Spielbesprechung von Györög Kurt
Evolution
17.07.2015

von Dominic Crapuchettes, Dmitry Knorre und Sergey Machin
Schmidt-Spiele
für 2 - 5 Spieler
ab 10 Jahren

„In „Evolution“ müssen die Spieler ihre Tierarten und deren Eigenschaften an einen sich ständig ändernden Lebensraum anpassen, damit diese überleben können. Nahrung ist knapp und Fleischfresser lauern überall. Die Evolution wird das Schicksal der Arten der Welt bestimmen: Welche überleben, welche gedeihen und welche werden für immer verschwinden?“

Evolution – Fressen und gefressen werden!

Spielmaterial:
1 Spielbrett „Wasserloch“, 110 Eigenschaftskarten (14x „Fleischfresser“, 6x jede andere Eigenschaft), 19 Tierarten-Tableaus, 38 Holzmarker (19 grün und 19 braun), 180 Nahrungschips (Pflanze/Fleisch), 5 Nahrungschips-Beutel, 1 Startspielermarker, 1 Kartenübersicht und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Das „Wasserloch“ wird in die Tischmitte gelegt – die Nahrungschips werden daneben bereit gelegt.
Die Eigenschaftskarten werden gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereit gelegt (bei 2 Spielern werden zuvor 40 Karten zufällig entfernt und in die Schachtel zurück gelegt).

Jeder Spieler erhält 1 Nahrungschips-Beutel und 1 Tierarten-Tableau, das er vor sich ablegt. Auf dem Tableau wird jeweils ein grüner und ein brauner Holzmarker zur Markierung der Körpergröße (Start bei 1) und der Populationsgröße (Start bei 1) verwendet.

Das Spiel geht über mehrere Runden, wobei jede Runde aus folgenden 4 Phasen besteht:
Phase 1: Karten austeilen:
Jeder Spieler erhält 3 Eigenschaftskarten zu zusätzlich je 1 Eigenschaftskarte für jede Tierart, die er vor sich ausliegen hat – und nimmt diese Karten auf die Hand.

Phase 2: Nahrungsangebot festlegen:
Jede Karte zeigt in der linken oberen Ecke eine Zahl (auch negative Zahlen sind möglich), mit der festgelegt wird, wie viele Nahrungschips in dieser Runde ins Wasserloch kommen und somit zur Verfügung stehen. Dazu legt jeder Spieler 1 seiner Karten verdeckt auf das Wasserloch.

Phase 3: Karten ausspielen:
Beginnend mit dem Startspieler spielt nun jeder Spieler so viele Karten wie er möchte von seiner Hand aus. Dabei hat er folgende Möglichkeiten:
  • 1. eine Eigenschaft ausspielen: dazu legt der Spieler die Karte verdeckt oberhalb einer seiner Tierarten an. Dabei ist zu beachten, das keine Tierart 2mal die gleiche Eigenschaft besitzen darf und pro Tierart nur 3 Eigenschaften (bei 2 Spielern nur 2 Eigenschaften) ausliegen dürfen. Liegt bereits die maximale Anzahl an Eigenschaften aus, muss vor dem Anlegen eine bereits ausliegende Eigenschaft abgelegt werden.
    Folgende Eigenschaftskarten sind im Spiel:
    • Angriffskarten(rot):
      • Fleischfresser: dieser Tierart muss zum Fressen andere Tierarten angreifen.
      • Hinterhalt: erlaubt es einem Fleischfresser eine Tierart anzugreifen, die durch einen Warnruf geschützt ist.
      • Rudeljagd: beim Angriff wird ei Körpergröße des Fleischfressers zur Population hinzugerechnet.
    • Verteidigungskarten (grau):
      • Hörner: ein Fleischfresser muss nach einem Angriff seine Population um 1 verkleinern.
      • Klettern: diese Tierart kann nur von Tierarten angegriffen werden, die auch Klettern können.
      • Schutzpanzer: bei einem Angriff erhöht sich die Körpergröße dieser Tierart um 3.
      • Schutz der Herde: diese Tierart kann nur angegriffen werden, wenn der Angreifer in Körpergröße und Population größer ist.
      • Symbiose: diese Tierart kann nicht angegriffen werden, wenn die rechts anliegende Tierart eine größere Körpergröße besitzt.
      • Verbergen: diese Tierart kann nicht angegriffen werden, wenn sie satt ist.
      • Warnruf: die rechts oder links anliegenden Tierarten können nur von einem Fleischfresser mit der Eigenschaft „Hinterhalt“ angegriffen werden.
    • Fresskarten (grün):
      • Aasfresser: wird die Population einer Tierart durch den Angriff eines Fleischfressers reduziert, erhält der Aasfresser einen Nahrungschip aus dem allgemeinen Vorrat.
      • Fettschicht: diese Tierart kann auch auf ihrer Eigenschaftskarte Nahrungschips sammeln – auch wenn es schon satt ist. Diese müssen dann aber immer vor Beginn der Phase 4 auf die entsprechenden Felder der Tierart verschoben werden.
      • Gefräßig: jedes Mal wenn dieser Tierart Pflanzennahrung frisst, darf es sofort einen weiteren Nahrungschip nehmen.
      • Intelligenz: der Spieler darf für diese Tierart eine Karte abgeben und dafür entweder:
        • für einen Pflanzenfresser 2 Nahrungschips aus dem allgemeinen Vorrat nehmen, oder …
        • für einen Fleischfresser einen Effekt einer Eigenschaftskarte für 1 Angriff bei allen Tierarten aller Spieler ignorieren.
      • Kooperation: wenn diese Tierart frisst, erhält die rechts anliegenden Tierart ebenfalls einen Nahrungschip aus der gleichen Nahrungsquelle.
      • Langer Hals: diese Tierart darf zu Beginn der Phase 4 1 Nahrungschip aus dem allgemeinen Vorrat nehmen.
    • Sonstige Karten (beige):
      • Fruchtbarkeit: diese Tierart vergrößert ihre Population vor Beginn der Phase 4 um 1.
  • 2. eine neue Tierart erhalten: dazu legt der Spieler eine Karte ab und nimmt sich dafür ein neues Tierarten-Tableau, welches er rechts oder links an seine bereits ausliegenden Tierarten anlegen muss. Bestückt wird jede neue Tierart ebenfalls mit einem grünen und brauen Marker mit dem Wert 1 in Population und Körpergröße.
  • 3. Körpergröße bzw. Population vergrößern: dazu legt der Spieler eine Karte ab und versetzt entweder den grünen oder braunen Marker um eine Position nach rechts. Der maximale Wert für Population und Körpergröße liegt bei 6.

    Danach ist der nächste Spieler an der Reihe – bis alle Spieler 1mal an der Reihe waren. Abschließend werden alle verdeckt ausliegenden Karten nun aufgedeckt.

    Phase 4: Fressen:
    Die Phase läuft wie folgt ab:
  • 1. Aufdecken der Nahrungskarten: dazu dreht der Startspieler die verdeckt liegenden Karten auf dem Wasserloch um und addiert die Werte in der linken oberen Ecke. Entsprechend werden nun Nahrungschips ins Wasserloch gelegt bzw. eventuell auch herausgenommen, sofern noch genügend aus der Vorrunde vorhanden sind. Die Karten werden danach abgelegt.
    An den Tierarten anliegende Eigenschaften die in der rechten oberen Ecke ein Getreidesymbol haben, kommen jetzt zur Anwendung. Folgende Eigenschaften gibt es, die hier zur Anwendung kommen:
    • Fettschicht: diese Tierart kann auch auf ihrer Eigenschaftskarte Nahrungschips sammeln – auch wenn es schon satt ist. Diese müssen dann aber immer vor Beginn der Phase 4 auf die entsprechenden Felder der Tierart verschoben werden.
    • Langer Hals: diese Tierart darf zu Beginn der Phase 4 1 Nahrungschip aus dem allgemeinen Vorrat nehmen.
    • Fruchtbarkeit: diese Tierart vergrößert ihre Population vor Beginn der Phase 4 um 1.
  • 2. Tierarten füttern: beginnend beim Startspieler und dann reihum müssen die Spieler nun jeweils eine ihrer Tierarten füttern, indem sie 1 Nahrungschip vom Wasserloch nehmen und auf die entsprechenden Felder des Tierarten-Tableaus legen. Dies wird solange reihum wiederholt, bis alle Tierarten nicht mehr hungrig sind oder alle Nahrungschips vom Wasserloch genommen wurden. Eine Tierart kann maximal so viele Nahrungschips fressen, wie ihre Population groß ist. Ist eine Tierart satt, wird sie in weiterer Folge einfach übersprungen.

    Grundsätzlich ist jede Tierart erstmal ein Pflanzenfresser, die vom Wasserloch mit Nahrungschips versorgt werden. Durch Eigenschaftskarten kann eine Tierart aber auch zum Fleischfresser werden – diese fressen niemals vom Wasserloch, sondern müssen andere Tierarten angreifen und zu fressen. Dabei ist folgendes zu beachten:
    • es können nur Tierarten angegriffen werden, deren Körpergröße kleiner als die Körpergröße des Fleischfressers ist.
    • der Fleischfresser muss Eigenschaften besitzen, die die Verteidigungseigenschaften der anzugreifenden Tierart ausschaltet.
    Ist die der Fall, wird die Population der angegriffenen Tierart um 1 verringert und der Angreifer erhält so viele Nahrungschips, wie die Körpergröße der angegriffenen Tierart vorgibt. Die Chips werden wie auch bei Pflanzenfressern auf die entsprechenden Felder der Tierarten-Tableaus gelegt. Auch Fleischfresser können nie mehr Nahrungschips erhalten, als ihre Population vorgibt.
  • 3. Ende der Fütterung: das Fressen endet, wenn entweder alle Tierarten satt sind oder es keine Möglichkeit mehr für hungrige Tierarten gibt noch an Nahrung zu kommen.
    Gibt es nun Tierarten, die nicht satt geworden sind, muss ihre Population der Menge an Nahrungschips angepasst werden. Konnte eine Tierart gar nicht fressen, stirbt diese aus: der Spieler muss das Tierarten-Tableau in den allgemeinen Vorrat zurücklegen und alle anliegenden Eigenschaftskarten ablegen – darf sich aber für jede abgelegt Eigenschaftskarte eine Karte vom Nachziehstapel nachziehen und auf die Hand nehmen. Entstandene Lücken bei den ausliegenden Tierarten-Tableaus eines Spielers müssen danach geschlossen werden.

    Nun kommen alle Nahrungschips von den Tierarten-Tableaus in den Beutel des Spielers – diese zählen bei Spielende je 1 Siegpunkt. Eventuell übrig gebliebene Nahrungschips am Wasserloch bleiben dort für die nächste Runde liegen.

    Der nächste Spieler wird nun zum Startspieler und beginnt eine neue Runde.

    Spielende:
    Das Spiel endet nach der Runde, in der der Nachziehstapel in „Phase 1: Karten austeilen“ leer wird. Für eventuell fehlende Karten werden die abgelegten Karten gemischt und als neue Nachziehstapel verwendet.

    Nach der letzten Runde erfolgt die Wertung:
  • jeder Nahrungschip im Beutel zählt 1 Siegpunkt.
  • jede Tierart gibt entsprechend ihrer Population Siegpunkte.
  • jede Eigenschaftskarte bringt 1 Siegpunkt.

    Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, der die meisten Punkte über seine Population erzielt. Gibt es auch hier einen Gleichstand, gibt es mehrere Gewinner.

    Fazit:
    Evolution ist ein interessantes und spannendes Aufbau-, Sammel- und auch Kampfspiel für versierte und Vielspieler. Es ist sicherlich auch für Familien geeignet, nur sollte man sich hier im Klaren sein, dass es doch einige Zeit und Aufwand in Anspruch nimmt, bis man alle Karten, deren Funktionen und Zusammenhänge herausgefunden hat.
    Der Spielablauf selbst ist grundsätzlich recht einfach und schnell erlernt, weil auch – mehr oder weniger – logisch und einleuchtend.

    Viel mehr Aufwand und Zeit benötigt es aber, bis man herausgefunden hat, dass nicht alle Karten für alle Tierarten (Fleisch- bzw. Pflanzenfresser) gleich gut bzw. überhaupt geeignet sind (die Rudeljagd für einen Pflanzenfresser ist grundsätzlich mal sinnlos) – und andere wiederum sehr toll zusammenwirken, wie z.B. der „Lange Hals“ und die „Kooperation“. Hier kann man Kettenreaktionen auslösen, die fast unschlagbar sind …
    Hier sollte auch genau überlegt werden, auf wie viele Tierarten man aufstockt, den einerseits müssen diese ja auch versorgt werden und sollen nicht gleich in der nächsten Runde wieder „aussterben“, andererseits bedeuten mehr Tierarten auch mehr Nahrungschips und somit mehr Siegpunkte für die Endwertung.

    Aber all dies herauszufinden und verschiedenste Kombinationen auszuprobieren macht genau den Reiz dieses Spieles aus. Zum Reiz des Spieles gehört aber auch der „Mut“, sich Pflanzenfresser zuzulegen und in den „Kampf“ mit seinen Mitspielern überzugehen – ansonsten kann es passieren, dass das Spiel vor sich hinplätschert und über den Status „nett“ nicht hinauskommt. Ist man aber dazu bereit, hat man es mit einem interessanten und spannenden Spiel zu tun – in dem man aber immer die Übersicht bewahren sollte und genau darauf achten sollte, welcher Tierart man welche Eigenschaften gibt.
    Dann aber wird das Spiel mit jeder Partie interessanter und möchte gleich noch und noch eine Partie anhängen, um weitere und neue Kombinationen und Möglichkeiten zu testen.

    Die Spielanleitung erklärt hier den Spielablauf sehr gut und übersichtlich auf 5 Seiten, auf 3 Seiten sind alle Karten genau erklärt und beschrieben und weitere 4 Seiten werden für eine ausführliche Beispielrunde verwendet. Eigentlich sollte keine Fragen oder Unklarheiten aufkommen – anfänglich kann es notwendig sein, dass man ab und zu in der Anleitung nachschlagen muss – vor allem, wenn es um genauere Beschreibungen für die einzelnen Karten geht.

    Das Spielmaterial besteht aus kompakten und funktionellen Karten, die allesamt nett und atmosphärisch illustriert sind. Das Wasserloch, die Nahrungschips und die Tierarten-Tableaus sind ebenfalls funktionell und passend illustriert – der Startspieler- und sonstigen Marker sind aus Holz. Alles passt in eine mittelgroße Schachtel.

    Das Spiel selbst spielt sich recht flott und es gibt nicht allzu viele Wartezeiten. Von Vorteil ist es auch, wenn man seine Mitspieler immer ein wenig im Auge behält, um entsprechend reagieren zu können.

    Das Spiel ist für 2 bis 5 Spieler ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut. Am besten hat uns aber das Spiel mit 3 und 4 Spielern gefallen, da hier am meisten los ist und das, das ganze unserer Meinung nach doch interessanter macht.
    Die Spieldauer ist mit ca. 30 – 45 Minuten angegeben, für die ersten Spiele sollte man aber doch etwas mehr Zeit einplanen.

    Uns hat Evolution sehr gut gefallen und schon jede Menge Spaß und Spannung bereitet – und mit jeder Partie ist es derzeit noch so, dass man auf immer wieder neue Möglichkeiten und Kombinationen kommt, die man doch noch ausprobieren möchte – der Wiederspielreiz ist somit recht groß.
    Wer Spiele dieser Art mag, sollte sich Evolution auf alle Fälle mal ansehen bzw. zur Probe spielen …

    Vielen Dank an SCHMIDT-SPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars