Spielbesprechung von Györög Kurt
Gauner
12.05.2013

von Florian Racky
Nürnberger-Spielkarten-Verlag
für 2 – 4 Spieler
ab 8 Jahren

„Immer mehr harte Jungs und leichte Mädchen wandern in den Knast. Wie gut nur, dass auf die Mitglieder der eigenen Bande Verlass und der nächste Ausbruch bloß eine Frage der Zeit ist. Jeder Spieler sammelt fleißig Helfershelfer. Wenn der richtige Moment gekommen ist, werden sie ausgespielt. Und wenn die Gitterstäbe dann gesprengt werden, wird erst mal ordentlich abkassiert. Der einfach Ablauf und die pfiffige Wertung machen Gauner zu einem echten Leckerbissen für alle Kartenspielfreunde.“

Wo geht’s denn hier zum Knast?

Spielmaterial:
105 Gaunerkarten (24 gelbe, 21 orange, 18 braune, 15 violette, 12 blaue, 9 grüne und 6 graue) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Die Karten werden gut gemischt – der Spieler links vom Geber bekommt 3 Karten auf die Hand, jeder weitere Spieler im Uhrzeigersinn je eine Karte mehr.

In der Tischmitte werden nun 3 Kartenreihen mit 10 Karten offen ausgelegt – die restlichen Karten bilden einen verdeckten Nachziehstapel. Alle gleichen Karten, die nebeneinander liegen, bilden eine Gruppe – dies kann auch nur eine Karte sein.

Der Spieler links vom Geber ist Startspieler. Wer an der Reihe ist, führt seinen Zug wie folgt aus:
1. Eine Gruppe nehmen (muss):
Der Spieler entscheidet sich für eine beliebige Reihe und nimmt dort entweder die links oder rechts außen liegende Gruppe und nimmt diese auf die Hand.
Die unmittelbar dahinterliegende Gruppe kommt nun ins „Gefängnis“, d.h. sie wird neben dem Nachziehstapel abgelegt – sollten dort schon gleiche Gauner ausliegen, werden die neuen dazugelegt.

Gefängnis voll: 6 – 2 oder 2 – 6:
Immer wenn das Gefängnis voll ist – das ist der Fall wenn entweder von 6 Gaunern mindestens je 2 Karten oder von 2 Gaunern mindestens 6 Karten im Gefängnis ausliegen – kommt es zu einer Wertung, die wie folgt abläuft (ansonsten geht es bei Punkt 2 weiter):
Derjenige Spieler, der die meisten Karten eines Gauners vor sich ausliegen hat, bekommt die entsprechende Gruppe Karten aus dem Gefängnis – muss aber seine Karten dafür auf den Ablagestapel legen.
Gibt es keine entsprechenden Gauner im Gefängnis oder vor einem Spieler ausliegend, kommen die restlichen Karten auf den Ablagestapel.
Nun zählt jeder Spieler seine – vom Gefängnis erhaltenen – Karten und multipliziert diese mit der Anzahl verschiedener Arten von Gaunern, die er nun besitzt – diese Punkte werden im auf einem Zettel gutgeschrieben.

Nach der Wertung kommen alle Karten ebenfalls auf den Ablagestapel – kein Spieler besitzt nun mehr Karten.
Das Spiel wird nun bei dem Spieler weitergespielt, der links vom Spieler sitzt, der die Wertung ausgelöst hat.

2. Eine Gruppe ablegen (kann):
Der Spieler kann nun genau eine Gruppe von Gaunern aus seiner Hand vor sich auslegen. Dabei ist folgendes zu beachten:
  • es darf jede Art von Gaunern nur einmal vor den Spielern ausliegen.
  • eine bereits vor einem Mitspieler ausliegende Art von Gaunern darf nur abgelegt werden, wenn der Spieler mehr Gauner dieser Art ablegen kann, als vor dem Mitspieler ausliegen – die Gruppe des Mitspielers kommt dann auf den Ablagestapel.
  • eine einmal ausgelegt Gruppe kann nicht nachträglich noch vergrößert werden.

    3. Eine Karte aufdecken (muss):
    Der Spieler nimmt die oberste Karte von Nachziehstapel und legt diese in die Reihe und auf der Seite auf, von der er gerade die Karten genommen hat.

    Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

    Leere Reihen und Reihen auffüllen:
    Befindet sich im Spielverlauf in einer Reihe nur mehr eine (oder keine Gruppe), dann gilt sie als „leer“ und bleibt leer – aus ihr darf nicht mehr genommen werden.
    Sollte alle 3 Reihen „leer“ sein, werden alle Karten auf eine Seite ganz nach außen geschoben und wieder auf 10 Karten aufgefüllt.

    Spielende:
    Das Spiel endet nach der 3. Wertung – es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

    Fazit:
    Gauner ist ein interessantes und spannendes Sammel- und Mehrheiten-Kartenspiel für die ganze Familie. Es ist recht einfach und schnell zu erlernen – am besten gleich bei einer Proberunde, die einem erklärt wird.
    Die Anleitung besteht aus einem doppelseitigen Blatt, auf dem alles – mit Bilder und Beispielen versehen – gut erklärt und gezeigt wird. Nach der ersten Partie sollte es eigentlich keine Fragen oder Unklarheiten mehr geben.

    Im Spiel geht es darum, geschickt und taktisch gut Mehrheiten von Gaunerkarten zu sammeln und gleichzeitig darauf zu achten, auch genügen davon ins „Gefängnis“ zu schicken. Auch sollte man immer den richtigen Zeitpunkt abwarten, um seine Gaunerkarten vor sich auszulegen (vor allem auch darauf schauen, dass es genügend davon sind ;-) ), um die Mehrheit in dieser Art zu haben und halten zu können – denn die anderen Spieler versuchen genau das gleiche zustande zu bringen …

    So gibt es immer wieder ein hin und her – bei dem nicht außer Acht gelassen werden sollte, wann eigentlich die nächste Wertung ansteht.

    Oft ist es im Spiel auch interessanter – und lukrativer – wenn man auch kleinere (unbedeutendere) Gauner sammelt, da diesen den Multiplikator bei der Wertung in die Höhe jagen und somit wesentlich an der „Beute“ beitragen – 7x 1 ist halt weniger als 3x 3 ;-))
    Vorausschauendes und vorausplanendes Spielen – und beobachte der Mitspieler (was diese Sammeln und worauf diese eventuell aus sind) – ist dabei von Vorteil und bringt einem schon weiter.

    Das Spielmaterial besteht aus nett (aber etwas gewöhnungsbedürftig) illustrierten Karten, die aber funktionell und handlich ausgefallen sind. Alles ist in einer kleinen Schachtel untergebracht und kann so leicht und überall hin mitgenommen werden. Der Platzbedarf für das Spiel sollte aber nicht unterschätzt werden – 3x 10 Karten wollen ihren Platz haben. Hier wäre es vielleicht von Vorteil gewesen, wenn man etwas kleinere Karten genommen bzw. produziert hätte …

    Alles in allem hat uns aber Gauner sehr gut gefallen und wird immer wieder gerne auf den Spieltisch gebracht. Die Spielzeit ist mit ca. 30 Minuten angenehm kurz und schreit förmlich nach ein oder zwei Revanchen.
    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut.

    Wer Spiele dieser Art mag, sollte sich diese Spiel durchaus mal näher ansehen – es zahlt sich aus …

    Vielen Dank an Nürnberger-Spielkarten-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars