Spielbesprechung von Györög Kurt
Imhotep
20.05.2016

von Phil Walker-Harding
Kosmos
für 2 – 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Imhotep war der erste und berühmteste Baumeister Ägyptens. Er gilt als eines der ersten Universal-Genies der Menschheitsgeschichte. So soll er für den Bau der allerersten Pyramide Ägyptens verantwortlich sein – der Djoser-Pyramide in Sakkara. Kannst du es Imhotep gleichtun und Monumente für die Ewigkeit erschaffen? Dafür benötigst du Steine, die du mit Booten zu verschiedenen Orten bringst. Doch du bestimmst nicht alleine, wohin die Boote mit deinen Steinen fahren. Deine Mitspieler haben eigene Pläne und wollen deinen Erfolg verhindern. Ein heftiger Wettstreit um die wertvollsten Stein-Lieferungen entfacht. Nur mit der richtigen Taktik und etwas Glück kannst du erfolgreich sein.“

Imhotep – Baumeister Ägyptens …

Spielmaterial:
120 Steine (je 30x in schwarz, weiß, braun und grau), 5 Orts-Tafeln (jeweils mit einer A- und B-Seite), 1 Wertungs-Tafel, 8 Boots-Plättchen, 4 Vorrats-Plättchen (in schwarz, weiß, braun und grau), 21 Runden-Karten, 34 Markt-Karten und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Die 5 Ortstafeln werden mit einer beliebigen Seite offen in die Tischmitte gelegt. Daneben werden die Wertungs-Tafel und die Boots-Plättchen bereitgelegt. Von den Rundenkarten werden die 7 (der Spieleranzahl entsprechenden Karten) genommen, gemischt und als Stapel bereitgelegt – 1 Karte davon wird mit den restlichen Karten in die Schachtel zurückgelegt). Die Markt-Karten werden gut gemischt und als Nachzieh-Stapel neben der Orts-Tafel „Markt“ bereitgelegt.

Jeder Spieler erhält eine Vorrats-Tafel in seiner Farbe und einen farblich passenden Stein, den er auf das Feld „0“ der Wertungs-Tafel legt. Die restlichen Steine werden als allgemeiner Vorrat bereitgelegt.
Der Startspieler nimmt sich von diesen 2 Steine seiner Farbe und legt diese auf seine Vorrats-Tafel, der nächste Spieler erhält jeweils 1 Stein mehr (seiner Farbe) als sein Vorgänger und legt diese ebenfalls auf seine Vorrats-Tafel.

Das Spiel geht über 6 Runden, wobei eine Runde wie folgt abläuft:
1. Runden-Karte aufdecken:
Die oberste Runden-Karte wird aufgedeckt und zeigt an, welche 4 Boote für diese Runde zur Verfügung stehen. Die entsprechenden Boote werden genommen und neben den ausgelegten Orts-Tafeln abgelegt.

Die Boote haben jeweils Platz für 1 bis 4 Steine – außerdem ist auf ihnen angegeben, ab welcher Steinanzahl die Boote abfahren können bzw. dürfen.

2. Markt-Karten aufdecken:
Die obersten 4 Markt-Karten werden aufgedeckt und offen auf die Orts-Tafel „Markt“ gelegt.

3. Aktionen ausführen:
Wer an der Reihe ist, muss eine der folgenden 4 Aktionen ausführen:
  • Neue Steine besorgen: der Spieler nimmt sich bis zu 3 Steine seiner Farbe aus dem allgemeinen Vorrat und legt diese auf seine Vorrats-Tafel. Dabei ist zu beachten, dass die Vorrats-Tafel maximal Platz für 5 Steine bietet.
  • 1 Stein auf ein Boot platzieren: der Spieler nimmt einen Stein von seiner Vorrats-Tafel und legt diesen auf ein beliebiges freies Feld auf einem Boot, das noch nicht an einem Ort angelegt hat.
  • 1 Boot zu einem Ort fahren: der Spieler darf mit einem beliebigen Boot (dessen Mindestvorgabe an Steinen erfüllt ist) an einem beliebigen Ort (an dem noch kein Boot angelegt hat) das Boot anlegen und die Steine entladen – die Steine müssen dabei einzeln, von vorne nach hinten, entladen und auf dem Ort abgelegt werden.
    Folgende Orte sind im Spiel:
    • Markt – Seite A: für jeden Stein, dem man hier abliefert, darf man sich eine Karte aus dem Markt nehmen und offen vor sich ablegen. Folgende Karten gibt es:
      • „Eingang“, „Sarkophag“, „Gepflasterter Pfad“ (je 2x): der Spieler setzt sofort 1 seiner Steine aus dem Vorrat auf den entsprechenden Ort.
      • „Pyramiden-Verzierung“, „Tempel-Verzierung“, „Grabkammer-Verzierung“, „Obelisken-Verzierung“ (je 2x): der Spieler erhält bei Spielende 1 Punkt für je 3 Steine (eigene und fremde addiert), die sich dann am entsprechenden Ort befinden.
      • „Statue“ (10x): am Spielende erhält man – je nach Anzahl der gesammelten „Statuen“ Siegpunkte.
      • „Hebel“ (2x): fahre 1 Boot zu einem Ort. Bestimme selbst die Reihenfolge beim Abladen der Steine.
      • „Hammer“ (2x): hole dir 3 Steine aus dem Steinbruch und lege sie auf dein Vorrats-Plättchen. Platziere anschließend 1 Stein von deinem Vorrats-Plättchen auf 1 Boot.
      • „Segel“ (3x): platziere 1 Stein auf 1 Boot und fahre dieses Boot zu einem Ort.
      • „Meißel“ (3x): platziere 2 Steine auf 1 Boot oder je 1 Stein auf 2 Booten.
    • Pyramide – Seite A: für jeden Stein, den man hier abliefert, bekommt man sofort die auf dem entsprechenden Feld angegebene Anzahl an Punkten.
    • Tempel – Seite A: für jeden hier abgelieferten Stein, der am Ende der jeweiligen Runde von oben sichtbar ist, erhält der Spieler 1 Punkt.
    • Grabkammer – Seite A: am Ende des Spieles bekommt man hier, je nach Größe der zusammenhängenden Steine, Punkte.
    • Obelisken – Seite A: am Ende des Spieles gibt es Punkte, je nach Höhe des gebauten Obelisken.
    • Markt – Seite B: funktioniert wie Seite A, nur das auf einem Marktfeld 2 verdeckte Karten ausliegen, von denen man sich dann eine wählen kann, wenn man sich für dieses Feld entscheidet.
    • Pyramide – Seite B: im Gegensatz zu Seite A ist hier nicht vorgegeben, in welcher Reihenfolge die Steine in die Pyramiden eingebaut werden müssen.
    • Tempel – Seite B: am Ende der Runde gibt es unterschiedliche Boni für jeden Stein, der von oben sichtbar ist.
    • Grabkammer – Seite B: am Ende des Spieles gibt es Punkte für die Mehrheit in den 3 Reihen.
    • Obelisken – Seite B: jeder hier abgelieferte Stein kommt zuerst auf ein Feld der passenden Farbe und erste wenn der 3. Stein einer Farbe abgeliefert wird, werden die Steine sofort gewertet und der Spieler bekommt so viele Punkte, wie auf dem Feld angegeben ist, auf das die Steine gelegt werden.
  • 1 blaue Markt-Karte spielen: der Spieler darf (sofern er eine entsprechende Karte besitzt) nun eine seiner blauen Markt-Karten ausspielen und ausführen. Pro Spielzug darf aber nur eine dieser Karten gespielt werden.

Die Runde endet, sobald das letzte Boot an einem Ort angelegt hat und entladen wurde.
Nun wird der Tempel gewertet und die Boote zu den restlichen Booten zurückgelegt. Am Markt übrig gebliebene Karten werden abgeworfen – und eine neue Runde kann beginnen.

Spielende:
Das Spiel endet nach der 6. Runde und es kommt zur Endwertung, bei der nun auch noch die restlichen Orte entsprechend ausgewertet werden. Nachdem dann auch noch die Punkte für blaue Markt-Karten auf der Hand (je 1 Punkt) und die Punkte für die „Verzierungen“ und „Statuen“ vergeben wurden, ist das Spiel zu Ende und es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler mit mehr Steinen auf seinem Vorrats-Plättchen – ansonsten gibt es mehrere Gewinner.

Variante: Der Zorn des Pharao:
In dieser Variante werden Spieler bestraft, wenn sie sich im Laufe des Spieles nicht am Bau aller 4 Monumente beteiligen. Für jedes Monument, an dem man sich nicht beteiligt hat, werden dem Spieler 5 Punkte abgezogen.

Fazit:
Imhotep ist ein sehr tolles und interessantes Positions-, Mehrheiten- und Aufbau spiel für die ganze Familie.
Es ist aber auch ein Spiel, das vom Ablauf her sehr schnell und einfach zu erklären ist, aber man mit jedem Spieler immer wieder auf neue Möglichkeiten stoßt, die man ausprobieren möchte. Legt man sein Hauptaugenmerk auf das Sammeln und Punkten mit „Statuen“ oder schaut man doch, dass man in der Grabkammer die meisten Punkte herausholt. Spezialisiere ich mich, oder versuche ich bei allen „Baustellen“ dabei zu sein (was besonders in der Variante „Der Zorn des Pharaos“ wichtig sein kann).
Versuche ich mir, wenn kleine Boote vorhanden sind, mir eines zu schnappen und alleine an einen Ort zu fahren und dort zu Punkten, oder ist es für mich wichtiger, immer auch auf allen Booten vertreten zu sein, egal wer damit dann auch wohin auch immer fährt?
Hier die Übersicht zu behalten und sich seinen Vorteil für die jeweilige Taktik auszurechnen ist gar nicht so einfach, macht aber auf alle Fälle Spaß …

Natürlich sollte man dabei auch immer seine Mitspieler im Auge behalten, um dann zur rechten Zeit mal ein Boot mit ihren Steinen an einen Ort fahren zu lassen, an dem ihnen die Steine gar nichts oder nur sehr wenig bringen. Vor allem sollte man darauf schauen, dass man selbst immer dabei ist, wenn andere die Boote ablegen lasse – sodass man nirgends das Nachsehen hat, sofern das möglich ist ;)

Oft ist es auch wichtig und interessant einen Zug mal abzuwarten (sich einfach nur Steine zu holen), um bestimmte Entscheidungen an die Mitspieler abzugeben – ein andermal sollte man auch mal mit einem Boot abfahren, auch wenn man selbst gar nicht darauf vertreten ist, wenn dadurch die anderen Spieler keinen Vorteil davon haben.
In diesem Zusammenhang sind auch die „blauen Markt-Karten“ nicht außer Acht zu lassen, da diese neben den Vorteilen, die sie dem Spieler bringen, auch dazu geeignet sind, mal einen Zug zu pausieren und abwarten zu können, was denn die anderen Mitspieler machen oder planen.

Vorausschauendes Spiel ist hier auch wichtig, da man die Steine beim Einladen in die Boote auf jeden beliebigen freien Platz platzieren darf, diese dann aber der Reihe nach entladen werden. Damit kann man sich durchaus auch mal Punkte sichern, da man in der Pyramide ein höherwertiges Feld belegt bzw. in der Grabkammer die Steine zusammenhängend platziert …

Viel gibt es zu beachten und viel gibt es zu tun – und genau das alles machte den Reiz und den Spaß von Imhotep aus.

Die Spielanleitung besteht zwar auch 12 Seiten, vieles davon dient aber nur der ausführlichen Beschreibung und Erklärung der einzelnen Orte (A- und B-Seite) und der Markt-Karten. Das eigentliche Spiel wird auf 2 Seiten erklärt und ist auch sehr einleuchtend und leicht zu erlernen, sodass es zu keinen Fragen oder Unklarheiten kommen sollte.

Das Spielmaterial besteht aus sehr schönen, großen und handlichen Würfeln aus Holz und mit denen die Bauten an den Orten wirklich plastisch erstellt werden (Pyramide, Obelisken und Tempel) – einzig als Punktezähler sind sie dann doch etwas zu groß und damit unhandlich, was aber nicht wirklich stört sondern nur angemerkt sein will …
Alles wird in der für Kosmos üblichen großen Schachtel untergebracht, die aber durchaus auch etwas kleiner ausfallen hätte können.

Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen wirklich sehr gut. Die Spieldauer ist mit ca. 40 Minuten angegeben und sollte auch mit einer kurzen Erklärung machbar sein. Auf alle Fälle ist die Spieldauer angenehm kurz, sodass man jederzeit eine Revanche bzw. weitere Partie anhängen kann – und man sicherlich auch gerne spielen wird.

Uns hat Imhotep sehr gut gefallen und schon jede Menge interessanter und spannender Stunden bereitet. Es mach Spaß mit denen Steinen an Pyramiden und Tempeln, sowie Grabmauern und Obelisken zu bauen – und jeder der auch Spaß an solchen Spielen hat, sollte sich Imhotep mal näher ansehen … es zahlt sich aus …

Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars