Spielbesprechung von Györög Kurt
Rapa Nui
27.11.2011

von Klaus-Jürgen Wrede
Kosmos
für 2 – 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Jeder Spieler übernimmt die Rolle eines mächtigen Stammeshäuptlings. Runde für Runde holen die Spieler neue Personen in das eigene Dorf (Holzfäller, Priester oder Jäger & Sammler) oder bauen eine Steinstatue (auch Moai genannt). Am Ende jedes Zugs kommt es zu einer Wertung einer Kartenart bei allen Spielern. So erhalten die Spieler neues Holz, Ruhmespunkte oder Opferkarten.
Am Ende gewinnt derjenige, der über Moais und Priester die meisten Ruhmespunkte sammeln konnte und zudem die wertvollsten Opferkarten besitzt. Während des Spiels finden Opferrunden statt, in denen die Spieler den Wert der unterschiedlichen Opferkartensorten für das Spielende beeinflussen können.“


Wettstreit auf der Osterinsel …

Spielmaterial:
16 Start-Karten (je 4 in 4 Farben), 50 Rapa-Nui-Karten (9 Moais, 9 Priester, 12 Holzfäller und 20 Jäger & Sammler [je 5x 4 verschiedene Sorten]), 4 Übersichtstableaus, 100 Opferkarten (je 25x 4 verschiedene Sorten), 30 Ruhmespunkt-Plättchen (20x 1er, 6x 5er und 4x 10er), 36 Holz-Plättchen (24x 1er, 4x 5er, 4x 10er und 4x 20er), 1 Opferstein und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Ruhmespunkte gesammelt zu haben.

Spielablauf:
Jeder Spieler erhält die 4 Start-Karten (1 Holzfäller und 3 Jäger & Sammler) einer Farbe und ein Übersichtstableau. Der Holzfäller wird offen vor dem Spieler – als seine Auslage – ausgelegt, die Jäger & Sammler nimmt er auf die Hand.
Die 50 Rapa-Nui-Karten werden gut gemischt und als verdeckter Stapel bereitgelegt. Davon werden 16 Karten gezogen und in 4 Reihen mit je 4 Karten (die leicht versetzt übereinander gelegt werden) als allgemeine Auslage ausgelegt.
Die Opferkarten werden nach Sorten getrennt als 4 offene Vorratsstapel bereitgelegt. Davon erhält jeder Spieler eine Karte und legt diese verdeckt vor sich auf den Tisch.
Nun werden noch der Opferstein, die Holz- und Ruhmes-Plättchen bereitgelegt – wovon der Startspieler 1 Holz als Startkapital erhält und jeder weitere Spieler 1 Holz mehr als sein Vorgänger.

Beginnend mit dem Startspieler sind nun die Spieler abwechselnd an der Reihe und führen ihren Spielzug – der wie folgt abläuft – aus:
1. Eine Opferkarte kaufen:
Der Spieler darf genau 1 Opferkarte von einem der 4 Vorratsstapel nehmen und muss dafür – grundsätzlich – 5 Holz bezahlen. Für jeden Jäger & Sammler der gleichen Sorte, die der Spieler ausliegen hat, muss er 1 Holz weniger bezahlen.

2. Karte(n) auslegen:
Der Spieler kann entweder kostenlos 1 Holzfäller oder 1 Priester oder für 7 Holz 1 Moai oder für 0-2 Holz 1-3 Jäger & Sammler einer Sorte vor sich auslegen.
Legt der Spieler 1 Moai aus, passiert folgendes:
  • jeder Moai ist am Spielende 4 Ruhmespunkte wert.
  • nachdem 1 Moai ausgelegt wurde, folgt sofort eine Opferrunde, die wie folgt abläuft:
    • beginnend mit dem linken Nachbarn des aktiven Spielers muss jeder Spieler offen 1 seiner Opferkarten auf den Opferstein legen (sofern er eine besitzt). Der aktive Spieler legt seine Opferkarte jedoch verdeckt auf den Opferstein und zusätzlich offen eine beliebe Opferkarte von den 4 Vorratsstapeln.
      Die Anzahl der jeweiligen Opferkarten bestimmt am Spielende den Wert der einzelnen Opferkarten, die die Spieler besitzen.
Legt der Spieler Jäger & Sammler aus, darf er auch mehrere Jäger & Sammler der gleichen Sorte auf einmal vor sich auslegen. 1 Jäger & Sammler kann man kostenlos auslegen, 2 Jäger & Sammler kosten 1 Holz und 3 Jäger & Sammler kosten 2 Holz.

Kann ein Spieler keine Karte auslegen, da er nur Moais auf der Hand hat, aber zuwenig Holz besitzt, muss er 1 Moai ungenutzt in die Schachtel zurücklegen.

3. Karte(n) nachziehen und Wertung auslösen:
Der Spieler muss seine Kartenhand wieder auf 3 Karten auffüllen, indem er Karten aus dem allgemeinen Vorrat nimmt. Er hat immer die Wahl zwischen den 4 oben liegenden Karten. Wird dabei eine Spalte leer, wird diese sofort mit 4 Karten vom Nachziehstapel aufgefüllt.

Dann kommt es zu einer Wertung, wobei jene Kartenart gewertet wird, die zuletzt freigelegt wurde. Dies kann auch die 4. Karte sein, die für eine neue Spalte ausgelegt wurde. Die Wertung betrifft dabei immer alle Spieler:
  • Holzfäller: jeder Spieler erhält für jeden Holzfäller 1 Holz. Bonus: hat ein Spieler mindestens 2 Holzfäller und allein die Mehrheit an Holzfällern, erhält er 1 zusätzliches Holz.
  • Priester: jeder Spieler erhält für jeden Priester 1 Ruhmespunkt. Bonus: hat ein Spieler mindestens 2 Priester und allein die Mehrheit an Priestern, erhält er 1 zusätzlichen Ruhmespunkt.
  • Moai: jeder Spieler erhält für jeden Moai 1 Holz oder 1 Ruhmespunkt. Bonus: hat ein Spieler mindestens 2 Moais und allein die Mehrheit an Moais, erhält er 1 zusätzliches Holz oder 1 zusätzlichen Ruhmespunkt.
    Man muss sich aber entscheiden, ob man Holz oder Ruhmespunkte haben will – ein mischen ist nicht erlaubt.
  • Jäger & Sammler: jeder Spieler, der mindestens 1 Jäger & Sammler der zu wertenden Sorte besitzt, erhält 1 Opferkarte dieser Sorte – egal wie viele Jäger & Sammler er dieser Sorte ausliegen hat. Bonus: hat ein Spieler mindestens 2 Jäger & Sammler der zu wertenden Sorte und allein die Mehrheit an Jäger & Sammler dieser Sorte, erhält er 1 zusätzliche Opferkarte dieser Sorte.
    Sollte es keine Opferkarte der zu wertenden Sorte geben, so darf man stattdessen eine beliebige andere Opferkarte nehmen.

Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

Spielende:
Das Spiel endet sofort, wenn eine Spalte der allgemeinen Auslage nachgefüllt wird und der Nachziehstapel leer wird. Es gibt keine Wertung der zuletzt aufgelegten Karte mehr.

Nun zählen die Spieler ihre Ruhmespunkte zusammen, wobei wie folgt gewertet wird:
  • jedes Ruhmesplättchen zählt so viele Ruhmespunkte, wie aufgedruckt sind.
  • jeder Moai zählt 4 Ruhmespunkte.
  • je 5 Holz zählen 1 Ruhmespunkt.
  • jede Opferkarte zählt je nach Sorte 0-3 Ruhmespunkte. Der Wert wird aufgrund der geopferten Karten am Opferstein ermittelt:
    • die Sorte(n) die am meisten geopfert wurden zählen 3 Ruhmespunkte.
    • die Sorte(n) die am zweitmeisten geopfert wurden zählen 2 Ruhmespunkte.
    • die Sorte(n) die am drittmeisten geopfert wurden zählen 1 Ruhmespunkt.
    • alle anderen Sorten zählen 0 Ruhmespunkte.
    • wurden keine Karten geopfert, zählen alle Sorten 0 Ruhmespunkte.

Der Spieler mit den meisten Ruhmespunkten hat gewonnen. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, der mehr Moais ausliege hat, ansonsten der Spieler, der noch mehr Holz besitzt. Gibt es danach noch immer einen Gleichstand, gibt es mehrere Gewinner.

Fazit:
Rapa Nui ist ein interessantes und kurzweiliges Sammel-, Merk-, Mehrheiten- und Kartenspiel für die ganze Familie. Die 6-seitige Anleitung bringt den Spielern das Spiel in übersichtlicher und ausführlicher Form näher, und lässt keine Fragen offen. Dazu tragen auch die vielen Beispiele und Bilder bei – wobei der Ablauf an und für sich leicht und schnell zu merken ist.

Im Spiel selbst geht es dann darum, Opferkarten zu sammeln und diese vor sich auszulegen. Gleichzeitig muss man aber genau diese Karten auch „den Göttern opfern“, um diese wertvoll und ertragreich (an Ruhmespunkten) zu machen. Hier gilt es seine Mitspieler genau zu beobachten, welche und wie viele Karten von ihnen geopfert werden, um den Wert für die Schlusswertung abschätzen zu können.

Diese Opferkarten müssen aber teuer mit Holz gekauft werden – deshalb gibt es die Rapa-Nui-Karten mit Holzfällern, Priestern, Moais und Jäger & Sammlern, die dem Spieler einerseits das wichtige Holz, aber auch Vergünstigungen und Ruhmespunkte einbringen.

Je mehr Jäger & Sammler einer Sorte man ausliegen hat, umso billiger kann man die entsprechenden Opferkarten erwerben – aber dazu muss man erst an die entsprechenden Karten kommen. Welche Karte in der allgemeinen Auslage nehme ich, damit ich meinen Mitspielern nicht gerade die Karten „offen lege“, die ich selbst haben möchte. Welche Karte decke ich zuletzt auf – und lasse diese werten? Brauche ich eher Holz, oder ziele ich auf Ruhmespunkte in der Wertung?
Vorausschauendes und übersichtliches Spielen ist auf alle Fälle notwendig und von Vorteil.

All dies sollte man in den 40 Minuten, die eine Partie dauert im Auge behalten und berücksichtigen, was dazu führt, dass die Zeit für die 2 bis 4 Spielern auch wie im Flug vergeht.
Das Spiel spielt sich dabei in allen Besetzungen sehr gut und macht jede Menge Spaß.
Nach ein paar Partien hat man dann auch den „Dreh“ heraus und spielt wird nochmals interessanter und spannender.
Die Spieldauer ist passend und angenehm, und man wird nur selten ohne eine Revanche vom Tisch gehen.

Das Spiel besteht aus insgesamt 166 großen und kleinen, schön und funktionell gestalteten Karten und handlichen Papp-Plättchen. Alles ist in einer kleinen Schachtel untergebracht und einfach überall hin mitgenommen werden.

Uns hat Rapa Nui sehr gut gefallen und schon viele schöne und spannende Stunden beschert. Daran wird sich auch so schnell nichts ändern …

Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars