Dr. Heinz Jaksch
Spezialgebiet: Biologische Wasseraufbereitung für Badegewässer

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Gartenteiche sind anders

Obwohl man Gartenteiche auf den ersten Blick mit natürlichen Tümpeln und Weihern in der Umgebung vergleichen kann - und dies bei der Anlage auch tun sollte - so unterscheiden sie sich doch in vielerlei Hinsicht von natürlichen Gewässern. Leider ergeben sich daraus auch viele Probleme mit den künstlichen Tümpeln und Weihern im eigenen Garten.

1) Abflusslosigkeit

Da Gartenteiche heutzutage meist mit Folien abgedichtet werden, sind sie abflusslos und haben nicht einmal Kontakt zum Grundwasser. Das bedeutet, dass im Großen und Ganzen nur destilliertes Wasser durch Verdunstung das Gewässer verlässt. Stets mit Regen und Zulaufwasser eingeschwemmte Stoffe reichern sich dagegen an, die Suppe wird gleichsam immer dicker.
Ein Problem ist dabei vor allem der Phosphor. Er ist eigentlich ein wichtiger Düngestoff, aber zu viel davon bringt unliebsame Vorgänge, etwa Algenblüten. Ein einmal in das abgedichtete Gewässern eingebrachtes Phosphormolekül wird zwar zwischen den verschiedenen Akteuren - Mikroorganismen, Tieren, Pflanzen - hin und her gereicht, bleibt aber im Kreislauf. Da etwa über den Regen in vielen Gegenden Österreichs nicht unerhebliche Mengen an Phosphor in ein Gewässer eingetragen werden, wird der Gehalt immer höher. Das Gewässer eutrophiert - so der Fachausdruck -, das heißt der Nährstoffgehalt und damit die Neigung zu Algenblüten steigt.
Abhilfe können mehrere Maßnahmen schaffen. Am einfachsten ist regelmäßiges Absaugen von Tiefenwasser und/oder Schlamm. Eine weitere Möglichkeit ist der Schnitt von Sumpf- oder Wasserpflanzen, da in den grünen Pflanzengeweben viel Phosphor gespeichert wird. Natürlich muss das Schnittmaterial aus dem Teich entfernt werden, da es sonst verrottet und der Phosphor über die Bakterien wieder in den Kreislauf geführt wird.
Daneben gibt es noch die Möglichkeit einer chemischen Fällung von Phosphaten (wie in technischen Kläranlagen). Für einen Gartenteich ist dies allerdings wenig empfehlenswert, da damit die Biologie radikal gestört wird.

Nicht ganz so problematisch ist die Sache übrigens beim landläufig meist mehr gefürchteten Stickstoff (Nitrat ist ein wichtiges Stickstoffsalz). Dieser kann etwa über Bakterien zu molekularem Stickstoff (N2 - wie er auch in der Atmosphäre vorkommt) verarbeitet werden und so aus dem Gewässer abgasen.

 

2) Fehlende Anbindung an vergleichbare Lebensräume

Auch in natürlichen, durch den Menschen unbelasteten Gewässern passieren Katastrophen. Verendet etwa ein großes Säugetier in einem Tümpel oder relativ kleinen Weiher, können nachfolgende bakterielle Abbauprozesse den ganzen Sauerstoff verbrauchen, die natürliche Wasserfauna und -flora geht zu Grunde. Sobald der Kadaver aber aufgearbeitet ist, erholt sich das System. Etwa über Dauerstadien und Zuwanderung aus der Umgebung stellt sich rasch die ursprüngliche Lebensgemeinschaft wieder ein.
Anders bei Gartenteichen. Sie werden häufig in Gegenden errichtet, wo weit und breit keine vergleichbaren Lebensräume vorhanden sind. Passiert hier ein Massensterben - etwa durch Überdüngung - geht die Wiederbesiedelung nur zögerlich vonstatten. Letztendlich können sich einige wenige Arten mangels Konkurrenz massenhaft vermehren. Und artenarme Lebensräume gelten generell als anfälliger für weitere Störungen als artenreiche.
Das Problem gilt natürlich auch schon bei der Erstbesiedelung eines künstlichen Gewässers, daher wäre ein Impfung mit Wasser und Sediment aus einem vergleichbaren, natürlichen Gewässer - oder wenigstens aus einem älteren Gartenteich - zu überlegen. Auch wenn man sich damit vielleicht kurzfristig Organismen einhandelt, die man nicht haben möchte. Aquarianer schwören schon lange auf diese Technik, dass man bei der Neueinrichtung eines Beckens Altwasser aus einem eingefahrenen Aquarium hinzufügt.

 

3) Fehlende Dynamik

Etwa ein Autümpel sieht kaum zwei Jahre gleich aus. Hochwässer und/oder schwankende Wasserstände bringen Veränderungen mit sich. Und wie auch Ökologen erst in den vergangenen Jahrzehnten gelernt haben, ist es oft diese Dynamik, die einen Lebensraum auf lange Sicht Stabilität gibt. So ist auch ein großflächiger Brand beileibe nicht das Ende eines Waldes, sondern ein mitunter elementares Ereignis für seine Verjüngung.
Das soll nun natürlich nicht heißen, dass man alle zehn Jahre seinen Gartenteich abfackeln muss, um ihn im Gleichgewicht zu halten. Aber ein bisschen Toleranz für Veränderungen wäre einem Wassergärtner schon anzuraten. So wie der Teich angelegt wurde, wird er nie wieder aussehen. Pflanzen werden verschwinden, andere wuchern.

 

4) Speziell Schwimmteiche bieten wenig Lebensraum für Bakterien

Was in gechlorten Pools Chemikalien erledigen, nämlich Dreck, Bakterien und Algen minimieren, bewerkstelligen in Schwimmteichen oder Schwimmbiotopen Mikroorganismen - vor allem abbauende Bakterien und Pilze. Besonders aktiv sind solche Mikroben in so genannten Biofilmen, nichts anderes als die schleimigen Überzügen auf Steinen, Kies, Holz- oder Betoneinfassungen. Biofilme gelten als die wichtigsten Bioreaktoren in heimischen Gewässern.
Leider bieten gerade viele Schwimmbiotope relativ wenig Platz für derartige Biofilme. Im Vergleich zu Schotter oder Steinen weist nämlich die Folie im Schwimmbereich solcher Teiche eine wesentlich geringere Oberfläche auf. Noch dazu wird die Folie von vielen Teichbesitzern in guter Absicht regelmäßig abgeschrubbt. Was zu mehr Sauberkeit beitragen soll, bewirkt das Gegenteil, weil äußerst nützlich Mikroben zerstört werden.

 

5) In unmittelbarer Umgebung des Menschen hat es die Natur schwer

Ein letztes, wenngleich nicht unwichtiges Argument, warum Garten- und Schwimmteiche relativ anfällig für Störungen sind, ist die einfache Tatsache, dass sie in der Nähe von Menschen, seinen Behausungen und sonstigen Machenschaften angesiedelt sind. Regen und Grundwasser sind in der Nähe von Landwirtschaft oder Siedlungen meist stärker mit Nährstoffen aufgeladen, als in abgelegenen Gegenden. Dem entsprechend heftiger ist die Aufdüngung des Gewässers.