Spielbesprechung von Györög Kurt
Polterfass
29.11.2013

von Andreas Schmidt
ZOCH-Verlag
für 3 - 6 Spieler
ab 8 Jahren

„In der Spelunke ZUM WILDEN EBER wird so manches Fass geöffnet. Doch der Wirt hat es faustdick hinter den Ohren! Während er bescheidenen Gästen Freirunden spendiert, dreht er trinklustigen Schluckspechten den Zapfhahn einfach zu und behält das kühle Nass für sich.“

Polterfass – Hoch die Fässer!

Spielmaterial:
1 Würfelbecher, 7 Zahlenfässer (mit den Werten 9/2 (1x) und den Werten 8/3, 7/4 und 6/5 (2x)), 2 dunklen Fässern (Verdoppler und Vernichter), 6 Bierdeckel, 48 Spielkarten (mit den Werten 0 – 7 in 6 Farben), 1 Notizblock und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Als erster Spieler 75 (oder mehr) Siegpunkte gesammelt zu haben.

Spielablauf:
Jeder Spieler erhält einen Bierdeckel und einen Satz (8) Karten. Ein Startspieler wird bestimmt, er ist in der ersten Runde der „Wirt“ und nimmt sich den Würfelbecher und alle Würfel. Der Notizblock wird bereitgelegt.

Jede Spielrunde läuft wie folgt ab:
Phase 1: Der erste Wurf:
Der Wirt würfelt mit allen Fässern auf seinen Bierdeckel und zeigt das Ergebnis allen Spielern. Sollte keine Zahlenfass stehen, wird dies solange wiederholt, bis zumindest 1 Zahlenfass stehen bleibt.
Alle stehenden Fässer werden dann neben dem Bierdeckel abgestellt.

Phase 2: Die Bestellung der Gäste:
Alle Gäste (=Mitspieler) legen nun verdeckt 1 oder 2 ihrer Karten verdeckt vor sich ab und geben somit ihre Bestellung auf (=> die Kartenwerte geben an, wie viele Krüge sie haben wollen).

Phase 3: Der Ausschank:
Der Wirt hat nun 2 Möglichkeiten:
A) Zapfhahn zudrehen:
Der Wirt beendet den Ausschank (und somit die Runde) und es geht sofort mit Phase 4: Die Auswertung der Fässer weiter.
B) Weiter würfeln:
Entscheidet der Wirt sich dafür, ist Folgendes zu beachten:
  • Stehende Zahlenfässer muss der Wirt neben den Bierdeckel stellen – sie dürfen auch in einem späteren Wurf nicht mehr mitgewürfelt werden.
  • Liegende Fässer kommen in den Würfelbecher zurück.
  • Für jedes stehende Spezialfass der er einzeln entscheiden, ob er es neben den Bierdeckel stellt oder wieder in den Würfelbecher legt.
  • Nun wird gewürfelt – und es gibt wiederum 2 Möglichkeiten für den Wirt:
    • Kein Fass (des aktuellen Wurfes) steht: der Wirt ist gescheitert, der Ausschank ist damit beendet und es folgt sofort Phase 5: Die Zeche, bei der der Wirt leer ausgeht.
    • Mindestens ein Fass (des aktuellen Wurfes) steht: der Wirt kann wieder zwischen A und B wählen.

Phase 4. Die Auswertung der Fässer:
Wenn der Wirt den Zapfhahn zugedreht hat, werden die Fässer ausgewertet – das Ergebnis gibt an, wie viele Krüge der Wirt ausschenkt. Dabei werden alle stehenden Fässer wie folgt ausgewertet:
Stehende Spezialfässer müssen einem Zahlenfass zugewiesen werden – der „Vernichter“ vernichtet ein beliebiges Zahlenfass, der „Verdoppler“ verdoppelt den Wert. Gibt es nur ein Zahlenfass, muss der Vernichter angewendet werden. Alle sonstigen Zahlenfässer zählen mit ihrem aufgedruckten Wert.
Das Ergebnis gibt nun die Anzahl der Krüge an, die der Wirt ausschenkt.
Dieses Ergebnis wird am Notizblock in der Spalte mit dem „Fass“ eingetragen.

Phase 5. Die Zeche:
Nun werden die „Bestellungen“ der Gäste aufgedeckt, indem diese ihre Karten aufdecken.

Sollte der Wirt gescheitert sein, erhalten nun alle Gäste ihre Bestellung (=Kartensumme) gutgeschrieben – der Wirt geht leer aus.
Dies wird nun in den Spalten der einzelnen Spieler am Notizblock vermerkt.
Sollte der Wirt den Zapfhahn zugedreht haben, werden nun die Bestellungen aller Gäste zusammengezählt und in der Spalte mit den „Karten“ vermerkt. Hier gibt es nun 2 Möglichkeiten:
  • A) Es reicht für alle!: Ist die Summe der Bestellung kleiner oder gleich wie die Anzahl der Krüge, die der Wirt ausschenkt, bekommt jeder der Gäste seine Bestellung gutgeschrieben – der Wirt bekommt den Rest der Krüge.
  • B) Die Gäste sind zu gierig!: Ist die Summe der Bestellungen größer als die Anzahl der Krüge, bekommt der Wirt die gesamte Anzahl seiner Krüge gutgeschrieben. Der Gast (bzw. die Gäste), der bzw. die die höchste Bestellung abgegeben haben, bekommen ihre Bestellmenge als Minuspunkte abgezogen. Der Gast (bzw. die Gäste), der bzw. die die niedrigste Bestellung abgegeben haben, bekommen die Bestellmenge des bzw. der gierigsten Gäste als Pluspunkte gutgeschrieben.

    Alle Ergebnisse werden auf dem Notizblock vermerkt – danach kann die nächste Runde beginnen, indem der aktuelle Wird den Würfelbecher und die Würfel an seinen linken Nachbar weitergibt (und der nun zum neuen Wirt wird).

    Spielende:
    Das Spiel endet, wenn am Ende einer Runde ein Spieler 75 oder mehr Krüge (=Siegpunkte) erreicht hat. Es gewinnt der Spieler mit den meisten Krügen.

    Fazit:
    Polterfass ist ein schnelles, lustiges und interessantes Würfelspiel für die ganze Familie.
    Die Spielanleitung besteht aus einem Heftchen mit 28 Seiten, indem jeweils auf 7 Seiten das Spiel in deutsch, englisch, französisch und italienisch erklärt. Auf den 7 Seiten haben dann aber auch noch viele Bilder und Beispiele Platz, sodass es keine Unklarheiten oder Fragen geben sollte.

    Anfänglich ist man vielleicht etwas verwirrt, da es fast nach jeder Aktion immer mehrere Möglichkeiten gibt, wie das Spiel weitergehen kann – aber schon nach ein, zwei Runden merkt man, dass eigentlich alles logisch und einleuchtend ist, und spätestens dann spielt sich das Spiel von selbst – ohne das man noch etwas nachschauen oder nachlesen muss. Deshalb auf keinem Fall von der Anleitung verwirren oder irritieren lassen …

    Im Spiel selbst geht es dann um das Ein- und Abschätzen der Mitspieler. Dies gilt sowohl für den Wirt, als auch für die Gäste. Wie gierig oder genügsam ist der Wirt? Wird er noch einen weiteren Versuch wagen, oder geht er auf Nummer sicher? Aber auch wie gierig sind die Gäste? Oder gehen diese auf Nummer sicher und geben nur eine kleine Bestellung auf?
    Und genau hier beginnt das Spiel lustig und interessant zu werden.
    Glaube ich, dass die Gäste gierig waren, werde ich als Wirt nicht weitermachen, sondern hoffen, dass die Bestellung über die Anzahl Krüge geht und ich alles für mich einstreichen kann. Oder glaube ich, dass die Gäste vorsichtig waren und nur eine kleine Bestellung aufgegeben haben, dann hoffe ich auf eine große Differenz zwischen den Krügen und den Bestellungen.
    Und genau das man den Reiz und den Spaß des Spieles aus – und die Schadenfreude kann ich groß genug sein, wenn etwas „in die Hose“ geht …

    Das Spiel ist für 3 bis 6 Spieler ausgelegt und dauert ca. 20 – 30 Minuten je Partie. Es spielt sich in allen Besetzungen sehr gut, macht aber in voller Besetzung noch mehr Spaß, weil einfach mehr los ist. Die Spieldauer ist sehr angenehm und passend, sodass man sicherlich nicht ohne einer (oder auch mehrerer) Revanchen vom Tisch kommt. Und da man beim Spiel auch immer ein Quäntchen Glück braucht, ist das gut so – denn man will ja allen beweisen, das einem nur das Würfel- … äahhh … Fassglück nicht hold gewesen ist …

    In der Anleitung wird zwar geschrieben, dass man auf den Bierdeckel Würfel soll, dies hat sich bei uns als nicht so praktisch erwiesen. Wird haben dann einfach auf dem Tisch gewürfelt – wie sonst auch immer. Funktioniert einwandfrei – unserer Meinung nach sogar besser als mit Bierdeckel.

    Das Spielmaterial besteht aus kompakten Karten, einem Würfelbecher (aus Plastik) und Fässern aus Holz. Alles passt gut zusammen und bringt auch etwas Stimmung auf den Tisch (hierzu sind dann die Bierdeckel doch wieder gut ;D) …

    Polterfass hat uns sehr gut gefallen und schon jede Menge lustiger Stunden beschert. Es eignet sich sehr gut als Einstieg oder Ausklang eines Spieleabends, kann aber auch so jederzeit auf den Tisch gebracht werden – der Platzbedarf ist nicht unbedingt sehr groß.
    Wer Würfelspiele mag – und hier mal eine Abwechslung haben möchte – sollte ruhig mal zu den Fässern greifen, es zahlt sich aus …

    Vielen Dank an den ZOCH-VERLAG für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars