Spielbesprechung von Györög Kurt
Elysium
16.06.2017

von Matthew Dunstan & Brett J. Gilbert
Space Cowboys / Asmodee
für 2 - 4 Spieler
ab 14 Jahren

„Als Halbgott mit Ambitionen versuchst du dir einen Platz auf dem Gipfel des Olymp zu sichern. Heuere Helden an, erwirb Artefakte und stelle dich heroischen Aufgaben, um in die Mythologie einzugehen.
Während der fünf Epochen des Spiels wirst du machtvolle Kartenkombinationen bilden und sie anschließend wieder zerstören, da die Karten in dein Elysium übergehen müssen, um dir Siegpunkte einzubringen.“


Elysium – werde vom Halbgott zum Mythos …

Spielmaterial:
168 Familienkarten (je 8 Familien mit 21 Karten), 1 Tempel (bestehend aus 1 Dreiecksgiebel [doppelseitig] und 1 Unterbau), 1 Orakel, 16 Säulen (je 4x in gelb, blau, grün und rot mit Aufkleber), 6 Aufgaben-Plättchen, 4 Zugreihenfolge-Scheiben, 1 Epochenmarker, 12 Ringe (für einmalige Effekte), 4 Spielertableaus, 4 Spielhilfe-Karten, 19 Bonusplättchen (für Mythen eines Ranges: je 3 Plättchen für Rang 1, 2 und 3), 16 Plättchen (für Familienmythos: je 2 für jede Familien), 40 Goldmünzen (25x 1 und 15x 5), 25 Ehrenpunktplättchen (15x 1 und 10x 5), 45 Siegpunktplättchen (25x 1 und 20x 5), 1 Heft mit Erläuterungen (zu den Karten) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Der Dreiecksgiebel wird an den Rand der Spielfläche gelegt, darunter kommen die der Spieleranzahl entsprechenden Aufgabenplättchen (in aufsteigender Reihenfolge) – der „Tempel“ wird dann mit dem Unterbau abgeschlossen.
Jedes Aufgaben-Plättchen zeigt eine Zugreihenfolge und wie viel Gold, Siegpunkte bzw. „Übergänge“ der Spieler dafür erhält.
Der Epochenmarker kommt auf das Feld „1“ der Epochenleiste – alle Goldmünzen, Siegpunkte und Ringe werden als allgemeiner Vorrat bereitgelegt.

Jeder Spieler erhält ein Spielertableau, das er vor sich auf den Tisch legt – der Platz oberhalb des Spielertableaus wird als „Sphäre“ bezeichnet – der Platz unterhalb als „Elysium“.
Die, der Spieleranzahl entsprechenden Zugreihenfolge-Scheiben werden beliebig an die Spieler verteilt und von diesen seitlich an ihr Spielertableau angelegt. Der Spieler mit der Scheiben „1“ wird auch gleichzeitig zum Startspieler der ersten Epoche.
Außerdem erhält jeder Spieler 4 Gold und je 1 Säule jeder der 4 Farben, sowie so viele Siegpunkte wie die Zahl auf seiner Zugreihenfolge-Scheibe vorgibt – und legt diese auf sein Spielertableau.

Nun werden 5 der 8 Familien ausgewählt und die Karten gut zusammengemischt. Diese bilden einen verdeckten Nachziehstapel, der gut erreichbar in die Tischmitte gelegt wird. Von diesen Karten werden 1 Karte mehr als das Dreifache der Spieleranzahl gezogen und offen unter dem Tempel ausgelegt.
Jede Karte zeigt oben links ihren Rang (1, 2 oder 3) und gleich darunter die Familie, sowie oben rechts, welche Säulen noch im Besitz des Spielers sein müssen, damit diese Karten gewählt werden darf.
Mittig links zeigt ein Aktivierungssymbol, wann und wie der Karteneffekt – der unten auf der Karte angegeben ist – ausgelöst wird:
  • Sofort: der Effekt muss sofort genutzt werden, wenn die Karte genommen wird.
  • Dauerhaft: der Effekt ist permanent aktiv, solange die Karte in der Sphäre des Spielers liegt.
  • Einmalig: diese Karte wird nach dem Erhalt mit einem Ring bestückt – der Effekt kann einmal im Spiel genutzt werden (dann wird der Ring wieder entfernt), solange die Karte in der Sphäre des Spielers liegt.
  • Aktivieren: die Karte kann einmal pro Epoche genutzt werden und wird dann zur Seite gedreht, um anzuzeigen, dass sie für diese Epoche schon „verbraucht“ ist.
  • Eleusis-Symbol: diese Karten benötigen weitere Eleusis-Karten, damit sie ausgeführt werden dürfen.
  • Mythos: Effekt dieser Karten können in Phase 3 genutzt werden.
  • Chronos: diese Karten müssen Teil eines Mythos sein um bei Spielende zusätzliche Siegpunkte zu bringen.
Auf jeder Kartenrückseite ist ein „Bürger“ abgebildet.

Die zu den gewählten Familien gehörigen Bonusplättchen für Familienmythen und die Bonusplättchen für die Mythen eines Ranges werden bereitgelegt.

Ist die Familie Apollo im Spiel, wird auch das Orakel bereitgelegt – hier werden dann 4 Karten vom Nachziehstapel offen unter das Orakel gelegt und geben immer einen Ausblick auf zukünftige Karten, die in der nächsten Epoche ins Spiel kommen.
Ist die Familie Ares im Spiel, werden auch die Ehrensiegpunkt-Plättchen im allgemeinen Vorrat bereitgelegt.

Das Spiel geht über 5 Epochen, jede Epoche ist in die folgenden 4 Phasen unterteilt:
Phase 1: Erwachen: entfällt in der 1. Epoche
Alle noch in der Tischmitte ausliegenden Karten werden abgelegt und neue Karten vom Nachziehstapel gezogen und wieder in der Tischmitte ausgelegt – und zwar 1 Karte mehr als das Dreifache der Spieleranzahl.

Ist die Familie Apollo im Spiel, werden zuerst alle Karten unter dem Orakel in der Tischmitte ausgelegt und danach auf die volle Zahl ergänzt und danach wieder 4 Karten offen unter das Orakel gelegt – die wiederum eine Vorschau auf die nächste Epoche bilden.

Phase 2: Aktionen: entfällt in der 1. Epoche
Beginnend mit dem Startspieler werden nun 4 Aktionsrunden gespielt, in der der Spieler entweder 1 Aufgaben-Plättchen oder 1 Familienkarte nehmen muss. Dabei ist folgendes zu beachten:
  • in den 4 Runden muss der Spieler genau 1 Aufgaben-Plättchen und 3 Familienkarten nehmen.
  • um etwas nehmen zu dürfen, muss der Spieler die über dem Aufgaben-Plättchen bzw. auf der Familienkarte angegebene(n) farblich passende(n) Säule(n) noch auf seinem Spielertableau stehen haben.
  • nachdem der Spieler sich ein Aufgabenplättchen bzw. eine Familienkarte genommen hat, muss er genau 1 beliebige seiner Säulen ablegen.
  • ein Aufgaben-Plättchen wird neben dem Spielertableau abgelegt – eine Familienkarte kommt immer in die Sphäre des Spielers (oberhalb seines Spielertableaus).
  • muss ein Spieler 1 Aufgaben-Plättchen nehmen, hat aber die benötigte Säule nicht mehr auf seinem Spielertableau, muss der Spieler aussetzten und sich zum Schluss eine der verbliebenen Aufgaben-Plättchen nehmen – dieses aber umgedreht neben sein Spielertableau legen (es stehen im somit weniger Möglichkeiten zur Verfügung = unvollendete Aufgabe).
  • muss ein Spieler 1 Familienkarte nehmen, hat aber die benötigte Säule(n) nicht mehr auf seinem Spielertableau, muss der Spieler die oberste Karte vom Nachziehstapel nehmen und als „Bürger“ in seine Sphäre legen. Es ist nicht erlaubt, einen „Bürger“ zu nehmen, wenn es noch eine andere Möglichkeit eine Familienkarte oder ein Aufgaben-Plättchen zu nehmen.

Während seines Zuges darf der Spieler jederzeit Effekt seiner Karten (laut Aktivierungssymbol) nutzen.

Phase 3: Bilden der Mythen:
In der Phase wird zuerst die Spielerreihenfolge gemäß den genommenen Aufgaben-Plättchen neu vergeben – Spieler mit unvollendeten Aufgaben erhalten automatisch die Zugreihenfolge-Scheiben mit der höchsten Zahl, gibt es mehrere Spieler mit unvollendeten Aufgaben, bleibt innerhalb dieser die Reihenfolge gleich.

Dann erhalten die Spieler die auf den Reihenfolge-Scheiben angegebene Anzahl an Gold und Siegpunkte, die sie auf ihr Spielertableau ablegen.

Abschließend lassen die Spieler nun in der neuen Zugreihenfolge Karten von der Sphäre in ihr Elysium übergehen – die maximale Anzahl ist der „Übergänge“ ist auf der jeweiligen Reihenfolge-Scheibe vorgegeben. Außerdem ist dabei folgendes zu beachten:
  • es können in dieser Phase noch Effekte von Karten mit dem Aktivierungssymbol „Mythos“ bzw. „Dauerhaft“ genutzt werden.
  • der Übergang einer Karte ins Elysium kostet so viel Gold, wie ihr Rang angibt.
  • jede Karte, die ins Elysium übergeht, muss einem Mythos zugeordnet werden:
    • Mythos eines Ranges: bestehen aus gleichrangigen Karten, die aber von unterschiedlichen Familien kommen müssen – ein Mythos eines Ranges kann maximal aus 5 Karten bestehen.
    • Familienmythos: besteht aus Karten derselben Familie, müssen aber unterschiedliche Ränge aufweisen – ein Familienmythos kann maximal aus 3 Karten bestehen.
  • "Bürger" können jedem beliebigen Mythos (als Joker) zugeordnet werden, bringen aber bei Spielende 2 Minuspunkte. Die Kosten eines „Bürgers“ entsprechend dem Rang, den sie als „Joker“ einnehmen.
  • der erste Spieler, der einen Familienmythos vollendet, erhält das entsprechende Bonusplättchen mit 5 Siegpunkten, der 2. Spieler das Bonusplättchen mit 2 Siegpunkten.
  • der erste Spieler, der einen Mythos eines Ranges mit mindestens 2 Karten besitzt, nimmt sich das entsprechende Bonusplättchen – dieses kann ihm jederzeit wieder von einem Spieler abgenommen werden, wenn es diesem gelingt mehr von Karten in seinem Mythos eines Ranges zu sammeln.


Haben alle Spieler ihre Übergänge abgeschlossen, nehmen sie sich wieder ihre 4 Säulen und stellen diese auf ihre Spielertableau zurück. In der abgelaufenen Epoche aktivierte Karten werden wieder senkrecht gestellt und der Epochenmarker und ein Feld weitergeschoben.

Nun kann die neue Epoche beginnen.

Spielende:
Das Spiel endet nach der 5. Epoche mit einer Endwertung:
  • alle Karten aus allen Sphären bzw. einzelne Mythenkarten werden auf einen Ablagestapel gelegt.
  • nun können Chronos-Effekt für zusätzliche Siegpunkte genutzt werden.
  • jeder Familienmythos bringt bei 2/3 Karten 3/6 Siegpunkte.
  • jeder Mythos eines Ranges bringt bei 2/3/4/5 Karten 2/4/8/12 Siegpunkte.
  • ist die Familie Ares im Spiel, erhält der Spieler mit den meisten Ehrenpunkten 16 Siegpunkte, der nächste Spieler 4 und der wiederum nächste Spieler 2 Siegpunkte.
  • jeder Spieler verliert für jeden „Bürger“ im Elysium 2 Siegpunkte.

    Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt das Spiel – bei einem Gleichstand der Spieler mit mehr Gold. Bei einem erneuten Gleichstand teilen sich die beteiligten Spieler den Sieg.

    Fazit:
    Elysium ist ein äußerst interessantes und spannendes Kartensammel-, -aufbau- und –mehrheitenspiel für versiertere Spieler bzw. geübte Familien- bzw. Gelegenheitsspieler.
    Im Spiel geht es darum, durch geschickten Einsatz seiner Säulen und den Effekten der gekauften Karten, Karten einer Familie bzw. eines Ranges zu sammeln und in sein Elysium zu bringen. Dabei ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt für den Übergang seiner Karten zu finden, vor allem bei Karten, die einem einen permanenten Effekt bringen.
    Auch muss bzw. sollte man auf sein Gold achten, denn jeder Übergang ins Elysium kostet – und diese Gold muss erstmal verdient bzw. erworben werden.

    Hauptsächlich kommt man aber durch die Aufgaben-Plättchen an Gold, an die begehrten Siegpunkte und die „Übergänge“, mit denen man Karten aus der Sphäre in das Elysium verschieben darf. Da dadurch auch gleichzeitig die Spielerreihenfolge geregelt wird, ist immer wieder zu überlegen, ob man lieber früher an der Reihe ist, dafür aber weniger Gold und „Übergänge“ bekommt, oder man mehr Gold und „Übergänge“ gegen einen späteren Platz in der Spielerreihenfolge eintauscht. Wichtig ist, dass die neue Spielerreihenfolge dann aber schon ab Phase 3 gilt.
    Noch wichtiger ist es aber darauf zu achten, dass man überhaupt an eine Aufgabe kommt, denn wenn man keine passende Säule mehr im Vorrat hat, wird man Letzter und bekommt nur 1 Gold und 1 „Übergang“, was tunlichst vermieden werden soll. Richtiges Timing ist hier sehr von Bedeutung …

    Das gleiche bzw. ähnliches gilt für die Familienkarten: einerseits ist es zwar gut, wenn man einen „Bürger“ als Joker erhält, um damit vielleicht einen seiner Mythos zu vervollständigen, andererseits zählt dieser „Bürger“ aber auch 2 Minus-Siegpunkte bei Spielende und muss außerdem beim „Übergang“ voll bezahlt werden – hier sollte man wirklich sehr gut abwägen, ob man dies in Kauf nehmen möchte, so verlockend ein „Joker“ auch klingen mag.

    Auch muss man den richtigen Zeitpunkt finden, wann man Familienkarten ins Elysium übergehen lässt, vor allem bei solchen, die einen permanenten Effekt zur Verfügung stellen. Ein vollendeter Mythos kann nämlich Bonuspunkte bringen, die auch nicht außer Acht gelassen werden sollten …

    Bei all diesen Überlegungen, die auch den Reiz dieses Spieles ausmachen, muss man auch immer vorausschauend spielen und vor allem die „Bedingungen“ (= Säulen) im Auge behalten, die man für weitere Karten bzw. für das Aufgaben-Plättchen benötigt. Dabei ist nicht zu vergessen: es kann nach einer Aktion jede beliebige Säule abgelegt werden – egal ob sie für die aktuelle Karte bzw. Aufgabe benötigt wurde, oder nicht. Auch darf kein Spieler die gleiche Karten mit der gleichen Bezeichnung 2mal in seiner Sphäre ausliegen haben – im Elysium ist dies egal …

    All dies geschickt und taktisch unter einen Hut zu bringen, macht den Reiz und den Spaß in diesem Spiel aus …

    Die Anleitung zum Spiel besteht aus einem 12-seitigen Heftchen, indem alles ausführlich, übersichtlich und gut strukturiert erklärt und beschrieben wird. Es gibt genügend Bilder und Beispiele, sodass eigentlich keine Fragen oder Unklarheiten aufkommen sollten.

    Das Spielmaterial besteht aus sehr stimmig illustrierten und funktionellen Karten, sowie Markern, Scheiben, Ringen und Plättchen aus kompakten Karton. Alles ist in einer großen Schachtel untergebracht, in der sich ein wirklich durchdachtes Inlay befindet. Jedes Teil, jede Karte hat seinen Platz und wird in diesem auch sicher verstaut – hier könnten sich viele Spielerhersteller ein Beispiel nehmen.

    Das Spiel ist für 2 – 4 Spieler ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut – und hat jedoch das Spiel in größerer Besetzung viel Spaß gemacht. Die Spieldauer ist mit ca. 1 Stunde angegeben – für das erste Spiel sollte man aber doch etwas mehr Zeit einplanen.

    Uns hat Elysium sehr gut gefallen und schon so manche spannende und interessante Stunden beschert. Aufgrund der vielen Familien, die im Spiel enthalten sind und das Tatsache, dass jeweils immer nur 5 ins Spiel kommen, gibt es eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten, die sich dann jedes Mal auch anders Spielen. Mal gibt es mehr Punkte zu sammeln, mal ist das Spiel interaktiver, mal weniger – ein hoher Wiederspielreiz ist somit auf alle Fälle gegeben …
    Spieler die Spieler dieser Art mögen, sollte sich Elysium unbedingt ansehen und zur Probe spiele – es zahlt sich aus …

    Vielen Dank an SPACE COWBOYS/ASMODEE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars