Spielbesprechung von Györög Kurt
Kashgar
13.12.2013

von Gerhard Hecht
Kosmos
für 2 – 4 Spieler
ab 12 Jahren

„Als Gewürzhändler bereisen die Spieler mit ihren Karawanen die Seidenstraße und pflegen Handelsbeziehungen bis nach Kashgar im Westen Chinas. Dabei setzen sie die Mitglieder ihrer Karawanen geschickt ein, um weitere Personen anzuwerben, den Bestand von Gewürzen, Gold und Mulis zu erhöhen und so wertvolle Aufträge erfüllen zu können.
Für erfüllte Aufträge, aber auch für manche Personen in den eigenen Karawanen, gibt es Siegpunkte. Sobald ein Spieler 25 Siegpunkte erreicht, wird die laufende Runde zu Ende gespielt. Wer am Ende die meisten Siegpunkte hat, ist der erfolgreichste Händler der Seidenstraße.“


Kashgar – Händler der Seidenstraße …

Spielmaterial:
165 Karten (125 Personenkarten: 13 Karten „Patriarch“/„Matriarchin“, 12 Startkarten, 76 Standardkarten, 12 Sonderkarten, 12 Zusatzkarten und 40 Auftragskarten), 4 Spielertableaus, 4 Muli-, 4 Gold- und 20 Gewürzmarker (je 4 in 5 Farben) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Als Erster Spieler 25 Siegpunkte zu sammeln und am Ende dann auch noch die meisten Siegpunkte zu haben.

Spielablauf:
Die 12 Startkarten werden gut gemischt und als verdeckter Stapel bereitgelegt.
Die 76 Standardkarten werden gut gemischt und auch als verdeckter Stapel bereitgelegt – wird mit der Variante „Hauen und Stechen“ gespielt, werden die 12 Zusatzkarten zu den Standardkarten gemischt.
Die 12 Sonderkarten werden ebenfalls gut gemischt und als verdeckter Stapel bereitgelegt.
Die 40 Auftragskarten werden auch gut gemischt und ebenfalls als verdeckter Stapel bereitgelegt – 4 davon werden offen aufgelegt.
Zuletzt wird noch eine Karte „Patriarch“ beiseite gelegt.

Jeder Spieler erhält 1 Spielertableau, je 1 Muli- und Goldmarker und je 1 Gewürzmarker in den 5 Farben, die auf das Tableau (jeweils auf das Feld mit der „3“) gelegt werden.
Außerdem erhält jeder Spieler 2 „Patriarchen“, die er mit dieser Seite nach oben vor sich auf den Tisch legt. Dahinter werden „offen“ je eine Startkarten eingereiht, die die Spiel vom entsprechenden Stapel ziehen.

Aufbau der Personenkarten:
Oben rechts neben dem Kartennamen sind die Siegpunkte angegeben, die diese Karte wert ist. Darunter sind „helle“ Karawanen-Aktionen und „dunkle“ Abschied-Aktionen – mit den jeweiligen Kosten - angezeigt, die mit dieser Karte gespielt werden können.

Aufbau der Auftragskarten:
Oben rechts neben dem Kartennamen sind die Siegpunkte angegeben, die diese Karte wer ist. Links zeigt die „Muli“-Bedingung an, wie viele Mulis ein Spieler besitzen muss, um diese Karte erfüllen zu können. Unten sind die Kosten angegeben, die der Spieler bezahlen muss, um den Auftrag erfüllen zu können. Rechts unten ist bei 2 Arten von Aufträgen noch ein Sofort-Ertrag angegeben.

Wer an der Reihe ist, führt seinen Zug wie folgt aus:
1. Der Spieler wählt eine seiner vordersten Karten einer seiner Karawanen aus.

2. Der Spieler muss nun eine der folgenden Aktionen wählen:
A) Karawanen-Aktion:
Der Spieler wählt eine Karawanen-Aktion seiner gewählten Karte aus, reiht diese am Ende derselben Karawane ein, und führt dann die Aktion aus. Eventuell sind dabei angegebene Kosten zu bezahlen.
Durch eine Karawanen-Aktion erhaltene Karten werden in derselben Karawane ganz hinten eingereiht.

B) Abschied-Aktion:
Der Spieler wählt eine Abschied-Aktion seiner gewählten Karte aus, legt die Karte in die Schachtel zurück (sie ist aus dem Spiel), und führt dann die Aktion aus. Eventuell sind dabei angegebene Kosten zu bezahlen.
Durch eine Abschied-Aktion erhaltene Karten werden in derselben Karawane ganz hinten eingereiht.

C) Passen:
Kann oder möchte der Spieler die Kosten einer Karawanen- oder Abschied-Aktion nicht bezahlen, dann reiht er die Karte einfach hinten in derselben Karawane ein, ohne etwas zu tun.
Ausnahme: Bei Karten mit einem „!“ im Kartennahmen darf nicht gepasst werden.

Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

„Karten ziehen“ und „nicht gewählte“ Karten:
„Karten ziehen“: Karten werden von entsprechenden Nachziehstapel gezogen.
„Nicht gewählte“ Karten: Karten, die „nicht gewählt“ wurden werden unter den entsprechenden Kartenstapel zurückgelegt, mit Ausnahme der Standardkarten, die auf einen eigenen Ablagestapel kommen.

Aufträge erfüllen:
Aufträge können nur durch das Ausführen von Aktionen erfüllt werden. Wenn nicht ausdrücklich angegeben ist, dass das Erfüllen kostenlos ist, sind für das Erfüllen die angegeben Kosten zu bezahlen.

Spielertableau:
Sind Kosten zu bezahlen, oder erhält der Spieler Gewürze, Mulis oder Gold, werden die Marker am Tableau entsprechend angepasst.

Spielende:
Wenn ein Spieler 25 Siegpunkte (oder mehr) ausliegen hat, wird die Runde noch zu Ende gespielt. Danach hat der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewonnen. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, der diese Siegpunkte als Letzter erreicht hat.

Fazit:
Kashgar ist ein sehr interessantes und spannendes Kartenspiel für die ganze Familie. Bei ihm geht es darum, möglichst geschickt und taktisch seine Karawanen so auszubauen und aufzurüsten, sodass man regelmäßig an Gewürze und Gold, sowie Mulis kommt, trotzdem aber auch jene Personen immer zur Verfügung hat, die benötigt werden um Aufträge zu erfüllen.
Natürlich braucht man bei diesem Spiel auch immer ein Quäntchen Glück beim Ziehen der Karten, da man aber immer aus mehreren Karten auswählen kann, sollte eigentlich immer etwas Brauchbares dabei sein.
An Punkte kommt man entweder durch das Erfüllen von Aufträgen, oder durch das Anheuern von „wertvollen“ Personen, die man in den Karawanen behält. Diese haben aber oft den Nachteil, dass – wenn man sie ausführen muss (die meisten haben ein „!“ im Namen) – den Mitspielern etwas Gutes tun muss …

Auch sollte man immer darauf achten, dass die Karawanen nicht zu groß (lang) werden, da es ansonsten recht lange dauern kann, bis man wieder die gewünschte Karte ausführen kann. Dies kann man damit steuern, indem man immer wieder Karten mit Abschied-Aktionen ausführt und diese somit aus dem Spiel nimmt. Wenn möglich sollte man sich seine Karawanen so aufbauen, dass man eine zum Erfüllen auf Aufträgen hat, eine, die Gewürze, Mulis und Gold bringt und eine für Sonstiges, bzw. zum Punktesammeln, bei der der „Umlauf“ nicht so wichtig ist …

Auf diese Art und Weise versucht man in ca. 45 Minuten bis 1 Stunde 25 oder mehr Siegpunkte anzuhäufen.
Je öfter man das Spiel spielt, und je besser man die Karten kennt, desto schneller und flüssiger läuft das Spiel dann. Aber – die Zeit vergeht für die 2 bis 4 Spieler meist wie im Fluge, sodass man dann gerne noch eine weitere Partie oder Revanche anhängt. Kashgar spielt sich in allen Besetzungen sehr gut, mit der Variante „Hauen und Stechen“ – die das Spiel interaktiver und konfliktreicher macht – macht es natürlich in größeren Besetzungen mehr Spaß.

Das Spielmaterial besteht hauptsächlich aus Karten, die übersichtlich und handlich ausgefallen sind. Sie sind wunderschön illustriert und enthalten alle wichtigen Informationen, die man zum Spielen der einzelnen (darauf angegebenen) Aktionen braucht. Ganz selten muss man in der Anleitung nachblättern oder nachlesen.
Die Spielertableaus sind groß und handlich ausgefallen, und sind in Kombination mit den hölzernen Markern sehr funktionell (hätten aber auch etwas kleiner ausfallen können).
Alles ist in der für Kosmos üblichen großen Schachtel untergebracht – inklusive recht viel Luft diesmal. Eigentlich hätte auch eine halb so große Schachtel gereicht …

Die Spielanleitung besteht aus 8 Seiten, wobei das Spiel auf 2 Seiten davon erklärt ist. Der Rest dient der Auflistung des Spielmaterials und der Beschreibung der einzelnen Karten. Alles wird mit Bildern und Beispielen unterstützt, sodass es normalerweise zu keinen Fragen kommen sollte. Was uns jedoch nicht ganz klar war, was passiert, wenn alle Standardkarten aufgebraucht sind:
Alle anderen Stapel sollten eigentlich nicht leer werden, da ja „nicht gewählte“ Karten wieder unter den entsprechenden Stapel kommen. Standardkarten kommen auf einen separaten Ablagestapel (aus dem mit der „Matriarchin“ oder durch andere Karten, Karten ausgesucht und wieder auf die Hand genommen werden können). Sollte also der Standardkartenstapel leer sein, wird der Ablagestapel trotzdem (und wie sonst eigentlich auch üblich) neu gemischt und als neuer Nachziehstapel bereitgelegt.

Uns hat Kashgar sehr gut gefallen und ist momentan an keinem der Spielabende wegzudenken. Es macht einfach einen großen Spaß seine Karawanen immer wieder neu zu bestücken und auf die Reise zu gehen – und das wird sich so schnell auch nicht ändern.
Wer Kartenspiele dieser Art mag, sollte sich Kashgar auf alle Fälle ansehen, um nicht Gefahr zu laufen, ein ausgezeichnetes Spiel zu verpassen …

Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars