Spielbesprechung von Györög Kurt
Mit List und Tücke
13.01.2017

von Michael Rieneck
Kosmos
für 3 – 4 Spieler
ab 12 Jahren

„Bei Hofe geht es nicht zimperlich zu. Fast jeder schmiedet hier dunkle Pläne und versucht, seine Einflussträger durchzubringen. Bestimmte Charaktere bringen Einfluss in Form von Einflussplättchen. Die Besonderheit: Je mehr Einflussplättchen einer Sorte im Vorrat übrig sind, desto mehr Punkte ist jedes Plättchen dieser Sorte am Ende wert. Auch die Beseitigung missliebiger Charaktere der Mitspieler bringt Punkte ein. Und wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt in diesem ungewöhnlichen Intrigenspiel.“

Mit List und Tücke - Der König ist tot! Lang lebe die Königin! … Oder umgekehrt …

Spielmaterial:
20 Charakter-Karten (je 10 mit heller und 10 mit dunkler Rückseite), 1 Karte „Kapelle“, 8 Übersichtskarten (4x Charakter-Übersicht und 4x Beseitigungsplan) 39 Einflussplättchen (je 13x in blau, grün und gelb), 12 Beseitigungsplättchen (8x 1er und 4x 3er), 1 Startspieler-Karte und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Punkte gesammelt zu haben.

Spielablauf:
Jeder Spieler bekommt 2 verschiedene Übersichtskarten, die er vor sich auslegt – die Kapelle wird in der Tischmitte ausgelegt. Daneben kommen die Einfluss- und Beseitigungsplättchen.
Je nach Spieleranzahl werden einige Einflussplättchen aus dem Spiel genommen und mit weniger Charakter-Karten gespielt.

Der Startspieler erhält die Startspieler-Karte und das Spiel kann beginnen.

Das Spiel geht über 4 Kapitel, die wiederum aus 4 Runden bestehen. Ein Kapitel läuft wie folgt ab:
Charakter-Karten verteilen:
Jeder Spieler erhält 2 helle Charakter-Karten zugeteilt – die übrig gebliebenen hellen Karten werden verdeckt neben der Kapelle ausgelegt. Jeder Spieler wählt 1 der beiden Karten, die er behalten möchte und gibt die andere an seinen linken Nachbarn weiter.
Das Gleiche passiert mit den dunklen Charakter-Karten – nur werden diesmal die Karten an den rechten Nachbarn weitergeben.
Jeder Spieler besitzt nun 2 helle und 2 dunkle Charakter-Karten auf der Hand.

Jede Charakter-Karte kann folgende Merkmale ausweisen:
  • Einflusswappen: in der oberen Ecke geben an, sie viele entsprechende Einflussplättchen man aus dem Vorrat nehmen dürfte.
  • Rangnummer: gibt den Platz in der Rangfolge der Charaktere an.

    Charakter-Karten ausspielen:
    Beginnend beim Startspieler spielt jeder Spieler eine seiner Charakter-Karten offen vor sich aus. Besitzt die Charakter-Karte eine Textanweisung, ist diese nun auszuführen – auf die Ausführung von „Du darfst“-Anweisungen kann verzichtet werden. Folgendes ist dabei zu beachten:
  • wird die „Heilige“ gespielt, legt der Spieler 1 beliebiges Einflussplättchen aus dem Vorrat auf ein leeres Feld der Kapelle – und bleibt dort bis zum Spielende liegen.
  • wird aufgrund einer Anweisung die Charakter-Karte eines Mitspielers „beseitigt“, muss dieser seinen gesamten vor sich liegenden Kartenstapel umdrehen – somit wurden alle bisher gespielten Charaktere „beseitigt“. Für eine erfolgreiche Beseitigung erhält der Spieler sofort 1 Beseitigungsplättchen.

    Kommt der Startspieler erneut an die Reihe, prüft er, welcher Spieler die Charakter-Karte mit der höchsten Rangnummer ausliegen hat – dieser Spieler wird neuer Startspieler. Dies wird solange wiederholt, bis alle 4 Charakter-Karten ausgespielt wurden.

    Wichtig: bevor die Spieler ihre Kartenstapel auswerten muss noch eruiert werden, wer das nächste Kapitel beginnt (= der Spieler mit der höchsten Rangnummer auf seiner zuoberst ausliegenden Charakter-Karte).

    Ende eines Kapitels:
    Angefangen beim Startspieler nimmt sich reihum jeder Spieler die Einflussplättchen, die im laut seinen Charakter-Karten in seinem Stapel zustehen (ausgenommen natürlich für „beseitigte“ Charaktere).
    Wurde die „Heilige“ nicht gespielt, legt der Startspieler 1 Beseitigungsplättchen auf ein freies Feld der Kapelle – diese zeigt somit immer an, wie viele Kapitel noch zu spielen sind.

    Danach beginnt das nächste Kapitel mit dem Verteilen der Charakter-Karten.

    Spielende:
    Nach dem 4. Kapitel werden noch die Punkte der Spieler wie folgt ermittelt:
  • jedes Einflussplättchen (grün, gelb oder blau) zählt so viele Punkte, wie noch Einflussplättchen davon im Vorrat bzw. auf der Kapelle liegen.
  • jedes Beseitigungsplättchen ist 1 Punkte wert.

    Der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen – bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler, der die Startspieler-Karte besitzt bzw. im Uhrzeigersinn am nächsten sitzt.

    Variante für das Spiel mit 3 Spielern:
    Anstatt immer die Ränge 1 bis 4 aus dem Spiel zu nehmen, werden vor jedem Kapitel zufällig 4 Karten (2 helle und 2 dunkle) aus dem Spiel genommen.

    Fazit:
    Mit List und Tücke ist ein kleines, aber feines Kartenspiel für die ganze Familie, in dem es vor allem darauf ankommt, wann man welche Karten spielt und bei dem die Punkte, die man für einzelne Einflussplättchen bei Kapitelende bekommt, davon abhängen, wie viele bzw. wie wenige davon erspielt wurden.

    Eine der wichtigsten Phasen im Spiel ist die Kartenverteilung, die man nicht außer Acht lassen darf. Durch das Weitergeben von den Charakter-Karten an meinen linken und rechten Nachbarn, kenne ich zumindest einen kleinen Teil seiner Karten – und dies kann durchaus Auswirkungen auf das Spiel haben.
    Dabei ist wiederum zu beachten, dass bestimmte Karten ihren Effekt nur zu dem Zeitpunkt ausüben können, wenn sie ausgespielt wurden (z.B. Giftmischerin, Berserker, Meuchler oder Abt) – andere wiederum solange Gültigkeit haben, solange sie ausliegen (z.B. König oder Königin).

    Außerdem sollte man darauf schauen, immer sowohl hohe als auch niedrige Rangnummern auf der Hand zu haben, denn eine hohe Rangnummer am Ende einer Runde bedingt dass man Startspieler wird und somit auch gleich wieder an der Reihe ist – so könnte die ranghohe Karte, die zuletzt gespielt wurde gleich mit einer anderen Karte abgedeckt werden.
    Um dies alles aber auch zu durchschauen, benötigt man doch ein paar Partien, in denen man die einzelnen Charaktere kennen und spielen lernen muss.

    Auch sollte man immer den Einflussplättchen-Vorrat im Auge haben, denn wenn die Mitspieler viele Einflussplättchen einer Farbe gesammelt haben, kann es durchaus sinnvoll sein, die letzten auch noch einzusammeln, um somit die Plättchen wertlos zu machen.

    Aber genau dies alles kennen zu lernen und auf einander abzustimmen, macht den Reiz dieses Spieles aus.

    Die Spielanleitung besteht aus einem 12-seitigen Heftchen, in dem alles ganz genau und ausführlich erklärt wird. Auch werden alle Vorgänge und Karten genau erläutert und beschrieben, sodass es eigentlich keine Fragen oder Unklarheiten geben sollte.

    Das Spiel ist für 3 bis 4 Spieler ausgelegt und hat eine Spieldauer von ca. 30 Minuten, die aber wie im Fluge vergehen. Das Spiel spielt sich in allen Besetzungen sehr gut und macht jede Menge Spaß …

    Das Spielmaterial besteht (grundsätzlich) aus 20 Charakterkarten (und 1 Kapelle), die wunderschön und passend illustriert sind, sowie handlichen, kompakten Einflussplättchen. Alles ist in einer kleinen Schachtel untergebracht und kann somit leicht und einfach überall hin mitgenommen werden.
    Auch hält sich der Platzbedarf beim Spiele in Grenzen, sodass man auch fast überall spiele kann.

    Die Spieldauer ist zwar mit ca. 30 Minuten angegeben, da aber der Wiederspielreiz sehr groß und die Spieldauer somit sehr angenehm ist, wird es selten bei dieser einer Partie bleiben – es macht einfach zu viel Spaß …

    Uns hat Mit List und Tücke sehr gut gefallen und wird auch immer und immer wieder gerne auf den Tisch gebracht. Sei es als Auftakt oder Ausklang eines Spieleabends, oder aber auch nur mal so, für zwischendurch …

    Wer kleine, feine Spiele mag, die wirklich viel Spaß und Spannung auf den Tisch bringen und die auch noch recht einfach zu erklären sind, der sollte auf alle Fälle einen Blick auf dieses Spiel werfen – es zahlt sich aus …

    Vielen Dank an KOSMOS für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars