Spielbesprechung von Györög Kurt
The Rise of Queensdale
27.07.2018

von Inka und Markus Brand
alea
für 2 - 4 Spieler
ab 12 Jahren

„The Rise of Queensdale entführt euch in das Tal von Queensdale. Seine Majestät, Nepomuk II., hat dieses unscheinbare Fleckchen Erde auserkoren, um hier sein neues Schloss errichten zu lassen. Ein Schloss nur für seine Königin Margaret, um deren Gesundheit es zurzeit nicht gut steht.
Queensdale soll ihr neuer Zufluchtsort werden, umgeben von Flussläufen und eingerahmt von Gebirgen und Wäldern. Um den Schlossbau voranzutreiben, soll hier zuerst eine Stadt entstehen, um den weiteren Ausbau zu begünstigen.
Seine Majestät hat euch auserkoren, diesem edlen Ansinnen zuzuarbeiten, und überträgt jedem von euch die Kontrolle über ein Viertel der zukünftigen Stadt. Baut Häuser, treibt den Bau des Schlosses voran und macht euch somit um den Aufstieg von Queensdale verdient. Wer es schafft, den größten Ruhm zu erlangen, dem verspricht der König eine gar fürstliche Entlohnung.“


The Rise of Queensdale – ein „Legacy“-Spiel für 2 bis 4 fleißige Baumeister …

Spielmaterial:
„WICHTIG!!! ‒ Schaut euch bitte das Spielmaterial noch nicht genau an! Nehmt Material nur aus der Schachtel, wenn ihr dazu aufgefordert werdet. Schaut euch auf keinen Fall Spielkarten oder Stickerbögen genauer an!“ – aus diesem Grund gibt es hier keine genaue Auflistung des Spielmaterials …

Spielziel:
Der beste und fleißigste Baumeister von Queensdale zu sein, um die fürstliche Entlohnung von seiner Majestät, Nepomuk II., zu erhalten.

Spielablauf:
Vor dem ersten Spiel:
Jeder Spieler erhält in seiner Farbe eine Charaktertafel, die er vor sich ablegt (Vorder- bzw. Rückseite zeigen einen weiblichen bzw. männlichen Charakter). Der gewählte Charakter verbleibt das gesamte Spiel lang beim Spieler. Außerdem erhält jeder Spieler 5 Würfel, die mit Stickern beklebt werden müssen – alle Spieler erhalten die gleichen Sticker zum Bekleben und beginnen somit auch mit gleichen Würfeln.
Jeder Spieler erhält außerdem eine Familiengeschichte, die seinen Charakter beschreibt und dessen „Zugehörigkeit“ entsprechend auf der Charaktertafel markiert wird.

Der Spielplan wird zusammengebaut und in die Tischmitte gelegt – er zeigt Ablageflächen für die Rohstoffe im Spiel, die entsprechend der Spieleranzahl (mit Stickern) angepasst werden. Danach werden auf dem Spielplan die Rohstoffe, sowie die Brote bereitgelegt. Auf dem Spielplan gibt es bei den Ressourcenplätzen Würfeleinsetzfelder, die mit Würfel aktiviert werden können und durch die man dann an die Rohstoffe kommt.
Nun wird auch noch der Aktionsplan entsprechend der Spieleranzahl (mit Stickern) vorbereitet und bereitgelegt. Hier gibt es eine Vielzahl an Würfeleinsetzfelder, die durch den Einsatz von Würfel aktiviert werden können.
Abschließend wird noch der Übersichtsplan bereitgelegt – auf ihm gibt es eine Übersicht über die wichtigsten Funktionen des Spielmaterials, sowie die Stimmungsleiste.

Das beiliegende Säckchen wird nun mit den vorgegebenen Spielfiguren bestückt und bereitgelegt, sowie auch der „königliche Pömpel“, und die verschiedenen Kartenstapel.

Da der Spiel- und Übersichtsplan der Spieleranzahl entsprechend vorbereitet wird, muss das gesamte Spiel über (und eventuell auch noch danach) mit der gleichen Spieleranzahl gespielt werden.

Vorbereitung vor jeder Partie:
Jeder Spieler erhält seinen Kundschafter, den er in seinem „Viertel“ am Spielplan auf das Feld mit den Kräuterhütten stellt, seinen Ruhmespunktemarker, der auf das Feld „0“, der Ruhmesleiste gelegt wird, seinen Epochenzielmarker, den er auf das Epochenziel der Ruhmespunkteleiste legt, welches auf seiner Charakterkarte vorgegeben ist und seinen Stimmungsmarker, den er auf das Feld „0“ der Stimmungsleiste (am Übersichtsplan) legt.
In seinem Viertel besitzt jeder Spieler bereit ein Startgebäude, welches ihm die Lagerung von 3 Münzen (von Partie zu Partie erlaubt) und 5 Bauplätze, für weitere Gebäude, die während des Spieles gebaut werden können. Diese Gebäude liegen in Form von Epochentafeln aus, auf denen die Kosten der Gebäude angegeben sind. Je nach Spieleranzahl werden einige der Gebäude sofort aus dem Spiel genommen.

Nun werden die Kräuterplättchen verdeckt gut gemischt und am Spielplan, auf den markierten Feldern, verdeckt abgelegt. Jeder Spieler erhält nun noch eine Kräuterhütte, die auf eine der Kräuterhütten in seinem Viertel stellt, und die ihm nun anzeigt welche Kräutersorte er bereits sammeln darf.

Der Startspieler erhält außerdem den Startspielermarker und beginnt das Spiel, indem er überprüft ob es eventuell Epochen- oder Geschichtenkarten zum Vorlesen gibt.

Das Spiel verläuft danach über mehrere Partien, die wiederum folgt ablaufen:
Würfel würfeln:
Alle Spieler würfeln gleichzeitig ihre 5 Würfel und legen diese auf ihre Charaktertafeln.

Würfel einsetzten:
Beginnend beim Startspieler dürfen die Spieler nun abwechselnd je einer ihrer Würfel einsetzen und die dazugehörige Aktion ausführen. Auf den Würfeln gibt es anfänglich je 1x eine Seite, die Holz, Stein, Lehm bzw. einen Gulden zeigt und 2 Seiten mit einem „A“, das für „Aktion“ steht.
Folgende Einsetzfelder gibt es anfänglich:
  • Würfeleinsetzfelder mit aufgedrucktem Holz, Stein, Lehm bzw. Gulden am Spielplan: hier können Würfel mit dem entsprechenden Rohstoffsymbol eingesetzt werden – der Spieler erhält dafür den entsprechenden Rohstoff bzw. 2 Rohstoffe am Aktionsfeld, das zusätzlich noch „+1“ zeigt.
  • Würfeleinsetzfelder mit einem „A“ am Aktionsplan: hier können Würfel mit einer „A“-Seite eingesetzt werden, aber auch Würfel, die einen Rohstoff zeigen, wenn für sie der entsprechende Rohstoff als Kosten in den allgemeinen Vorrat gezahlt wird – folgende Aktionen werden damit ermöglicht:
    • Tagelohn: der Spieler erhält 1 Gulden.
    • Kundschafter bewegen: der Spieler darf seinen Kundschafter die angegebene Anzahl an Feldern am Spielplan bewegen. Dabei versucht der Spieler möglich solche Felder zu besuchen, die noch ein Kräuterplättchen der Sorte liegen haben, für die er bereits eine Kräuterhütte gebaut hat. Diese darf er dann nehmen, aufdecken und sich den darauf aufgedruckten Vorteil jederzeit aktivieren (Rohstoffe bzw. Ruhmespunkte oder Brot nehmen, einen Schritt auf der Stimmungsleiste vorrücken, usw.). Es besteht aber auch die Möglichkeit, auf die Wahrsagerin zu treffen, und über sie an Wahrsagerkarten zu kommen, die dem Spieler eventuell Hinweise auf zukünftige Ereignisse im Spiel geben.
    • Kräuterhütten bauen: der Spieler gibt 3 Holz ab und darf dafür eine weitere Kräuterhütte bauen – dafür gibt es dann auch Ruhmespunkte, entsprechend der Vorgabe auf der Charaktertafel.
    • Wochenmarkt: der Spieler zahlt 2 Gulden und darf sich dafür 2 beliebige Rohstoffe nehmen.
    • Backstube: der Spieler erhält 1 Brot.
    • Armenspeisung: der Spieler gibt 1 Brot ab und darf dafür seinen Stimmungsmarker um ein Feld auf der Stimmungsleiste vorrücken. Trifft er dabei auf ein Feld mit einer Fanfare, erhält der Spieler Ruhmespunkte entsprechend der Vorgabe auf seiner Charaktertafel, kommt er jedoch auf ein Bannerfeld, löst er eine Produktion seiner „roten“ Gebäude aus.
    • Bauaktion: der Spieler bezahlt die auf der Epochentafel angegebenen Kosten und darf sich dann das entsprechende Gebäude auf einem Bauplatz errichten (kein Spieler darf zweimal das gleiche Gebäude errichten). Für das Bauen gibt es Ruhmespunkte entsprechend der Vorgabe auf seiner Charaktertafel. Folgende Gebäudearten gibt es:
      • blaue Gebäude (= Lagergebäude): erlauben es dem Spieler bestimmte Rohstoffe, Brot, usw. mit in die nächste Partie zu nehmen.
      • rote Gebäude (= Produktionsgebäude): produzieren das Aufgedruckte, wenn die Produktion z.B. auf der Stimmungsleiste „aktiviert“ wird.
    • Gefolgsleute anheuern: der Spieler bezahlt 1 Gulden und 1 Brot und darf dafür eine Figur aus dem Beutel ziehen. Folgend Figuren gibt es anfänglich:
      • Handwerker: erlaubt das Bauen von Gebäude mit 2 Rohstoffen weniger.
      • Gaukler: erlaubt das Vorrücken des Stimmungsmarkes um 2 Felder auf der Stimmungsleiste.
      • Bote: wird eine Bote gezogen, muss sofort die oberste Botenkarte gelesen und befolgt werden – der Bote selbst gilt dann als Joker und kann vom Spieler als beliebige Figur eingesetzt werden.
  • Allgemeines: gegen Abgabe eines beliebigen Rohstoffes bzw. Brot oder Gulden, dürfen beliebig viele Würfel neu gewürfelt werden.

Würfel zurücknehmen:
Alle Spieler nehmen ihre Würfel wieder zurück, der Startspielermarker wird weitergegeben und eine neue Runde kann beginnen.

Ende einer Partie:
Sobald ein Spieler sein Epochenziel erreicht hat, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt.
Spieler die ihr Epochenziel nicht erreicht haben, bekommen nun Siegel, die sie vor Beginn der nächsten Partie im „Krämerladen“ gegen neue „Würfelseiten“ eintauschen können. Diese neuen „Würfelseiten“ (= Sticker) dürfen dann vom Spieler auf eine beliebige Seite eines seiner Würfel „geklebt“ werden.
Wer sein Epochenziel erreicht hat, bekommt ein Turmteil, welches er in seinem Viertel in seinen Turm einbaut – und welches beim Start der nächsten Partie einen Vorteil bringt.
Außerdem erhält er eine neue Epochenzielkarte, die er auf seiner Charaktertafel austauscht – und die nun die „neuen“ Ruhmespunkte vorgibt, die der Spieler für das Bauen von Gebäuden bzw. Kräuterhütten, sowie für die Fanfare bekommt. Außerdem gibt diese Epochenzielkarte auch ein neues Epochenziel für den Spieler vor.

Nun wird der Startspielermarker weitergegeben und eine neue Partie kann beginnen.

Spielende:
Sobald ein Spieler die letzte Epoche (= Epoche 10) abschließt.

Fazit:
The Rise of Queensdale ist unser erstes “Legacy*”-Spiel und hat uns sofort in seinen Bann gezogen.
[*Legacy-Spiele verändern sich im Spielverlauf und fügen immer neue Elemente und Spielregeln hinzu. Die Entscheidungen der Spieler haben Einfluss auf den Spielverlauf und bleiben auch für Folgepartien bestehen.]
Die Geschichte um die Königin und den Bau in Queensdale ist interessant und „witzig“ erzählt – es macht Spaß die Geschichte mit zu verfolgen und zu sehen, „wie es weitergeht“.
Während des Spieles vergisst man zwar immer wieder auf die Geschichte, wird aber in diese doch immer wieder zurückgeholt, wenn Thilo, der Bote auftaucht (= aus dem Beutel gezogen wird), oder aber die Wahrsagerin „auftritt“ (= das entsprechende Kräuterplättchen aufgedeckt wird). Aber auch die Epochen- bzw. Geschichtenkarten, die zu Beginn bzw. Ende einer Partie vorgelesen werden, bringen die Spieler immer wieder in die Geschichte und somit ins Geschehen in Queensdale zurück.
Der Spielablauf selbst, ist dann recht einfach: Würfel werfen, Würfel einsetzen und Aktionen ausführen und Würfel wieder zurücknehmen. Hier sollte man aber immer wieder seine Mitspieler im Auge behalten und darauf Achten, welche Aktionen sie noch zur Verfügung haben, welche sie „unbedingt“ noch ausführen müssen bzw. wollen und welche man selbst unbedingt braucht um weiterzukommen – hier kann Timing sehr hilfreich und auch notwendig sein.

Besonderes Augenmerk ist dann auch noch auf das/die Epochenziel/e zu werfen, die es ja schlussendlich zu erreichen gilt. Je öfters man eine Partie gewinnt, desto höher ist das Epochenziel, aber auch die Punkte, die man für einzelne Aktionen erhält werden höher. Andererseits erhält ein „Verlierer“ Siegel, die für die nächste Partie in „bessere“ Würfelseiten umtauschen kann um dann leichter und schneller sein Epochenziel erreichen zu können. Aber es gibt auch noch andere „Mechanismen“, die für ein ausgeglichenes Spiel Sorgen, auf die ich aber hier nicht eingehen möchte, um nicht zu „spoilern“, aber so viel sei verraten: auch wenn man mal um einiges zurück liegt, kann man dies durchaus und immer wieder aufholen, und das Spiel ist erst entschieden und zu Ende, wenn es „aus“ ist ;)

Die Spielanleitung bzw. Spielübersicht sind gut gemacht und bringen die Spieler Schritt für Schritt ins Spiel – es ist aber besonders wichtig (da ja nichts mehr rückgängig gemacht werden kann) alles genau zu lesen und auch darauf zu achte, dass alle alles verstanden haben.
Bei der Spielvorbereitung für drei bzw. zwei Spieler gibt es da einen kleinen Fehler bei Punkt II: die Anzahl der zu klebenden Sticker ist hier (meiner Meinung nach) vertauscht worden).
Außerdem gibt es auch in der 2. Auflage ein paar Unklarheiten bezüglich der Karten: für die Botenkarten gilt, dass diese vor jeder neuen Partie alle verdeckt gut gemischt und als Stapel bereitgelegt werden, die 4 Pestkarten werden zwar gemischt, kommen aber aus dem Spiel, nachdem eine Partie mit ihnen gespielt wurde.

Das Spielmaterial ist reichlich vorhanden – The Rise of Queensdale ist ein gewichtiger „Broken“, d.h. die Schachtal ist gut und prall gefüllt. Beim Transport ist vor allem nach der ersten Partie darauf zu achten, dass das Spiel nicht gekippt bzw. hochkant gelagert wird – dies könnte verheerende Folgen haben, darauf wird aber auch oft genug hingewiesen.
Beim Spielmaterial selbst sollte man darauf achten, dass man sich wirklich nur die Karten und das Material näher ansieht, das gerade benötigt wird, ansonsten könnte man „Sachen“ sehen, die man nicht „sehen“ sollte – hier ist Schade, dass man nicht mit Kuverts bzw. anderen Hilfsmitteln gearbeitet hat. Dies gilt vor allem für die Stickerbögen, bei denen man aus Platz- und somit Kostengründen, diese so platziert hat, wie eben Platz war und nicht in der Reihenfolge, wie sie ins Spiel kommen. Auch hier gilt, nur näher ansehen, wozu man aufgefordert wird …

Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgerichtet – wir sind gerade in einer 3er-Partie (ungefähr „Halbzeit“). Eine Partie wird mit ca. 60 Minuten Spielzeit angegeben. Für das allererste Spiel sollte man da durchaus etwas mehr Zeit einplanen, für das erste Spiel eines Abends dann auch – jede weitere Partie die man anschließt kann man dann durchaus in 60 Minuten spielen …

… und dies wird man auch tun: The Rise of Queensdale hat einen hohen Aufforderungscharakter und eine hohen Wiederspielreiz: „eine Partie geht schon noch!“, wird man hier sicherlich öfters zu hören bekommen und der Aufforderung auch gerne nachkommen. Es macht einfach Spaß immer wieder auf’s neue auf Punktejadd zu gehen und immer wieder „neue Dinge“ zu entdecken. Man möchte wissen, auf was die Wahrsagerin hingedeutet hat und was die „anderen Sachen“, die es eben doch noch gibt (auch wenn man sie nicht gesehen haben sollte), noch so ins Spiel bringen. Und wie wird die Geschichte um die Königin weitergehen? Was wird noch (alles) auf uns zukommen? … wir sind sehr gespannt … hoffentlich geht es bald weiter … am besten heute noch … oder besser noch: gleich jetzt!

Vielen Dank an ALEA für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars