Spielbesprechung von Györög Kurt
Keyflower
09.08.2013

von Richard Breese & Sebastian Bleasdale
R&D Games
für 2 - 6 Spieler
ab 12 Jahren

„In Keyflower spielen zwei bis sechs Spieler über vier Runden: Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Alle Spieler beginnen mit einem „Hofplättchen“ und einer zufällig zusammengestellten Arbeitermannschaft. Damit erweitern sie ihre Dörfer, gewinnen Rohstoffe, erwerben Fertigkeiten, heuern neue Arbeiter an oder erringen Siegpunkte. Im Frühjahr, Sommer und Herbst treffen weitere Arbeiter an Bord der Keyflower und ihrer Schwesterschiffe ein. Einige davon besitzen Fertigkeiten bei der Verarbeitung der wichtigsten Rohstoffe Eisen, Stein und Holz. Im Winter wählen die Spieler Dorfplättchen zur Versteigerung aus und können dabei Siegpunkte für bestimmte Kombinationen aus Rohstoffen, Fertigkeiten und Arbeitern erhalten. Der Spieler, dessen Dorf und Arbeiter die meisten Siegpunkte einbringen, wird Sieger.“

Keyflower – die Arbeiter geschickt einsetzen und seinen Hof taktisch klug ausbauen …

Spielmaterial:
64 große, sechseckige Plättchen (4 Reihenfolge-, 6 Schiffs-, 6 Hof- und 48 Dorfplättchen [je 12x Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter]), 48 Fertigkeitsplättchen (je 16 Ambosse, Spitzhacken und Sägen), 120 Rohstoffe (48 in gelb = Gold, 24 in schwarz = Eisen, 24 in grau = Stein und 24 in braun = Holz), 6 Sichtschirme, 141 Arbeiter (je 40 in blau, rot und gelb, 20 grüne und 1 violetter), 1 Stoffbeutel, 20 Zipp-Tütchen und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Alle blauen, roten und gelben Arbeiter kommen in den Stoffbeutel – die grünen Arbeiter werden am Tisch bereitgelegt, sowie auch die Rohstoffe und Fertigkeitsplättchen.

Jeder Spieler erhält einen Sichtschirm und 8 – zufällig aus dem Stoffbeutel gezogene – Arbeiter, sowie einen zufällig zugeteiltes Hofplättchen.

Je nach Spieleranzahl kommen die entsprechenden Reihefolgeplättchen in die Tischmitte, sowie die entsprechenden Schiffsplättchen.
Die Dorfplättchen werden nach Jahreszeiten getrennt gemischt und davon – je nach Spieleranzahl – eine bestimmte Anzahl davon bereitgelegt – von den Winterplättchen erhält jeder Spieler – je nach Spieleranzahl – eine bestimmte Anzahl davon, sieht sie sich an und legt sie verdeckt vor sich ab.

Das Spiel geht über die 4 Jahreszeiten, die wiederum wie folgt ablaufen:
Beginn der Jahreszeit:
Im Frühjahr erhält der Spieler mit der Hofnummer 1 den violetten Arbeiter und wird damit zum Startspieler. Im Sommer, Herbst und Winter ist dies der Spieler, der das Reihenfolgeplättchen mit den violetten Arbeitern ersteigert hat – hat dies niemand, wird es der Spieler links vom jetzigen Startspieler und er erhält den violetten Arbeiter.

Im Frühjahr, Sommer und Herbst werden die Schiffsplättchen mit der aufgedruckten Anzahl an Arbeitern und Fertigkeitsplättchen bestückt – dabei ist darauf zu achten, dass die Schiffe immer mit der Seite nach oben ausliegen, die der aktuellen Jahreszeit entspricht.

Im Frühjahr, Sommer und Herbst werden die entsprechenden Dorfplättchen in der Tischmitte ausgelegt – im Winter entscheidet sich jeder Spieler für sich für mindestens eines – oder auch alle – seiner Winterplättchen, die er verdeckt in die Tischmitte legt. Diese werden zuerst gemischt und dann in der Tischmitte aufgelegt.

Bieten, Produktion, Transport und Aufwertung:
Beginnend mit dem Startspieler und dann reihum, führt jeder Spieler seinen Zug wie folgt aus:
Der Spieler bietet für ein Dorf- oder Reihenfolgeplättchen, indem er eine beliebige Anzahl an Arbeiter zu diesem stellt - alle Arbeiter müssen dabei die gleiche Farbe haben.
Mit dem ersten Gebot ist dann auch die Farbe festgelegt, mit der für dieses Plättchen geboten werden darf – zum überbieten muss ein Spieler ein größere Anzahl an Arbeitern der gleichen Farbe zum Plättchen stellen. Dabei können überbotene Arbeiter von anderen Plättchen verwendet werden – jedoch immer alle Arbeiter gemeinsam.

Arbeiter (auch überbotene) können aber auch zum Produzieren verwendet werden, indem diese auf ein Plättchen gestellt werden – dabei muss eine bereits vorgegebene Farbe ebenfalls beachtet werden. Außerdem ist dabei darauf zu achten, dass auf jedem Plättchen maximal 6 Arbeiter gestellt werden dürfen. Somit sind maximal 3 Produktionen mit einem Plättchen pro Durchgang möglich.

Beim Produzieren können auch Plättchen genutzt werden, die man oder ein Mitspieler bereits in seine Auslage gelegt hat. Mit Plättchen können Rohstoffe, aber auch Arbeiter und Fertigkeiten produziert oder eingetauscht werden.
Rohstoffe die in der eigenen Auslage produziert werden, kommen auf das Plättchen, durch das sie produziert worden sind – Rohstoffe, die bei Mitspielern oder in der Tischmitte produziert werden, kommen sofort auf den eigenen Bauernhof in der eigenen Auslage.
Arbeiter und Fertigkeiten kommen immer hinter den Sichtschirm des Spielers.

Neben Plättchen, mit denen etwas produziert oder getauscht werden können, gibt es Plättchen mit denen man die Möglichkeit hat, Rohstoffe zu transportieren bzw. bestimmte Plättchen aufzuwerten.

Eine Zahl in einer Kutsche auf einem Plättchen gibt an, wie viele Rohstoffe der Spieler jeweils ein Feld weiter transportieren darf, wenn er dieses mit Arbeitern aktiviert.
Ein Pfeil in der Mitte zeigt an, mit welchen Rohstoffen bzw. Fertigkeitsplättchen der Spieler dieses Plättchen aufwerten uns somit umdrehen darf, wenn er es mit Arbeitern aktiviert.

Außerdem gibt es noch Schiffsplättchen, die – einmal in der Auslage ausgelegt – bestimmte Vorteile bringen.

Wer nichts davon machen möchte, kann passen – hat aber die Möglichkeit, im weiteren Verlauf wieder ins Geschehen einzusteigen.

Dies geht solange, bis alle Spieler hintereinander gepasst haben – dann kommt es zum …

Ende einer Jahreszeit:
Hier werden folgende Aktionen ausgeführt:
  • die Spieler erhalten Arbeiter, die überboten wurden zurück hinter ihren Sichtschirm.
  • die Spieler erhalten ihre ersteigerten Dorfplättchen, mit den darauf befindlichen Arbeitern, die hinter den Sichtschirm kommen.
  • Dorfplättchen, für die nicht geboten wurde kommen aus dem Spiel.
  • alle Arbeiter, mit denen erfolgreich geboten wurde, kommen in den Stoffbeutel – auch grüne.
  • die Spieler erhalten alle Arbeiter, die sich in ihren eigenen Auslagen befinden hinter ihren Sichtschirm zurück.
  • die Spieler nehmen – in der Reihenfolge der ersteigerten Reihenfolgeplättchen – die Arbeiter und Fertigkeiten eines Schiffes und legen diese hinter ihren Sichtschirm. Alle Spieler, die kein Reihenfolgeplättchen ersteigert haben, kommen – beginnend vom Startspieler aus gesehen – an die Reihe.
  • Der Spieler, der das Reihenfolgeplättchen mit dem violetten Arbeiter ersteigert hat, bekommt diesen und wird zum neuen Startspieler. Hat dies keiner ersteigert, geht der violette Arbeiter an den nächsten Spieler, der auch neuer Startspieler wird.
  • Die Spieler verbauen ihre ersteigerten Plättchen in ihrer Auslage, wobei darauf zu achten ist, dass Weg an Weg, Wiese an Wiese und Wasser an Wasser korrekt verbaut wird. Nur im Winter werden auch die Reihenfolgeplättchen vergeben und verbaut.

    Nun kann die nächste Jahreszeit beginnen.

    Spielende:
    Das Spiel endet nachdem der „Winter“ beendet wurde.

    Die Spieler zählen nun ihre Punkte zusammen, die es für die Dorfplättchen, Goldmarker und Rohstoffe (in Kombination mit den richtigen Plättchen) gibt – der violette Arbeiter darf dabei als Joker beliebig für einen Arbeiter, Rohstoff oder Fertigkeit eingesetzt werden.
    Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen.

    Fazit:
    Keyflower ist ein interessantes und spannendes Aufbau-, Versteigerungs-, Sammel- und Positionsspiel für versierte Spieler, dass auch für Gelegenheitsspieler geeignet ist, wenn es diesen „gut“ erklärt wird.
    Keyflower ist aber auch ein Spiel, das man sich erarbeiten muss: einerseits muss die Spielanleitung erarbeitet werden. 12 großformatige Seiten, klein und voll bedruckt wollen gelesen und verstanden werden. Zwar ist alles haargenau und ausführlich erklärt – und es gibt viele Bilder und Beispiele – aber so ganz klar wird einem beim ersten Lesen doch nicht alles – viele Fragen über den Sinn bleiben offen. Dies legt sich jedoch ganz schnell, wenn man einmal die erste Partie hinter sich gebracht hat. Alles – und wirklich alles ist dann klar und ergibt Sinn – und das Spiel wird mit jeder weiteren Partie spannender und interessanter.

    Im Spiel geht es dann darum, seinen „Bauernhof“ (der anfänglich nur aus einem Plättchen besteht) geschickt auszubauen. Dies geschieht in den 4 Jahreszeiten indem jedes Mal ein bestimmte Anzahl von Plättchen in die Tischmitte gelegt und versteigert werden. Interessant ist dabei, dass man schon bei der Versteigerung diese Plättchen nutzen kann – noch bevor sie in den Besitz von jemandem gekommen sind.
    Der Trick dabei ist, dass man die Arbeiter, die zum Nutzen der Plättchen eingesetzt wurden, mitersteigert und in den Besitz des Gewinners der Versteigerung gehen. So werden oft genutzt Plättchen interessanter und lukrativer – auch eigene Arbeiter können so wieder „nach Hause“ gebracht werden, nachdem sie eingesetzt wurden.
    Hier ist besonders im Herbst und Winter darauf zu achten, dass man sich – wenn möglich – die Plättchen holt, die einem dann in der Schlusswertung die meisten Punkte einbringen, weil sie am besten zu den „Werkzeugen“ und „Arbeitern“ passen, die man während des Spieles gesammelt hat.
    Noch ein Vorteil der ersteigerten Plättchen ist es, dass darauf eingesetzte Arbeiter in der nächsten Runde wiederverwendet und erneut eingesetzt werden können.

    Großes Augenmerk ist vor allem auf die Winterplättchen zu setzen, denn mit ihnen kann man die meisten Punkte erzielen – denn von Spielbeginn an weiß man, zumindest von den eigenen Winterplättchen, welche Ziele es geben wird und womit man Punkte machen kann. Hier soll auch wirklich gut überlegt werden, welche man im „Winter“ ins „Rennen“ schickt – womöglich die, die man auch ganz sicher ersteigern kann und wird.
    Hilfreich ist hier, dass die Mitspieler nur die eigenen Winterplättchen kennen und auch nur von diesen Wissen, wer sie ins Spiel gebracht hat.

    Beim Aufbau seines Bauernhofes sollte und muss man darauf achten, dass man die Plättchen richtig anbaut – trotzdem aber so baut, sodass es keine allzu langen Transportwege gibt – vor allem bei Plättchen, zu denen man Rohstoffe transportieren muss um mit ihnen Punkte zu erzielen.
    Und hat man solche Plättchen (in Aussicht oder schon eingebaut), sollte man auch darauf achten, dass man sich noch einige Höfe (mit denen Rohstoffe transportiert werden können) in seinen Bauernhof holt.

    Dies sollte natürlich nicht um jeden Preis geschehen, denn man soll nicht außer Acht lassen, dass man auch die Plättchen bei den Mitspielern nutzen kann – auch wenn man dafür mit Arbeitern bezahlen muss.

    Beim Ersteigern spielen dann die grünen Arbeiter eine spezielle Rolle, da man sie (vor allem am Anfang) nicht aus dem Säckchen ziehen kann, sondern über Plättchen mit anderen Arbeitern ertauschen muss. So kann mit ihnen, wenn sie rechtzeitig eingesetzt werden, fast jedes Plättchen fix und günstig ersteigert werden, wenn man weiß, dass kein anderer noch grüne Arbeiter in seinem Vorrat hat.

    Mit dem „Produzieren“ (Nutzen eines Plättchens) kommen die Rohstoffe auf den Bauernhof. Sie werden einerseits zum „Aufwerten“ von Plättchen gebraucht, andererseits kann man mit ihnen – in Kombination mit den richtigen Plättchen – bei der Schlusswertung recht viele Punkte machen. Ist kann es oft von Vorteil sein, wenn man gleich beim ersten Nutzen 2 oder 3 Arbeiter einsetzt, weil damit die anderen Spieler blockiert bzw. eingeschränkt werden.

    Die oft so begehrten Fertigkeitssplättchen bekommt man (fast) nur über die Schiffe, sowie auch die zusätzlichen Arbeiter. Um hier die beste und größte Auswahl zu haben, sollte man durchaus auch mal ein paar Arbeiter opfern, um sich in der Reihenfolge nach vor zu arbeiten – es zahlt sich aus.

    Viel gilt es zu beachten und viel gilt es zu beobachten, vor allem seine Mitspieler, sodass man ihnen möglichst immer einen Schritt voraus ist – und genau das macht den Reiz und den Spaß in diesem Spiel aus, und hält dieses bis zum Schluss spannend.

    Passend zum tollen Spiel ist auch das Spielmaterial ausgefallen. Die Plättchen und Fertikeiten sind nett, passend und funktionell illustriert – alles passt bestens zueinander. Die Rohstoffe und Arbeiter sind aus Holz und ebenfalls handlich ausgefallen.
    Alles ist in einer größeren Schachtel untergebracht – Einteilungen oder Fächer gibt es zwar keine, dafür aber genügend Zipp-Tütchen, in denen alles untergebracht und einsortiert werden kann.
    Ein zusätzliches Stoff-Säckchen werde toll gewesen, um die Fertigkeitsplättchen blind ziehen und verwalten zu können …

    Der Platzbedarf für das Spiel doch recht groß, da man Platz für die Auslagen der Spieler und gleichzeitig auch genügend Platz für die Versteigerungen haben muss.

    Das Spiel ist für 2 bis 6 Spieler ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut. Die Spieldauer beträgt ca. 1½ Stunden, eine Partie – gerade am Anfang – kann aber durchaus auch mal um einiges länger dauern.
    Aber Keyflower wird nicht nur mit jeder Partie schneller, sondern auch interessanter und spannender …

    Uns hat Keyflower sehr gut gefallen und ist uns auch recht schnell ans Herz gewachsen und zu einem unserer Lieblingsspiele geworden. Es gibt derzeit keinen Spieleabend, wo das Spiel nicht auf den Tisch kommt – und das wird sicherlich noch sehr lange so bleiben …

    Vielen Dank an R&D GAMES für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars