DAPHNIA LONGISPINA
Das Taxon kann mit verwandten Arten, vor allem der Hyalina- Galeata-Gruppe, Hybriden bilden (mündl. Mitteilung von Dr. Hrbacek, Prag). Um Hybriden weitgehend ausschließen zu können, wurden sowohl Tiere, als auch Ephippien aus dem oberösterreichischen Mondsee genommen. In diesem Gewässer kommen zur Zeit verwandte Arten nicht vor, haben jedenfalls kein Massenauftreten (eigene Beob., limn. Sommerkurs SS 87).

Carapax
Die Carapaxschuppen sind Daphnia-typisch. Es werden regional Schuppengrenzen eingefügt bzw. weggelassen, jedoch sind derlei Zonen unregelmäßig über den ganzen Körper verteilt (Bild 32). Auch findet man aufgrund der unregelmäßigen Anordnung zuweilen Drei-, Fünf- und Sechsecke mit unterschiedlichen Seitenkantenlängen (Bild 33). Die Seitenkantenlängen der Schuppen betragen zwischen 10 µm und 30 µm. Die nach caudal gerichteten Ecken der Quadrate sind wenig bis gar nicht zipfelig ausgezogen (regional verschieden), auf jeden Fall noch weniger als bei Daphnia curvirostris.
Der Kopfpanzer ist auch beim parthenogenetischen Weibchen durch eine durchgehende Falte vom Körper abgesetzt und ragt über die Hälfte der gesamten Körperlänge (ohne Spina) in den übrigen Carapax hinein.
Der dorsale Kiel ist nur auf etwa 100 µm, anschließend an die Spina, bestachelt.
Die Spina ist bei dieser Art meist sehr lang, kann aber auch kurz sein und bisweilen fehlen (Flössner 1972).

Daphnia longispina Daphnia longispina
Bild 32: Daphnia longispina; Lateralansicht in toto.
Bild 33: Daphnia longispina; Ephippialskulptur.

Ephippium
Die Form des Ephippiums von Daphnia longispina (Bild 34) ist der des Ephippiums von Daphnia curvirostris sehr ähnlich, nur der Kiel ist bei dieser Art durch eine tiefe Einsenkung vom übrigen Ephippium abgegrenzt. Der Kiel ist unregelmäßig mit bis zu 3 µm langen Zacken besetzt, diese sind mit dem freien Ende nach caudal gerichtet. Die Länge der Spina unterliegt großen Schwankungen.
Die Skulpturierung besteht durchwegs aus mehr oder weniger runden, kraterförmigen Erhebungen, wulstartigen Ringen, die in der Mitte wieder eingesenkt sind (Bild 35). Scharf gezogene Linien oder Leisten, wie bei Daphnia curvirostris, sind keine vorhanden. Der Außendurchmesser der Ringe beträgt zwischen 7 µm und 10 µm, die innere Einsenkung nimmt etwas mehr als den halben Außendurchmesser ein. Meist erreicht die Tiefe die Länge des inneren Durchmessers, oder übertrifft diese sogar beträchtlich. Letztere trichterförmigen Einsenkungen finden sich am häufigsten außerhalb der Eibezirke. In den flacheren Vertiefungen finden sich zumeist unregelmäßige kleine Löcher, die möglicherweise auf Pilz und Bakterienbefall zurückzuführen sind.
Die Krater stehen meist nicht isoliert, die wulstartigen Ringe sind in mehr oder weniger regelmäßigen Bahnen untereinander in Verbindung, woraus sich eine Musterung ergibt, die in etwa dem Schuppenverlauf beim parthenogenetischen Weibchen entspricht.

Ephippium Daphnia longispina Ephippia Daphnia longispina
Bild 34: Daphnia longispina; Ephippium in toto.
Bild 35: Daphnia longispina; Ephippialskulptur.

Fundorte
Die Art ist sehr anpassungsfähig, kommt in Österreich von kleinen Tümpeln in Flußauen bis in größere Gewässern vor. Bei Marchegg fand ich sie auch in einem regelmäßig austrocknenden Tümpel. Im Seewinkel scheint sie die stark sodahältigen Gewässer zu meiden, ist in diesem Gebiet jedoch regelmäßig in humösen Braunwässern zu finden (z.B. in den Resten der Schwarzseelacke zwischen Apetlon und Wallern).
In großen, perennierenden Gewässern scheint die Art immer dizyklisch zu sein, mit einer schwachen Sexualperiode von März bis Juli und einer starken von Oktober bis Dezember. In solchen Gewässern kann Daphnia longispina auch überwintern. In kleinen und periodisch austrocknenden Tümpeln und Weihern neigt die Art zur Monozyklie, das Dichtemaximum mit anschließender Ephippialproduktion ist dann meist in den Sommermonaten zu beobachten (Flössner 1972; eigene Beobachtungen).