06.04.2018 von Michael Kiesling Pegasus Spiele / PLAN B GAMES für 2 – 4 Spieler ab 8 Jahren |
„Es waren eigentlich die Mauren, die die ursprünglich weiß-blauen Keramikfliesen, genannt Azulejos, einstmals einführten. Doch die Portugiesen vereinnahmten sie ganz für sich, nachdem König Manuel I. bei einem Besuch der Alhambra in Südspanien von der Schönheit der schmuckvollen Fliesen geradezu überwältigt worden war. Sofort wies er seine Bediensteten an, dass die Wände seines eigenen Palastes in Evora mit ähnlich prachtvollen Fliesen zu verzieren seien. Azul lädt euch dazu ein, ihm diesen Wunsch zu erfüllen.“ Azul – dann lasst uns mal die Fliesen (ver)legen … Spielmaterial: 100 Fliesen (aus Kunstharz mit 5 verschiedenen Designs), 4 Spielerablagen, 9 Manufakturplättchen, 4 Punktemarker, 1 Startspieler-Fliese, 1 Stoffbeutel und 1 Spielanleitung. Spielziel: Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben. Spielablauf: Jeder Spieler erhält eine Spielerablage, die er mit der „bunten“ Fliesenseite nach oben vor sich auf den Tisch legt – auf das Feld „0“ der Punkteleiste kommt ein Punktemarker. Die Spielerablage besteht aus der Punkteleiste oben, aus Musterreihen mit anschließender Wand in der Mitte und einer Bodenreihe am unteren Ende der Ablage. Je nach Spieleranzahl kommen bei 2/3/4 Spielern 5/7/9 Manufakturplättchen in die Tischmitte. Alle Fliesen kommen in den Stoffbeutel – der Startspieler erhält die Startspieler-Fliese und bestückt nun alle Manufakturplättchen mit je 4 Fliesen, die zufällig aus dem Beutel gezogen werden. Das Spiel geht über mehrere Runden, die wie folgt ablaufen: A – Musterphase: Der Startspieler legt die Startspielerfliese in die Tischmitte – und danach muss, beginnend bei Startspieler, jeder Spieler entweder …
Die Musterphase endet, sobald alle Manufakturplättchen und die Tischmitte komplett von Fliesen geleert wurden. B – Fliesungsphase: Alle Spieler gehen nun ihre Musterreihen von oben nach unten durch – bei jeder kompletten Reihe wird folgendes ausgeführt:
C – Vorbereiten der nächsten Runde: Wenn noch keine Spieler eine komplette horizontale Reihe an der Wand vervollständigt hat, wird jetzt die nächste Runde vorbereitet, indem der Startspieler wieder alle Manufakturplättchen jeweils mit 4 zufällig gezogenen Fliesen bestückt – und eine neue Runde kann beginnen. Sollte der Beutel leer sein, wird er wieder mit den Fliesen aus dem Schachteldeckel befüllt. Spielende: Das Spiel endet nach der Runde, in der es einem Spieler gelingt, eine horizontale Reihe an der Wand zu vervollständigen. Es werden noch wie folgt Zusatzpunkte vergeben: Der Spieler mit den meisten Punkten hat gewonnen – bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler , der mehr vollständige horizontale Reihen vervollständigt hat, ansonsten gibt es mehrere Gewinner. Variante: Die Spielerablage wird zu Spielbeginn auf die Seite mit der „grauen Wand“ gedreht. Der Spielablauf bleibt grundsätzlich gleich, Fliesen dürfen jedoch an der Wand auf ein beliebiges freies Feld gelegt werden – allerding darf in jeder der vertikalen Reihen jede Farbe (trotzdem) nur ein Mal vorkommen. Fazit: Azul ist ein ausgezeichnetes, interessantes und spannendes Lege- und Positionsspiel für die ganze Familie. Im Spiel geht es darum, gezielt und taktisch Fliesen von den Manufakturplättchen bzw. aus der Tischmitte zu sammeln, um damit Reihen auf seinem Tableau (Musterreihen) zu bilden. Dabei ist aber immer darauf zu achten, dass man nicht zu viele Fliesen einer Sorte nehmen muss, denn übrig gebliebene Fliesen bzw. nicht passende Fliesen bringen Minus-Punkte. Andererseits will man auch so gezielt Fliesen legen, sodass man „an der Wand“ Fliesen immer angrenzend legen kann, da damit wesentlich mehr Punkte erzielt werden können. Vorausschauendes Spielen ist hier unerlässlich … Gleichzeitig sollte man aber auch immer seine Mitspieler im Auge haben, welche Fliesen werden von ihnen gesammelt bzw. gesucht, und wo kann man ihnen hier ins Handwerk „pfuschen“. Und: der erste Zugriff in die Tischmitte bringt zwar einen fixen Minus-Punkt, aber auch den ersten Zugriff auf die neu aufgefüllten Manufakturplättchen – hier muss man gut abschätzen, ob einem das wichtig ist. Der Spielablauf von Azul ist schnell und einfach erklärt: Fliesen nehmen, Fliesen ablegen und Fliesen einbauen – fertig. Auf was alles genau zu achten ist, lernt man dann mit und bei er ersten Partie – man kann also auch mit Anfängern eigentlich einfach darauf losspielen … und es macht Spaß … Aber, obwohl alles so einfach und leicht klingt und abläuft, hat es Azul trotzdem in sich: es kann viele Punkte zusätzlich bringen, wenn man immer versucht, Fliesen an der Wand angrenzend aneinander zu bauen – und auch die Zusatzpunkte für eine „fertige“ Spalte von 7 Punkten bzw. 10 Punkte für eine „vollständig verbaute“ Farbe sollte man nicht außer Acht lassen … So ist das Spiel sowohl für Einsteiger und Anfänger, aber auch für Vielspieler und Experten von Interesse – und macht jede Menge Spaß. Die Spielanleitung besteht aus 6 Seiten, auf denen alles genau und ausführlich erklärt wird. Es gibt genügend Bilder und Beispiele, sodass es normalerweise keine Fragen oder Unklarheiten geben sollte. Meine einzige Kritik (auf hohem Niveau) gilt dem, das bereits gespielt Fliesen im Schachteldeckel zwischengelagert werden sollen: diese von dort wieder in den nun leeren Beutel zu bekommen ist „mühsam“ und endet meist damit, dass Fliesen auf den Tisch oder Boden fallen. Wir haben uns hier mit einem zweiten (selbstgenähten) Stoffbeutel beholfen, in den die Fliesen sofort nach dem Gebrauch gelegt werden (und nicht mehr in den Schachteldeckel), dies hat den Vorteil, dass sofort, wenn der Beutel mit den Fliesen leer ist, mit dem zweiten Beutel weitergespielt werden kann. Hier hätte das auch der Verlag erkennen können und einen zweiten Stoffbeutel eventuell gleich beilegen können – so viel teurer wäre das Spiel dann auch nicht geworden. Wenn wird schon beim Spielmaterial sind: in der Erstauflage war die Startspieler-Fliese aus Pappe und wurde dann in der Neuauflage durch eine schöne Fliese (ebenfalls aus Kunstharz) ersetzt. Dies hat zwar spieltechnisch überhaupt keine Auswirkung, macht aber trotzdem um einiges „mehr her“ und das Spiel „wertiger“. Das Spielmaterial ist in einer mittelgroßen Schachtel untergebracht, indem alles seinen Platz findet. Azul ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und spielt sich auch in allen Besetzungen sehr gut. Die Spieldauer beträgt 20 – 45 Minuten, und ist somit angenehm kurz, um zumindest eine (wenn nicht mehrere) Revanchen dranzuhängen. Es macht einfach Spaß – egal ob in der Grundvariante mit den vorgegebenen Farben „an der Wand“, oder in der Variante mit der „freien Farbwahl“. Da ein Zug schnell und einfach abgewickelt ist, gibt es auch keine Leer- oder Wartezeiten und das Spiel vergeht wie im Fluge … Uns hat Azul sehr gut gefallen – und hat sich auch sehr schnell in „unsere Herzen“ gespielt, sodass wird uns einen Spielabend ohne Azul derzeit gar nicht vorstellen können. Wer Spiele dieser Art mag, sollte Azul unbedingt zur Probe spielen – es zahlt sich aus … Vielen Dank an PEGASUS SPIELE / PLAN B GAMES für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars |