DAPHNIA CURVIROSTRIS
Diese Art dürfte eine der häufigsten Daphniidae in Ost- Österreich sein. Zur Abgrenzung von der verwandten Art D. pulex dienen die Antenne 1 (die Sinneshärchen ragen direkt aus dem Kopfboden, siehe Bild 19), die fehlende Dorsalbestachelung und die sondenknopfartige Anschwellung des Rostrums beim Männchen (Bild 20). Aber, wie sich zeigte, können die beiden Arten auch anhand des Ephippiums sicher von einander unterschieden werden (s. jeweilige Beschreibung).
Im Wiener Prater, in der Nähe des Lusthaus- bzw. Mauthner Wassers, fanden sich D. curvirostris und D. pulex gemeinsam in einem Tümpel. Bastarde oder sonstige Übergangsformen zwischen den beiden Arten waren dabei nicht zu finden. Sämtliche oben genannten Merkmale waren jeweils eindeutig ausgebildet.

Daphnia curvirostris
Bild 19: Daphnia curvirostris; Rostrumspitze mit Antenne 1. Nur die Sinnesborsten ragen aus dem Kopf heraus.
Bild 20: Daphnia curvirostris; Lateralansicht des Kopfes beim Männchen. Der Ansatz der Antenne 1 ist sondenknopfartig angeschwollen.

Carapax
Die Carapaxskulptur ist Daphnia-typisch. Die Seitenlänge der Carapaxschuppen ist von dorsal nach ventral zunehmend, und zwar durch den Wegfall von jeder zweiten Zwischengrenze der Schuppen im ventralen Carapaxabschnitt. Im Gegensatz zu Ctenodaphnia similis findet hier diese Verdoppelung der Schuppengröße in beiden Diagonalen statt, sodaß die Schuppen, abgesehen von einigen Rechtecken im Übergangsbereich, wieder quadratisch sind, eben mit der doppelten Seitenlänge. Die Seitenlänge der Quadrate beträgt nahe dem Rückenkiel bei einem durchschnittlichen Exemplar 10-15 µm, nahe dem Ventralrand rund 20-25 µm. Die gedachte Übergangslinie beginnt cranial etwa in Höhe des Komplexauges, verläuft dann bogenförmig nach caudal-ventral, mündet dort 200-300 µm vor der Spina in den ventralen Schalenrand (Bild 21).
Die caudalen Spitzen der Schuppen sind am Körper leicht spitz ausgezogen, heben sich aber kaum von der Unterlage ab (Bild 22).
Der Kopfpanzer ragt dorsal etwa bis zu zwei Drittel der gesamten Körperlänge in den restlichen Carapax hinein und ist nach caudal in einen Zipfel ausgezogen. Die Grenze zwischen Kopf und Carapax ist nur durch eine schwach angedeutete Furche gezogen. Deutlicher ist diese Grenze beim Ephippialweibchen zu sehen (Bild 23). Caudal schliebt sich in diesem Falle auch unmittelbar das Ephippium an die Grenze Kopfpanzer-übriger Carapax an. Der dorsale Kiel ist bei Daphnia curvirostris nie über die ganze Länge bestachelt, bestachelt sind nur die Spina und etwa 150 µm des dorsalen Kieles im Anschluß an die Spina nach cranial. Die Spina ist bei dieser Art meist nicht sehr lang, Flössner (1972) gibt die Länge mit einem Viertel des Schalenlänge an.

Daphnia curvirostris Daphnia curvirostris
Bild 21: Daphnia curvirostris; Lateralansicht des Weibchens in toto.
Bild 22: Daphnia curvirostris; Carapaxskulptur.
Daphnia curvirostris
Bild 23: Daphnia curvirostris; Ephippialweibchen in toto.

Ephippium
Das Ephippium ist asymmetrisch, von der Grundgestalt dreieckig, wobei das leicht zugespitzte Ende nach caudal weist. Der Dorsalkiel ist wenig konvex gebogen. Am rostralen Ende ist das Ephippium rechtwinkelig abgestutzt, auch diese Kante ist, besonders im ventralen Anteil, nach außen gebogen. Besonders stark ist die dritte Kante gekrümmt, sie führt in kontinuierlichem Bogen zum dorsocaudalen Ende. Dieses trägt auch die Spina, die bei durchschnittlichen Exemplaren etwa ein Fünftel der gesamten Länge des Ephippiums einnimmt. Die Spina ist besonders zart und verkümmert bei älteren Ephippien bald vollständig. Die Spina ist bestachelt, die Länge der Stacheln liegt bei 15-20 µm. Die gesamte Länge des Ephippiums beträgt bei den Exemplaren aus der Umgebung von Illmitz ohne Spina durchschnittlich 750 µm, die größte Breite 600 µm.
Die Lage der Eier ist typisch für die Untergattung, meist liegen sie symmetrisch zueinander. Die Länge der Eier differiert zwischen 300 µm und 400 µm (Bild 24).
Die Skulpturierung besteht bei Daphnia curvirostris aus unregelmäßigen, eher flachen Vertiefungen, die von mehr oder weniger stark ausgebildeten Leisten umrahmt werden. In der deutlichsten Ausprägung der Leisten ist eine sechskantige Anordnung erkennbar, die Sechsecke stoßen dann auch an den Kanten aneinander und bilden ein wabenartiges Netz aus (Bild 25). Die Vertiefungen sind in diesem Bereich flach, länglich oval bis rund, mit runzeliger Skulptur. Auf diese Weise ist die Ephippialskulptur nur im caudodorsalen Abschnitt, also in der Nähe der Spina und entlang fast des gesamten Rückenkieles ausgebildet. Weiter ventral löst sich der wabenartige Verband der Leisten auf, es bleiben häufig nur 2 oder 4 Leisten stehen, und zwar die nach rostral-ventral gerichteten. So entstehen Zickzacklinien, aber auch alleine stehende Skulpturen. Die Vertiefungen sind in der Regel in diesen proximalen Abschnitten des Ephippiums tiefer eingezogen und stärker gerunzelt als im caudo-dorsalen Teil (Bild 26). Gegen den Rand hin werden die Leisten und Vertiefungen sehr unregelmäßig, häufig stark in die Länge gezogen und flach, die Leisten können im Randbereich auch völlig fehlen.
Eine Musterung (i.e. regelmäßige Anordnung der einzelnen Skulpturen) ist am Ephippium von Daphnia curvirostris zwar stellenweise sehr undeutlich, aber doch erkennbar. Sie entspricht der Anordnung der Quadrate beim parthenogenetischen Weibchen. Besonders undeutlich ist die Musterung im Bereich der Eier zu erkennen, da die einzelnen Skulpturen durch die Auftreibungen über den Eiern stark auseinanderweichen. Der Kiel des Ephippiums ist bei dieser Art durch eine flache Einsenkung vom übrigen Ephippium abgesetzt, von dorsal betrachtet ungeteilt und ohne Stacheln.

Ephippium Daphnia curvirostris Ephippium Daphnia curvirostris
Bild 24: Daphnia curvirostris; Ephippium in toto.
Bild 25: Daphnia curvirostris; Ephippialskulptur Eibereich.
Ephippium Daphnia curvirostris
Bild 26: Daphnia curvirostris; Ephippialskulptur Randbereich cranial.

Fundorte
Angaben über die Verbreitung dieser Art sind äußerst lückenhaft, da sie früher als Daphnia pulex, bzw. deren Variation betrachtet wurde (Herbst, 1962; Manujlova, 1964). Neben morphologischen Untersuchungen bestätigten auch genetische Arbeiten (Trentini, 1980), daß D. curvirostris eine eigene Art darstellt.
Interessant scheinen die Angaben von Naidenov (1967), der die Art als typisch für periodische Kleingewässer in Flußauen beschreibt und Hrabacek (1959 b), der die gleichen Beobachtungen für Augebiete in der Tschechoslowakei berichtet. Dies bestätigt meine Ergebnisse für die Donauauen östlich von Wien, daß auch dort hauptsächlich Daphnia curvirostris vorkommt.