Spielbesprechung von Györög Kurt
First Class
16.12.2016

von Helmuth Ohley
Hans im Glück
für 2 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„In „First Class“ spielen wir ehrgeizige Firmengründer und direkte Konkurrenten von Georges Nagelmackers, dem Gründer und Initiator des „Orient Express“. Wie er versuchen wir, möglichst viele gut zahlende Passagiere für eine prestigeträchtige Fahrt zu gewinnen. Dabei versuchen wir unter anderem mit den komfortabelsten Waggons zu punkten. Am Ende wollen wir die beste Möglichkeit anbieten in den Orient zu reisen. Dazu gibt uns das Spiel vielerlei Möglichkeiten an die Hand und viele Wege können zum Sieg führen. Es einfach mal auszuprobieren und einen schönen Zug zu bauen, kann nicht falsch sein. Aber Vorsicht, es befinden sich nicht nur ehrenwerte Leute im „Orient Express“. Ab und an kann es zu einem Kriminalfall kommen ...“

First Class – unterwegs im „Orient Express“ …

Spielmaterial:
Basismaterial: 94 Waggonkarten (50×0/1, 24×2/4, 20×7/12), 16 Postwaggonkarten (je 4 in 4 Spielerfarben), 72 Basiskarten (je 24 in 3 Stapelfarben), 21 Spielendekarten, 12 Schaffner (je 3 in 4 Spielerfarben), 4 Lokomotiven (je 1 in 4 Spielerfarben), 24 Quader (je 6 in 4 Spielerfarben), 48 Münzen, 8 Lokomotiven- und 1 Konstantinopelplättchen, 4 Spielertableaus, 1 Zähltafel, 1 Startspielerplättchen, 1 Startspielerfigur, 1 Beiblatt und 1 Spielanleitung – außerdem …
Material der 5 Module: 120 Modulkarten (je 24 in 3 Stapelfarben), 4 „Wer ist der Mörder?“-Karten (für Modul C) und 26 Beweise (nur für Modul C).

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Für jede Partie werden immer das Basismaterial und das Material von 2 Modulen benötigt!!!

Die Basiskarten und die Karten von 2 Modulen werden nach ihren Farben bzw. Ziffern (grün = 1, blau = 2 und rot = 3) getrennt gemischt und verdeckt bereitgelegt und werden Aktionskarten genannt. Die Waggonkarten, Lokomotivenplättchen und Münzen werden ebenfalls sortiert bereitgelegt, sowie auch das Konstantinopelplättchen.

Jeder Spieler erhält 1 Spielertableau, 1 Münze, 3 Schaffner, 1 Lokomotive und 6 Quader einer Farbe, sowie 4 Postwaggonkarten und 2 0er-Waggons, die an die rechte Seite des Spielertablaus (oben und unten) angelegt werden und damit den Beginn von 2 Zügen bilden. 1 Schaffner kommt als Zählfigur auf das Feld „0/50“ der Zähltafel, die 6 Quader werden daneben bereitgelegt.
Die beiden restlichen Schaffner und die Lokomotive kommen auf die entsprechenden Felder des Spielertableaus (vor den beiden Zügen und die Lokomotive an den Start der Eisenbahnstrecke, von der ein Teil bereits am Tableau aufgedruckt ist).
Am Spielertableau gibt es 3 Spalten für Münzen – die Münze kommt auf das 1. freie Feld das am weitesten links am weitesten unten frei ist
Der Startspieler erhält zusätzlich die Startspielerfigur.

Die Spielendekarten werden gut gemischt und als Nachziehstapel bereitgelegt. Der Startspieler zieht davon eine Karte mehr als Spieler teilnehmen und sucht sich eine davon aus, die er verdeckt vor sich ablegt. Die restlichen Karten gibt er im Uhrzeigersinn weiter, wobei sich jeder Spieler eine Spielendekarte aussucht – die übrig gebliebene Karte wird wieder in den Stapel gemischt. Danach werden noch 4 Spielendekarte offen ausgelegt.

Nun werden vom Stapel „1“ der Aktionskarten 18 Karten in 3 Reihen mit je 6 Karten offen ausgelegt. Vor die erste Reihe kommt das Startspielerplättchen.

Das Spiel geht über 6 Runden, wobei eine Runde wie folgt abläuft:
Beginnend mit dem Startspieler müssen die Spieler entweder 1 Aktionskarte oder, wenn noch vorhanden, das Startspielerplättchen aus der Auslage nehmen. Dabei ist folgendes zu beachten:
  • Nimmt man eine Aktionskarte, kann man entweder die darauf angegebene Aktion(en) ganz oder teilweise ausführen, oder auf das Ausführen der Aktionskarte komplett verzichten – dann darf man dafür eine beliebige Aufwertung eines Waggons vorgenommen werden.
    Folgende Basis-Aktionen gibt es:
    • 0er-Waggon nehmen: der Spieler nimmt sich einen 0er-Waggon und verlängert damit entweder seinen oberen oder unteren Zug am Spielertableau.
    • einen Waggon aufwerten: der Spieler darf einen Waggon seiner beiden Züge um eine Stufe aufwerten – entweder genau wie auf der Aktionskarte vorgegeben von einer bestimmten Stufe auf eine andere, oder einen beliebigen Waggon um eine Stufe. Dabei ist wiederum folgendes zu beachten:
      • die Aufwertung muss der Reihe nach (0 – 1 – 2 – 4 – 7 – 12) erfolgen.
      • links von einem Waggon kann nie ein höherwertiger Waggon ausliegen – es muss also von links nach rechts aufgewertet werden.
    • Schaffner bewegen: der Spieler darf einen oder beide Schaffner entsprechend viele Schritte von links nach rechts über die Waggone bewegen.
    • Lokomotive bewegen: der Spieler darf die Lokomotive um die entsprechende Anzahl Schritte bewegen – dabei ist folgendes zu beachten:
      • bewegt sich die Lokomotive auf oder über eine Bonusstadt, darf der dort abgebildete Bonus ab sofort in jeder Wertung in beliebiger Reihenfolge in Anspruche genommen werden.
      • bewegt sich die Lokomotive auf oder über eine Punktestadt, erhält der Spieler einmalig und sofort die angegebenen Punkte.
    • Strecke erweitern: der Spieler darf mit der Aktionskarte die Strecke für seinen Zug erweitern.
    • Spielendekarte ziehen: der Spieler darf sich eine der ausliegenden Spielendekarten nehmen.
    • Münzen erhalten: der Spieler erhält die angegebene Anzahl Münzen und muss diese auf seinem Spielertableau ablegen, wobei immer am weitesten links am weitesten unten begonnen werden muss.

  • Nimmt man das Startspielerplättchen, legt man dieses vor sich ab und entfernt dafür die vorderste Aktionskarte der 1. Reihe – außerdem werden die auf dem Startspielerplättchen angegebenen Boni an die Spieler ausgeschüttet.

Ausgespielte Aktionskarten werden nachdem sie abgehandelt bzw. erfüllt wurden links neben dem Spielertableau abgelegt.
Wurden aus einer Reihe so viele Aktionskarten wie Spieler teilnehmen, werden die restlichen Karten dieser Reihe aus dem Spiel genommen.

Außerdem darf jeder Spieler jederzeit seine Münzen einsetzen, entweder kann er für 4 Münzen eine Spielendekarte kaufen, oder die Aktion der Spalte ausführen, aus der er die Münze von seinem Tableau entfernt. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten:
  • Spalte 1 (5 mögliche Münzen): einen 0er-Waggon nehmen.
  • Spalte 2 (5 mögliche Münzen): einen Schaffner bzw. die Lokomotive um eine Feld bewegen.
  • Spalte 3 (2 mögliche Münzen): eine beliebige Auswertung eines Waggons ausführen.

„Sonderkarten“:
Hat ein Spieler an einem seiner Züge 5 Waggons anliegen, muss als 6. Waggon einer seiner 4 Postwaggons angelegt werden – gleichzeitig darf er sofort den darauf angegebenen Bonus in Anspruche nehmen.
Hat ein Spieler an einem seiner Züge 9 Waggons anliegen, muss er als Abschluss des Zuges das oberste Lokomotivplättchen anlegen – gleichzeitig darf er sofort den darauf angegebenen Bonus (1 oder 2 beliebige Aufwertungen) in Anspruch nehmen.

Konstantinopel:
Betritt ein Spieler mit seinem Schaffner ein Lokomotivplättchen, so ist der Zug damit in Konstantinopel eingelangt und der Spieler darf einen seiner Quader auf das oberste freie Feld am Konstantinopelplättchen legen und erhält dafür die dort angegebene Anzahl an Siegpunkten. Es gibt für die ersten 3 Züge Bonuspunkte in Konstantinopel.

Wenn jeder Spieler 3mal an der Reihe war, ist eine Runde zu Ende – jetzt kommt es zum Startspielerwechsel, sofern das Startspielerplättchen gewählt wurde und es werden eventuell Spielendekarten nachgelegt. Nach der jeweils ersten Runde eines Aktionskartenstapels, werden erneut 18 Aktionskarten von diesem neu ausgelegt – ansonsten wird ein neuer Aktionskartenstapel begonnen.
Nach jeweils 2 Runden (sobald jeweils ein Aktionskartenstapel aufgebraucht ist) wird eine Wertung ausgeführt, die wie folgt abläuft:
  • Boni für die Strecke nehmen: der Spieler darf in beliebiger Reihenfolge die Boni aller Bonusstädte auf seiner Strecke nutzen, auf der seine Lokomotive steht bzw. an der sie bereits vorbeigefahren ist.
  • Punkte für die Züge nehmen: jeder Waggon bzw. jede Lokomotive auf der sich der Schaffner befindet bzw. schon darüber hinweggezogen ist, ist die aufgedruckte Anzahl an Siegpunkte wert.

Danach kann eine weitere Runde beginnen.

Spielende:
Das Spiel endet nach der 6. Runde – nach der 3. Wertung, nachdem die Schlusswertung wie folgt ausgeführt wurde:
  • jede Münze ist 1 Siegpunkt wert.
  • es gibt noch Siegpunkte für die Spielendekarten.

    Es gewinnt der Spieler, der die meisten Siegpunkte sammeln konnte – bei einem Gleichstand gewinnen alle daran beteiligten Spieler.

    Die Module:
    Im Spiel sind 5 Module vorhanden, wobei bei jeder Partei 2 beliebige zur Anwendung kommen.

    Folgende Module gibt es:
    Modul A – Die Aufträge:
    In diesem Modul gibt es fast nur Aufträge als zusätzliche Aktionskarten.

    Modul B – Berühmtheiten und Postkarten:
    Mit Berühmtheiten können die Werte einzelner Waggone verdoppelt werden – mit Postkarten die Boni, die auf der Strecke der Lokomotive ausgeschüttet werden.

    Modul C – Wer ist der Mörder:
    Mit diesem Modul wird im Spiel gleichzeitig auch ein Mordfall abgehandelt – einer der Spieler ist bzw. kann der Mörder sein und sollte sehen, dass er sich dabei so unverdächtig wie möglich verhält. Zu diesem Modul gehören 26 Beweise und 4 „Wer ist der Mörder=“-Karten.

    Modul D – Passagiere und Gepäck:
    In diesem Modul können nun auch Passagiere zusteigen und Gepäck eingeladen werden, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind.

    Modul E – Weichen und Mechaniker:
    Mit diesem Modul kommen Karten ins Spiel, die zwischen den beiden Zügen ausgelegt werden und – wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind – Vorteile bringen.

    Fazit:
    First Class ist ein ausgezeichnetes, spannendes und interessantes Kartensammel-, Aufbau-, Lauf- und Positionsspiel für Vielspieler, aber auch versiertere Familien- und Gelegenheitsspielern, wenn das Spiel erklärt wird.
    Dabei darf man sich auf keinem Fall von der 16-seitigen Anleitung und dem zusätzlichen 8-seitigen Beiblatt abschrecken lassen. In diesen wird der gesamte Spielablauf sehr übersichtlich und gut strukturiert erklärt. Es gibt viele Bilder und Beispiele – auf alles wird wirklich genau und ausführlich eingegangen, sodass nach dem Lesen der Anleitung keine Fragen oder Unklarheiten aufkommen bzw. übrig bleiben sollten.

    Im Spiel geht es dann darum, durch geschicktes Wählen und Nutzen von Aktionskarten, seine Züge möglich schnell auf- und auszubauen bzw. seine Lokomotive auf die Reise zu schicken, um damit an viele Siegpunkte zu kommen. Dabei soll man keines der Elemente außer Acht lassen und möglichst überall dabei sein, um auch bei den Wertungen möglichst viele Punkte zu erhalten.
    Wichtig ist dabei nicht nur der Ausbau alleine, sondern auch, dass der Schaffner über den Zug wandert, da Waggons erst Punkte bringen, wenn der Schaffner auf bzw. über sie drüber gelaufen ist.
    Das Gleiche gilt auch für die Eisenbahnstrecke, die man einerseits bauen, aber andererseits auch befahren muss, um in den Genuss der Boni bzw. Siegpunkte zu kommen, denn auch hier gilt: es zählt nur, wo sich die Lokomotive befindet bzw. worüber sie schon gefahren ist.

    Hier gilt es das richtige Mittelmaß zu finden und nebenbei auch noch darauf zu achten, dass man sich Aufträge und zusätzliche Spielendekarten holt und deren Bedingungen nebenbei erfüllt – den alles bringt Punkte, und die braucht man, um zumindest vorne mit dabei zu sein.

    Dies alleine würde schon ausreichen, um lange mit diesem Spiel beschäftigt zu sein, aber nicht genug damit, gibt es auch noch 5 verschiedene Module, wobei man 2 davon immer mit ins Spiel nehmen muss und die dann den Schwerpunkt auf bestimmte Elemente bzw. Aufgaben oder Abläufe lenken.
    Zum Eingewöhnen sind die Module A und B angeraten, ob so wirklich das Augenmerk auf die wesentlichen Dinge und Abläufe im Spiel richten zu können. In weiterer Folge kann man dann die Module beliebig zusammenstellen (immer 2), wobei uns das Modul C („Wer ist der Mörder?“) sehr gut gefällt und schon jede Menge Spaß und Spannung bereitet hat. Hier muss man sich nur im Klaren sein, dass ein Spieler (der, der am verdächtigsten ist), das Spiel nicht gewinnen kann, auch wenn er die meisten Siegpunkte sammeln sollte …

    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und hat eine Spieldauer von ca. 20 Minuten je Spieler – wobei man bei den ersten Partien ruhig etwas mehr Zeit einplanen sollte. Die Zeit selbst vergeht dann aber wie im Flug, da man dauernd ins Spiel miteingebunden ist. Das Spiel funktioniert auch in allen Besetzungen sehr gut …

    Das Spielmaterial besteht – wie bei Hans im Glück schon üblich – aus atmosphärisch illustrierten Spielplänen, Karten und funktionellen und handlichen Plättchen und Figuren aus Holz. Es macht Spaß sich an das Spiel zu setzen und damit zu Werke zu gehen.
    Alles kann in der Schachtel gut untergebracht werden – es gibt ein paar Fächer und genügend Zipp-Tütchen um das Material gut zu verstauen.
    Der Platzbedarf ist mittelgroß – man sollte sich schon etwas ausbreiten können …

    Uns hat First Class von Anfang an sehr gut gefallen und ist sofort zu einem unserer Lieblingsspiele ausgestiegen, die wir einstweilen an keinem unserer Spieleabende missen wollen. Das Modul C („Wer ist der Mörder?“) kommt dabei bei uns sehr regelmäßig mit ins Spiel – es gehört einfach zum „Orient Express“ dazu.

    Wer Spiele mag, in denen sich viel tut und bei denen man viele Möglichkeiten und Wege hat, um an Siegpunkte und so an den Sieg zu kommen, sollte sich First Class auf alle Fälle ansehen, um ja nicht ein „Highlight“ dieser Art zu versäumen. Außerdem ist der Wiederspielreiz durch die verschiedenen Module, die man beliebig ein- und zusammensetzen kann, sehr hoch, sodass man meist nicht nach einer Partie aufhört, sondern eine weitere anhängt – oder es sogar auch zu einem alleinigen „First Class“-Abend kommen kann … Unbedingt ausprobieren!!!

    Vielen Dank an HANS IM GLÜCK für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars