Spielbesprechung von Györög Kurt
Barone der Eisenbahn
11.11.2012

von Helmut Ohley
Lookout Games
für 2 Spieler
ab 12 Jahren

„In Railroad Barons sind beide Spieler Investoren, die versuchen, ein Portfolio aus Eisenbahnaktien zusammenzustellen, das bessere Erträge als das des Gegners erzielt. Railroad Barons verwendet viele Mechanismen, die aus 18xx-Spielen bekannt sind, einige davon leicht abstrahiert. In den Aktienrunden (ARs) können Aktien von fünf Konzernen gekauft und wieder verkauft werden. Diese Konzerne kontrollieren Eisenbahngesellschaften und zahlen in den Betriebsrunden (BRs) Dividenden aus. Eisenbahnen haben ein festes Einkommen.“

… ein auf dem 18xx-Spielprinzip basierendes Kartenspiel für 2 Personen.

Spielmaterial:
60 Karten (2 Übersichts- und 5 Konzernkarten, 20 Aktienpapiere, 28 Eisenbahngesellschaften und 5 Privatiers), 30 Holzsteine (in 5 Farben*), 1 Kurstableau, Spielgeld (je 24x 500, 100, 50, 20, 10, 5, 2 und 1) und 1 Spielanleitung. (* In den Spielen der ersten Auflage wurden ein blauer und ein roter Spielstein zuviel beigelegt. Diese werden für das Spiel nicht benötigt.)

Spielziel:
Am Ende des Spieles das meiste Geld – in Form von Aktien und Bargeld – zu besitzen.

Spielablauf:
Das Kurstableau und die 5 Privatiers werden in die Tischmitte gelegt – eine 2er-Gesellschaft (Dominion Atlantic) und der Direktor der MS&C werden zum $450-Privatier gelegt. Außerdem werden die Aktien der Konzerne bereitgelegt – die Gesellschaften alphabetisch sortiert und gestapelt, so dass die A-Gesellschaften oben liegen.
Das Spielgeld und die Holzsteine werden ebenfalls bereitgelegt.

Jeder Spieler erhält $200 als Startkapital und eine Übersichtskarte.

Der Startspieler wählt einen der 5 Privatiers aus und nennt einen Preis – sein Mitspieler entscheidet nun, ob er lieber das Geld oder den Privatier (mit seiner Sondereigenschaft) haben möchte, der Startspieler erhält das, was übrig bleibt.
Danach ist der Mitspieler zweimal hintereinander an der Reihe, einen Privatier auszuwählen – der Startspieler sucht dann noch den vierten Privatier aus, der fünfte kommt aus dem Spiel und beide Spieler erhalten seinen Geldwert zum Startkapital dazu.
Der Startspieler besitzt außerdem noch das Erstkaufsrecht und beginnt die erste Aktienrunde.

Das Spiel verläuft wie folgt:
1 Aktienrunde (AR):
Wer an der Reihe ist, muss eine der Folgenden Aktionen ausführen – wir bei einen der Aktionen die Direktoraktie (40%) eines Konzers gekauft, wird der Konzern damit eröffnet:
Eine oder mehrere Aktien zum aktuellen Kurs an die Bank verkaufen:
Aktien können nur an die Bank verkauft werden – der Spieler erhält dafür aktuellen Kurswert multipliziert mit den %-Anteil ausgezahlt. Es ist auch möglich, eine höherwertige Aktie gegen eine kleinere Einzutauschen und sich die Differenz auszahlen zu lassen.

Eine Direktoraktie kann nur verkauft werden, wenn der Mitspieler mindestens 40%-Anteile dieses Konzerns besitzt. Wenn der Direktor eines Konzerns Anteile verkauft, wird der Kursmarker des Konzerns um eine Zeile nach unten bewegt – unabhängig von der Anzahl der Anteile, die verkauft werden.

Eine Aktie zum aktuellen Kurs aus der Bank kaufen:
Aktien können nur von der Bank gekauft werden - die erste Aktie eines Konzerns muss dabei immer die Direktoraktie sein. Der Spieler zahlt aus seinem Privatkapital dafür den aktuellen Kurswert multipliziert mit dem %-Anteil und nimmt sich die entsprechende Aktie. Es ist auch möglich, eine kleinere Aktie gegen eine höherwertige zu Tauschen und die Differenz zu bezahlen.

Wenn ein Spieler die Direktoraktie kauft, gründet er den Konzern, indem er den Startkurswert zwischen $70 und $100 festlegt und einen Kursmarker entsprechend am Kurstableau platziert. Die zum Konzern gehörigen Holzsteine werden auf die Konzernkarte gelegt.

Spieler können nicht mehrere Aktien gleichzeitig kaufen – auch ein reiner Tausch von Aktien ist nicht erlaubt (Ausnahme: Transfer der Direktoraktie, wenn sich der Direktor ändert).

Jeder Spieler hat ein Aktienlimit von 9 Aktien.

Sobald mindestens 50% eines Konzerns gekauft wurden, erhält der Konzern einmalig das Zehnfache seines Kurswertes, welches auf die Konzernkarte gelegt wird. Der Konzern fängt in der nächsten BR zu handeln an.

Direktor eines Konzerns ist immer der Spieler, der den größten Aktienanteil des Konzerns besitzt – mindestens jedoch 40%. Ändern sich die Mehrheitenverhältnisse (= der Mitspieler besitzt mehr Anteile) wird die Konzernkarte (mit allen zu ihr gehörigen Spielmaterialien) an den Mitspieler weitergegeben. Wenn es die Stückelung zulässt muss auch die Direktoraktie transferiert werden – ansonsten bei der nächstmöglichen Gelegenheit. Der Konzern selbst liegt jedoch immer und zu jederzeit vor dem aktuellen Direktor aus.

Nach einem Direktorwechsel kann es vorkommen, dass das Aktienlimit von 9 Aktien überschritten wird. Ist dies der Fall, muss der Spieler in seiner nächsten Aktien entsprechend viele Aktien verkaufen.

Erst eine oder mehrere Aktien an die Bank verkaufen und dann eine Aktie aus der Bank kaufen:
Ein Spieler kann keine Aktien eines Konzerns kaufen, die er in dieser Runde verkauft hat.

Passen.

Dies geht solange, bis beide Spieler nacheinander gepasst haben – wer nicht die letzte Aktion ausgeführt hat, bekommt das Erstkaufsrecht und startet die nächste AR.

2 Betriebsrunden (BR):
In diesen Phasen handeln die Konzerne (sofern sie gegründet wurden) in der Reihenfolge Grün-Schwarz-Gelb-Rot-Blau – der Direktor des Konzerns trifft dabei die Entscheidungen und führt folgende Schritte in der angegeben Reihenfolge aus:
1. Spielsteine zuordnen:
Jeder Konzern hat 4 bis 6 Spielsteine, die neu zugeordnet werden dürfen:
  • Steine, die oben platziert werden, zeigen an, wie viele Gesellschaften der Konzern in dieser Runde kaufen kann und/oder Privatiers diesem Konzern zugeordnet werden können.
  • Steine, die unten platziert werden, zeigen an, wie viele Gesellschaften der Konzern am Ende des Spielzuges besitzen darf – überzählige kommen ersatzlos aus dem Spiel. Für Privatiers braucht man keine Steine.

    In jeder Runde kann maximal 1 Stein in das Streckennetz investiert werden – dafür wird er von der Karte genommen und zu den Gesellschaften gelegt. Jeder Stein dort erhöht das Einkommen des Konzerns um $10, solange er mindestens 1 Eisenbahngesellschaft hat – einmal eingesetzte Steine können nicht mehr zurück auf die Konzernkarte gelegt werden.

    2. Einkommen berechnen und Dividenden auszahlen:
    Das Einkommen eines Konzerns wird bestimmt, indem der Ertrag der Eisenbahngesellschaften, eventueller Streckennetz-Steine und eventueller Boni von Privatiers zusammengerechnet werden – Streckennetz-Steine und Privatiers zählen nur, wenn der Konzern mindestens eine Gesellschaft besitzt.

    Der Direktor des Konzerns bestimmt, ob das Geld an die Aktionäre ausgezahlt oder in den Konzern investiert (= auf die Konzernkarte gelegt) wird.
    Wird eine Dividende bezahlt, steigt der Kurs des Konzerns um eine Zeile nach oben – Dividenden für Anteile, die sich noch in der Bank befinden, bleiben in der Bank.

    3. Eisenbahngesellschaften kaufen und Privatiers zuordnen:
    Der Konzern kann Eisenbahngesellschaften aus der Bank (zum aufgedruckten Preis, die oben auf liegende) oder Eisenbahngesellschaften anderer Konzerne (zum frei verhandelbaren Preis) kaufen. Die Anzahl der auf der Konzernkarte oben liegenden Steine bestimmt wie viele.
    Falls ein Konzern keine Eisenbahngesellschaften hat und zuwenig Geld um eine zu kaufen, kann der Direktor mit seinem Privatvermögen aushelfen – ansonsten muss das Geld des Direktors und des Konzerns strikt getrennt werden.

    Der Kauf von Eisenbahngesellschaften bestimmter Stufen führt dazu, dass andere Gesellschaften veralten und aus dem Spiel genommen werden müssen.

    Der Direktor eines Konzerns darf, wenn entsprechend viele Steine platziert wurden, auch Privatiers neu zuordnen – dies kostet kein Geld. Wurde ein Privatier einmal einem Konzern zugeordnet, kann er nicht wieder ins Privatvermögen übernommen werden.

    4. Eisenbahngesellschaften abwerfen (falls notwendig):
    Sollte ein Konzern zu viele Eisenbahngesellschaften besitzen, müssen überzählige ohne Entschädigung abgeworfen werden.

    Nachdem 2 BR gespielt wurden – bevor es zur neuen AR kommt – wird die oberste Karte der Eisenbahngesellschaften aus dem Spiel genommen. Dies hat den gleichen Effekt als ob diese gekauft worden wären.

    Spielende:
    Sobald ein Konzern einen Kurswert von $350 erreicht hat, endet das Spiel am Ende der BR – der Spieler mit dem meisten Geld aus Aktien und Bargeld hat gewonnen.

    Fazit:
    Barone der Eisenbahn ist ein interessantes und spannendes Wirtschafts-, Mehrheiten- und Kartenspiel für Fans der 18xx-Serie, aber auch für Spieler, die es gerne ohne Glück und Zufall auskommen wollen.

    Dem Spiel liegt eine Anleitung in deutsch und englisch bei, mit denen wir jedenfalls nichts anfangen konnte. Ein Versuch, damit das Spiel zu erlernen ist kläglich gescheitert – es sind einfach zu viele Punkte und Fragen offen geblieben, sodass wird nach einiger Zeit einfach abgebrochen und aufgegeben haben. Nach kurzer Suche im Internet merkten wir bald, dass es nicht nur uns so gegangen sein dürfte: es gibt eine neue und verbesserte Version der beiden Anleitungen auf der Homepage von Lookout Games zum Herunterladen: Spielregel-Downloads.
    Mit der korrigierten Anleitung waren wir dann erfolgreich …

    Das Spiel selbst ist dann auf alle Fälle interessant und spannend. Da nicht alle Konzerne gleich interessant und mit gleich vielen Spielsteinen – und damit Möglichkeiten – ausgestattet sind, entbrennt bald ein spannendes Tauziehen um diese. Mehr Möglichkeiten bedeutet dann auch mehr Geld, mehr Eisenbahngesellschaften und höheres einkommen. Hier sollte immer die Mehrheitensituation im Auge behalten werden, denn nur wer die Mehrheit hat, bestimmt und handelt …
    Außerdem hat man dann auch leichter die Möglichkeit, wenn man viele Steine zur Verfügung hat, einige davon ins Streckennetz investieren und damit wiederum das Einkommen zu erhöhen.

    Auch sind dabei die Sondereigenschaften der Privatiers nicht außer Acht zu lassen, da diese doch beachtliche Vorteile einbringen können. Deshalb ist es gerade am Beginn des Spieles sehr wichtig, hier einen taktisch guten Preis für diese zu nennen, sodass man wenigstens finanziell etwas abgegolten bekommt, wenn man nicht den Zuschlag dafür bekommt – ein sehr tolles Instrument, diese Privatiers zu verteilen …

    Im Verlauf des Spieles ist es dann auch noch wichtig, darauf zu achten, welche Kategorien der Eisenbahngesellschaften gerade zum Kauf angeboten werden, denn der Kauf manch höherer Kategorie hat zur Folge, das „alte“ Eisenbahngesellschaften eben veralten und aus dem Spiel genommen werden müssen …

    Aber auch der Kurs der Konzerne sollte mit bedacht verändert und geändert werden – je nachdem ob man lieber noch kaufen möchte, oder schon auf den Wert spekuliert. Dividende ausschütten ist gut, wenn man Geld für das Privatvermögen braucht, Einkommen erhöht den Wert und die Möglichkeiten der Konzerne.

    All diese Möglichkeiten – und derer gibt es in diesem Spiele viele – machen den Reiz und die Spannung im Spiel aus. Und diese gilt es taktisch gut zu nutzen und sinnvoll einzusetzen.

    Das Spiel ist ein 2-Personenspiel mit einer Spieldauer von ca. 45 Minuten, wenn man das Spiel schon öfters gespielt hat. Anfänglich sollte man durchaus 1 Stunde, oder etwas mehr einrechnen …

    Das Spiel besteht hauptsächlich aus Karten, die schön und passend illustriert und funktionell, sowie handlich ausgefallen sind. Alles ist in einer kleinen Schachtel untergebracht und kann so leicht überall hin mitgenommen werden.

    Uns hat das Spiel – nachdem wir es endlich erlernen und spielen konnten – sehr gut gefallen und wird auch immer wieder gerne für ein Spiel zu Zweit auf den Tisch gebracht. Es ist für alle, die sich für diese Art von Spiel interessieren, sicherlich einen Blick bzw. ein Probespiel wert …

    Vielen Dank an LOOKOUT GAMES für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars