Spielbesprechung von Györög Kurt
Glück Auf – Das große Kartenspiel
24.03.2017

von Wolfgang Kramer und Michael Kiesling
Pegasus Spiele
für 2 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„Essen, im 19. Jahrhundert: Taucht ein in die Welt des Kohleabbaus. Nutzt Loren, um das schwarze Gold aus euren Minen zu holen und auf Güterzüge zu verladen. Doch nur, wenn ein Güterzug auch mit einer Lokomotive und einem passenden Auftrag ausgestattet ist, kann die Kohle ausgeliefert und zu Siegpunkten gemacht werden. Das ist einfacher gesagt als getan, da ihr eure begrenzten Arbeiter geschickt einsetzen müsst, um alle Aufgaben zu meistern. Am Ende gewinnt, wer die wertvollsten Aufträge erfüllen und diese zusätzlich mit passenden Anteilen und Geschäftszielen aufbessern konnte.“

Also dreimal in die Hände gespuckt und los geht‘s! Glück auf!“

Spielmaterial:
4 Spielerablagen, 7 Schichtmarker, 1 Wertungsblock, 40 Arbeiterkarten (je 10 in 4 Farben), 28 Auftrags-, 24 Anteils-, 40 Loren-, 40 Waggon- und 24 Lokkarten, 18 Geschäftsziel-, 16 Innovations- und 5 Aktionskarten und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Alle Karten werden nach ihrer Art sortiert und als einzelne Kartenstapel als „allgemeine Kartenauslage“ mit einer oberen und unteren Kartenreihe ausgelegt:
Obere Kartenreihe: 2 Stapel mit Lorenkarten (ziemlich gleich groß, gemischt und offen), 2 Stapel mit Waggonkarten (ziemlich gleich groß, gemischt und offen), 1 Stapel mit Lokomotivkarten (gemischt und offen) und 1 Stapel Auftragskarten (gemischt und offen).
Untere Kartenreihe: die 5 Aktionskarten („Freie Wahl“, „Ausliefern“, „Fördern 0/1“, „Fördern 1/2“ [wird im Spiel zu zweit nicht verwendet] und „Fördern 2/3“), 1 Stapel Geschäftszielkarten (gemischt und offen), 1 Stapel Innovationskarten (gemischt und offen) und 1 Stapel Anteilskarten (gemischt und offen).
Die Schichtmarker werden nach ihren Zahlen sortiert (zu dritt: muss der Schichtmarker mit der 7 und zu viert: müssen die Schichtmarker mit der 6 und der 7 entfernt werden) und auf die Karte „Fördern 0/1“ gelegt – sie geben die zu spielenden Runden vor.

Jeder Spieler erhält 1 Spielerablage, die er vor sich ablegt und 10 Arbeiterkarten (zu zweit: muss jeder Spieler seine 4er- und 5er-Arbeiterkarte und zu dritt: nur seine 5er-Arbeiterkarte entfernen).

Das Spiel geht über mehrere Runden – wer an der Reihe ist führt seinen Zug wie folgt aus:
1. Arbeiter einsetzen oder passen:
Der Spieler wählt einen Kartenstapel bzw. eine Aktionskarte aus der oberen oder unteren Reihe aus, indem er eine bestimmte Anzahl an Arbeiter zu ihr legt. Der erste Spieler der eine Aktion ausführen will, muss genau 1 Arbeiter zum Stapel oder zur Aktion legen, jeder weitere Spieler muss genau um 1 Arbeiter mehr, als der Spieler vor ihm, usw. – kann nicht die exakte Zahl gelegt werden oder will der Spieler das nicht, muss er passen und aus der laufenden Runde aussteigen.

2. Aktion ausführen:
Der Spieler nimmt eine entsprechende Karte oder führt die entsprechende Aktion aus:
  • Lorenkarten: der Spieler nimmt die oberste Lorenkarte und legt diese offen in die Förderreihe seines Ablagetableaus auf der linken Seite (mit Vertiefung).
  • Waggonkarte: der Spieler nimmt die oberste Waggonkarte und legt diese offen an eines der 3 Gleise auf der rechten Seite des Ablagetableaus, wobei das Wappen auf dem Waggon angibt, zu welchem Anschluss – das Wappen muss mit dem Wappen am Gleis übereinstimmen – Joker-Waggons können an jedes Gleis gelegt werden. Liegt bereits eine Lok am Gleis, können Waggons links direkt neben der Lok eingefügt werden.
  • Lokkarten: der Spieler nimmt die oberste Lokkarte und legt diese an eines der 3 Gleise an. Liegen bereits Waggons am Gleis, wird die Lok rechts davon angelegt – an jedem Gleis darf nur eine Lok angelegt werden.
  • Auftragskarten: der Spieler nimmt die oberste Auftragskarte auf die Hand. Diese werden für die Aktion „Ausliefern“ benötigt und geben eine Bestimmungsort, die Mindestanzahl an Loren und den Siegpunktwert des Auftrags an.
  • Anteilskarten: der Spieler nimmt die oberste Anteilskarte und legt diese offen vor sich aus. Am Spielende können diese Karten Auftragskarten mit gleichem Bestimmungsort (wie auch auf der Anteilskarte angegeben) zugeteilt werden, um damit die Siegpunktanzahl des Auftrags zu erhöhen.
  • Innovationskarten: der Spieler nimmt die oberste Innovationskarte auf die Hand. Aktions-Innovationskarten dürfen zusätzlich zum eigenen Zug (davor und/oder danach) ausgespielt und genutzt werden. Arbeiter-Innovationskarten werden wie eigene Arbeiterkarten genutzt.
  • Geschäftszielkarten: der Spieler nimmt die oberste Geschäftszielkarte und legt diese offen vor sich hin. Diese Karten können bei Spielende zusätzliche Siegpunkte bringen, wenn ihre Bedingungen bis dahin erfüllt sind.
  • „Fördern x/y“: der Spieler muss sofort die angegebene Anzahl an Förderschritten ausführen, um damit …
    • Lorenkarten aus der Förderreihe auf einen passenden Waggons zu verladen (Wappen auf der Lore muss mit dem Wappen am Gleis und Waggon übereinstimmen). Lorenkarten müssen der Reihe nach aus der Förderreihe genommen und verladen werden (von links nach rechts – jede aufgedruckte Lore verbraucht 1 Forderschritt).
    • Lorenkarten aus der Förderreihe in das Zwischenlager verschieben (linke Seite des Ablagetebleaus ganz unten).
    • Lorenkarten aus dem Zwischenlager auf einen passenden Waggon verladen, wobei hier die Reihenfolge, wie Lorenkarten aus dem Zwischenlager genommen werden, egal ist.
  • „Ausliefern“: der Spieler teilt einem seiner Gleise eine seiner Auftragskarten zu und räumt dieses. Dazu muss das Gleis aber mit Waggons und einer Lok ausgestattet sein, und in den Waggons müssen zumindest so viele Loren sein, wie am Auftrag angegeben. Ist dies der Fall, wird das Gleis geräumt und alle zugehörigen Karten als Stapel abgelegt. Es ist sogar erlaubt, mehr als ein Gleis zu räumen, wenn alle betroffenen Gleise mit der gleichen Lok(farbe) ausgestattet sind.
  • „Freie Wahl“: der Spieler darf einen beliebigen Kartenstapel bzw. Aktion wählen und ausführen, als hätte er dort seine Arbeiter angelegt. Achtung: der erste Spieler, der hier Arbeiter anlegt muss 2 Arbeiter legen.

Eine Runde endet, sobald alle Spieler gepasst haben – der letzte Spieler, der Arbeiter an die Aktion „Fördern 0/1“ angelegt hat, bekommt den obersten Schichtmarker (=1 Siegpunkt) und wird neuer Startspieler. Hat niemand hier Arbeiter angelegt, bekommt den Schichtmarker der Spieler der zuvor hier zuletzt Karten angelegt hat (= aktueller Startspieler) – danach kann eine neue Runde beginnen.

Spielende:
Das Spiel endet, sobald der letzte Schichtmarker von der Aktionskarte „Fördern 0/1“ genommen wurde – danach folgt die Schlusswertung:
  • 1. es werden alle Loren-, Waggon- und Lokkarten, die noch an deiner Spielerablage liegen, entfernt.
  • 2. alle Handkarten werden in die Kartenauslage zurückgelegt.
  • 3. von allen Karten der erfüllten Aufträge können alle Lorenkarten mit 2 Loren und alle Waggonkarten aussortiert und in die Kartenauslage zurückgelegt werden.
  • 4. nur werden die Anteilskarten den passenden Auftragskarten zugewiesen (maximal 1 je Auftragskarte) – übrig gebliebene Anteilskarten können in die Kartenauslage zurückgelegt werden.
  • 5. jeder Schichtmarker ist 1 Siegpunkt wert.

    Zu diesen gesammelten Siegpunkten werden noch die Siegpunkte, die durch Geschä¬ftszielkarten erzielt wurden, hinzugezählt – der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler, der den letzten Schichtmarker erhalten hat.

    Fazit:
    Glück Auf – Das große Kartenspiel ist ein sehr interessantes und spannendes Positions-, Sammel- und Optimierspiel für versierte Spieler bzw. Vielspieler.
    Im Spiel geht es darum, Loren- und Waggonkarten zu sammeln und diese dann an sein Ablageteblau anzulegen. Hier ist es dann schon wichtig, darauf zu schauen, welche Wappen sich auf den Loren bzw. Waggons befinden, da diese „passend“ sein sollen, um sie auch schnell und effektiv verladen bzw. an die Gleise anlegen zu können. Ansonsten muss man den Weg über das Zwischenlager machen, und das kostet Zeit …
    Das gleiche gilt dann auch bei den Lokomotiven – hat man die Möglichkeit, sich Loks gleicher Farbe zu besorgen, kann man diese dann auch (zeitsparend) gleichzeitig abfahren lassen um damit die Aufträge für die Siegpunkte zu erfüllen.
    Kann man dazwischen auch noch passende Anteilskarten beschaffen, dann können die Siegpunkte der Aufträge damit auch noch erhöht, und somit zusätzliche Siegpunkte gemacht werden – und nebenbei kann man sich, abschließend, auch noch Geschäftszielkarten besorgen, um bei Spielende dafür auch noch Siegpunkte einheimsen zu können…

    Um Loren zu verladen bzw. Aufträge zu erfüllen muss sich der Aktionen bedienen – und wie bei allem gilt auch hier, wer zuerst kommt, bezahlt weniger …
    Umso früher man eine Aktion bzw. einen Kartenstapel auswählt, umso billiger ist es – darauf sollte unbedingt achten, und auch darauf, wie viele Arbeiter in welcher Stückelung man immer wieder zurück behält, da man die exakte Anzahl an Arbeitern legen muss und ansonsten zum Passen verpflichtet ist. Und Arbeiter „verschenken“ ist das letzte was man will …

    All dies (vor allem) geschickt unter einen „Hut“ zu bekommen, ist die Kunst in diesem Spiel – und genau diese Herauszufinden und Auszuprobieren macht den Spaß und die Spannung im Spiel aus. Wann wähle ich welchen Stapel bzw. ist die Karte, auf die ich es angelegt habe, auch noch da, wenn ich zuvor eine andere Aktion ausführe? Was führen die anderen im Schilde und worauf habe sie es abgesehen – und kann ich davon etwas ver- bzw. behindern, ohne selbst ins Hintertreffen zu gelangen?
    Viele Entscheidungen sind zu treffen und viele Abwägungen zu machen, um ja das beste immer wieder aus seinem Zug herauszuholen – Spannung und Spaß bis zum Schluss sind damit garantiert.

    Grundsätzlich spielt sich das Spiel recht flott und zügig, da man während der Züge der anderen Spieler sich schon ausdenken und überlegen kann, was man als nächstes tun bzw. machen will. Und dies sollte man tun, denn ansonsten kann es schon zu Wartezeiten kommen, wenn man mit dem Überlegen erste beginnt, wenn man wieder an der Reihe ist – vorausschauendes Spielen ist hier von großem Vorteil für alle …

    Die Spielanleitung besteht aus einem 8-seitigem Heftchen, indem alles ausführlich und genau beschrieben und erklärt wird – Bilder und Bespiele helfen dabei. Anfänglich fühlt man sich von den vielen Möglichkeiten fast überfordert, merkt aber sofort mach der ersten Runde, dass alles irgendwie logisch zusammenpasst und das Spiel wird um einiges leichter und schneller, wenn man erst mal die ganzen Zusammenhänge der einzelnen Komponenten verstanden hat: Loren kommen in die Förderreihe, werden von dort auf die Züge (= Waggons) verladen und mittels Auftragskarten versendet und mit passenden Beteiligungskarten kann der Ertrag (= Siegpunkte) noch verbessert werden …

    Zu den Beteiligungskarten sein noch zu sagen: laut Spielanleitung soll man diese ja offen vor sich ablegen und erst bei Spielende den Aufträgen zuordnen – übersichtlicher und einfacher ist es jedoch, wenn diese sofort nach Erhalt bzw. wenn Aufträge erfüllt werden, zugeordnet werden, da man wesentlicher erkennt, wie viele und welche Beteiligungskarten eventuell noch gebraucht werden …

    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut. Die Spieldauer ist mit ca. 60 – 90 Minuten angegeben, die dabei aber wie im Fluge vergehen.
    Der Platzbedarf für das „Kartenspiel“ (das nicht umsonst „Das große Kartenspiel“ heißt) ist nicht zu unterschätzen und ab 3 Spielern sollte man doch darauf schauen, das der Tisch groß genug ist …

    Das Spielmaterial ist toll illustriert und bestehet vor allem aus funktionellen und handlichen Karten, aber auch die Ablagetableaus und Schichtmarker sind aus kompakten Karton.
    Alles ist in einer mittelgroßen Schachtel untergebracht, in der es viele Fächer gibt, in die die verschiedenen Kartenarten einsortiert werden können und somit immer griffbereit zum Spiele sind.

    Uns hat Glück Auf – Das große Kartenspiel sehr gut gefallen und schon jede Menge spannender und interessanter Stunden bereitet, und daran wird sich so schnell sicher nichts ändern. Wie der Titel schon sagt: wahrlich ein „Groß(artig)es Spiel“ …

    Vielen Dank an PEGASUS SPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars