Spielbesprechung von Györög Kurt
Der Pate
06.02.2011

von Michael Rieneck
Kosmos
für 2 – 4 Spieler
ab 12 Jahren

„Vier sizilianische Familien, die Corleones, die Tattaglias, die Barzinis und die Straccis ringen im New York der 40er Jahre um Einfluss, Macht und Reichtum. Sie betreiben illegales Glücksspiel und Schmuggel, kassieren Schutzgeld, kontrollieren die Buchmacher und sind im Kreditgeschäft aktiv. Als Pate ziehen Sie für Ihre Familie die Fäden im Hintergrund. Dabei müssen Sie sich nicht nur um Ihre Finanzen kümmern, sondern auch um das Ansehen Ihrer Familie und Ihren Einfluss in der Gesellschaft.
Dennoch geht es darum, am Ende das meiste Geld zu haben.“


Wer zieht die Fäden am besten – und bringt seine Familie am weitesten?

Spielmaterial:
1 Spielplan, 4 Würfeltableaus, 28 Familienmitglieder (je 7 in 4 Farben), 13 Plättchen „Freunde der Familie“, 12 graue Aktionsplättchen „Ansehen“, 12 rote Aktionsplättchen „Einfluss“, 10 Ereigniskarten, 4 Würfel (schwarz, weiß, grau und rot), 1 Gangsterauto, 16 Anzeigesteine für die Entwicklungsleisten (je 4 in 4 Farben), 2 Anzeigesteine für die Ereingisleisten (1 grau und 1 rot), 20 Schuldmarker (je 5 in 4 Farben), 100 Geldscheine (je 25 in 4 Werten) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles das K.O.-Kriterium erfüllt und das meisten Geld „verdient“ zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Er zeigt Manhattan mit 12 – durch Straßen verbundenen – Geschäften, wobei 3 Geschäfte jeweils einen Stadtteil ergeben, die wiederum durch Grenzlinien voneinander getrennt sind – und 2 Ereignisleisten für das K.O.-Kriterium, ein Gefängnis und den Hudson Fluss.
An den 4 Seiten des Spielplans gibt es Entwicklungsleisten für die Spieler, auf denen der jeweilige Stand von „Ansehen“, „Einfluss“, „Einkommen“ und „Gefälligkeiten“ angezeigt wird.

Jeder Spieler erhält 1 Würfeltableau, je 3 verschiedene graue und 3 verschiedene rote Aktionsplättchen, sowie 7 Familienmitglieder, 5 Schuldmarker und 4 Anzeigesteine einer Farbe. Die Anzeigesteine kommen auf die Startfelder, die Aktionsplättchen auf die entsprechenden Felder seiner Entwicklungsleisten.

Der älteste Spieler wird Startspieler, der Spieler links von ihm stellt das Gangsterauto auf ein beliebiges Feld einer Straße und danach je ein Familienmitglied auf jedes Geschäft eines beliebigen Stadtteils. Reihum besetzen die Mitspieler nun ebenfalls einen Stadtteil. Nicht gewählte Stadtteile (bei weniger als 4 Spielern) werden mit neutralen Familienmitgliedern (übrig gebliebener Farben) belegt.

Die Ereigniskarten werden gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt - die obersten 3 Karten kommen ungesehen in die Schachtel zurück. Der graue und rote Anzeigestein kommt auf das jeweilige Feld der Ereignisleisten, die Plättchen „Freunde der Familie“, das Geld, sowie die Würfel werden bereitgelegt.
Jeder Spieler erhält nun noch ein Startkapital von 10.000$ - das Geld darf geheim gehalten werden.

Das Spiel geht über 7 Runden, die wie folgt ablaufen:
1. Startspieler zahlt Einkommen aus der Bank (an alle):
Jeder Spieler erhält – je nach Fortschritt auf seiner Entwicklungsleisten „Einkommen“ – ein Einkommen zwischen 0 und 4.000$.

2. Startspieler deckt Ereigniskarte auf (gilt für alle):
Der Startspieler deckt die oberste Ereigniskarte auf und führt die darauf angegebenen Anweisungen aus:
  • je nach Farbe das Feld mit dem „X“ wird der graue oder rote Anzeigestein auf der Ereignisleiste 1 Feld nach oben geschoben. Erreicht ein Anzeigestein das oberste Feld, ist damit der K.O.-Kriterium für diese Partie festegelegt und die Spieler wissen nun, ob sie unbedingt das Ende der Entwicklungsleiste in der Kategorie „Ansehen“ oder „Einfluss“ erreichen müssen, damit sie das Spiel überhaupt gewinnen können.
  • das Gangsterauto wird um so viele Felder weiterbewegt, wie auf der Ereigniskarte angegeben ist. Die Geschäfte des Stadtteils, in dem sich das Auto befindet, steht unter „besonderem Schutz“: sie können weder leergeräumt werden , noch ihren Besitzer wechseln. Auch leere Geschäfte können hier nicht in Besitz genommen werden.
  • abschließend wird der Text auf der Karte vorgelesen und die angegebenen Anweisungen befolgt, wobei der Startspieler beginnt und die Mitspieler reihum folgen.

    3. Alle Spieler führen Würfelaktionen durch (reihum):
    Der Startspieler beginnt und würfelt alle 4 Würfel. Dann muss er 1 der Würfel wählen und in die 1. Zeile seines Würfeltableaus legen und die damit verbundene Aktion ausführen. Dann würfelt er die verbliebenen 3 Würfel neu und entscheidet sich wieder für 1 Würfel, denn er in die 2. Zeile seines Würfeltableaus ablegt und die damit verbundene Aktion ausführt. Dann würfelt er die verbliebenen beiden Würfel neu und legt 1 Würfel in die 3. Zeile des Würfeltableaus und führt die damit verbundene Aktion aus und legt den letzten Würfel in die 4. Zeile des Würfeltableaus und führt wiederum die damit verbundene Aktion aus.

    Danach ist der nächste Spieler an der Reihe und führt seine Würfelaktionen durch.

    Hat auch der letzte Spieler seine Würfelaktionen ausgeführt, ist wiederum der Startspieler an der Reihe und beginnt eine neue Runde, indem er an alle das Einkommen auszahlt.

    Das Würfeltableau:
    Die 1. Zeile bestimmt die Einnahmen aus illegalen Geschäften:
    Der Spieler muss einen beliebigen Würfel auf eines der 5 Einnahmefelder legen. Die gewürfelte Augenzahl muss dabei mit der aufgedruckten Augenzahl des Feldes übereinstimmen. Alle Geschäfte auf dem Spielplan, die dieselbe Augenzahl haben, bekommen nun den aufgedruckten Betrag ausbezahlt.
    Bei „Schutzgeld“ bzw. „Ansehen“ kommen die Spieler außerdem um 1 Feld auf ihrer Entwicklungsleisten „Einfluss“ bzw. „Ansehen“ weiter.
    Das Presse-Feld: zeigt ein Würfel eine „Marionettenhand“, kann dieser auf das Presse-Feld gelegt werden. Ist die der Fall, bewegt nur der aktive Spieler seine Anzeigensteine auf den Entwicklungsleisten „Ansehen“ und „Einfluss“ um 1 Feld weiter – Einkommen wird keines ausbezahlt.

    Die 2. und 3. Zeile stehen jeweils 5 Ablagefelder zur Verfügung:
    Der Spieler muss einen beliebigen Würfel auf das farblich passende Feld legen.
  • Ansehen bzw. Einfluss: der Spieler darf seinen entsprechenden Anzeigestein um so viele Felder vorrücken, wie die Augenzahl des abgelegten Würfels vorgibt.
  • Besuch: das Gangsterauto wird um so viele Felder weiterbewegt, wie die Augenzahl des abgelegten Würfels vorgibt. Steht das Auto nun vor einem leeren Geschäft, darf der Spieler dieses Geschäft nun mit einem Familienmitglied in Besitz nehmen. Ist das Geschäft besetzt, wird es nun geräumt und bleibt leer. Das Familienmitglied geht an seinen Besitzer bzw. in die Schachtel zurück. Besitzt der aktive Spieler bereits das Geschäft, passiert nichts.
  • Wettmanipulation: der Spieler erhält aus der Bank 1.000$*Augenzahl des abgelegten Würfels ausbezahlt.
  • Versammlung der Paten: der Spieler gibt alle Schuldmarken eines anderen Spielers an diesen Spieler zurück und erhält von diesem für jeden Schuldmarker 1.000$*Augenzahl des abgelegten Würfels bezahlt.
  • FBI-Razzia: alle Geschäfte, die die gleiche Augenzahl wieder abgelegte Würfel haben, müssen geräumt werden. Die betroffenen Familienmitglieder werden auf das Gefängnis gestellt.
  • Geschäftsübernahme: der Spieler kann 1 Geschäft übernehmen, das die gleiche Augenzahl wieder abgelegte Würfel hat und von einem anderen Spieler besetzt ist. Er stellt ein eigenes Familienmitglied auf das Geschäft und versenkt das Familienmitglied des anderen Spielers im Fluss – das Familienmitglied wird auf den Hudson am Spielplan gelegt. Als Entschädigung muss der Spieler einen seiner Schuldmarker an den früheren Besitzer geben.
  • Freund der Familie: der Spieler erhält für 1.000$*Augenzahl des abgelegten Würfels 1 Plättchen „Freund der Familie“.

    Die Aktionen „Versammlung der Paten“, „FBI-Razzia“ bzw. „Freund der Familie“ muss man durchführen, wenn man einen Würfel dort ablegt – die Aktion „Geschäftsübernahme“ hingegen ist freiwillig.
    Die Presse-Felder: werden wie in der 1. Zeile abgehandelt.

    Die 4. Zeile stellt Personen zur Verfügung, von denen man eine nutzen kann:
    Der Spieler muss den verbliebenen Würfel auf das farblich passende Feld legen.
  • Consigliere: der Spieler darf 1 beliebiges leeres Geschäft mit einem Familienmitglied in Besitzt nehmen.
  • Staatsanwältin: der Spieler darf alle seine Familienmitglieder aus dem Gefängnis zurück in seinen Vorrat nehmen.
  • Spitzel: der Spieler darf 1 Familienmitglied eines anderen Spielers aus einem beliebigen Geschäft entfernen und ins Gefängnis stellen.
  • Bankier: der Spieler darf einer seiner beiden Entwicklungsleisten „Einkommen“ oder „Gefälligkeiten“ 1 Feld vorrücken.

    Das Presse-Feld: wird wie in der 1. Zeile abgehandelt.

    Die Entwicklungsleisten:
    Zieht man auf den Entwicklungsleisten auf bzw. über ein graues oder rotes Plättchen, so kann man dieses einmalig sofort oder in einem späteren Zug einsetzen:
  • Hochzeit: der Spieler erhält 1 Plättchen „Freund der Familie“.
  • Enkel: der Spieler darf einmal mit einem beliebigen Würfel würfeln und erhält die gewürfelte Augenzahl*1.000$ ausbezahlt. Wird die „Marionettenhand“ gewürfelt, geht der Spieler leer aus.
  • Runder Geburtstag des Paten: der Spieler darf auf einer beliebigen Leiste seinen Anzeigestein um 1 Feld vorrücken.
  • Cop: der Spieler darf 1 eigenen Würfel neu würfeln.
  • Richter: der Spieler darf 1 gesamten Würfelwurf wiederholen.
  • Senator: der Spieler erhält Farbfreiheit und 1 Würfel auf ein Aktionsfeld legen, auch wenn die Farbe nicht passend ist.

    Die Leiste „Gefälligkeiten“ gibt an, welche Vorteile man durch den Einsatz eines „Freund der Familie“ nutzen kann. Gibt man einen „Freund der Familie“ ab, darf man eine Gefälligkeit nutzen, die sich vor oder auf dem Feld mit dem Anzeigestein aufgedruckt ist:
  • der Spieler darf 1 eigenes Familienmitglied vom Hudson in seinen Vorrat zurücknehmen.
  • der Spieler darf 1 eigenen Schuldmarker von einem Mitspieler zurücknehmen, ohne das er dafür etwas bezahlen muss.
  • der Spieler darf seinen Anzeigestein 2 Felder auf der Leiste „Ansehen“ oder „Einkommen“ vorrücken.
  • der Spieler erhält 5.000$.

    Spielende:
    Das Spiel endet nach der 7. Runde – alle Spieler die das K.O.-Kriterium nicht erfüllen scheiden sofort aus und können nicht gewinnen.
    Abschließend wird noch einmal das aktuelle Einkommen an die verbliebenen Spieler ausbezahlt, sowie 3.000$ für jedes Geschäft, das ein Spieler besitzt. Für jedes Familienmitglied im Gefängnis müssen dann noch 1.000$ an die Bank, sowie für jeden Schuldschein 2.000$ an die entsprechenden Mitspieler bezahlt werden.

    Wer danach das meiste Geld besitzt hat gewonnen. Bei einem Gleichstand der Spieler, der auf der Leiste, die nicht als K.O.-Kriterium gilt, am weitesten vorne ist. Bei erneutem Gleichstand gewinnt der Spieler, der die meisten Familienmitglieder im Vorrat und in den Geschäften hat.

    Fazit:
    Der Pate ist ein ausgezeichnetes, interessantes und spannendes Spiel für versierte und geübte Spieler. Der Grund dafür ist, dass in diesem Spiel sehr viele Elemente ineinander greifen und aufeinander einwirken.
    Einerseits sollte man möglichst viele Geschäfte besetzen, um sein Einkommen in die Höhe zu treiben und dabei das Gangsterauto im Auge behalten, da nur dieses Schutz für die Geschäfte im betroffenen Stadtteil gibt.
    Andererseits will und soll man sich auf den Entwicklungsleisten stetig voran- und weiterentwickeln, um das K.O.-Kriterium zu erfüllen, sich Sonderaktionen in Form der grauen und roten Aktionsplättchen zu sichern und sich ein möglichst hohes Einkommen und viele verschiedene Optionen für den „Freund der Familie“ zu sichern.

    Und dies alles läuft über das Würfeltableau ab und wird über dessen Aktionen gesteuert.
    Dabei ist es besonders wichtig, den Einsatz der Würfel richtig zu beachten und zu kombinieren. Ein Würfel, der in der 1. Zeile eingesetzt wird, dessen Farbe – und damit die damit verbundenen Aktionen – stehen einem in dieser Runde nicht mehr zur Verfügung. Vorausschauendes und vorausplanendes Spielen ist hier sehr von Vorteil.
    Hat man z.B. viele Schuldscheine eines Spielers sollte man sich den grauen Würfel für die „Versammlung der Paten“ aufsparen, um damit vielleicht – wenn denn die Augenzahl recht hoch ist – eine Menge Geld einkassieren zu können. Oder man „spart“ mit dem roten Würfel und setzt auf eine „FBI-Razzia“ und befördert damit viele „andere“ Familienmitglieder ins Gefängnis. Oder man setzt auf den weißen Würfel und spekuliert auf „Wettmanipulation“ oder den „Freund der Familie“.
    Oder aber man braucht Hilfe einer bestimmten Person (in der 4. Zeile) und berücksichtigt dies – dann muss man eben mit den drei anderen Würfel das Auslagen finden und seine Taktik auf diese Farben setzen.
    Und genau von diesem Abstimmen und Entscheiden lebt das Spiel – genau diese Aktionen machen das Spiel so spannend und interessant …

    All diese Möglichkeiten sind in der Spielanleitung auf 4 großen Seiten übersichtlich und ausführlich beschrieben. Anfänglich – beim ersten Lesen der Anleitung – ist man dann erstmal überfordert und „sieht“ die Zusammenhänge noch nicht. Hier sollte man dann einfach mal eine Partie zur Probe spielen – viele Punkte werden dann sofort klar, die Zusammenhänge und das Zusammenspiel der Möglichkeiten und Aktionen tut sich dann auf – und man kann das Spiel er richtig genießen.
    Mit jedem Spiel erkennt man neue Möglichkeiten, die man ausprobieren und testen möchte – neue taktische Finessen, die man anwenden und probieren möchte, tun sich auf. Langanhaltender und spannender Spielspaß sind somit garantiert …

    Das Spielmaterial besteht aus einem sehr stimmungsvollen, wunderschön illustriertes Spielplan, hölzernen Spielfiguren und Anzeigern, kompakten und passenden Plättchen und Tableaus. Alles ist in der für Kosmos üblichen großen Schachtel untergebracht.

    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spielern ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut. Zu zweit kann man zwar leichter und besser vorausplanen und es tut sich nicht soviel, bis man wieder an der Reihe ist – mit mehr Spieler macht es dann aber – auch wenn es etwas chaotischer zugeht – mehr Spaß.
    Die Spielerdauer ist mit ca. 60 Minuten angenehm und passend – und das Spiel bis zum Schluss spannend und aufregend. Und es kann durchaus passieren, dass man sofort ein oder zwei Partien dranhängt – und einen Abend lang sich nur mit Der Pate vergnügt.

    Uns hat Der Pate sehr gut gefallen – vor allem der Würfelmechanismus ist neu, spannend und sehr interessant. Bei den letzten Spieleabenden war das Spiel nicht wegzudenken – und ich glaube das wird noch sehr lange so bleiben. Viele spannende und kurzweilige Stunden haben wir schon beim „Ziehen der Fäden“ verbracht, und es werden sicherlich und viele, viele Folgen – dessen bin ich mir sicher.

    Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars