Spielbesprechung von Györög Kurt
Kilt Castle
02.06.2017

von Günter Burkhardt
ZOCH-Verlag
für 2 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„„Das darf doch nicht wahr sein! Will mein starrsinniger Onkel Ian mit seinen rostroten Backsteintürmen das ganze Castle überziehen? Wo doch jeder weiß, dass meine hellen Granitplatten viel günstiger und hübscher sind!“
„Alles Quatsch, Aidan!“ zischt da Schwager Callum, „meine Kalksteintürme übertreffen alles, also sollten sie auch alles überragen – vor allem diese widerlichen Sandbrocken von Cousin Lachlan!“
Der Streit im Hause Mc Kilt nimmt kein Ende.
„Es wird dich teuer zu stehen kommen, wenn du dich auf meinen Türmen weiter ausbreitest!“ raunzt Aidan. „Das ist mir egal“ grinst Callum, „die Einnahmen aus unseren Ländereien werden schließlich nach den Herrschaftsanteilen an unserem Familiensitz aufgeteilt – und da zählt, wer obenauf ist!“
„Na gut, du hast es nicht anders gewollt!“ krächzt Aidan und macht sich umgehend daran, Callums eben erst fertig gestellte Türme überbauen zu lassen …“


Kilt Castle – ein schottischer Bauwettstreit …

Spielmaterial:
1 Spielplan, 10 Baukarten (4 einzel- und 6 doppelfarbige), 2 Dächer, 1 Baumeistersiegel (mit Siegel- und Dukatenseite), 15 Dukatensäcke (je 5 Karten mit den Werten 30, 40 und 50), 59 Münzen (20x 1, 14x 2, 12x 5, 8x 10 und 5x 20) 64 Stockwerke (je 16 in 4 Farben / 8 Aufkleber „2 Wappen“ für jeweils 2 Türme jeder Farbe / 12 Aufkleber „1 „Wappen“ für je 3 Türme jeder Farbe) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Dukaten gesammelt zu haben.

Spielablauf:
Jeder Spieler erhält in einer Farbe alle 16 Stockwerke, sowie 10 Dukaten. (Zu zweit spielt jeder mit 2 Farben).

Der Spielplan kommt in die Tischmitte, die Dukatensäcke werden nach Werten sortiert und mit den restlichen Münzen und den Dächern bereitgelegt.

Die 4 einfarbigen Baukarten werden in beliebiger Reihenfolge offen am Rand des Spielplans aufgereiht, dort wo 4 Karten abgebildet sind. (Im Spiel zu dritt werden die 4 Baukarten der nicht vertretenen Farbe aussortiert).
Dann werden die doppelfarbigen Baukarten gemischt und jeweils so viele Karten offen am Spielplanrand abgelegt, wie dort abgebildet sind – dabei darf (bei Spielbeginn) in jeder Kartenreihe jede Farbe höchstens zweimal vorkommen.

Wer an der Reihe ist, führt seinen Zug wie folgt aus:
1. Eine Baukarte versetzen:
Der Spieler versetzt eine Baukarte seiner Wahl im Uhrzeigersinn um mindestens 1 Feld weiter. Dabei kann jede beliebige Karte genommen werden, egal welcher Farbe oder wo in der Reihe sie ausliegt. Dabei sind folgende Regeln zu beachten:
  • versetzt man die Buakarte auf ein leeres Feld, muss auf einem benachbarten Feld mindestens eine Baukarte liegen.
  • jede Kartenreihe darf aus maximal 4 Karten bestehen.
  • es darf nie mehr als 5 Kartenreihen geben.

    Versetzt der Spieler eine doppelfarbige Baukarte, muss er sie dabei drehen – die Farbe die vorher zum Spielplan gezeigt hat, muss nun vom Spielplan weg zeigen.

    Entsteht nach dem Versetzten eine kartenfreie Reihe, wird damit ein Dukatentag ausgelöst – damit dies nicht vergessen wird, wird das Baumeistersiegel auf die Dukatenseite gedreht, da der Dukatentag erst nach dem Bauen durchgeführt wird.

    2. Bauen:
    Jeder Spieler, dessen Farbe auf der versetzten Baukarte zu sehen ist, muss jetzt bauen – bei einer doppelfarbigen Karte baut der Spieler zuerst, dessen Farbe zum Spielfeldrand zeigt.

    Die Spieler setzen ein beliebiges eigenes Stockwerk (mit oder ohne Wappen) in die Reihe, an die die Baukarte versetzt wurde. Dabei gibt es folgende Möglichkeiten:
  • auf das erste unbebaute Feld – der Bau ist kostenlos.
  • auf einen beliebigen Turm in der Reihe – dafür muss er dem Spieler, der auf diesem Feld ganzen oben auf gebaut hatte so viele Dukaten bezahlen, wie es überbaute Stockwerke gibt. Jeder Turm gehört dem Spieler, dessen Stockwerk obenauf steht.
  • wenn 2 Spieler im gleichen Spielzug auf dasselbe Feld bzw. den denselben Turm bauen, muss der zweite von ihnen sofort ein Dach auf den Turm legen. Dabei müssen zuerst nicht verwendete Dächer verwendet werden, ansonsten darf ein beliebiges Dach herangezogen werden. Dächer dürfen niemals überbaut werden – ein Turm mit Dach gehört allen Spielern.

    Wurde ein Dukatentag ausgelöst, wird dieser nun ausgeführt:
    Jeder Spieler erhält nun aus der Kasse so viele Dukaten, wie seine wertvollste Gebäudefläche vorgibt – diese wird wie folgt ermittelt:
  • die Gebäudefläche besteht aus allen obenauf stehenden Stockwerken des Spielers, die waagrecht oder senkrecht miteinander verbunden sind – angrenzende Dächer zählen mit.
  • pro Turm, Wappen und Dach der wertvollsten Gebäudefläche erhält der Spieler 1 Dukaten.

    Nach dem Dukatentag wird das Baumeistersiegel wieder auf die Siegelseite gedreht.

    3. Baumeistersiegel weitergeben:
    Das Baumeistersiegel wird mit der Siegelseite nach oben an den nächsten Spieler weitergegeben, der nun seinen Zug ausführt.

    Spielende:
    Wenn ein Spieler sein letztes Stockwerk verbaut hat, ist das Spiel sofort zu Ende – wurde mit diesem Zug noch eine Dukatentag ausgelöst, wird dieser noch durchgeführt.
    Jeder Spieler erhält nun noch für jeden eigenen Turm und jedes obenauf stehende Wappen 1 Dukaten – der Spieler mit den meisten Dukaten hat gewonnen. Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler mit mehr verbauten Stockwerken, ansonsten gibt es mehrere Gewinner.

    Fazit:
    Kilt Castle ist ein interessantes und spannendes Positions-, Aufbau- und Mehrheitenspiel für die ganze Familie.
    Im Spiel geht es darum, gezielt Türme zu bauen bzw. zu übernehmen, um damit ein möglichst große Fläche zu bilden und dafür die zum Sieg notwendigen Dukaten zu verdienen.
    Dabei ist es ganz wichtig, darauf zu achten, wie die Baukarten am Spielplanrand ausliegen, welche man wann wie weit nach vorne zieht, und ob man vielleicht einen Dukatentag auslöst, oder lieber noch nicht.

    Auch sollte man immer im Auge behalten, was die „Übernahme“ eines Turmes kostet und ob man sich das überhaupt „leisten“ kann – aber das gleiche gilt natürlich auch seine Mitspieler und kann durchaus auch taktisch eingesetzt werden. Hier sollte vor allem bedacht werden, das jeder Spieler jede Karte(nfarbe) versetzen darf, und somit seine Mitspieler zum Bauen zwingen kann.
    Auch die Dächer sollten nicht außer Acht gelassen werden, denn Dächer gehören zwar jedem, aber wenn das Dach wieder „verschwindet“, gehört der Turm wieder dem Spieler, dem das oberste Stockwerk gehört.

    Es gibt viel zu Überlegen und zu beachten, auch wenn der Spielablauf doch recht einfach und schnell erklärt ist – das Spiel hat es dann in sich. Aber genau das macht auch den Reiz und Spaß des Spieles aus …

    Die Spielanleitung besteht aus 6 Seiten, auf denen alles genau und ausführlich – mit Bilder und Beispielen verseehen – erklärt wird. Unklarheiten oder Fragen sollte keine aufkommen, wie schon geschrieben ist der Ablauf auch zu einfach und schnell verstanden bzw. verinnerlicht.

    Die taktischen Raffinessen und Feinheiten erschließen sich aber erst nach öfterem Spielen, sodass auch der Wiederspielreiz gegeben ist und man eigentlich sofort noch eine Partie anhängen möchte. Dies wird und kann man auch gerne tun, bei einer Spieldauer von ca. 30 – 45 Minuten sollte das kein Problem sein.

    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spielern ausgelegt – macht aber erst in größeren Besetzungen so richtig Spaß. Natürlich funktioniert es auch zu zweit sehr gut, uns hat es mit mehr Spielern jedoch auch mehr gefallen …

    Das Spielmaterial ist sehr gut ausgefallen, die Plastik-Stockwerke sind funktionell und handlich, die Karten handlich und nett illustriert. Alles ist in einer großen Schachtel untergebracht …

    Uns hat Kilt Castle sehr gut gefallen und schon jede Menge Spaß und Spannung bereit. Wir holen es immer wieder gerne auf den Spieltisch – egal ob als Auftakt oder Ausklang eines Spieleabends, oder nur für zwischendurch – manchmal bleibt es auch länger als erwartet auf dem Tisch: was will man mehr …

    Vielen Dank an den ZOCH-VERLAG für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars