05.08.2012 von Touko Tahkokallio & Paul Laane Lookout Games für 1 – 4 Spieler ab 10 Jahren |
„Der amerikanische Mittlere Westen im Jahr 1885: Gemeinsam mit deiner Frau hast du dir ein kleines Stück Land gesichert. Im benachbarten Städtchen Walnut Grove findest du alles, was notwendig ist, um deine kleine Prärie-Farm auf Vordermann zu bringen. Denn wer im Winter nicht ausreichend Nahrung und Holz zum Heizen eingelagert hat, dem steht eine ungemütliche Zeit bevor!“ Wer wird der erfolgreichste Siedler? Spielmaterial: 1 Spielplan, 4 Spielertableaus, 50 Landplättchen, 8 Hüttenplättchen, 21 Anschaffungen, 7 Nachbarschaftshilfeplättchen, 30 Münzen (gold: 2, silber: 1 und bronze: 0), 8 Jahresscheiben, 130 Holzwürfel (gelb: Getreide, weiß: Milchprodukte, braun: Holz, blau: Fisch und grau: Stein), 24 Spielfiguren (Farmer: schwarz und Knechte: blau und weiß), 2 Leinenbeutel (groß und klein) und 1 Spielanleitung. Spielziel: Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben. Spielablauf: Jeder Spieler bekommt ein Spielertableau, sowie 1 Farmer und einen Knecht in der Farbe, die der erste Planwagen auf seinem Spielertableau vorgibt. Außerdem 1x Holz, das er auf das braune Gebiet auf seinem Spielertableau rechts oben legt, 2 brozene Münzen und 1 farbigen Spielstein mit Hut, der auf den Spielplan gestellt wird, und zwar auf ein beliebiges freies Startfeld vor der Kirche bzw. dem Rathaus. Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Alle Landplättchen kommen in den großen Beutel, alle restlichen Münzen in den kleinen Beutel. Die Jahresscheiben werden nach ihrer Rückseite getrennt gut gemischt und verdeckt als Stapel – in der Mittel des Spielplanes – bereitgelegt, die Scheiben mit „A“ kommen auf die Scheiben mit „B“. Die restlichen Knechte werden zufällig auf Hotel, Saloon und Lodge am Spielplan verteilt, wobei bei 1-2/3/4 Spielern jeweils 2/3/4 Knechte auf die Gebäude kommen. Die Anschaffungsplättchen werden verdeckt gemischt und zufällig auf Svenson’s und Soebuck’s am Spielplan verteilt, und zwar bei 1-2/3/4 Spieler jeweils 2/3/4 Plättchen. Alle Holzwürfel und die Nachbarschaftshilfeplättchen werden neben dem Spielplan bereitgelegt – nicht verwendetes Spielmaterial geht in die Schachtel zurück. Das Spiel geht über 8 Runden, die in die 4 Jahreszeiten eingeteilt sind und wie folgt ablaufen: Vor Beginn jeder Runde wird die oberste Jahresscheibe aufgedeckt. Frühling – die Spieler erweitern ihr Farmland: Jeder Spieler zieht so viele Landplättchen aus dem Beutel, wie auf der Jahresscheibe angezeigt wird und sich davon so viele aussuchen und an seinen Spielplan anbauen, wie – ebenfalls – auf der Jahresscheibe angegeben ist. Landplättchen zeigen verschiedenen Landschaften, die mitunter mit Zäunen voneinander getrennt sind. Es ist beim Anbauen nicht notwendig, darauf zu achten, dass diese (Landschaften und Zäune) passend zueinander angelegt werden. Die Plättchen müssen nur an den Spielplan des Spielers bzw. an andere Landplättchen angrenzend angelegt werden. Sommer – die Farmer und Knechte arbeiten und ernten: Jeder Spieler stellt seine Figuren (Farmer und Knechte) auf ein beliebiges Landgebiet, welches aus zusammenliegenden gleichen Landschaften besteht – das kann ein einzelnes, aber auch großes Gebiet sein. Pro Gebiet kann immer nur eine Figur eingesetzt werden. Der Farmer und die Knechte erzeugen dort Waren der entsprechenden Landschaft – und zwar so viele, wie die Landschaft Abschnitte hat. Für einen Farmer oder Knecht in einer Landschaft, die in dieser Runde auf der Jahresscheibe angegeben ist, erhält der Spieler eine Ware zusätzlich. Die Waren werden aus dem Vorrat genommen und auf den Lagerplätzen, die auf den Landfeldern aufgedruckt sind, untergebracht werden. Falls dieser nicht ausreichen, können überzählige Waren in der Scheune am Spielertableau untergebracht werden – gibt es dort auch keinen Platz mehr, verfallen die Waren. Spieler können jederzeit Waren von Lagerplätzen auf den Landplättchen in die Scheune verschoben werden, nie jedoch wieder von der Scheune auf freie Lagerplätze. Herbst – in der Stadt werden Waren verkauft, Knechte angeheuert oder Baumaterial bzw. Anschaffungen gekauft: In dieser Phase ist immer der Spieler als erster an der Reihe, dessen Spielfigur am Spielplan am weitesten vom Rathaus entfernt ist. Der Spieler kann – wenn er an der Reihe ist – seine Spielfigur beliebig weit im Uhrzeigersinn am Spielplan weiterbewegen und diese bei einem beliebigen unbesetzten Gebäude abstellen. Dabei ist aber zu beachten, dass, wenn er am Rathaus oder der Kirche vorbeikommt, Steuern in Form einer Münze zu bezahlen sind und bei den Gebäuden Aktivierungskosten zum Durchführen der entsprechenden Aktion fällig werden. Kann ein Spieler die Steuern nicht bezahlen, kann er sich stattdessen ein Nachbarschaftshilfe-Plättchen nehmen und seine Figur trotzdem weiterbewegen. Kann er die Aktivierungskosten nicht bezahlen, darf es sich auch nicht zu dem entsprechenden Gebäude bewegen. Folgen Gebäude und Aktionsmöglichkeiten gibt es: Beim Kauf in der Stadt können Münzen jederzeit als für Waren verwendet werden. Winter – Farmer und Knechte kehren in ihre Hüttchen bzw. ans Lagerfeuer zurück: Die Spieler stellen ihre Farmer und Knechte wieder auf ihr Spieltableau – auf die Hütten bzw. ans Lagerfeuer. Für jedes Lagerfeuer – und für jedes Feuer, das auf der Jahresscheibe angegeben ist, muss der Spieler nur ein Holz in den Vorrat zurücklegen. Außerdem muss für jeden Knecht eine farblich passenden Ware (blau: Fisch oder gelb: Getreide) zum Ernähren abgegeben werden – ist die Farbe des Knechtes auf der Jahresscheibe angegeben, müssen sogar 2 farblich passende Waren abgegeben werden. Für Knechte, die erst in dieser Runde angeheuert wurden, muss keine Ware abgegeben werden – sie kommen erst nach dieser Phase auf das Spielertableau. Für jedes Holz bzw. jede Ware, die der Spieler nicht abgeben kann, muss er ein Nachbarschaftshilfe-Plättchen nehmen und vor sich ablegen. Danach beginnt eine neue Runde mit dem Aufdecken der nächsten Jahresscheibe. Nachbarschaftshilfe-Plättchen: Jedes Nachbarschaftshilfe-Plättchen, das ein Spieler bekommt, wird der „vollen Korbseite“ nach oben vor dem Spieler abgelegt. Hat er bereits ein Plättchen mit der „vollen Korbseite“ nach oben vor sich liegen, muss er alle weitern mit der „leeren Korbseite“ nach oben auslegen. Der Spieler kann jederzeit ein Plättchen, das mit der „vollen Korbseite“ nach oben ausliegt, gegen Abgabe von 3 beliebigen Waren wieder in den Vorrat zurückgelegen. Ansonsten zählt jedes Nachbarschaftshilfe-Plättchen, das bei Spielende vor dem Spieler liegt, 2 Minuspunkte. Spielende: Nach der 8. Runde endet das Spiel und die Spieler zählen ihre Siegpunkte zusammen: Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen – bei einem Gleichstand der Spieler mit den meisten Waren auf den Lagerplätzen und in der Scheune. Solospiel: Walnut Grove lässt sich auch gut alleine spielen. Um das Spiel zu gewinnen, muss der Spieler 25 Punkte erreichen, erfahrende Spieler versuchen 30 Punkte zu erzielen, Experten 35 Punkte. Fazit: Walnut Grove ist ein äußerst interessantes und spannendes Aufbau-, Sammel- und Wirtschaftsspiel für die ganze Familie. Es ist aber auch ein Spiel, das man erst kennen- und spielen lernen muss. Hier sollte man sich auf keinem Fall von der 4-seitigen Spielanleitung abschrecken lassen, die sehr ausführlich und umfangreich ausgefallen ist. Es gibt sehr viele Beispiele und Bilder, die alles anschaulich und genau erklären, sodass eigentlich keine Fragen oder Unklarheiten aufkommen sollten. Wenn man hier gleich beim Lesen der Anleitung diese Schritt für Schritt ausführt und damit ein Probespiel verbindet, sollte das Erlernen kein Problem darstellen. Nach den ersten Runden sollte das Grundprinzip verinnerlicht sein und das Spiel auch problemlos ohne Anleitung und Nachlesen vonstatten gehen. Der Ablauf des Spieles ist aber auch sehr einfach und logisch – und eigentlich alles mit den Jahresscheiben abgedeckt: man muss die Phasen auf diesen Scheiben einfach nur der Reihe nach abhandeln, dann hat man auch die 4 Jahreszeiten. Für das Spielen selbst sollte man sich dann aber Zeit nehmen. Nicht wegen der Spieldauer, sondern weil es einfach sehr viel zu beachten gibt. Jederzeit solle man den „Winter“ im Auge behalten und darauf schauen, dass man immer genug Holz zur Verfügung hat, sowie die entsprechende Nahrung für die Knechte. Ansonsten kann es schnell passieren, dass man zu oft auf die Nachbarschaftshilfe zurückgreifen muss – die wiederum mit 2 Minuspunkten zu Buche schlägt. Im „Sommer“ sollte man beim Produzieren folgendes beachten: einerseits für welche Ware es gerade einen Bonus bei der Produktion gibt, andererseits welche Waren man gerade am dringendsten benötigt. Welche Anschaffungen will ich mir zulegen und welche Waren sind dafür notwendig – oder soll ich mir rechtzeitig einen weiteren Knecht anheuern, um mehr ernten zu können, was aber wieder zur Folge hat, dass mehr Holz und Nahrung vorhanden sein muss. Hier ist ein Tipp, darauf zu schauen, dass man Knecht einer Farbe hat, und so meist mit dem Einsatz eines Knechtes für die entsprechende Nahrung gesorgt ist. Um hier möglichst effizient arbeiten bzw. ernten zu können, sollte wiederum im „Frühling“ darauf geachtet werden, dass man möglichst große Gebiete aus vielen Abschnitten baut, weil dies den Ertrag pro Knecht bzw. Farmer immens erhöht. Kann man dabei auch noch darauf achten, dass man komplett eingezäunte Gebiete erzeugt, hat man sich für das Spielende auch noch ein paar Zusatzpunkte gesichert – aber so einfach ist dies leider in den meisten Fällen nicht. Im „Herbst“ spielt sich dann alles in der Stadt (= am Spielplan) ab. Hier kann man dann Knechte anheuern, um mehr Aktionsmöglichkeiten im Sommer zu haben, Hütten oder Scheunen kaufen, um Holz zu sparen bzw. seinen Lagerplatz zu erweitern, Waren verkaufen um sich einen Münzvorrat anzulegen oder aber auch die begehrten Anschaffungen erwerben, die oftmals die zum Sieg notwendigen Zusatzpunkte am Spielende einbringen. Walnut Grove ist ein vielschichtiges und – im ersten Blick – komplex wirkendes Spiel, bei dem aber alles bestens zusammenpasst und zusammenspielt. Alles ist logisch und einleuchtend aufgebaut – und einfach und schnell zu spielen. Außer im Herbst sind immer alle Spieler zugleich an der Reihe und es gibt nur wenige Wartezeiten. Die Spieldauer ist mit ca. 60 Minuten recht angenehm und die 8 Runden meist viel zu schnell vorbei. Das Spiel ist für 1 bis 4 Spieler ausgelegt und funktioniert in allen Besetzungen, wobei uns das Spiel mit 3 oder 4 Spielern am besten gefallen hat. Das Solospiel ist auch ganz in Ordnung – mit Mitspielern ist es aber wesentlich interessanter und lustiger. Das Spielmaterial besteht aus hölzernen Spielfiguren und Würfeln, sowie Münzen und Plättchen aus kompakten Karton. Alles ist passend und funktionell illustriert und regt zum Spielen an. Alles ist in einer mittelgroßen Schachtel untergebracht, in der es leider keine Einteilungen oder Fächre gibt. Mit ein paar Zipp-Tütchen und den beiden Beuteln, in denen die Münzen und Landschaftsplättchen eh schon gut verstaut sind, lässt sich aber alles bestens unterbringen. Uns hat Walnut Grove sehr gut gefallen und mittlerweile schon sehr viele spannende und interessante Stunden bereitet und daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Ein weitere Grund dafür ist – neben dem tollen und spannenden Spielverlauf – aber auch, dass man Walnut Grove (wenn man es erste ein paar mal gespielt hat) jederzeit auf den Tisch bringen kann und ganz schnell wieder im Spiel ist – auch nach längerer Zeit braucht man nicht allzu viel nachzulesen, und das ist gerade bei Gelegenheitsspielern und Familien ein großer Pluspunkt … Vielen Dank an LOOKOUT GAMES für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars |