Spielbesprechung von Györög Kurt
Antarctica
15.07.2016

von Charles Chevallier
Argentum Verlag
für 2 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„In der Zukunft – so weit in der Zukunft, dass sich Windräder entweder aufgrund der globalen Erwärmung oder durch technischen Fortschritt im antarktischen Klima wie geschmiert drehen – führen der Anstieg der Meeresspiegel und der Bedarf an natürlichen Ressourcen zu einem immer stärkeren Interesse an der Antarktis. Der Wissenschaftliche Ausschuss für Antarktisforschung sieht sich mit einer zunehmend kreativen Auslegung des Antarktisvertrages konfrontiert. Dein Ziel ist es, Forschungszentren in der Antarktis zu errichten und Ressourcen abzubauen ... für rein wissenschaftliche Zwecke, versteht sich. Die Sonne dreht sich gegen den Uhrzeigersinn um die Antarktis, wodurch immer ein Schiff eisfrei wird und dessen Besitzer einen Spielzug machen kann. Am Ende des Spiels bekommst Du Siegpunkte für Mehrheiten in Gebieten, Forschung, Prestigebauten und Ressourcen. Wird Dein Team die meisten haben … den größten Beitrag zur Rettung der Menschheit beigetragen haben? Wann immer eines Deiner Schiffe an die Reihe kommt, kannst Du neue Gebäude errichten, Wissenschaftler anheuern, ein neues Schiff bauen oder den wissenschaftlichen Fortschritt voranbringen. Dabei sind sowohl die eigenen als auch die Möglichkeiten der anderen Spieler im Auge zu behalten. Das Spiel endet, wenn es nichts mehr zu bauen gibt oder wenn ein Spieler seinen letzten Wissenschaftler platziert hat.“

Auf in die Antarktis – und nicht vergessen, die Sonne dreht sich gegen den Uhrzeigersinn …

Spielmaterial:
1 Spielplan, 4 Camps, 2 Werften, 3 Kräne, 3 Fördertürme, 3 Bohrtürme, 3 Windräder, 2 Laboratorien, 2 Fabriken, 9 Forschungsstationen (je 3x Inland, Küste und Meer), 5 Quartiere, 7 Planktonfarmen, 4 Parabolantennen, 60 Spielkarten (15 Baukarten „Basis“, 12 Baukarten „Double“, 12 Baukarten „Prestige“, 13 Werftkarten und 8 Ressourcenkarten), 1 Sonne, 24 Holzschiffe (je 6 in rot, blau, grün und gelb), 64 Wissenschaftler (je 16 in rot, blau, grün und gelb), 24 Holzwürfel (je 6 in rot, blau, grün und gelb), 2 Packeismarker, 4 Siegpunktemarker und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan kommt in die Tischmitte (in einer Partie zu zweit werden 2 Gebiete mit den Packeismarkern gesperrt). Der Spielplan zeigt Gebiete, die jeweils Platz für Gebäude, die Sonne und Schiffe haben.
Als Startaufstellung werden 8 Gebäude (2 Camps, 1 Forschungsstation „Meer“, 1 Forschungsstation „Küste“, 1 Kran, 1 Förderturm, 1 Bohrturm und 1 Windrad) auf die Gebiete beliebig verteilt – die restlichen „Gebäude“ werden bereitgelegt.
Die Spielkarten werden nach den Rückseiten in 6 Gruppen aufgeteilt (Baukarten „Basis“, „Double“ und „Prestige“ und Ressourcenkarten „Basis“ und „Know-How“ sowie Werftkarten).

Jeder Spieler wählt eine Farbe und erhält (je nach Spieleranzahl) sein Spielmaterial zugeteilt. Wissenschaftler im „Vorrat“ können auf dem Spielfeld eingesetzt werden und Wissenschaftler in der „Reserve“ können (mittels Camp) in den Vorrat geholt werden.
Einen Holzwürfel stellt jeder Spieler auf das Feld „0“ der Siegpunktleiste, die Siegpunktmarker kommen neben diese Leiste.

Beginnend mit dem Startspieler platzieren die Spieler jeweils 2 Schiffe (wie je nach Spieleranzahl vorgegeben) am Spielplan in verschiedenen Gebieten. Die Sonne startet im Gebiet link unten – jetzt noch übrig gebliebene Holzwürfel und Schiffe der Spieler kommen auf das grüne Feld „unbenutzte Spielsteine“ am Spielplan.
Je nach Spieleranzahl kommen nur bestimmte Forschungsleisten am Spielplan zum Einsatz.

Das Spiel verläuft wie folgt: Die Sonne wird um ein Gebiet gegen den Uhrzeigersinn weiterbewegt – der Spieler dessen Schiff nun in diesem Gebiet am nächsten zur Sonne steht ist nun an der Reihe und führt seinen Zug wie folgt aus:

Schiff bewegen:
Der Spieler zieht sein Schiff in ein beliebiges anderes Gebiet (in dem nicht schon 3 Schiffe stehen) und stellt es dort auf das erste freie Schiffsfeld.

Eine der folgenden Aktionen ausführen:
  • Gebäude errichten:
    Wenn alle Bedingungen für den Bau erfüllt sind, kann im Zielgebiet eines der auf den Baukarten gezeigten Gebäude errichtet werden:
    • zum Bauen stehen immer die Gebäude auf den obersten Karten der 3 Baukartenstapel zur Verfügung.
    • der Spieler muss Zugriff auf die im oberen Teil der Karte gezeigten Gebäude haben, um das darunter angegebene Gebäude bauen zu dürfen (Zugriff haben = ein Schiff in Gebieten mit diesen Gebäuden stehen haben). Hat der Spieler keinen Zugriff, kann er als Ersatz eine entsprechende Ressourcenkarte spielen.
    • der Spieler muss so viele Wissenschaftler ins Zielgebiet stellen können, wie auf der Karte angegeben sind.
    • das Gebäude wird ins Zielgebiet (Gebiet in das das Schiff gezogen wurde) gebaut.
    • im Zielgebiet darf das gleiche Gebäude nicht schon vorhanden sein.
    • als Belohnung darf der Spieler um die auf der Karte angegeben Anzahl Felder auf einer beliebigen Leiste vor ziehen.
    • die Karte wird offen vor dem Spieler abgelegt – sie wird bei Spielende für die Punktewertung benötigt.
  • Schiff bauen:
    Wenn im Zielgebiet eine Werft vorhanden ist und der Spieler noch Schiffe bei den „unbenutzten Spielsteinen“ hat, darf er eines der Schiffe nehmen und auf ein freies Feld ins Gebiet mit der Sonne stellen. Abschließend darf sich jeder Mitspieler eine Karte aus dem Werftkartenstapel aussuchen.
  • Wissenschaftler anwerben:
    Wenn im Zielgebiet ein Camp vorhanden ist, kann der Spieler so viele Wissenschaftler anwerben, wie er Wissenschaftler und Schiffe im Zielgebiet hat. Die Wissenschaftler kommen aus der Reserve in den Vorrat des Spielers.
  • Wissenschaftlicher Fortschritt:
    Wenn im Zielgebiet ein Forschungszentrum vorhanden ist, kann der Spieler auf einer dazu passenden Forschungsleiste („Meer“, „Küste“ oder „Inland“) um die Anzahl seiner Wissenschaftler und Schiffe im Zielgebiet weiterziehen. Hat er noch keinen Marker auf der entsprechenden Leiste, so nimmt er sich einen Würfel aus dem Feld „unbenutzte Spielsteine“. Auf den Forschungsleisten werden immer nur unbesetzte Felder gezählt – besetzte Felder werden somit einfach übersprungen und nicht mitgezählt. Wenn der Spieler dabei über ein Feld mit Symbol zieht, wird die entsprechende Aktion ausgelöst, wobei „rote Symbole“ nur den aktiven Spieler und „blaue Symbole“ auch die anderen Spieler betreffen. Folgenden Aktionen gibt es:
    • stelle eines deiner Schiffe auf das erste Feld in einem anderen Gebiet (blau).
    • mische die Werftkarten, ziehe verdeckt je Spieler eine Karte und suche dir eine aus – die übrigen gibt man an den rechten Nachbarn, der sich wiederum eine aussucht usw. (blau).
      Folgende Werftkarten gibt es:
      • Eisbrecher: lege diese Karte vor ein Gebiet, in dem du ein Schiff an zweiter Stelle hast – erreicht die Sonne dieses Gebiet, macht der Spieler nach dem Zug des Spielers mit dem ersten Schiff einen normalen zusätzlichen Zug.
      • Wissenschaftler einsetzten: setzte einen Wissenschaftler aus dem Vorrat in das Zielgebiet.
      • +2 Wissenschaftler: nimm 2 Wissenschaftler aus der Reserve.
      • Sprunghafter Fortschritt: ziehe auf einer Forschungsleiste um 3 Felder vor.
    • rücke auf einer Forschungsleiste um 3 Felder vor – die anderen Spieler folgen gegen den Uhrzeigersinn (blau).
    • nimm einen Wissenschaftler aus der Reserve (rot).
    • stelle eines deiner Schiffe von den „unbenutzten Spielsteinen“ in das Gebiet mit der Sonne, wenn dort nicht schon 3 Schiffe stehen (rot).
    • nimm dir eine Ressourcenkarte „Know-How“ (rot).
    • wenn du die Ressourcenkarte “Basis” bereits gespielt hast, bekommst du sie wieder (rot).
  • Nichts machen:
    Der Spieler kann sich auch dazu entscheiden „nichts“ zu tun – sein Schiff muss er trotzdem weiterbewegen.

Zusätzlich darf der Spieler, nachdem sein Schiff im Zielgebiet angekommen ist, genau 1 Werft- oder Ressourcenkarte ausspielen. Pro Sonnenbewegung darf immer nur 1 Karte je Spieler gespielt werden – die Karte kommt aus dem Spiel.
Außerdem darf der Spieler während seines Zuges genau 1 Spielstein vom Feld „unbenutzte Spielsteine“ oder 1 bereits gebautes Schiff auf das Feld „freigegebene Spielsteine“ legen. Am Ende des Spieles gibt es dafür Siegpunkte.

Nach dem Zug eines Spielers werden alle Schiffe auf den Feldern in Richtung Sonne verschoben – dann wird der nächst Zug mit dem versetzten der Sonne begonnen.

Spielende:
Wenn eine der folgenden Bedingungen gegeben ist, endet das Spiel nach dem aktuellen Spielzug:
  • ein Spieler hat keinen Wissenschaftler mit in seinem Vorrat.
  • das letzte Gebäude wurde errichtet.

    Nun kommt es zur Schlusswertung, in der die einzelnen Gebiete einzeln gewertet werden:
  • Gebietswertung: bei einem Gleichstand erhalten alle am Gleichstand beteiligten Spieler die volle Punktezahl
    • der erste Spieler (der mit den meisten Wissenschaftlern im Gebiet) bekommt für jedes Gebäude und jeden Wissenschaftler (eigenen und fremde) im Gebiet 1 Siegpunkt, plus 1.
    • der zweite Spieler bekommt pro Wissenschaftler des ersten Spielers im Gebiet 1 Punkt.
    • der dritte Spieler bekommt pro Wissenschaftler des zweiten Spielers im Gebiet 1 Punkt – usw.
  • Forschungswertung: der Punktewert eines Holzwürfels auf einer Forschungsleiste entsprechen der Zahl neben der Leiste, die der Holzwürfel erreicht hat
    • die Siegpunkte des ersten Spielers (dessen Holzwürfel am weitesten vorne ist) entsprechen der Summe der Punkte alle Holzwürfel auf der Leiste.
    • der zweite Spieler erhält den Punktwert des ersten Spielers – usw.
  • Baukartenwertung: bei einem Gleichstand erhalten alle am Gleichstand beteiligten Spieler die volle Punktezahl
    • der erste Spieler (der die meisten Baukarten hat) erhält für jede ausliegende Baukarte mit Stern 1 Siegpunkt.
    • der zweite Spieler erhält so viele Siegpunkte, wie der erste Spieler Baukarten mit Stern gebaut hat – usw.
  • Spielsteinwertung: bei einem Gleichstand erhalten alle am Gleichstand beteiligten Spieler die volle Punktezahl
    • der erste Spieler (der die meisten Spielsteine freigegeben hat) bekommt die Summe aller freigegebenen Spielsteine als Siegpunkte.
    • der zweite Spieler erhält so viele Siegpunkte wie der erste Spieler Spielsteine freigegeben hat – usw.

    Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, der mehr Einzelwertungen gewonnen hat – bei einem weiteren Gleichstand der Spieler, der mehr Gebäude gebaut hat. Herrscht noch immer Gleichstand, gibt es mehrere Gewinner.

    Fazit:
    Antarctica ist ein nettes und interessantes Aufbau- und Mehrheitenspiel für doch etwas versiertere Spieler.

    Im Spiel geht es darum, in den einzelnen Gebieten Mehrheiten an Wissenschaftlern und Schiffen zu haben, wobei dies durch das Ziehen der Schiffe von Gebiet zu Gebiet erfolgt. Hier sollte man darauf achten, Schiffe nicht nur an letzter Stelle in Gebieten zu haben, sondern möglichst vorne dabei zu sein, sonst könnte es sein, dass es doch eine Weile dauert, bis man wieder an der Reihe ist ("Eisbrecher" können hier auch ziemlich nützlich sein), da nur der Spieler in einem Gebiet mit der Sonne zum Zug kommt, dessen Schiff auch ganz vorne (bei der Sonne) steht.
    Gleichzeitig versucht man dabei auch noch, die meisten Gebäude zu errichten und auf den Forschungsleisten am weitesten nach vorne zu kommen. Hier sollte man immer im Auge behalten, dass nur leere Felder beim Ziehen berücksichtigt werden, sodass man sich einige Punkte bei den Forschungsleisten auch damit holen kann, indem man andere Spieler „überspringt“.
    Bei diesem Unterfangen sind einem aber nicht nur die Mitspieler im Weg, es muss auch darauf geachtet werden, dass in jedem Gebiet jedes Gebäude nur einmal vorhanden sein darf und man für den Bau die notwendigen Voraussetzungen erfüllen kann. Dabei kommt es vor allem darauf an, seine Schiffe günstig zu platzieren – oder die passenden Ressourcenkarten auf der Hand zu haben.

    Für all dies ist es außerdem wichtig, rechtzeitig weitere Schiffe zu bauen und auch Wissenschaftler anzuwerben, da diese wiederum zum Bau von Gebäuden (neben den entsprechenden Voraussetzungen) benötigt werden.

    Gegen Spielende kann man dann sein Augenmerk noch darauf lenken, nicht benötigte – bereits gebaute – Schiffe oder Holzwürfel aus den „unbenutzten Spielsteinen“ in den Bereich „freigegebene Spielsteine“ zu verlagern, da es dafür bei Spielende auch noch Siegpunkte gibt.

    All dies aufeinander gut abzustimmen und gleichzeitig auch seine Mitspieler im Auge zu behalten, macht den Reiz von Antarctica aus.

    Die Spielanleitung ist eigentlich recht gut und übersichtlich ausgefallen – an manchen Stellen muss man dann aber doch zwei- oder dreimal Lesen, um genau zu verstehen, wie die z.B. Verteilung der Karten bei Spielbeginn (Ressourcenkarten) gemeint ist. Ist man aber mal im Spiel, spielt sich Antarctica recht flott – zu längeren Wartezeiten kann es eigentlich nur kommen, wenn man seine Schiffe so ungünstig positioniert, sodass alle anderen Spieler drei- oder viermal an der Reihe sind, bevor ein eigenes Schiff wieder „an der Sonne“ steht.

    Das Spielmaterial besteht aus kompakten Plättche, netten Gebäudefiguren aus Pappe und hölzernen Spielsteinen, die allesamt funktionell und handlich sind. Alles ist passend und nett illustriert, wenn auch in kaltem Blau gehalten, was aber zum Thema passt ;)
    Das Spielmaterial kommt in einer mittelgroßen Schachtel daher …

    Das Spiel ist für 2 – 4 ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut. Bei 2 Spielern gibt es einen verkleinerten Spielplan und weniger Wartezeiten, etwas mehr Spaß macht es aber doch mit mehr Spielern, weil einfach auch mehr los ist. Die Spieldauer beträgt – je nach Spieleranzahl – zwischen 45 und 90 Minuten, wobei man gerade für die ersten Partien doch etwas mehr Zeit einplanen sollte.

    Uns hat Antarctica recht gut gefallen – auch wenn die Schlusswertung gerade bei den ersten Spielen recht unübersichtlich klingt (dann aber doch nicht ist). Es macht Spaß die Antarktis zu besiedeln und sich die Mehrheit in den einzelnen Gebieten zu sichern – und so wird dieses Spiel sicher noch öfters bei uns am Spieltisch landen … Ausprobieren ;)

    Vielen Dank an den HEIDELBERGER SPIELEVERLAG/ARGENTUM VERLAG für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars