neuen Zielen schicken:
Der Spieler schickt nun alle seine Schiffe zu den Zielen seiner Wahl. Die Schiffe erreichen zu Beginn der nächsten Runde des Spielers ihr Ziel und bringen ihm ab dann einen Nutzen.
Folgende Ziele stehen vor Wahl:
Das Casino in Macao: für jedes Schiff hier, erhält der Spieler in der Phase 1 seines nächsten Zuges 2 Goldmünzen, die er in seinen Familiensafe legt.
Der Schwarzmarkt in Macao: für jedes Schiff hier, kann der Spieler in Phase 1 seines nächsten Zuges 1 Frachtplättchen aus dem Beutel ziehen ODER 1 Frachtplättchen gegen 1 Frachtplättchen vom Schwarzmarkt tauschen.
Die umliegenden Häfen: hat ein Spieler alleine ein Schiff in einem Hafen, darf er sich die Frachtplättchen dieses Hafen nehmen. Schickt ein Spieler in einen Hafen, stellt er aus auf einen Stapel von Münzen, die er gewillt ist für die Fracht auszugeben. Befindet sich bereits ein Schiff im Hafen, muss er mindestens eine Münze mehr verwenden, wenn er sein Schiff dort hinschicken möchte.

Nachdem ein Spieler alle seine Schiffe losgeschickt hat, ist der nächste Spieler an der Reihe – und führt ab der 2. Runde Phase 1 bis 3 durch, bevor der nächste Spieler an der Reihe ist.

Wenn alle Spieler an der Reihe waren, kann die nächste Runde beginnen.

Spielende:
Das Spiel endet – je nach Spieleranzahl – nach der 10. bzw. 11. Runde. In der letzen Runde können nun auch die Goldmünzen zum Kauf von Siegkarten herangezogen werden.
Unter Berücksichtigung der „Schmugglervorteil“-Karten werden nun die Siegpunkte addiert – es gewinnt der Spieler mit den meisten Siegpunkten. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler mit der Siegkarte, die am meisten Wert ist.

Fazit:
Cargo Noir ist ein interessantes und spannendes Positions-, Sammel- und Ab- und Einschätzspiel für die ganze Familie. Es ist einfach und schnell zu erklären und man kann – wenn einem das Spiel erklärt wird – gleich mit einer Probepartie starten. Die Spielschritte sind logisch und einleuchtend, und jeder Spieler hat diese nach bereits einer Runde verinnerlicht.
Muss man sich das Spiel „erarbeiten“, hilft einem dabei die 8-seitige Anleitung, wobei 2 Seiten für die Erklärung des Spielmaterials und dem Spielaufbau dienen und auf den restlichen 4 Seiten (Deckblatt und Rückseiten werden nicht benötigt) der Spielablauf selbst ausführlich und übersichtlich erklärt wird. Bilder und Beispiele lassen eigentlich keine Fragen offen – ungeklärt bleibt nur, ob man auch ein Schiff ohne Münze in einen Hafen stellen darf.
In den Foren wurde dies aufgeklärt – man muss mindestens 1 Münze verwenden.
Aber – egal ob man es nun so spielt, oder aber auch ein „leeres“ Schiff zulässt, dies tut dem Spielspaß keinen Abbruch.

Das Spiel selbst lebt dann vom Sammeln vom Frachtgütern, und dem Tauschen dieser in Siegkarten, die man zum Gewinnen des Spieles benötigt. Hier kommt aus auf gutes Beobachten und Einschätzen der Mitspieler an: welches Frachtgut braucht man selbst am dringendsten, auf welche haben es meine Mitspieler abgesehen? Wie viele Münzen sind mir die Frachtgüter eines Hafens wert, und wie weit werden meine Mitspieler mitgehen? Oder aber interessiert sich niemand für einen bestimmten Hafen, dann kann ich recht günstig die Plättchen kommen …

Außer Acht lassen darf man dabei auf keinem Fall die „Schmuggelvorteils“-Karten, mit denen man an zusätzliche Schiffe, oder aber auch an zusätzliche Warenlager kommen kann, die einem das Sammeln auf höherwertige Frachtplättchen-Kombinationen erleichtern.
Man muss nur aufpassen, dass dann einem die Mitspieler zuvorkommen …

Das Spielmaterial besteht aus kompakten, nett und passend illustrierten Plättchen, übergroßen – dafür sehr handlichen – Goldmünzen aus Plastik und ebenso passend und schön gestalteten Spielplänen. Einzig die Familientafeln sind etwas dünn ausgefallen, dies hat aber keine Auswirkungen auf das Spiel.
Untergebracht ist alles in der für Days of Wonder üblichen Spielschachtel, bei der es nur ein Problem gibt: wo bringt man den Beutel mit den ganzen Frachtplättchen unter, sodass sich die Schachtel auch wieder komplett schließen lässt.
Eine befriedigende Lösung habe ich leider (noch) nicht gefunden – vorgeschlagen wurde, den Beutel mit den Plättchen oben auf zu legen und ganz flach zu streichen, oder aber den Beutel mit den Plättchen unter dem Tiefenziehteil unterzubringen.
Den Tiefenziehteil einfach wegzuwerfen, damit alles Platz hat, habe ich bis jetzt (noch) nicht geaschafft ;-)
Ich sortiere (einstweilen) alle Plättchen in 2er- bzw. 3er-Reihe oben auf in die Schachtel und lege den Beutel dann leerer darauf, dann lässt sie sich wieder normal schließen …

Das Spiel ist für 2 bis 5 Spieler ausgelegt, die Spieldauer bewegt sich dabei zwischen ? und 1? Stunden, die dann spannend und interessant verlaufen. Das Spiel spielt sich in allen Besetzungen sehr gut und macht Spaß – wenn auch mit mehr Spielern, mehr Spaß aufkommt.

Uns hat Cargo Noir sehr gut gefallen und viel Spaß gemacht. Es ist ein interessantes und spannendes Spiel, das man jederzeit auf den Tisch bringen kann. Wem Spiele dieser Art gefallen, der sollte sich Cargo Noir auf alle Fälle ansehen und zur Probe spielen – man könnte sonst etwas verpassen …

Vielen Dank an DAYS OF WONDER für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars