FRAGEN ÜBER BLITZ

1. Was ist ein Blitz und wie entsteht er?

2. Wie oft schlägt der Blitz ein?

3. Verläuft der Blitz noch unten oder nach oben?

4. Wie heiß, wie dick und wie lang ist der Blitz?

5. Wie schnell ist der Blitz?

6. Wie hoch sind Spannung, Stromstärke und Energieinhalt des Blitzes?

7. Wie sehen Blitzspuren aus?

8. Warum kann der Blitz Brände, Explosionen oder sonstige Sachschäden verursachen ?

9. Schlägt der Blitz immer an der höchsten Stelle ein?

10. Zieht Metall den Blitz an?

11. Ziehen bestimmte Baumarten, geologische Besonderheiten oder geographisch bevorzugte Gebiete den Blitz an?

12. Bietet ein Auto Schutz vor Blitzschlag?

13. Was sollen Zweiradfahrer unterwegs bei Gewitter tun?

14. Können Blitze bei Flugzeugen Schäden verursachen?

15. Wie werden Blitze fotografiert oder gefilmt?

16. Was kann man bei einem Gewitter im Freien tun?

17. Schützt ein Gebäude bei Gewitter?

18. Wie verhält man sich im während eines Gewitters?

19. Wie kann man der Blitzgefahr im Gebirge vorbeugen?

20. Ist man bei Gewitter auf einem Boot oder Schiff sicher?

21. Was tun, wenn man sich bei Gewitter am, im oder auf dem Wasser befindet?



1. Was ist ein Blitz und wie entsteht er? (zurück)

Der Blitz - das Wort stammt von dem indogermanischen bhlei = leuchten - ist eine faszinierende, jedoch auch beängstigende Erscheinung, mit der sich die Menschheit von Anfang an beschäftigte. Bei den alten Griechen, Römern und Germanen wurde er der Laune von Zeus, Jupiter und Donar zugeschrieben. Erst 1752 bewies der amerikanische Staatsmann und Erfinder Benjamin Franklin, daß der Blitz eine elektrische Entladung ist: Während eines Gewitters ließ er einen Drachen an einer Schnur aufsteigen, die nach Aufnahme von Feuchtigkeit elektrisch leitend wurde. Traf ein Blitz den Drachen, sprangen am unteren Ende der Schnur Funken über - ein recht gefährliches Experiment, wie wir heute wissen. Das Prinzip des Drachenexperimentes wird noch heute bei Untersuchungen über den Blitzstrom und seine Wirkungen angewandt, wenn auch anstelle von Drachen kleine Raketen zum Einsatz kommen. In St. Privat d'Ailler in Frankreich und im deutschen Steingaden schießt man dünne Metallfäden mit diesen Raketen in "reife" Gewitterwolken. Die auf diese Weise künstlich ausgelösten Blitze werden durch die Metallfäden, die dabei verdampfen, zur Meßstation auf der Erde geleitet (Blitztriggerung).
Der Blitz ist also eine elektrische Entladung - und zwar zwischen einer elektrisch geladenen Wolke und der Erde (Erdblitz), zwischen zwei und mehr Wolken oder zwischen mehreren Teilen innerhalb einer einzelnen Wolke (Wolkenblitze). Nur ein geringer Teil der Blitzentladungen findet zwischen Wolken und der Erde statt. tatsächlichen Prozesse am genauesten beschreibt. Generell gilt jedoch, daß Blitze ihren Ursprung in Gewitterzellen haben, die mehrere Kilometer Durchmesser erreichen können. Jede Zelle ist höchstens 30 Minuten aktiv und erzeugt während dieser Zeit im Mittel zwei bis drei Blitze je Minute.
Die Gewitterzelle erstreckt sich oft bis über zehn Kilometer Höhe, während die sichtbare Wolkenuntergrenze meist bei ein bis zwei Kilometer liegt. Im Zentrum der Gewitterzelle herrscht starker Auf- wind, der für die Trennung in positive und negative Ladungen, die letztlich Blitze verursachen, verantwortlich ist. Die positiven Ladungen befinden sich vorherrschend auf Eiskristallen im oberen Teil der Zelle, die negativen Ladungen vorherrschend im unteren Teil auf Regentröpfchen. Auf der Erde und im bodennahen Bereich sammeln sich wiederum positive Ladungen, die vornehmlich von Sprühentladun- gen an Pflanzenspitzen stammen. Blitze haben ihren Ursprung in Gewitterzellen.
Über das Entstehen von Blitzen gibt es viele Theorien. Man weiß bis heute nicht genau, welche die Neben Gewitterzellen von Wärmegewittern gibt es auch solche von Frontgewittern, verursacht durch großräumige Luftverschiebungen mit Geschwindigkeiten von mehr als 50 Kilometer pro Stunde, die über weite Gebiete hinwegziehen können.
Benjamin Franklin bei seinem Drachenversuch 1752 in Philadelphia, mit dem der amerikanische Staatsmann und Erfinder erstmals nachweisen
konnte, daß es sich bei einem Blitz um eine elektrische Entladung handelt.
Um so mehr gilt äußerste Vor- sicht beim beliebten herbstlichen Drachensteigenlassen im Freien, da die Drachenschnur, wenn sie feucht wird, bei einem Gewitter zu einem höchst gefährlichen elektrischen Leiter werden kann



2. Wie oft schlägt der Blitz ein? (zurück)


Ebenso wie die durchschnittliche Zahl der Gewittertage pro Jahr regional verschieden ist, schwankt auch die Zahl der jährlichen Blitz(ein)schläge (Erdblitze) pro Quadratkilometer von Gebiet zu Gebiet. Sie nimmt zum Beispiel in Deutschland von der Küste bis zu den Alpen von etwa einem Blitzschlag pro Jahr und pro Quadratkilometer um das Fünffache zu. Deutschland (Fläche 250 000 Quadratkilometer) wird von etwa
750 000, Österreich (Fläche 84 000 Quadratkilometer) und die Schweiz (Fläche 41 000 Quadratkilometer) werden von etwa 165 000 Blitzschlägen pro Jahr getroffen.
Die Zahl der, Erdblitze je Quadratkilometer und Jahr kann grob abgeschätzt werden, wenn man die Zahl der Gewittertage pro Jahr durch zehn teilt.


3. Verläuft der Blitz noch unten oder nach oben? (zurück)

Es erscheint unglaublich, aber der hell aufleuchtende Blitz verläuft - abgesehen von wenigen Ausnahmen bei hohen Gebäuden wie Kirchtürmen oder im Nochgebirge - von unten nach oben! Sekundenbruchteile davor hat zwar eine Vorentladung (Leitblitz) von den Wolken zur Erde stattgefunden, der eine sogenannte Fangentladung "entgegenwächst", doch ist dies fürs Auge kaum wahrnehmbar. Man könnte also sagen, daß der Gesamtblitz seinen Weg zur Erde hinunter und wieder hinauf zu den Wolken nimmt, oder daß er in den Wolken anfängt und auch dort wieder endet.

Entwicklung von Leitblitz, Fangentladung und Hauptblitz ausgehend von einer negativ geladenen Wolke



4. Wie heiß, wie dick und wie lang ist der Blitz? (zurück)

Die bislang höchste gemessene Temperatur liegt bei etwa 30 000 Grad Celsius und wurde für die Dauer einer millionstel Sekunde im Blitzkanal gemessen. Sie übertrifft die Oberflächentemperatur der Sonne um mehr als das Vierfache.
Normalerweise hat der Blitz einen sichtbaren Durchmesser von wenigen Zentimetern. Die exakte Bestimmung mit Hilfe der Fotografie ist sehr schwierig.
Vertikal verlaufende Blitze haben eine durchschnittliche Länge von fünf bis sieben Kilometer, bei horizontalen Blitzen beträgt die Durchschnittslänge acht bis sechzehn Kilometer. Mit Hilfe von Radargeräten wurden aber auch schon horizontale Blitze über eine Länge von 140 Kilometer festgestellte Dagegen können Blitze innerhalb von Wolken auch nur einige Meter lang sein.


5. Wie schnell ist der Blitz? (zurück)

Verglichen mit der Lichtgeschwindigkeit von 300 000 Kilometer pro Sekunde bewegt sich der Blitz nur etwa ein Zehntel bis ein Drittel so schnell. Diese Geschwindigkeit würde allerdings ausreichen, um den Blitz in einer Sekunde etwa zweimal um die Erde zu jagen. Die für das Auge kaum wahrnehmbare Vorentladung (Leitblitz) verläuft mit "nur" einem Tausendstel der Lichtgeschwindigkeit, also mit 300 Kilometer pro Sekunde.


6. Wie hoch sind Spannung, Stromstärke und Energieinhalt des Blitzes? (zurück)

Bevor es zur Blitzentladung kommt, können zwischen Gewitterwolken und der Erde Spannungen von einigen 100 Millionen Volt auftreten. Im Blitz selbst fließen dann in Sekundenbruchteilen Ströme, die in seltenen Fällen bis zu einigen 100 000 Ampere betragen.
Dennoch könnten Blitze unsere Energieprobleme nicht lösen: Bei einer durchschnittlichen Blitzentladung wird nicht mehr Energie freigesetzt, als etwa zehn Liter Heizöl liefern.


7. Wie sehen Blitzspuren aus? (zurück)

Selbst dann, wenn Blitze - trotz vorhandener brennbarer Materialien! - keine Brände verursachen oder zu sonstigen schweren Sachschäden führen, können sie sehr unterschiedliche Spuren hinterlassen. Schlägt der Blitz in elektrisch gut leiten- des Material, z. B. aus Eisen, Aluminium oder Kupfer, sind oft nur geringfügige Einschlagspuren zu erkennen; anders ist es bei elektrisch schlecht leitenden Materialien, durch die der Blitzstrom unter starker Wärmefreisetzung fließt: Glas, Sand und dünne Drähte schmelzen bzw. verdampfen, Kunststoffe, Farb- und Lackschichten, Holz sowie Mauerwerk zeigen mehr oder weniger starke Schmauch- und Rußspuren.



8. Warum kann der Blitz Brände, Explosionen oder sonstige Sachschäden verursachen ? (zurück)

Der Blitzschlag verläuft in mehreren Entladungsstufen. Während der Hauptentladung fließt ein sehr hoher, kurzzeitiger Stoßstrom über das getroffene Objekt. Meistens steigt der Stoßstrom im Millionstel-Sekunden-Bereich auf seinen Höchstwert von einigen 10 000 Ampere an und klingt dann in weniger als einer tausendster Sekunde wieder ab. Oft weisen Blitze aber auch Mehrfachentladungen (Teilblitze) auf. Sie entstehen dadurch, daß sich nach einer Unterbrechung von einigen zehntausendstel bis zu einigen tausendster Sekunden in dem noch gut leitfähigen Blitzkanal der Hauptentladung ein neuer Leitblitz zur Erde verschiebt. Die sich anschließende Teilentladung hat einen erneuten Stoßstrom über das getroffene Objekt zur Folge. Es wurden schon bis zu 40 solcher aufeinanderfolgenden Teilblitze registriert, was sich optisch mitunter durch das "Flackern" des Blitzes bemerkbar macht. Manchmal kann sich an einen Stoßstrom noch ein sogenannter Stromschwanz mit einigen 100 Ampere anschließen, was der Stromstärke beim Elektroschweißen entspricht.
Findet der Blitzstrom an seinem Einschlagpunkt keinen elektrisch gut leitenden Weg zur Erde, kann er die von ihm durchflossenen Sachen oder benachbarte Gegenstände so stark erhitzen, daß deren Zündtemperatur erreicht wird und damit ein Brand entsteht oder sogar eine Explosion stattfindet (zündender Blitz). Besonders leicht lassen sich beispielsweise reetgedeckte Dächer, Lager aus Heu Stroh oder Papier sowie explosionsgefährliche Stoffe in fester, flüssiger oder gasförmiger Form entzünden.
Blitze mit großem Stoßstrom wählen ihren Weg oft über feuchte Bauteile (Kamine, Dächer, Wände) oder Spalten in Bäumen, wobei explosionsartig Wasserdampf gebildet wird. Dadurch können nicht nur Holzbalken, Dachziegel oder Kaminsteine, sondern ganze Dach- und Wandteile beschädigt oder zerstört werden, ohne daß es zum Brand kommt (nicht zündender oder kalter Blitz).

Durch Blitzschlag entstehen in Österreich jährlich Sachschäden in Millionenhöhe.



9. Schlägt der Blitz immer an der höchsten Stelle ein? (zurück)

Vom Blitzforschungsinstitut auf der Spitze des Monte San Salvatore bei Lugano wurden von 1963 bis 1973 viele Blitzschläge in der Umgebung fotografiert und lokalisiert. Es zeigte sich, daß der Blitz keine bestimmten Berge, Täler, Seen oder Hänge bevorzugt. Die Richtung, die er nimmt, hängt allein von der Verteilung der elektrischen Ladung in den Wolken ab. Dennoch spielt die Oberflächenstruktur der freien Natur oder von Gebäuden für die Einschlagstelle des Blitzes eine gewisse Rolle, da er auf den letzten hundert bis zehn Meter zur Erde tatsächlich hohe Punkte öfter trifft als niedrige. Aus diesem Grunde wird bei der Installation von Blitzschutzanlagen auf Gebäuden immer dafür gesorgt, daß über das Dach hinausragende Schornsteine oder Fernsehantennen in das Schutzsystem einbezogen werden.


10. Zieht Metall den Blitz an? (zurück)

Im Vergleich zu sehr guten elektrischen Isolatoren - wie etwa trockenes Holz oder trockener Beton - schlägt der Blitz eher in metallene Oberflächen ein. Dagegen trifft der Blitz ebenso häufig wie Metalle auch weniger gut leitende Materialien. Dazu zählen beispielsweise nasses Holz oder nasses Mauerwerk. Gleiches gilt für die - verglichen mit Metallen schlecht leitenden, verglichen mit Holz gut leitenden - Körper von Menschen und Tieren. Deshalb besteht für Menschen auf einer Wiese die gleiche Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden, wie für einen Metallpfahl an derselben Stelle. Metalle bergen als gute Leiter allerdings die zusätzliche Gefahr, daß sie den Blitzstrom über größere Strecken weiterleiten. Deshalb muß man sich bei Gewitter von ausgedehnten Einrichtungen aus Metall, wie Zäunen oder Geländern, auf jeden Fall fernhalten.


11. Ziehen bestimmte Baumarten, geologische Besonderheiten oder geographisch bevorzugte Gebiete den Blitz an? (zurück)

Es ist ein Märchen, daß Buchen sicherer sind als Eichen oder Weiden. Bestimmte Baumarten üben auf Blitze ebensowenig eine besondere Anziehungskraft aus wie besondere geologische Verhältnisse - beispielsweise Erz- und Wasseradern oder Gestein mit natürlicher radioaktiver Strahlung.
Die Auswertung von Statistiken, die weltweit über Jahrzehnte erstellt wurden, hat außerdem gezeigt, daß es neben Regionen mit unterschiedlicher Gewitterhäufigkeit keine eng begrenzten Gebiete - sog. "Blitznester" - gibt, in denen Blitze bevorzugt einschlagen.
Dagegen werden alleinstehende Bäume oder Baumgruppen, insbesondere mit weit herausragenden Ästen, relativ häufig vom Blitz getroffen.


12. Bietet ein Auto Schutz vor Blitzschlag? (zurück)

Kraftfahrzeuge wurden schon öfter vom Blitz getroffen. Meist geschah den Insassen nichts, weil die Metallkarosserie einer Limousine oder das Fahrerhaus aus Metall eines Lastwagens oder Traktors als sogenannter Faradayscher Käfig wirkt. Michael Faraday, ein berühmter englischer Physiker und Chemiker (1791 bis 1867), bewies mit Experimenten, daß alle elektrischen Ströme - so auch der Blitz - über die Außenseite eines Metallkäfigs fließen und keine elektrischen Effekte innerhalb des Käfigs hervorrufen. Um das Eindringen des Blitzes zu verhindern, ist keine vollkommen geschlossene Metallhülle erforderlich. Es genügt bereits ein relativ breitmaschiger metallener Käfig, wie er bei Limousinen vorhanden ist.
Cabriolets sind weniger sicher, doch können sie bei geschlossenem Verdeck schützen, wenn entweder das Dachgerüst oder der Überrollbügel aus Metall besteht. Unabhängig von seiner Wirkung als Faradayscher Käfig bietet das Auto den Insassen keine Garantie für absolut gefahrloses Fahren. Wenn es blitzt und donnert, kann der Fahrer durch Blendung oder Erschrecken spontan die Kontrolle über sein Fahrzeug verlieren. Außerdem haben Versuche gezeigt, daß bei Blitzschlag Gefahr für die Reifen besteht. 14 Da Reifengummi gut isoliert, setzt der Blitz beim Durchgang vom Stahlmantel zur Reifenlauffläche - als Folge des hohen elektrischen Widerstandes - große Wärmemengen frei, wodurch erhebliche Beschädigungen möglich sind.
Deshalb ist Autofahrern, die sich innerhalb eines starken Gewitters befinden, dringend zu empfehlen
Einen Parkplatz anzufahren
Die Antenne als meist höchsten Punkt des Fahrzeuges einzuziehen
Das geschlossene Fahrzeug nicht zu verlassen, bis das Gewitter ausreichend weit entfernt ist.


13. Was sollen Zweiradfahrer unterwegs bei Gewitter tun? (zurück)

Am besten in einem Haus, in einem Kraftfahrzeug oder unter einer Brücke aus Stahl oder stahlbewehrtem Beton - metallene Brückenteile und das Zweirad nicht berühren! - Schutz suchen und das Ende des Gewitters dort abwarten. Ist keines dieser Ziele weit und breit in Sicht, empfiehlt es sich abzusteigen, sich vom Fahrrad oder Motorrad einige Meter zu entfernen und in Hockstellung in einer Bodenmulde niederzukauern.


14. Können Blitze bei Flugzeugen Schäden verursachen? (zurück)

Es kommt durchaus vor, daß ein Blitz auch Flugzeuge in der Luft oder am Boden trifft. Meist bleibt dies ohne Folgen, weil die metallene Flugzeughülle die Passagiere nach dem Faradayschen Prinzip wie im Auto - oder auch im Eisenbahnwagen oder in der Gondel einer Seilbahn - schützt. Im allgemeinen ist das mit Gewittern verbundene unruhige Flugwetter (Turbulenzen) viel gefährlicher als der Blitz. Blitzschlag kann allerdings die elektronischen Instrumente an Bord beschädigen. Vielleicht ist dies die Ursache für einige ungeklärte Flugzeugab- stürze in der Vergangenheit. Zumal wenn man bedenkt, daß die Einschlagstelle des Blitzes infolge der raschen Flugbewegung über die Flugzeughaut hinwegwandern und damit Zonen erreichen kann, die vom Blitz nicht unmittelbar zu erreichen sind.
Nach Blitzschlägen wurden bei Flugzeugen kleine Löcher oder Risse in den Flügeln oder im Rumpf - ähnlich wie in Kraftfahrzeug-Karosserien - festgestellt. Beim Verlassen eines vom Blitz getroffenen Flugzeugs besteht für die Passagiere - ebenso wie beim Aussteigen aus einem vom Blitz getroffenen Fahrzeug - keine Gefahr, weil die an der äußeren Hülle verbleibende elektrische Restladung sehr gering ist.
Daß Blitze auch Raketen treffen können, zeigte sich beim Start des von Apollo 12. Unmittelbar nach seinem Start auf Kap Kennedy wurde es zweimal in einem Zeitabstand von 16 Sekunden von Blitzen getroffen. Die Witterungsbedingungen für diesen Raumflug waren im Augenblick des Startes denkbar ungünstig, da dunkle Gewitterwolken am Himmel hingen. Trotzdem wurde - wohl um das Gesamtunternehmen nicht in Frage zu stellen - der Start freigegeben. So kam es rund 36 Sekunden danach zum ersten Blitzeinschlag, der kurzzeitig die Stromversorgung der Raumkapsel außer Funktion setzte. Nach übereinstimmenden Beobachtungen soll diese atmosphärische Entladung zwischen der Erde und dem erdschwindenden Raumschiff erfolgt sein. Die Entladung hatte sich vom Boden aus in Richtung des Feuerschweifes der Rakete fortgepflanzt. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte das Raumschiff in eine mit elektrischen Ladungen angehäufte Gewitterwolke vorgestoßen sein. Der Gasstrahl der Rakete bildete eine elektrisch leitfähige Gassäule, die geradezu geeignet war, die Entladung zwischen der Erde und der Gewitterwolke hervorzurufen.
Der zweite Einschlag, etwa 52 Sekunden nach dem Start, bewirkte einen kurzzeitigen Ausfall der
Steuersysteme. Viele Anzeichen sprechen dafür, daß die über 100 Meter lange Mondrakete zwei in den Gewitterwolken vorhandene, gegenpolige Landungsansammlungen überbrückt und dadurch einen Wolke- Wolke-Blitz verursacht hatte.
Man kann von großem Glück sprechen, daß beide Blitzschläge zu keinen ernsthaften Folgen führten.



15. Wie werden Blitze fotografiert oder gefilmt? (zurück)

In der Dämmerung oder nachts ist es bei Gewitter ohne weiteres möglich, Blitze zu fotografieren. Erforderlich sind:
- eine Kamera mit eingebauter Vorrichtung zur Dauerbelichtung ("B'.' auf der Zeitskala)
- einen Fernauslöser
- ein Stativ
- ein Farb- oder Schwarz-Weiß-Film mit einer Empfindlichkeit von mindestens 18 DIN (50 ASA).

Diese Ausrüstung erlaubt beliebig lange und nicht verwackelte Zeitaufnahmen, so daß- bei möglichst weiter Blende - auch mehrere Blitze hintereinander fotografiert werden können.

Für das Filmen von Blitzen ist die Verwendung eines Stativs ebenfalls ratsam. Dagegen spielt die Empfindlichkeit des Films kaum eine Rolle.
Besonders eindrucksvolle Aufnahmen gelingen mit einem Weitwinkel-Objektiv. Beim Fotografieren oder Filmen sollte man aber auch an die eigene Sicherheit denken und einen trockenen, ungefährlichen Standort wählen, etwa innerhalb eines Gebäudes.



16. Was kann man bei einem Gewitter im Freien tun? (zurück)

In freier Natur gibt es zwei Gefahren:

- Man ist selbst der höchste Punkt der Umgebung und kann direkt vom Blitz getroffen werden.

- Der Blitz schlägt in unmittelbarer Nähe eines Menschen ein und wirkt indirekt auf ihn ein, weil sich der Strom im Boden in alle Richtungen ausbreitet und einen sogenannten Spannungstrichter verursacht. Dabei ist eine hohe Schrittspannung zwischen den Füßen noch 20 Meter von der Einschlagstelle entfernt möglich.

Diese Spannung kann einen gefährlich hohen Strom durch den Körper treiben. Man wird dabei in der Regel nicht getötet, erleidet aber zumindest Verbrennungen oder auch vorübergehende Lähmungen. Diese Gefahr wird wesentlich geringer, wenn man - möglichst in einer nicht vom Regen überschwemmten Bodenmulde - in die Hocke geht, die Arme um die Beine schlingt und vor allem die Füße dicht nebeneinander setzt, so daß die Schrittspannung so gering wie möglich bleibt. Man soll sich keinesfalls flach auf den Boden legen, weil durch die größere Berührungsfläche ein wesentlich höherer Teil des Blitzstromes durch den Körper fließen kann.

Kühe, Pferde und ähnlich große Vierbeiner sind bei indirektem Blitzschlag noch wesentlich stärker gefährdet als Menschen, da sie einen viel größeren Spannungsunterschied zwischen Vorder- und Hinterbeinen überbrücken. Deshalb und wegen der besonderen Gefahr des Direkteinschlags wird Reitern dringend empfohlen, bei herannahendem Gewitter abzusitzen und einen blitzgeschützten Ort aufzusuchen.

Diese fünf Kühe auf der Weide wurden durch eine indirekten Blitzschlag gleichzeitig getötet

Gefährliche Stellen, die man bei Gewitter auf jeden Fall meiden sollte, sind

- Waldränder mit hohen Bäumen
- Hügel- oder Dünenspitzen
- Metallzäune (sie können ohne ausreichende Erdung den Strom hundert Meter und weiter leiten)
- alleinstehende Bäume, vor allem mit weit heraus- ragenden Ästen

Als der Blitz in diesen Baum einschlug, wurden die Touristen im Zelt daneben von Baumsplittern erschlagen beziehungsweise verletzt.

Ein Gewitter ist gefährlich nah, wenn die Zeit- spanne zwischen Blitz und Donner weniger als zehn Sekunden beträgt. Man sollte dann versuchen, Zuflucht zu finden

- im Auto
- in einem Gebäude (am besten mit Blitzschutzanlage)
- in einem Wald (wobei der Abstand zu Baumstämmen und niedrigen Ästen größtmöglich, mindestens jedoch drei Meter sein sollte).

Zieht ein Gewitter so überraschend auf, daß man keine geeignete Zuflucht mehr finden kann und der Donner dem Blitz in weniger als fünf Sekunden folgt, bleibt nur noch, sich - wie erwähnt - in der Hocke auf den Boden zu kauern. Ist man in einer Gruppe unterwegs, muß man mindestens drei bis fünf Meter Abstand voneinander halten.

Häufigstes Fehlverhalten:

- Laufen oder sich flach auf den Boden legen
- Aufenthalt am Waldrand oder unter einzelnen Bäumen
- zu geringer Abstand voneinander
- Berühren von metallenen Gegenständen.


Die sicherste Haltung im freiem Feld:
Tiefe Hocke, die Arme um die Beine verschränkt und die Füße zusammen


17. Schützt ein Gebäude bei Gewitter? (zurück)

Zweifellos bietet ein Gebäude, sofern es nicht nur aus Holz und Stroh, sondern hauptsächlich aus Stein, Beton oder Stahl erbaut wurde, wesentlich besseren Schutz als die freie Natur. Optimal ist ein Haus mit vollständiger Blitzschutzanlage.
Falls keine Blitzschutzanlage vorhanden ist, wird der einschlagende Blitz mehreren leitfähigen Wegen folgen, um die Erde zu erreichen. Dazu können alle metallenen Bauteile dienen beispielsweise Dachrinnen und Regenrohre, Rohre der Zentralheizung und für die Wasserversorgung sowie elektrische Leitungen oder Antennenkabel. Wenn mehrere dieser Leiter - einschließlich der Bewehrung von Stahlbeton - hinreichend schlüssig miteinander und mit der Erdungsanlage verbunden sind (Potentialausgleich) und damit den Strom gut ableiten, besteht bei Blitzschlag normalerweise für Personen im Haus keine unmittelbare Gefahr. Andererseits kann ein Blitz bei fehlender Blitzschutzanlage relativ leicht einen Brand hervorrufen.

18. Wie verhält man sich im während eines Gewitters? (zurück)


Wer sich bei Gewitter in einem Zelt aufhält, trägt natürlich ein weit größeres Risiko, vom Blitz getroffen zu werden, als in einem Haus. Man kann allerdings die Gefahr verringern, wenn man das Zelt am "richtigen" Platz aufbaut. Deshalb ein Zelt nie an exportierten Stellen aufstellen, beispielsweise neben Masten und Stangen, am Waldrand oder unter einem alleinstehenden Baum oder dessen weit ausladenden Ästen. Alle diese "herausragenden" Erhebungen sind ein bevorzugtes Ziel für den Blitz. Im offenen Feld oder gar auf Hügeln, wo das Zelt zwangsläufig den höchsten Punkt darstellt, ist es besonders gefährlich. Einen wesentlich besseren Zeltplatz findet man im Wald oder unter einer größeren Baumgruppe, sofern der Abstand zu Baumstämmen mindestens drei Meter beträgt.

Im Zeit selbst sollte man sich bei einem Gewitter auf eine einigermaßen isolierende, also zumindest trockene Matratze kauern, den Abstand zu den Zeltstangen so groß wie möglich halten und die Zeltwand nicht berühren.


19. Wie kann man der Blitzgefahr im Gebirge vorbeugen? (zurück)


Gewitter in den Bergen sind schon deswegen gefährlich, weil man sie oft zu spät erkennt. Vor jeder Bergwanderung sollte man den örtlichen Wetterbericht studieren und zusätzlich das Barometer beobachten (fallender Luftdruck deutet auf Wetterverschlechterung hin). Außerdem muß man sich strikt an die Ratschläge von Bergführern halten. Diese Leute kennen die Gegend und das lokale Wetter aus langjähriger Erfahrung und haben oft den "7. Sinn" für drohende Gefahren. Befindet man sich erst einmal im Gebirge, ist es schwierig, bei Gewitter und ohne genaue Ortskenntnis schnell eine geeignete Schutz- stelle zu finden. Man sollte deshalb den Abstieg ins Tal rechtzeitig beginnen, ehe - meist schon nachmittags - Gewitter niedergehen. Sichere Hinweise auf ein baldiges Gewitter sind dicke Regentropfen oder Hagelkörner sowie die Erscheinung des Elmsfeuers.

Das Elmsfeuer mit seinem nur im Dunkeln erkennbaren bläulichen Lichtschein wird unter Gewitterwolken durch Entladungen des an Spitzen und Kanten stark erhöhten elektrischen Feldes verursacht. Im Gebirge kann ein solches Elmsfeuer an Bergstationen einer Seilbahn oder an Gipfelkreuzen beobachtet werden. Auf dem Wasser bilden die Maste von Segelschiffen, an Flugzeugen die Kanten der Flügel Ansatzpunkte für dieses Leuchten.

Zu Entladungen ähnlicher Art, wenn auch mit dem bloßen Auge meist nicht erkennbar, kann es an den Haaren von Menschen und Tieren kommen - wobei sich einzelne Haare oder gar Haarbüschel knisternd aufrichten.
Bekannt ist auch das von Bergsteigern oft bemerkte "Pickelsausen", das bei Entladungen im elektrischen Feld einer Gewitterwolke an den spitzen Teilen von Eispickeln auftritt und für seine Träger höchste Gefahr bedeutet .

Das Aufziehen eines Gewitters läßt sich ebenfalls an den Cumulonimbus-Wolken erkennen, doch befindet man sich dann meist schon mitten in der beginnenden Gewitterzone. In diesem Fall sollte man schnellstens Schutz in einer Berghütte mit Blitzschutzanlage suchen. Gelingt dies nicht (mehr), sind Höhlen ein ziemlich sicherer Unterstand. Zu vermeiden ist jedoch der Kontakt mit Felswänden, da über deren feuchte Oberfläche ein Teil des Blitzstroms fließen kann. Nicht berührt werden dürfen auch die Drahtseile, die entlang versicherter Klettersteige verlaufen.


20. Ist man bei Gewitter auf einem Boot oder Schiff sicher? (zurück)

Blitzeinschläge in Sportboote und Schiffe auf hoher See, auf Binnengewässern oder in Häfen kommen relativ selten vor. Dies mag mit der Grund sein, weshalb dem Blitzschutz an Bord - also dem gefahrlosen Ableiten des Blitzstromes ins Wasser - nicht immer die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dabei können auf dem Wasser durch Blitze ebenso wie auf dem Land erhebliche Personen- und Sachschäden entstehen. Diese Risiken lassen sich jedoch in den meisten Fällen mit einfachen Maßnahmen entscheidend verringern:"

- Motorkreuzer und Segeljachten aus Stahl:
Konstruktionsbedingt besteht eine durchgehend elektrisch leitende Verbindung von der Mast- spitze (Topp) bis zum stählernen Schiffskörper. Dadurch ist nach dem Faradayschen Prinzip optimaler Schutz gegeben. Allerdings muß darauf geachtet werden, daß vorhandene Brennstofftanks elektrisch gut leitend mit dem Rumpf verbunden sind, damit bei Blitzschlag keine brand- oder explosionsgefährlichen Entladungsfunken überspringen können.

- Segelboote aus Holz oder Polyester mit außenliegendem Metallkiel oder metallenem Schwert:
Bei Segelbooten wird der Blitz fast immer in den Mast einschlagen und die Wanten oder Stage als Entladungsweg benutzen. Diese stählernen Spann- und Haltedrähte sind als Ableiter aber nur geeignet, wenn sie einen Durchmesser von mindestens sechs Millimeter aufweisen und mit den Haltepunkten auf Deck sowie mit dem metallenen Kiel oder Schwert elektrisch leitend verbunden sind. Ist ein Mast aus Aluminium vorhanden, genügt eine leitende Verbindung zwischen Mastfuß und Metallkiel beziehungsweise Metallschwert.
- Boote aus Holz oder Polyester mit eingebettetem Ballast:
Sofern nicht schon beim Bau des Bootes geeignete Schutzmaßnahmen getroffen wurden, kann eine Blitzschutzanlage nur sehr schwer nachträglich montiert werden. In diesem Fall bietet sich die sogenannte "Leine-über-Bord-Methode" als behelfsmäßiger Blitzschutz an: Am unteren Ende von Wanten oder Stagen (mindestens sechs Millimeter Durchmesser) wird an beiden Seiten des Bootes je ein acht Millimeter dickes Kupfer- oder rostfreies Stahlseil mit einer Spezialklemme befestigt. Die beiden Seile müssen außenbords mindestens 1,5 Meter tief ins Wasser tauchen. Provisorische Befestigungsmittel anstelle der im Fachhandel erhältlichen Spezialklemmen sollen nicht verwendet werden, da an mangelhaften Verbindungsstellen zwischen Wanten oder Stagen und Seilen bei Blitzschlag Funken überspringen und Brände verursachen können. Außer den Spezialklemmen sind auch komplette Blitzableiter in handlicher Ledertasche, bestehend aus einem mindestens drei Meter langen Kupferseil und passender Klemme, erhältlich.
- Sonstige Boote aus Holz oder Polyester ohne Blitzschutz:
Wird man in einem solchen Boot von einem Gewitter überrascht, kann man die Ankerkette als Erder
benutzen, indem man sie mehrmals um das Vorstag wickelt und ins Wasser hängen läßt. Allerdings sollte man diese Maßnahme schon vor Gewitter- beginn treffen, da ansonsten die Gefahr besteht, über das Stag vom Blitz getroffen zu werden.

Einige weitere Ratschlage:

- Während eines Gewitters nie auf Deck stehen bleiben
- Keine Wanten, Stage oder andere metallene Gegenstände berühren
- Bei vorhandener Blitzschutzanlage regelmäßig und nicht erst während eines Gewitters kontrollieren, ob der Potentialausgleich, das heißt die Verbindung aller metallisch leitenden Einrichtungen an Bord mit dem Blitzableiter in Ordnung ist!


21. Was tun, wenn man sich bei Gewitter am, im oder auf dem Wasser befindet? (zurück)

Wer wurde noch nicht beim Fischen, Schwimmen, Rudern, Windsurfen oder am Strand von einem Gewitter überrascht? Auf Surfbrettern, Ruder-, Paddel-, Tret- und Schlauchbooten ist kein Blitzschutz möglich. Man sollte daher mit solch kleinen Wassersportfahrzeugen schon beim Herannahen eines Gewitters schnellstens das Ufer anlaufen und Schutz in einem Auto oder Haus suchen.

Schwimmen oder durch das Wasser waten ist bei Gewitter lebensgefährlich. Der Blitz kann im Umkreis von zehn bis zwanzig Meter von der Einschlagstelle lähmen (Gefahr durch Ertrinken!) oder töten. Deshalb bei ersten Gewitteranzeichen sofort das Wasser verlassen. Beim Fischen sofort die Angel ablegen und eine Schutzstelle suchen.

Wird man auf dem Wasser, fernab vom Ufer, vom Gewitter überrascht, kann es günstiger sein, sich ins Boot zu kauern oder den Mast des Surfbreites umzulegen und sich auf das Breit zu hocken, damit sich die Gefahr durch direkten Blitzeinschlag vermindert.

Weitere Ratschläge:

- Sonnenschirme, Regenschirme und andere "her- ausragende" Gegenstände vergrößern die Gefahr durch direkten Blitzschlag. Alle diese Sachen flach auf den Boden legen und als Wetterschutz möglichst einen wasserdichten Mantel verwenden.
- Seen und Flüsse sind im allgemeinen gefährlicher als das offene Meer, da Meerwasser wegen seines Salzgehaltes einen viel niedrigeren elektrischen Widerstand als Süßwasser hat und damit den Blitzstrom besser ableitet als ein menschlicher Körper.
- An der Küste sollte man neben der Gefahr durch Blitzschlag nicht die Gefahren durch Sturm unterschätzen: Das Gewitter bleibt meist über dem Land hängen, weil die starken Warmluftströme, die für sein Entstehen notwendig sind, über der relativ kalten Wasseroberfläche schnell abnehmen. Deshalb können Windböen und Turbulenzen am Ufer und Strand besonders heftig sein.