Biologisches Labor Wien-Ost

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Weihnachtsmannsichtungen sind physiologisch unmöglich
oder: "Der Kerl ist einfach zu schnell"

In der mittlerweile rund 1.700 Jahre dauernden Geschichte des Weihnachtsmannes gibt es bis zum heutigen Tag keine verbürgten Sichtungen des freundlichen Gesellen durch den Menschen. An der AAS ist man überzeugt, diesem Rätsel auf die Schliche gekommen zu sein: Die Zeit, die dem Weihnachtsmann pro Familie am Heiligen Abend zur Verfügung steht, liegt weit unter der sogenannten Flimmerverschmelzungsfrequenz, unter der das menschliche Auge keine Einzelbilder mehr wahrnimmt.

Geklärt dürfte auch die Frage sein, warum der Weihnachtsmann an einem politisch so neutralen aber doch unwirtlichen Ort wie dem Nordpol seinen Wohnsitz aufgeschlagen hat. Als geborener Lykier (heutige Türkei) müßte er sich nämlich schon gehörig was einfallen lassen, um alljährlich Einreisevisa in die westlichen Staaten zu bekommen.

Die Wurzeln des Weihnachtsmannes liegen zweifellos in der Person des Heiligen Nikolaus, einem 270 nach Christus geborenen Bischofs und Kirchenführers. Als Geburtsort wurde das historische Myra in der Nähe heutigen türkischen Stadt Demre ausgeforscht. Blieb die Verehrung des Heiligen über Jahrhunderte hauptsächlich auf das südlichere Europa und Kleinasien beschränkt, begann der Nikolaus-Kult im zwölften Jahrhundert seinen Siegeszug in Skandinavien.

Die historische Person des Heiligen vermischte sich rasch mit nordischen, heidnischen Mythen und menschenbeschenkenden Wintergöttern. Im 17. Jahrhundert wanderte "Sinterklaas", so die holländische Bezeichnung des Nikolaus, schließlich in die neue Welt aus, um endgültig seine heilige Vergangenheit abzuschütteln. Seit 1822 ist Santa Claus nach einer Idee des Schriftstellers Clarke Moore mit zwei Rentieren vor seinem Schlitten unterwegs.

Klar, daß Santa Claus auch die etwas sperrige Bischofsmütze mit dem bedenklichen CW-Wert, einem Maß des Luftwiderstandes, gegen eine windschlüpfrigere und auch wärmere Kopfbedeckung tauschte. Schließlich mußte er geschwindigkeitsmäßig mit der Bevölkerungsexplosion schritthalten. Zur Zeit leben rund 5,8 Milliarden Menschen auf der Erde, davon sind ein Drittel Christen, also 1,93 Milliarden. Geht man davon aus, daß eine durchschnittliche Christenfamilie vier Mitglieder zählt, so kommt man auf 483 Millionen Familien, die der Weihnachtsmann in einer einzigen Heiligen Nacht zu besuchen hat.

Inklusive Zeitverschiebung dauert diese Nacht rund 36 Stunden, gleich 129.600 Sekunden. Das heißt, daß dem Weihnachtsmann lediglich 0,000267 Sekunden für einen Besuch bleiben. Das liegt deutlich unter der Flimmerverschmelzungsfrequenz des menschlichen Auges. Um wenigstens einen rot-weißen Schimmer von Santa Claus wahrnehmen zu können, müßte er sich zumindest den zwanzigsten Teil einer Sekunde an einem Ort aufhalten.

Die enorme Geschwindigkeit, die der Weihnachtsmann dabei auch bei bester Einteilung erreichen muß, würde natürlich unser physikalisches Weltbild aus den Angeln heben. Schließlich hat Albert Einstein gefordert, daß absolut nichts, also auch nicht der Weihnachtsmann, schneller als das Licht unterwegs sein darf. Um diesem wissenschaftlichen Dilemma aus dem Weg zu gehen, ist Santa ausschließlich während der Nacht unterwegs: Ist gar kein Licht da, kann man auch nicht schneller als selbiges sein.

Wenig bekannt ist bisher auch, daß Santa Claus während seiner wilden Hatz wenigsten einmal die Zugtiere wechselt. So ziehen, über Australien angekommen, plötzlich sechs weiße Känguruhs den Schlitten. Zoologen nehmen an, daß die Rentiere den hohen Temperaturen des australischen Hochsommers, in den die Weihnachtsnacht fällt, nicht gewachsen wären.

Die Übersiedlung des Weihnachtsmannes an den Nordpol erfolgte nach bereits länger zurückliegenden Forschungen im 17. Jahrhundert. Lange gab es einen Expertenstreit, ob er sein Quartier nun am geographischen oder am magnetischen Nordpol aufgeschlagen hat. Zur Erinnerung: Der geographische Nordpol ist der am weitesten vom Äquator entfert liegende Punkt der Nordhalbkugel. Das magnetische Gegenstück ist hingegen ein wandernder Ort, gekennzeichnet durch die jeweilige Ausrichtung des irdischen Magnetfeldes. Physikalisch gesehen ist der magnetische Nordpol eigentlich der Südpol des Magneten Erde. 1980 lag der Punkt auf 73,3 Grad nördlicher Breite und 101,8 Grad westlicher Länge. Jährlich wandert er um 7,5 Kilometer in nörlicher Richtung.

Um den Expertenstreit zu beenden, schließlich ist der Weihnachtsmann als äußerst friedliebend bekannt, schlägt Santa Claus sein Quartier jeweils auf halber Distanz zwischen magnetischem und geographischen Nordpol auf. Daß er dabei ständig übersiedeln muß, stört ihn dabei kaum, es könnte sogar eine Art willkommender Beschäftigungstherapie für den das ganze Jahr über Arbeitslosen darstellen.