Kaffeehäuser
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Als man seinerzeit die alten Ringstraßenkaffeehäuser demolierte, um sie durch Bankfilialen zu ersetzen, erblickten darin nicht weniger Wiener eine weitere Episode des vielzitierten Untergangs des Abendlands. Die Literatur hatte damals längst Ihren Rückzug aus dem Kaffeehaus begonnen - man merkte es am Fehlen ihres Aromas und an der schleichenden Phantasielosigkeit einer erstarrenden, nur auf das sogenannte und „Nützliche“ bedachten Ära, die die altehrwürdigen Kaffees allenfalls auf schmächtige, kunststoffkalte Espressos verkleinerte. Die Wiederbelebung des Kaffeehauses in unserer Stadt ist eine kulturelle Tatsache; einem hastvollen Zeitgeist trotzend, verdankt es seine Existenz vor allem einer speziellen Lebenshaltung, deren Pfade etwa ein Peter Altenberg, Karl Kraus, Anton Kuh, Alfred Polgar oder Friedrich Torberg markieren. Helmut Qualtinger und sein Kreis saßen ebenso im Café wie Oscar Werner, Thomas Bernhard und sein Freund Paul Wittgenstein. Sie alle waren Kaffeehausmenschen. Unbehelligt von der Zudringlichkeit des Alltages, frequentieren sie, mieselsüchtig oder gut gelaunt ihre Stammcafés.
Oftmals kopiert, aber anderswo kaum erreicht, ist das Wiener Kaffeehaus, eine unveränderliche Institution ein Bollwerk der Genußfähigkeit, das alle Stürme unseres Jahrhunderts nicht totzukriegen ist.
Die „guten Gäste“ in einem Wiener Café zeichnen sich dadurch aus, dass sie niemals und unter keinerlei Umständen gegen die vorgegebene Etikette aufbegehren oder dem Ober gar „Ezzes“ geben wollen. Sie bleiben, ganz im Gegenteil, stets bemüht, sein Wohlwollen mittels guter Manieren und diskret verabreichter Trinkgelder zu erheischen. Kurzum, der „gute Gast“ beweist immer seine lang geübte Anpassungsfähigkeit, die ihrerseits den milden Stolz des Obers macht. Der sogenannte „gute Gast“ wird sich dann auch stets mit dem guten Gefühl aus dem Kaffeehaus verabschieden, wahrhaft Bedeutendes geleistet zu haben, weil er den Leichtsinn scheut, das Kaffeehaus gegebenenfalls zum eigenen Vergnügen aufzusuchen.
Der „schlechte Gast“ dagegen bleibt ein Phänomen der Kaffeehausgeschichte an dem schon die größten Geister gescheitert sind. Betreten nach seinem verschollenen Bohnengetränk ausschauhaltend, das nicht und nicht kommen will, während ringsum alles genußvoll an seinem Tassen ringt, wird das Unglück des „schlechten Gastes“ vollkommen, reklamiert er nach einer 1/2 Stunde vergeblichen Wartens völlig deplaciert seine Bestellung. Eisiges Schweigen. Nicht nur der Befragte, auch sämtliche seiner „guten Gäste“ werden ihre Blicke sogleich angewidert abwenden - der Ober, um seine Dominanz anschaulich unter Beweis zu stellen, jene, um sich ihrer wohlerworbenen Privilegien zu erfreuen.
So nimmt im Wiener Kaffeehaus alles seinen schmunzelnden unabänderlichen Verlauf, der nur der altbekannte Ruf der wohlverdienten Sperrstunde unterbricht, die sich allnächtlich erneuert. Noch Generationen von Kaffeehausgästen werden dies vernehmen.
Geschichtliche Entwicklung des Kaffees
Kaffee trat von der Landschaft Kaffa in Äthiopien aus seinen Siegeszug um die Welt an.
Im 17. Jahrhundert bauten die Niederländer in Java und die Franzosen auf Martinique Kaffee an.
1727 wurde der Kaffeeanbau in Brasilien, dem heute größten Kaffee-lieferant begonnen.
Im 16. Jahrhundert findet der geröstete Kaffee erstmalig geschichtliche Erwähnung in den arabischen Staaten und hundert Jahre später in Europa.
Sehr viel früher kannte man seine Wirkung in seinen Heimatländern Arabien und Abessinien, wo die Kaffeekirsche zur Wein- und Medizinherstellung verwendet wurde.
Von Arabien aus wurden die Kaffeepflanzen in die tropischen Gebiete der ganzen Welt gebracht.
Heute ist der Kaffee einer der größten Welthandelsartikel und eines der meistgekauften Genußmittel.
Kaffee in Wien und
Kaffeehäuser in Wien, sowie die auf ihnen basierende Zivilisation sind ein
Resultat der großen Türkenbelagerung von 1683. Die weiteren Einzelheiten sind
allerdings nicht ganz gesichert.
Als Gründer und Inhaber des ersten Wiener Kaffeehauses galt lange Zeit der gebürtige Pole Georg Franz Kolschitzky (1640 - 1694).
Er war zunächst Kaufmann in Wien, mit besonderer Erfahrung in Ost- und Südostgeschäften; während der Belagerung wirkte er für Kaiser Leopold I. als Spion hinter den Linien, da er auch die türkische Sprache beherrschte. Nach dem Abzug der Belagerer, ausgestattet mit einer schönen Belohnung und dem Titel eines Orientalischen Hofkuriers, hattte er sich in den Besitz, der von den Türken während ihres Abzugs zurück-gelassenen Kaffeevorräte gebracht und 1684 das Privilegium zum Betrieb einer Kaffeehütte erhalten: "Zur blauen Flasche", gelegen im ehemaligen Schloßgassl, nahe St. Stephan. Sicher ist aber, daß erstmals ein Kaufmann namens Diodato als erster in Wien eine Konzession zum Ausschank von Kaffee erhielt.
Kaffee kannten die Wiener schon fünfzehn Jahre, bevor die Türken zum zweitenmal kamen. Und viele Literaten haben Kaffee nur getrunken, um den Kater zu vertreiben, den sie den vielen Schnäpsen verdankten, die sie lieber tranken.
Doch zu Beginn schmeckte der Kaffee den Wienern gar nicht so gut, wie man heute meinen würde. Er war bitter und schwarz. Erst als man ihn süßte und vor allem mit Milch verfeinerte, waren die Leute begeistert und konsumierten.
Als Treffpunkt von Leuten aus Kunst und Kultur etablierte sich das Kaffeehaus an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Wolfgang Amadeus Mozart ging seiner Passion, dem Billardspiel, in Kaffeehäuser nach. Der bereits fast taube Beethoven hatte seinen letzten öffentlichen Auftritt im Ersten Kaffeehaus an der Hauptallee des Praters.
Zeitungen haben in Wien immer eine große Rolle gespielt. So ist kein Wunder, daß außer dem Fiaker und dem Prater auch der Zeitungshalter aus Rohr und Draht ein charakteristisches Symbol für die Stadt geworden ist. Ihre Popularität verdankten und verdanken die Wiener Zeitungen der erfreulichen Gewohnheit, über bekannte Mitbürger möglichst viele Gemeinheiten zu drucken.
Um etwas Schlechtes über seinen Nachbar zu lesen, treibt es den Wiener in die Welt der Tageszeitungen, mithin ins Kaffeehaus.
Als dann - in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts - Künstler und Literaten durch gesteigertes Lebensgefühl (=Größenwahn) sowie durch ungeheizte Stuben aus ihren Wohnungen getrieben wurden. boten ihnen die Kaffeehäuser einen wärmenden Versammlungsort. Ob sie dem Hof oder der Kunstakademie verbunden waren, ob sie den Staat erhalten oder revolutionieren wollten, hier konnten sie in den ausliegenden Tageszeitungen nachlesen, wie er den zu erhalten beziehungsweise zu revolutionieren sei. Die Zeitungen wurden immer erst nach dem Frühstück serviert. Allein schon wegen dieser Zeitungen war ein Besuch im Kaffeehaus unumgänglich.
1730 zählte man in Wien bereits 30 Kaffeehäuser.
1734 schrieb der Satiriker Johann Valentin Neiner, daß man "jetzt fast in allen Gassen und Ecken einen gemahlenen Türcken und ein Kohlfeuer heraussen sieht".
Ab 1900 konnte Wien bereits mehr als 600 Kaffeehäuser aufweisen.
Surrogatkaffee (=Ersatzkaffee) gab es vor allem in den Arbeitshaushalten - Kaffee war inzwischen zu einem beliebten Getränk auch der Arbeiterkreise geworden, denn er konnte in den Fabriken und bei Heimarbeit rasch zubereitet werden, unterdrückte Hunger und Müdigkeit und war weit besser als die oft verfälschte oder gar verdorbene Milch.
Um 1900 entstanden in vielen Bezirken "Volkscafés", die besonders
von den "niederen arbeitenden Klassen der Bevölkerung" frequentiert wurden.
Ein proletarischer Abkömmling des Altwienr Kaffeehauses war und ist das "Tschecherl", ein kleines, einfaches Lokal, meist in den Außenbezirken gelegen, für die "Leute vom Grund". Früher gab es schon um
1/2 4 Uhr früh eine Schale Kaffee für 6 Kreuzer, die aber wohl keinen echten Kaffee enthielten, sondern ein "Höllengebräu.... aus gebrannten wilden Kastanien, Eicheln, Zichorien, Erbsen oder Haarlinsen" war.
Die Tschecherln verbreiteten sich seit den vierziger Jahren des
19. Jahrhunderts, und es gab bald mehr als hundert. Es sind kleine Gassenlokale mit rot verhängten Fenstern, wo bei Gas- oder Petroleumbeleuchtung in dürftig eingerichteten Räumen Kaffee ausgeschenkt wird.
Das Lieblingsgetränk des Wieners wird hier aber zumeist in einer Form und Farbe geboten, die weit davon entfernt ist, auf "echten Mokka" An-spruch erheben zu können.
An den Tischen sitzen meist jene Gestalten, oft zweifelhaften Charakters, die nur in einer Großstadt anzutreffen sind.
Dicht gedrängt bei dem beliebten Kartenspiel "Schnapsen", um außer Kaffee noch Flaschenbier und Schnaps auszuspielen und zu konsumieren.
Anbauländer
In Südamerika: |
Brasilien, Kolumbien, Venezuela und Ecuador; |
In Mittelamerika: |
Mexiko, Guatemala, El Salvador und Costa Rica; |
In Afrika: |
Elfenbeinküste, Uganda, Angola, Kongo; |
In Asien: |
Indonesien und Indien. |
Nach dem Anbaugebiet unterscheidet man:
a) Hochlandkaffee:
Kleine feste Bohnen mit ausgeprägtem Geschmack und feinem Aroma.
Sie wachsen langsam, enthalten wenig Wasser, und der Ernteertrag ist
gering. Hochlandkaffee ist sehr begehrt und teuer.
b) Tieflandkaffee
Große schwammige Bohnen mit strengem Geschmack. Die Bohnen
reifen schnell, daher sind mehrere Ernten im Jahr möglich. Tiefland-
kaffee ist qualitativ schlechter.
Unter Kaffee versteht man die Samen (=Kaffeebohnen) des Kaffee-baumes. Sie sind vollständig von der Fruchtschale und meist auch von der Pergamenthülle und dem Silberhäutchen befreit. Verschiedene Roh-kaffeesorten werden gemischt und geröstet
Kaffee-Ernte und Verarbeitung
Die Ernte der Kaffeekirschen erfolgt meist von Hand durch pflücken in Körbe oder abstreifen und abschlagen auf aufgebreitete Tücher.
Bei der Verarbeitung geht es darum, aus der leicht verderblichen Frucht die lagerfähigen Kaffeebohnen zu gewinnen.
Man kennt dazu zwei Verfahren:
Die trockene bzw. nasse Aufbereitung!
Nasses Verfahren:
‑ Quetschen des Fruchtfleisches
‑ Fermentation (2-3 Tage)
‑ Abspülen des Fruchtfleisches
‑ Trocknen
‑ Abschälen der Pergamentschale und des Silberhäutchens
‑ Polieren = "gewaschener Kaffee"
Auf den meisten Plantagen wird heute nach diesem Verfahren gearbeitet.
Die Fermentation ist wesentlich an der Geschmacksbildung beteiligt.
Trockenes Verfahren:
‑ Trocknen der Kirschen an der Sonne (2-3 Wochen)
‑ Schälen = "ungewaschener Kaffee"
Dieses Verfahren ist heute weitgehend in Brasilien üblich, vor allem
wegen der riesigen Erntemengen und des Wassermangels.
Der fertig aufbereitete Rohkaffee wird in Jutesäcken verpackt, in die Ver-braucherländer exportiert, dort zu Mischungen zusammengestellt und geröstet.
Beim Rösten entwickelt der Kaffee sein typisches Aroma, seinen herrlichen Duft und seine kaffeebraune Farbe. Beim Rösten werden die ätherischen Öle frei, die den Geruch und Geschmack des Kaffees bestimmen. Der Rohkaffee wird in der Rösttrommel rasch auf Temperaturen um 200 bis 220°C gebracht und nach dem erreichen des gewünschten Röstgrades auf ein Sieb geschüttet. Hier erfolgt das sofortige Abkühlen im Luftstrom. Der Kaffee verliert beim Rösten
16 bis 20 Prozent seines Gewichtes. Dafür gewinnt er bis zu 25 Prozent an Volumen. Schließlich werden noch die schlechten und verbrannten Bohnen aussortiert und der Kaffee verpackt.
Die Qualität des Kaffeegetränkes hängt von vielen Faktoren ab:
.) Qualität des Rohkaffes
.) Mischung der Rohkaffeesorten
.) Röstung
.) Verpackung und Lagerung
.) Wasserqualität (hartes Wasser ist schlechter als weiches)
.) Zubereitung
Zubereitungsverfahren in der Gastronomie:
* Filtermaschine (Melitta-Methode)
* Expressbrühung mit Dampf oder Pumpendruck
* Türkische Methode
* Vollautomatische Kaffeemaschine
(Melitta-Methode)
Der Kaffee kann rasch und völlig satzfrei zubereitet werden. Auf
einen Papier- oder Metallfilter wird mittelfein gemahlener Kaffee
gegeben und mit frischem heißem (nicht kochendem) Wasser
aufgegossen. Diese Methode wird vor allem für Frühstückskaffee
angewendet.
(mit Dampf oder Pumpendruck)
Das ist die Zubereitung in Espressomaschinen (wie z.B.: Gaggia,
Schärf). Der Espresso hat, von Italien aufgehend, fast die ganze
Welt erobert. Er ist stark konzentriert und unter Druck zubereitet.
Die Bitterstoffe werden mit ausgepreßt und geben dem Kaffee den
besonderen Geschmack. Gut zubereiteter Espresso hat immer eine
Schaumkrone (Creme).
Türkischer Kaffee ist stark, dicklich, bekömmlich und wird schwarz
getrunken. Die Zubereitung erfolgt im sogenannten Cesve
(türkische Kaffeekanne), die gibt es für 1 bis 20 Tassen. Der Kaffee wird
mehlfein gemahlen - pro Tasse rechnet man einen gehäuften Kaffee-
löffel - und mit frischem, kaltem Wasser und eventuell mit Zucker
zum Kochen gebracht. Nach einmaligen aufwallen vom Feuer nehmen
(Schaumkrone) und servieren.
Die in den letzten Jahren immer entwickelten Maschinen garantieren
eine hohe und gleichbleibende Qualität des Kaffees und bieten eine
Vielzahl an technischen Möglichkeiten.
Natürlich wird im Kaffehaus in erster Linie in allen möglichen Variationen Kaffee
angeboten. In der langen Geschichte des Wiener Kaffeehaus haben sich viele typische Kaffehausgetränke, sogenannte Kaffeehausschattierungen entwickelt.
Warme Kaffeegetränke ohne Alkohol:
Cappucino: |
kleiner oder großer Espresso mit Milchschaum, mit Kakaopulver garniert (Italien) |
Einspänner: |
Schwarzer Kaffee im Glas mit Schlagobers |
Espresso: |
klein oder groß, mit der Espressomaschine hergestellt |
Filterkaffee: |
starker Kaffee, der aus einem Filtergefäß direkt in die Tasse oder das Kännchen fließt (Frankreich, Österreich) |
Franziskaner: |
ist ein kleiner Espresso mit viel aufgeschäumter, heißer Milch, einer Schlagobershaube und darauf Schokoladeraspel |
Kaffee Hag: |
koffeinfreier Kaffee, der besonders von älteren, herzkranken Gästen bevorzugt getrunken wird. |
Kaisermelange: |
großer Mokka mit Eidotter |
Kapuziner: |
ein kleiner Espresso mit ganz wenig Obers. Die Farbe des Kaffees ent- spricht der Farbe einer Kapuzinerkutte, wovon sich der Name ableitet. |
Melange: |
die Zeichnung für einen Kaffee, der wie ein Verlängerter hergestellt, jedoch anstelle von Obers mit aufgeschäumter Milch serviert wird. |
Mokka: |
ist ein besonders starker Kaffeeaufguß, in der Mokkaschale serviert. |
Obers g´spritzt: |
Wiener Bezeichnung für einen kurzgehaltigen Espresso oder Mokka, der mit warmen Obers ganz hell gehalten wird; |
Piccolo: |
kleiner Schwarzer in der Piccoloschale mit oder ohne Schlagobers |
Portion Kaffee: |
ein Kännchen Kaffee und ein Kännchen Milch oder Obers |
Schale Braun: |
schwarzer Kaffee der durch Zugabe von Obers eine goldbraune Farbe erhält. |
Türkischer Kaffee: |
ist ein sehr starker Kaffee, der immer schaumbedeckt auf den Tisch kommen sollte. Türkischer Kaffee wird immer ohne Löffel serviert, da man sonst den Satz aufrühren würde. Deshalb wird der Zucker bereits während der Zubereitung dazugegeben. |
Verlängerter: |
ist ein kleiner Espresso, der mit der doppelten Menge Wasser hergestellt wird; in der Doppelmokkatasse serviert; |
Warme Kaffegetränke mit Alkohol:
Café royal: |
Über einen großen Mokka hält man einen Barlöffel mit einem Stück Würfelzucker, begießt ihn mit einem Schuß Cognac, entzündet ihn und lässt ihn langsam in den Kaffee tropfen (Belgien). |
Irish Coffee: |
in einem erwärmten Irish Coffee Glas Zucker und Whisky hineingeben und den starken schwarzen Kaffee darübergießen. Das halbgeschlagene Obers über einen Löffel auf den Kaffee gießen. Ohne Löffel und Stroh- halm servieren. |
Jubiläumskaffee: |
In ein Einspännerglas gibt man einen kleinen Mokka, 2cl Feinkristallzucker, 2cl Coruba-Rum und 2cl Bananenlikör, darüber ein Schlagobershäubchen. |
Kaffee-Kirsch: |
Kaffee mit Kirschwasser oder Kirschbrandy, Zucker und Obers (Schweiz). |
Kaffe "Ländle": |
In ein Eiskaffeeglas gibt man 1 Kaffeelöffel Rohrzucker, je 1cl Gravensteiner Apfel-Schnaps und Mokkalikör, Zimt, Kardamom, füllt mit heißem Kaffee auf, gibt ein Schlagobershäubchen darüber und bestreut das Ganze mit Schokoladestreusel. |
Mokka, gespritzt: |
kleiner oder großer Mokka mit Weinbrand |
Original Fiaker: |
schwarzer Kaffee mit Rum |
Pharisäer: |
in einer Doppelmokkatasse 2 Stück Würfelzucker und 4cl Rum mit heißem Kaffee aufgießen und mit Schlagobes garnieren |
. Rüdesheimer Kaffee: |
In eine vorgewärmte Rüdesheimer Spezialtasse aus Steingut gibt man 3 - 4 Stück Würfelzucker und 4cl erwärmten Asbach-Uralt-Weinbrand und zündet ihn mit einem langen Streichholz an. Mit Espresso aufgießen und mit Schokostreusel bestreuen. |
Steirisch Kaffee: |
In die "Steirisch
Kaffee"-Tasse gibt man 4 Stück Würfelzucker und 4cl
"Steirisch-Kaffe"-Getränkemischung, flambiert das Ganze und löscht
mit einem großen Mokka ab. Mit einem Schlagobershäubchen und Nüssen garnieren. |
Kalte Kaffeegetränke ohne Alkohol:
Wiener Eiskaffee: |
ein Kaffeeglas, halb mit Vanilleeis gefüllt, wird mit kaltem, starkem schwarzen Kaffee aufgefüllt und mit Schlagobers bedeckt. |
Berliner Eiskaffee: |
hier wird statt Vanilleeis Kaffeeis verwendet. |
Amerikanischer Kaffee: |
in ein hohes Glas kommen Eiswürfel dann wird mit Kaffee und Feinkristallzucker aufgegossen. Wird auch als Iced coffee bezeichnet. |
Kalte Kaffeegetränke mit Alkohol:
Eiskaffee "Delicious": |
In ein Laufglas gibt man 3 Kugeln Vanilleeis und 3cl Apfelbrand, füllt mit kaltem Filterkaffee auf und gibt eine Schlagobershaube (mit Apfelgeschmack) darüber. Mit Strohhalm und Limonadenlöffel servieren. |
Mazagran (Masagran): |
kalter Kaffee mit Eiswürfel, Rum (Maraschino) zum Dazumischen, Glas; |
Neben Kaffee, Tee, Kakao, Schokolade, Ovomaltine und Milch werden im
Kaffeehaus auch Bier (immer in Flaschen), Wein (offen) und Spirituosen
angeboten.
-gibt es immer aktuelle Tageszeitungen und Lesezirkels,
-das Glas Wasser zu jeder Kaffeebestellung,
-ein Spielzimmer (Schach, Bridge, Billard,...)
-und es herrscht absolute Ruhe.
Die Institution des Wiener Kafffeehaus hat im Jahre 1983 ihren
300. Geburtrstag gefeiert. Kaum eine andere Stadt auf der Welt hat so viele Cafès aufzuweisen wie Wien: etwa 450. Obwohl das typische Wiener Kaffeehaus in dieser Stadt auch noch heute ein traditioneller Betriebstyp ist, findet man nur wenig Originalformen. Aber nur Wien alleine kann auf so eine traditionsreiche Kaffeehausgeschichte zurückgreifen. Leider wird es vom modernen Typ der Espressos verdrängt. Diese Betriebe können wirtschaftlicher arbeiten, weil von ihnen keine kostspieligen Zusatzleistungen gefordert werden, wie sie im Kaffeehaus üblich sind.
Es sind dies z.B.: das Aufliegen aller Tageszeitungen und des Lesezirkels, verschiedene Räumlichkeiten, wie Spielzimmer, Schachzimmer, Bridgestube, Billardraum, eine entsprechende Ausstattung des Lokales, die Möglichkeiten, unbegrenzte Zeit bei ganz geringer Konsumation sitzen bleiben zu können, mehr Personal und besseres Service.
-gibt es immer Mehlspeisen aus eigener Produktion,
-Kaffee und Kaffeekompositionen, sowie auch andere kalte und
warme Getränke;
Unter einer Kaffeekonditorei versteht man eine Konditorei, in der neben dem Verkauf von Mehlspeisen aus eigener Produktion, auch Kaffee und Kaffeekompositionen angeboten werden.
-gibt es zu Mittag ein kleines Speisenangebot,
-und zu Mittag gedeckte Tische (Grundgedeck);
Das Kaffeerestaurant bietet zu Mittag ein kleines Speisenangebot, das sich auf einige Suppen, Tellergerichte und Desserts beschränkt. Es ist üblich, daß nur ein Teil des Lokales für den Mittagstisch gedeckt wird.
Einrichtung und Service sind auf eine kurze
verweildauer des Gastes abgestimmt. Auch ist in den Kaffeekonditoreien und in
den Kaffeerestaurants das Speisen- und Getränkeangebot wesentlich größer als im
Espresso.
-sind immer nur kleine Gerichte,
z.B:
Butterbrot |
Buttersemmel |
Schinkenbrot |
Käsebrot |
belegtes Brot |
Toast (Schinken-,Käse-,Spezialtoast) |
Portion Sardinien |
weichgekochtes Ei |
Ei im Glas |
Eierspeise |
Omlett |
Würstel (Frankfurter, Debreziner) Senf oder Kren |
Gulaschsupppe |
Bohnensuppe |
einfaches Frühstück und das Wiener Frühstück |
-sind
auch oft "hausgemachte" Mehlspeisen
z.B:
Torten |
Apfelstrudel |
Topfenstrudel |
Gugelhupf |
Palatschinken mit Marmelade |
Palatschinken mit Schokolade |
Mohr im Hemd |
Das Speisenangebot beschränkt sich im allgemeinen auf kleine kalte und warme Imbisse, wobei man heute vielfach dazu übergeht, mittags ein oder zwei Tellergerichte zu präsentieren
Kaffee, Tee,
Schokolade |
Biere |
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Mokka oder
Brauner, klein |
Gösser Spezial |
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Mokka oder
Brauner, groß |
Export |
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Melange |
Schwechater
Steffel |
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Melange mit
Schlag |
Dortmunder Export |
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Einspänner |
Budweiser |
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Türkischer, klein |
Tuborg Export |
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Türkischer, groß |
Beck´s Bier |
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Portion Kaffee
mit Milch |
Gösser vom Fass,
0,3l |
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Schokolade |
Gösser vom Fass,
0,5l |
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Schokolade mit
Schlag |
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Tee mit Zitrone
oder Milch |
Heiße Getränke |
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Portion Tee,
Zitrone oder Milch |
Glühwein |
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Kräutetee:
Pfefferminze, Kamille |
Grog |
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oder Hagebutte |
Jagatee |
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Kaffespezialitäten |
Unsere hausgemachten
Mehlspeisen |
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Irish coffee |
wählen Sie bitte aus der Vitrine |
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Rüdesheimer
Kaffee |
Torten |
|
Fiakerkaffee |
Apfelstrudel |
|
Auf Wunsch
servieren wir |
Topfenstrudel |
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Ihnen
koffeinfreien Kaffee |
Gugelhupf |
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Bischofsbrot |
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Wiener Frühstück |
Fruchtsalat |
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Eine Kanne Kaffee
oder Tee |
Kompott |
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ein Ei, Jam,
Butter, Gebäck |
Palatschinken mit
Marmelade |
|
|
Palatschinken mit
Schokolade |
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Milchgetränke |
Mohr im Hemd |
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Glas Milch oder
Joghurt |
|
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Portion Schlagobers,
klein |
Eisspezialitäten siehe Eiskarte |
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Portion
Schlagobers, groß |
|
|
Kännchen Obers,
klein |
Kleine Speisen |
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Kännchen Obers,
groß |
Ham and eggs
(zwei Eier) |
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Frappé: Erdbeere,
Banane, |
Eierspeise |
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Ananas,
Schokolade |
Zwei Eier im Glas |
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Frankfürter, Senf
oder Kren |
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Alkoholfreie Getränke |
Portion Sardinien |
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Soda Himbeer oder
Zitrone |
Schinkentoast |
|
Orangeade ,
-Zitronade |
Käsetoast |
|
Obi gespritzt |
Spezialtoast
(Schinken und Käse) |
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Cola |
Sandwiches: Schinken, Salami, Ei, Kaviar, |
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Cola mit Zitrone |
Lachs, Käse |
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Apfelsaft |
Butterbrot oder
Buttersemmel |
|
Tonic Water |
Schinkenbrot |
|
Bitter lemon, Fl. |
Käsebrot |
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.Flasche
Mineralwasser |
Portion Butter |
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Pago-Fruchtsäfte |
Portion Marmelade |
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Orangen- oder
Tomatensaft |
Kaisersemmel |
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1/4 Soda |
Hausbrot |
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Aperitifs |
Brandy, Cognac,
Whisky |
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Campari-Orange |
Bouchet naturmild |
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Wemut Martini trockene rot |
Bouchet V. V .S. O. P. |
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Wemut Martini süß, rosé |
Stock Royal |
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Campari-Soda |
Asbach Uralt |
|
Dubonnet |
Rémy Martin |
|
Cynar |
Courvoisier |
|
Pernod Sherry dry Pedro Domecq |
Hennessy V. S. O. P. |
|
|
Martell V. S. O.
P. |
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Cocktails |
Johnnie Walker |
|
Martini |
Jack Daniel´s Bourbon Whisky |
|
Manhattan |
Black & White |
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Side Car |
Canadian Club |
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White Lady |
Four Roses |
|
Tom Collins |
|
|
Gin-Fizz |
Schnäpse |
|
|
Barack-Pálinka |
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Offene Weine |
Slibowitz Badel |
|
1/4 l Kremser
Weinberg |
Wodka Wyborowa |
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1/4 l Neuburger
(Gols) |
Steinhänger,
Kirschwasser |
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1/4 l
Blaufränkischer |
Gordon´s Gin |
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1/4 l Kanzler rot
(Osberger, Straß) |
Himbeerbrand,
Birnenbrand |
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1/4 l Rosé
(Osberger, Straß) |
Obstler |
|
0,2 l
Französischer Landwein |
Bols Dry Gin |
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Doornkaat |
|
|
Rossbacher |
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Flaschenweine weiß |
Underberg |
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Grüner Veltliner |
Fernet-Branca |
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Kremser Schmidt |
Calvados |
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Dürnsteiner
Flohhaxen |
Inländerrum |
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Heiligensteiner
Rheinriesling |
Jamaikarum |
|
Neuburger |
Bacardi |
|
|
Liköre |
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Flaschenweine rot |
Bols Apricot |
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Straßer Rubin
(Osberger, Straß) |
Half orn half |
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Roter Storch |
Créme de menthe |
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Beaujolais |
Eierlikör |
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Osberger Rosé |
Blue Curacao |
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Merlot Grave de Friuli |
Kümmel |
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Chianti Classico |
Cointreau |
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Maraschino |
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Sekt |
Bénédictine D. O. M. |
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1/1 l Henkell
trocken |
Cherry Heering |
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1/2 l Henkell
trocken |
Kahlúa-Kaffeelikör |
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1/1 l Hochriegl
trocken oder süß |
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1/2 l Hochriegl
trocken oder süß |
Dessertweine |
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1/1 l
Schlumberger trocken oder süß |
Malaga |
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1/2 l
Schlumberger trocken oder süß |
Refosko |
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eine Flasche
Baby-Sekt |
Marsal |
Ein Kaffeehaus, das ist für den Wiener wie ein erweitertes Wohnzimmer.
Das Kaffeehaus, das ist das Laster des Wieners.
Ein Kaffeehaus, das ist etwas Wunderbares!
Man konnte dort, zum Beispiel, nur einen kleinen Braunen bestellen, und mehrere Stunden sitzen und Zeitungen lesen ohne jedoch vom Kellner blöd angesehen zu werden.
Zwei Dinge die man vielleicht nicht vergessen sollte:
Man wird erst vom Kellner zum Stammgast erkannt, wenn der es als solches empfindet.
Wenn man zum Kellner sagr: "Geben Sie mit einen Kaffee!!!", dann zeigt dies von Unbildung und der Kellner wirkt frustriert.
Da die Hausfrauen immerwieder den Kaffee anrösten und frisch mahlen mußten, eröffnete der Kaufmann Julius Meinl in der Neustiftgasse im anno 1891 ein Kaffeerösterei und verkaufte den gerösteten Kaffee.
Um 1920 wurden viele Kaffeehäuser in Bankfilialen "umgewandelt" aber im anno 1930 ebenso viele Banken wieder in Kaffeehäuser zurückver-wandelt.
So haben die Kaffeehäuser eigentlich nur in den 50er & 60er Jahren wirklich gelitten, wo ein großes Kaffeehaussterben herrschte.
Es wurden sehr viele Autosalons und Bankfilialen errichtet.
Ende der 70er war Helmut Zilk der große Retter für so manches Kaffeehaus. Zu diesem Zeitpunkt war er Kulturstadtrat, und war der Meinung, daß ein Kaffeehaus Landtmann oder ein Kaffeehaus Sperl
nicht so einfach von der Bildfläche verschwinden dürften.
Das Café Griensteidl hat zu Ehren Helmut Zilks sogar eine Ehrenecke für ihn eingerichtet.
Apropo:
Trinkgeld |
auch in Wien "Schmatt" genannt. Man sollte dem Kellner |
immer ein angemessenes Trinkgeld geben und nicht zuviel, |
weil es wird nur der geschätzt, der im Kaffeehaus das übliche |
gibt. |
Sehr viele Leute erledigten ihre Geschäfte in den Kaffeehäusern, da die Atmosphäre doch viel angenehmer war als im Büro.
Zwischen 13°° bis 15°° Uhr:
Beginn der Kaffeehauszeit, weil sich das Kaffeehaus relativ rasch mit Leuten füllt. |
Mit der Jausenzeit:
kommen viele ältere Damen ins Kaffeehaus, treffen sich und konsumieren ziemlich viel. |
Ab dieser Stunde ist das Kaffeehaus immer überfüllt und man muß schauen, daß man einen Platz bekommt. |
Ab 19°° Uhr: Beginn der
Abendzeit.
Kurz nach 21°°Uhr:
kommen die Leute ins Kaffeehaus, die nach einem Theater oder Kinobesuch noch auf einen kleinen Imbiß gehen möchten. |
Bis Mitternacht ist Vollbetrieb, manchmal kommt es auch vor, daß es
ein wenig später wird.
Und noch eines wurde von den Wienern geschätzt:
Es waren lange Zeit keine Frauen im Kaffeehaus anzutreffen.
Damen waren sehr selten im Kaffeeaus anzutreffen, und wenn, dann nur in Begleitung, aber nie alleine. Denn wenn sie alleine das Café betreten haben, wurde ihnen zu verstehen gegeben, daß sie hier nicht erwünscht waren.
Da die Frauen imme mehr und mehr emanzipazierter wurden, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie das Kaffeehaus eroberten.
Das Kaffeehaus war einmal wie der Vatikan einer Männerwirtschaft:
prächtig, unbequem, schlampig, eine Domäne männlichen Geistes und eine Domäne männlicher Einsamkeit.
Der Wiener ist stolz Stammgast zu sein und zeigt es auch gerne seinen Freunden.
Und das alles, diese kleine eigentümliche Welt, in einen weichen, warmen Mokkaduft getaucht ‑ sehen Sie, das ist Kaffeehauskultur.
1) Café Griensteidl
Das Griensteidl zog Schauspieler, Literaten und politische Schwärmer an; es wurde zu einer Brutstätte der Revolution von 1848 und wechselte den Namen vorübergehend auf Café National. Die Massenkundgebung für die bürgerlichen Grundfreiheiten vom Dezember 1869 waren im Griensteidl erfunden worden. Unter den daraufhin verhafteten und wegen Hochverrats eingesperrten Personen befanden sich auch zahlreiche Stammgäste.
In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhundert zog die Literatur in Form einer Literaturvereinigung mit Namen "Iduna" im Griensteidl ein. In Opposition zu ihr gründete sich am gleichen Ort die später weit berühmtere Literatenvereinigung "Jung-Wien". Man könnte die Größen dieser Vereinigung folgendermaßen umschreiben: "Jung-Wien" hatte zum Zentrum einen Literatur-Quirl; er hieß Hermann Bahr. Die Vereinigung hatte auch einen König, der hieß Arthur Schnitzler und einen zarten Prinzen, der nannte sich Loris und hieß eigentlich Hugo von Hoffmannsthal
Und es gab auch einen Gegenkönig namens Karl Kraus.
2) Café Central
Als das Café Central geschlossen wurde, trat das benachbarte Café Herrenhof dessen Nachfolge an. Es wurde das wichtigste, freilich nicht das
einzige Literatencafé der Ersten Repulik.
3) Das Silberne Kaffeehaus
von Ignaz
Neuner gegründet, wurde das erste Wiener Literatencafé: hier saßen Grillparzer,
Raimund, Lenau, Grün und Bäuerle.
1) Café Sacher
Beim Sacher spielt nicht der Kaffee die Hauptrolle, sondern die zahlreichen köstlichen Kuchen, bei Sacher eben d i e Sachertorte.
Das
Originalrezept ist wohl das bestgehütetes Geheimnis. Sie wurde zu Ehren
Metternichs 1832 zum erstenmal auf den Tisch gebracht, eine Kreation, die von
der Ausgewogenheit zwischen Marmelade und Schokolade lebt - heute ein Exportgut
ersten Ranges und ein Anziehungs-punkt für viele Wien-Besucher.
2) Café Landtmann
ist ein sehr vornehmes Café.
Wer
ins Burgtheater geht oder in der Vorweihnachtszeit den Christkindlmarkt
besucht, wird wahrscheinlich auch schon einmal im Landtmann gesessen sein.
3) Café Prückl
wird mit Vorliebe Bridge gespielt.
besticht wiederum durch seine Architektur der Jahrhundertwende und
seinem Ambiente aus den fünfziger Jahren.
4) Café Hawelka
Georg Danzer widmete dem Kaffeehaus ein Lied mit dem Titel "Jö schau"!
Friedrich Hundertwasser ist schon seit vielen Jahren Stammgast.
Bekannt sind die Buchteln der Frau Hawelka.
Die Einrichtung des Lokales ist seit sechs Jahrzenten
unverändert. Die Wände sind vergilbt, die Bänke abgewetzt und zerschließen. An
den Wänden hängen Bilder die man sonst nur in Museum zu sehen vermag.
Wenn man ausländische Zeitungen bevorzugt dann sollte man das Café Central oder Imperial aufsuchen.
Cafe Korb: |
berühmt wegen seines köstlichen Apfelstrudels |
Cafe Jelinek: |
besitzt noch immer eine echte Wohnzimmeratmosphäre |
Café Sperl: |
Empfehlung an die Billardspieler |
Bräunerhof: |
sehr ruhig und besinnlich |
Café Diglas: |
ist die Stimmung |
Dommayer: |
ältestes Konzert Café |
Café Schwarzenberg: |
das Feine am Platz, elegant und ohne Übertreibung zum Prunk umschreiben |
Café Museum: |
Der Architekt war Adolf Loos und ein Stammcafé von Robert Musil. |
Café Hawelka: |
Georg Danzer widmete dem Kaffeehaus ein Lied mit dem Titel "Jö schau"! Friedrich Hundertwasser war dort viele Jahren Stammgast |
Hof-Konditorei |
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Demel: |
gegründet von Ludwig Dehne im anno 1786, und wegen seiner Tradition berühmt. Und noch eines charkterisiert dieses Lokal, es servieren nur Frauen in schwarzer Kleidung. |
Obwohl es heute in vielen Ländern Kaffeehäuser bzw. Cafés gibt, so kann man getrost Österreich und hier besonders Wien, noch immer als ein Kaffeehaus-Schlaraffenland bezeichnen.
Hat man sich für ein Kaffeehaus entschieden, in großer Treu und Anhänglichkeit, tut es gut zu wissen,daß für den Hunger gesorgt ist. Schließlich kann man nicht den langen Tag nur Kaffeetrinken...........
Von außen ist das Bräunerhof nicht sofort als Kaffeehaus erkennbar. Die Fassade aus kleinen gelben Fliesen und die auslagenähnlichen Fenster fügen sich harmonisch in die Geschäftsportale der umliegenden Antiquitätenläden. Tritt man durch den schmalen Windfang, öffnet sich dem Besucher, ein großer, fast hallenartiger Raum. Nur 2 Säulen geben dem Bräunerhof eine sanfte architektonische Raumteilung. Sonst erfolgt die Gliederung durch die Bankreihen, die sich durch das gesamte Kaffeehaus ziehen. Jeder sieht jeden. Aber schon Peter Altenberg hat Kaffeehausbesucher als die Leute beschrieben die allein sein wollen aber dazu Gesellschaft brauchen.
Vor interessierten, neugierigen Blicken kann man sich nur durch vorgehaltene Zeitungen schützen. Deren gibt es genug im Bräunerhof. Es ist das Kaffeehaus mit dem weitaus größten Angebot an ausländischen Zeitungen in Wien.
Das Kaffeehaus besteht aus einem einzigen, annähernd quadratischen Raum, der nur durch zwei Pfeiler gegliedert ist. Hinten die Küche mit Bar, rechts daneben eine dekorative Plakatwand. An der Fensterfront ein Windfang. An den Wänden einige Spiegel, ungleich und unauffällig. Eine sehr nüchterne Einrichtung, sehr funktionell. Im Raum kann jeder jeden sehen. Man beobachtet viel. Aber in der Regel liest man hier Tageszeitungen. Das Sortiment ist ausgezeichnet und könnte für viele Kaffeehäuser Wiens vorbildlich sein.
Das Bräunerhof präsentiert sich noch mit der gleichen Einrichtung wie zur Zeit seiner vielen Stammgäste mit berühmten Namen. Alfred Polgar, Hugo von Hoffmannsthal oder die Operndiva Maria Jeritza gingen hier ein und aus. Die gelben Wände und die Decke wirken schon leicht verstaubt. Die ellipsenförmigen Spiegel an den Wänden und die Schank aus Kirschholz glänzen hingegen wie neu poliert.
Das Bräunerhof in der Stallburggasse zählt nicht nur zu den bekanntesten Kaffeehäusern Wiens. Es ist auch eines der origenellsten und besten, die die Stadt aufzuweisen hat. Das Café liegt etwas versteckt zwischen den kleinen Antiquitätenläden, macht nur durch ein kleines Schild auf sich aufmerksam und bleibt dadurch noch halbwegs von den Touristenströmen der Innenstadt verschont. In den 30er Jahren war es ein bekanntes Tanzlokal und diente bei Tag den Stammgästen als kleiner Umschlagplatz für Waren, die im nahen Dorotheum versetzt werden sollten. Nach dem 2. Weltkrieg wurde es immer mehr zum Treffpunkt für Antiqitätenhändler und kleine Gewerbetreibende aus der nächsten Umgebung., aber ebenso für zahlreiche Künstler und Intellektuelle. Das hat sich bis heute kaum geändert. Größeren Kreisen bekannt wurde das Café durch die Erwähnung Thomas Bernhards in seinem Roman "Holzfällen. Eine Erregung".
Stallburggasse 2
1010 Wien
Das Café Central liegt in dem 1865 vom Architekten Heinrich Ferstel erbauten ehemaligen Bank- und Börsengebäude. 1876 etablierte sich im Erdgeschoß das vielzitierte „Stammlokal der literarischen Welt im 1. Bezirk“.
Heute ist das Central nur mehr ein Abklatsch dessen, was es einmal war. Auch von den Räumlichkeiten her lässt es sich nicht mehr mit den ehemaligen Café vergleichen. Das Herz des alten Central war der mehrstöckige, gewölbeartige Saal, eine Art Hof mit Oberlicht. Heute endet hier die noble Einkaufspassage des Palais Ferstel. In diesem Teil hatten früher Künstler und Literaten ihre Stammtische. Der Dichter Peter Altenberg wird gerne erzählt, führte das Central als seine Wohnadresse an. Um ihn scharten sich Adolf Loos, Egon Friedell, und Alfred Polgar. Auch Karl Kraus hatte hier seinen Stammtisch. Die jungen Literaten Franz Blei, Anton Kuh und Franz Werfel gingen im Central ein und aus. Es war für sie zugleich Ort der Selbstdarstellung in philosophischen und literarischen Diskussionen als auch der Platz an den sie sich zurückziehen konnten ohne wirklich alleine zu sein. Ein Teil des alten Central ist 1986 wieder aufgebaut worden. Bei der Renovierung wurde kein Aufwand gescheut. Die auzahlreichen kleinen Kuppeln bestehende Decke wurde, entsprechend dem venezianischen Stil des Palais, mit reichen Verzierungen bemalt, die zarten hohen Säulen in der Mitte des Saals glänzen wieder frisch poliert, genauso wie der Parkettboden. Durch die hohen Fenster dringt helles Licht in den Raum.
Als das Central noch von Dichtern, Malern und Bildhauern besucht wurde, und stets mehr oder weniger große Gedanken im Raum hingen, soll dieser Saal düster und rauchverhangen gewesen sein. Heute weist ein Schild an der Tür mit der Aufschrift „Air condition“ darauf hin, dass hier nichts mehr in der Luft schwebt.
Man kann sich an seinem Äußeren erfreuen, aber die große Liebe wird es schwerlich werden. Das Central hat alles, was man sich von einem Wiener Café erwartet - eine Reihe von in- und ausländischen Zeitungen, einen Pianisten, der spätnachmittags aufspielt, freundliches professionelles Personal, das Glas Wasser zum Kaffee und um teures Geld restaurierte, historische Räumlichkeiten. Dennoch, das Lokal kommt verkleidet daher. Das Management des Cafés im Palais Ferstel verweist in der Speisekarte auf die große Tradition des Hauses: 1876 gegründet, bald "Sammelpunkt der Gesellschaft Wien" und Treffpunkt von "Persönlichkeiten des geistigen Lebens wie Peter Altenberg und Alfred Polgar". Heute ist das Central vor allem Treffpunkt von Touristen und - deutlich erkennbar - im Besitz einer Hotelkette. In der Speisekarte wird die "Imperial-Torte" aus der hauseigenen Konditorei beworben und das "Ferstel" als "einzigartiges Palais für imperiale Veranstaltungen" angepriesen. Ob die "Qualität" des Kaffees der Firma, deren Logo auf der Getränkekarte abgedruckt ist, oder der Zubereitung zuzuschreiben ist, weiß man nicht. Auf jeden Fall erinnert er mehr an Filter als an Espresso. Dem berühmten Kaffeehaus im Zentrum der Stadt fehlt es an der sprichwörtlichen Gemütlichkeit, ihm fehlt eine Persönlichkeit als Ober und es fehlt ihm - trotz der wunderschönen Räume - das, was den Charme eines Kaffehauses in Wien ausmacht. Das Central ist verführerisch - aber es hat keinen Charakter.
Herrengasse 14
1010 Wien
Das Diglas präsentiert sich heute wieder als gefühlvoll renoviertes Biedermeiercafé. Bis 1988 war es ein Restaurant mit angeschlossenem Heurigenbetrieb. Bei der Wiederbelebung des 1923 eröffneten Kaffeehauses wurde auf Detailtreue Wert gelegt, ohne aber das Lokal zu Tode zu restaurieren. Mit dem Eintritt des "jungen" Herrn Diglas in das väterliche Café wurde die im linken Flügel gelegene rustikale Bauernstube eliminiert und dem traditionellen Teil des Kaffeehauses angepaßt. Da und dort wurden die anderen Räume verschönert, behutsam und unauffällig. Niemand mußte das Kaffeehaus für Jahre meiden, wie das zum Beispiel nach der Verhübscherung des Café Sperl der Fall war.
Der Boden aus hellen Steinfliesen harmoniert mit den Marmorplatten der Tische und Fensterbänke. Die Wände sind mit dunklem Teakholz getäfelt. Bänke und Stühle wurden mit burgunderrotem Plüsch überzogen. Auch bei kleinen Einzelheiten wird kein Stilbruch begangen. Die Kleiderständer aus Messing entsprechen dem Stil der Jahrhundertwende. Und selbst die Fensterbeschläge sind denen der Epoche nachempfunden. Samoware und Messingtöpfe mit Grünpflanzen lockern die Atmosphäre auf. Die riesige alte Registrierkasse auf der Schank ist jedoch nur Attrappe. Boniert wird von den „Fräuleins“ in schwarzem Rock und weißer Bluse auf modernen einer Computerkassa, deren aufdringliches Piepsen die gedämpfte Kaffeehausstimmung stört.
Vor einigen Jahren hat das Café Diglas eine Renovierung erlebt, und keiner hat´s gemerkt. Ganz so war es natürlich nicht. Stammgäste, unter ihnen Farkas, Doderer, Lehár und O. W. Fischer, schätzten und liebten das alte Diglas hinter dem Steffl. Über mangelnden Besuch kann sich der junge Chef des traditionsreichen Kaffeehauses nicht beklagen. Egal zu welcher Tageszeit - kaum ein Tisch ist unbesetzt. Oft genug stehen die Gäste längere Zeit und warten auf einen freiwerdenden Platz. Die Kellnerinnen, vielmehr die Servierdamen, hetzen ständig durch Lokal, und finden selbst nach mehrmaliger Aufforderung erst geraume Zeit später den Weg zum Gast. Ihren Launen muss man sich bedingungslos unterwerfen. Sie kommen, wenn sie kommen können oder wollen, nicht früher und nicht später, denn hier hat alles seine Zeit. Hoffentlich bleibt das auch so.
Wollzeile 10
1010 Wien
Das de l’ Europe ist ein wunderschönes Café mit Espresso im Originalstil der 50er Jahre. Die Räume sind auf 2 Stockwerke verteilt. Im ebenerdig gelegenen Teil herrscht Espressoatmosphäre. Kleine Tische in der Höhe eines Bartresens erlauben höchstens einen schnellen Kaffee im Stehen. Aber selbst in den bequemen, mit rotem oder schwarzem Leder bezogenen Sesseln im hinteren Teil des Espressos findet man kaum Ruhe. Eine Seite des de l’ Europe geht zum Graben hin, die andere grenzt an eine Einkaufspassage und die Wände in beiden Richtungen bestehen nur aus Glas. Man steht oder sitzt praktisch voll im Einkaufstrubel der Innenstadt.
Über eine breite, geschwungene Treppe mit zierlichem Metallgeländer gelangt man in den
1. Stock. Auch hier dominieren rote und schwarze Lederbezüge. Die dunkle Holzvertäfelung schafft aber Kaffeehausatmosphäre. Man sitzt in kleinen Fauteuils mit stark geschwungenen Lehnen. An den Seiten- und Rückenteilen ist das Leder mit den in den 50ern unvermeidlichen Nieten beschlagen. Der kleine Raum wird in der Längsrichtung durch eine Reihe von metallenen Pflanzenkästchen (richtig in Schwarz und Rot!) geteilt. Man sitzt mit dem Gast vom Nebentisch Schulter an Schulter, nur durch einige Grünpflanzen getrennt.
Im 2. Stock herrscht ruhige Atmosphäre vor. Man blickt vom hektischen Treiben durch die große Glasfront auf die schnell dahineilenden Menschen am Graben oder schaut auf den genau vis-à-vis gelegenen traditionsreichen Herrenausstatter E. Braun & Co.
Es gibt kein Wiener Café, außer das Café de l'Europe, in dem man zu ebener Erde und im ersten Stock sitzen kann, während man seinen Mokka oder kleinen Braunen oder was auch immer schlürft. In dem Kaffeehaus sitzt man sehr bequem und der Blick fällt durch große Fensterscheiben auf volle Schanigärten. Streng genommen ist das Europe gar kein Kaffeehaus, sondern ein Espresso. Ein Nachteil, der aus dieser Tatsache resultiert, ist das Fehlen von Zeitungen und Zeitschriften. Als ältestes Wiener Espresso .- gegründet im Jahre 1952 - und aufgrund der oben erwähnten Vorzüge hat es jedoch ein gewisses Recht, als zusätzliches Steinchen in die Reihe der Wiener Kaffeehäuser gestellt zu werden.
Graben 31a
1010 Wien
Das Frauenhuber glänzt als eines der wenigen Kaffeehäuser mit Parkettboden. Teppiche lassen Wohnzimmeratmosphäre aufkommen, die durch das Gewölbe in Kreuzbogenform verstärkt wird. In Vitrinen im Biedermeierstil wird Porzellan und Silbergeschirr aufbewahrt.
Die mit rotenm Plüsch bezogenen Bänke sehen auf den ersten Blick recht einladend und bequem aus. Die hohen , vollkommen senkrechten Lehnen zwingen aber zu einer militärisch aufrechten Haltung des Oberkörpers. Was durchaus zur Geschichte des Frauenhuber passt. Das älteste noch existierende Kaffeehaus Wiens (eröffnet am 18.Oktober 1824) war schon vor der Jahrhundertwende der bevorzugte Aufenthaltsort von in den Ruhestand versetzten Militärs und Beamten.
Ein stilles, nobles Kaffeehaus abseits der lauten Kärntnerstraße, einige Meter von jenem Haus entfernt, in dem Mozart 1791 starb. Eine Gedenktafel am Haus erinnert an große musikalische Vergangenheit: Mozart und Beethoven haben hier im 18. Jahrhundert musiziert. Aus dem 19. Jahrhundert scheint sich eine gewisse biedermeierliche Behaglichkeit erhalten zu haben, die den Gast beim Betreten des Lokals umfängt. Gutbürgerlich ist hier alles: die Einrichtung, das Personal, das Publikum, Plüschmöbel, Luster, Biedermeiervitrine, Holzvertäfelung und eine Menge Bilder erinnern an das vorige Jahrhundert. Die bürgerliche Atmosphäre wird durch das ausgezeichnete Bedienungspersonal verstärkt. Die Sprache und die Bewegung der Kellner tragen noch einiges zu diesem Eindruck bei. Der Besitzer des Lokals möchte auch eine Tradition pflegen, die für viele schon untergangen ist. Diese Tradition ist ihm nicht nur Form, sondern auch Lebensinhalt. Leider hat das Lokal zu wenige Fensterplätze zu bieten. Dafür gibt es um so mehr versteckte Plätze und Nischen, geschaffen für vertrauliche Gespräche. Nicht das Zeitungslesen, wie in den meisten anderen Kaffeehäusern, scheint hier das Primäre zu sein, obwohl das Angebot an Zeitungen und Journalen dem normalen Standard in Wien entspricht. Was man hier sucht und auch findet, ist das Gespräch, ist die Kommunikation. Die intimen Räumlichkeiten laden dazu förmlich ein. Dennoch braucht den Zeitungslesern um ihre Ruhe nicht bang zu sein. Hier herrscht immer ein etwas gedämpfter Ton, der auch ein konzentriertes Lesen und Arbeiten erlaubt. Neben der Kaffeehausatmosphäre sei aber auch auf das Essensangebot hingewiesen.
Himmelpfortgasse 6
1010 Wien
Der ehemalige Apotheker Heinrich Griensteidl eröffnete 1847 ein Kaffeehaus im Palais Dietrichstein. Als Cafetier hatte er mehr Erfolg denn als Pillenverkäufer. Sein Name steht bis heute für das klassische Wiener Künstlercafé. Schon bald nach seiner Gründung wurde das Griensteidl zum Treffpunkt der Literaten. Hermann Bahr, Hugo von Hoffmannsthal, Arthur Schnitzler oder Karl Kraus waren seine Stammgäste. Die Komponisten Hugo Wolf und Arnold Schönberg gingen im Griensteidl ein und aus. 1848 wurde es in Café „National“ umbenannt, 1897 mußte es der Gewalt weichen. Das alte Haus wurde abgerissen und mit ihm das Griensteidl. Das Palais Herberstein wurde erbaut, und die Künstler mußten sich eine neue Heimstätte suchen. In dem zum Michaelerplatz spitz zulaufenden Gebäude war in der jüngsten Vergangenheit eine Filiale der Raiffeisenzentralbank untergebracht.
Im Frühjahr 1990 zog die liberale Tageszeitung (Der Standard) in das ehemalige Bankhaus ein. Und damit sollte auch das traditionsreiche Kaffeehaus wieder auferstehen. Die Legende Griensteidl wurde wieder zum Leben erweckt, heißt es in einem Vorwort zur Speisekarte. Der Name prangt seit dem Sommer 1990 in großen Leuchtbuchstaben wieder an dem Ort, wo die Legende noch immer ruht. Von der Atmosphäre eines original Wiener Kaffeehauses ist im neuen Griensteidl nichts mehr zu spüren, von dem Flair eines Künstlercafés ganz zu schweigen. Die schwarzen Holzrahmen der hohen Rundbogenfenster und der Windfang des Eingangs sind von einer lieblosen Einfachheit, wie sie nur in industriellen Großbetrieben zustande kommen kann. Alle Elemente, aus denen ein Wiener Kaffeehaus besteht (roter Plüschbezug der Bänke, Zeitungsständer , kleine Marmortischchen und ähnliches) sind zwar vorhanden, sie könnten aber in ihrer Schlichtheit und von den verwendeten Materialien her genauso gut aus dem Katalog eines Großeinrichtungshauses stammen.
Schwarz gebeiztes und kunstvoll verarbeitetes Holz, dunkelroter Stoff von der feinsten Sorte und blitzendes Messing suggerieren dem Besucher sofort: das wird nicht billig. Tische und Thonet-Sessel sind originalgetreu rekonstruiert, die hohen Räume sind oberhalb der Täfelung in zartestem Standardrosa gehalten. Die riesigen schwarzen Zeitungsschränke erinnern an Beichtstühle und sind im Verhältnis zu ihrer Größe eher schwach bestückt.
Die Bank zog ins gegenüberliegende Loos-Haus und ließ nur ein kleines Reisebüro zurück, das in die Fassade des neuen Lokals integriert ist. Das Essen ist sehr gut hier - das soll nicht verschwiegen werden - und nicht so teuer, wie man vielleicht erwarten würde. Dafür zahlt man bei den Getränken recht saftige Preise.
Michaelerplatz 2
1010 Wien
Im Hawelka von Einrichtung zu sprechen ist fast schon vermessen. Die Innereien (Interieur wäre unpassend) scheinen wahl- und geschmacklos in einem Raum geworfen worden zu sein. Trotzdem ist ein charakterstarkes kräftiges Bild entstanden. Die Wände sind zum Teil mit einer braunen Tapete verkleidet zum Teil mit ursprünglich gelber Farbe bemalt. Unterschiede merkt man heute keine mehr. Das liegt auch daran, dass das Lokal über und über mit Plakaten von Konzerten, Theateraufführungen oder Dichterlesungen gepflastert ist.
Vor Jahrhunderten dürfte der Plüschbezug der Bänke rot und gold gestreift gewesen sein. Heute ist er abgewetzt, zerschlissen und schon ziemlich einfärbig verblichen. Der dunkle enge Raum mit Ölholzboden, alten Lampen, traditionellen Marmortischen und vergilbten Plakaten und Fotos an den Wänden scheint immer überfüllt zu sein. Unter den Gästen geben längst nicht mehr Künstler und Kulturschaffende den Ton an. Vor allem tagsüber - das Hawelka schließt erst um 2 Uhr früh frequentieren vorrangig Touristen das Lokal. Die Tische und Stühle stehen im Hawelka eng aneinandergedrängt.. Die Gäste kleben förmlich aufeinander. Wer am späten Abend oder an einem Nachmittag an einem Wochenende das Lokal betritt, steht nicht vor der Wahl einen freien Tisch aufzusuchen, sondern höchstens einen freien Platz zu ergattern egal ob auf einem Stuhl, einer Banklehne oder sonst wo. Die Luft in dem kleinen Café in der Dorotheergasse ist stets zum Schneiden. Die Ventilatoren an der Decke drehen sich nur selten. All das macht das Café zu dem, was Georg Danzer in seinem Lied vom „Nackerten im Hawelka“ mit den Worten „so ein Bohemien-Lokal kennt ka Spießbürgermoral“ besungen hat. Die Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus Arik Brauer, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner und Wolfgang Hutter, gingen im Hawelka ein und aus.
Das Hawelka im Zentrum der Stadt ist das wohl legendärste Künstlercafé Österreichs. Seit Josefine und Leopold Hawelka das Lokal betreiben - selbständige Cafétiers wurden sie 1966 - wurde es schnell Treffpunkt für Schriftsteller, Maler, Bildhauer und Adabeis. Frau und Herr Hawelka, inzwischen fast 80 Jahre alt und in Wien mindestens ebenso berühmt wie die meisten ihrer prominenten Gäste, arbeiten noch selber im Café. Privilegierte Stammgäste sitzen meist rechts vorne neben der Theke und genießen ganz offensichtlich ihren Status. Die mit dem Ablauf und der Organisation nicht vertrauten Touristen freuen sich über den ergatterten Tisch und ärgern sich oft genug über die ungewohnt lange Wartezeit beim Bestellen und Zahlen. Dennoch, das Hawelka ist ein typisches Wiener Kaffeehaus geblieben. Auch wenn das Hawelka schon zu bekannt geworden ist - als Treffpunkt mit Stil ist es jederzeit geeignet.
Dorotheergasse 6
1010 Wien
Das Landtmann bezieht seine besondere Stellung unter den Wienern Kaffeehäusern aus seinem Standort. Es liegt neben dem Burgtheater schräg vis-à-vis der alten Universität in unmittelbarer Nachbarschaft der SPÖ-Parteizentrale sowie der Niederösterreichischen Landeslandwirtschaftskammer der ÖVP und nur ein paar hundert Meter vom Parlament entfernt. Das Landtmann liegt damit genau im Brennpunkt von Kunst, Politik und Wissenschaft und das seit über 100 Jahren.
Der Cafetier Franz Landtmann eröffnete das Lokal im Oktober 1873 um es aber 8 Jahre später zu verkaufen. In den folgenden Jahren wechselte das Kaffeehaus noch öfters den Besitzer, sein Stil und seine Gäste blieben jedoch immer gleich. In- und ausländische Politiker waren stets unter ihnen: Zum Beispiel Julius Raab und der Herzog von Windsor. Künstler sind im Gästebuch des Landtmann dennoch häufiger vertreten: Die Namen von Attila und Paul Hörbiger, Oscar Werner, Paula Wessely, Max Reinhardt und Oskar Kokoschka sind darin zu finden, aber auch bekannte Ausländer: Gary Cooper, Marlene Dietrich und Thomas Mann.
Im Landtmann verkehren vor allem prominente Politiker und Burgschauspieler. Hans Moser, Theo Lingen und Willy Forst trugen sich ins Gästebuch ein. Von dort geht man ins oder kommt vom Burgtheater oder von der Ministerbesprechung. Schon Bundeskanzler Raab entspannte sich im Landtmann, Julius Deutsch, Leopold Figl, Theodor Körner, Karl Renner, Ignaz Seipel, Kurt Schuschnigg, Engelbert Dollfuss und eine Reihe anderer Politiker schätzten und schätzen das Café im Regierungsviertel.
1980 wurde das berühmte Ringstraßencafé renoviert - auf vorbildliche Art und Weise. Die bis zur Decke reichende Holzvertäfelung ist mit kunstvollen Intarsien reich verziert. Jeder Gast kann im Landtmann Geborgenheit in einer eigenen Nische finden. Nicht nur an den beiden Längsseiten gibt es gemütliche Bänke, auch im Mittelgang ist der Besucher durch die hochgezogenen Lehnen vor störenden Blicken geschützt.
In den kleinen Nebenzimmern finden fast täglich kleine Pressekonferenzen statt. In meist lockerer Gesprächsrunde verkünden Politiker ihre neuesten Erkenntnisse und buhlen um die Gunst der Presse - mehr mit Nähe zu den Journalisten denn durch teure Buffets.
Das Landtmann hält die Tradition noch in einer ganz besonderen Form hoch: Wohl um das Ensemble des Interieurs nicht zu zerstören, müssen Mäntel an der Garderobe abgegeben werden. Achtlos über Stuhl oder Banklehne geworfene Kleidungsstücke werden vom Ober oder der strengen Garderobiere sofort bemängelt.
Gegründet wurde das Landtmann im Jahr 1873. Seit 1956 befindet es sich im Besitz einer Wiener Familie. Mit einem - teilweise überdachten - großen Gastgarten und mehreren Sonderzimmern ist das Landtmann eines der größten Ringcafés der Stadt. Die Kellner sind jung, professionell und effizient - gelegentlich wirken sie für ein Kaffeehaus geradezu unpassend elegant. Oft scheint das Lokal vorrangig auf Restaurantbetrieb eingerichtet zu sein - die Speisekarte, die man ansonsten im Kaffeehaus beim Ober erst anfordert, kommt hier unverlangt. Dennoch: der eine oder andere Seitentrakt des Landtmann eignet sich durchaus zur längeren Lektüre deutscher und fremdsprachiger Tageszeitungen. Nur sollte sich der finanziell weniger gut situierte Besucher bei seiner Bestellung mäßigen: Das traditionelle Achterl Veltliner kostet doppelt soviel wie in manch anderen Café.
Dr. Karl Lueger Ring 4
1010 Wien
Das Café Museum wurde 1899 von Adolf Loos bewußt einfach und schlicht gestaltet - als Gegensatz zu den bislang existierenden reich ausgestatteten Kaffeehäusern. „Café Nihilismus“ wurde es von den Zeitgenossen bald genannt. Schönheit sollte durch die Reduzierung auf das Nützliche entstehen. Der Plan des Architekten ist aufgegangen. Noch heute, obwohl schon stark in die ursprüngliche Gestaltung Loos eingegriffen worden ist, findet die „strenge Einfachheit“ zahlreiche Anhänger. Die halbkreisförmig geschwungenen, mit rotem Skai überzogenen Bänke sind praktisch nie frei. Und wer seinen Platz an der Tischreihe in der Mitte, des langen gangförmigen Cafés findet, hat auch noch Glück.. Er sitzt dann immer noch auf einem von Loos eigens für Thonet entworfenen Bugholzsessel - auch wenn es sich nicht mehr um die Originalstühle handelt. Die Loos-Euphorie soll jedoch nicht zu sehr zum Schönfärben verleiten: die Wände des Museums sind vergilbt, die Bänke und Stühle schon reichlich abgestoßen. Doch das gehört dazu. Als der Besitzer Renovierungsabsichten äußerte, wurde er von Stammgästen schnell eines besseren belehrt.
Heute gibt es eben keinen Robert Musil, der hier seine Stammgäste unterhalten würde. Schiele und Klimt waren gern gesehen Gäste, Hermann Broch und Josef Roth ebenso, und Elias Canetti, hat dem Café Museum schon sehr lange keinen Besuch mehr abgestattet. Immerhin war er, laut eigener Aussage, in den Dreißigerjahren dort fast täglich anzutreffen. 1899 beendete Adolf Loos mit diesem Kaffeehaus seine erste große Arbeit - und wurde sehr bald von den gemütlich-reaktionären Wienern angefeindet. Ein Radikaler seines Kalibers, der einen großen Raum mit nackten Glühbirnen ausleuchtet und - fast noch schlimmer - Billardtische mit geraden Füßen baut, der kann es im Wien der Untertanen nicht leicht haben. Leider hielt sich dieses architektonische Manifest der Moderne nicht allzulange, und wer heute ins Museum kommt, der findet ein Kaffeehaus wie viele andere vor. Schüler, Studenten und ewig Junggebliebene frequentieren zu allen Tages- und Nachtzeiten das Lokal, das in sicherer Nähe der Akademie der bildenden Künste liegt, und wer sich keiner dieser Gruppen zugehörig fühlt, der wird vielleicht durch das große Zeitungsangebot verleitet werden, auch einmal das früher so genannte "Nihilismus" aufzusuchen.
Friedrichstraße 6
1010 Wien
1985 übernahm der japanische Kaufhauskonzern Mitsukoshi das Mozart und ließ das Kaffeehaus umgestalten. Der Architekt Rudolf Schneider-Manns-Au stylte es zu einem absoluten Nobelcafé. Das 1929 von der Familie Hornik erworbene Kaffeehaus erhielt auf Grund des Mozartdenkmals vor dem Haus seinen heutigen Namen. Dunkle Holzvertäfelungen mit feinstem Metall und Elfenbeineinlagen prägen das Bild des hohen Innenraums. Gewaltige Spiegelflächen versuchen Breite zu geben. Erst wenn man sich zwischen den dicht gedrängten Stühlen bewegt, wird der kleine Grundriß spürbar. Üppige Reliefs schmücken die Deckenwände. Aber trotz prachtvollster Ausgestaltung kann das neue Mozart nicht an die Atmosphäre des alten Cafés mit wechselnder Geschichte anschließen.
Ende des 18. Jahrhunderts als der heutige Lobkowitzplatz noch der Schweinemarkt von Wien war, wurde das Kaffeehaus eröffnet. Da es eines der ersten der mit Garten war, fand es rasch viele Stammgäste. Künstler, Schauspieler und Journalisten - damals wie heute die üblichen Kaffeehausbesucher - gingen dort ein und aus. Und Metternich, dem Chef der Geheimpolizei, war es ein leichtes, hier 1840 seine Spitzel einzuschleusen. Karl Johann Braun von Braunthal, der sich als Dichter Jean Charles nannte, war einer von ihnen.
Mehr als 100 Jahre später kam das Mozart noch einmal zu Geheimdienstehren. In dem Film „Der dritte Mann“ spielte es als Café „Old Vienna“ eine wichtige Rolle. Und Anton Karras widmete ihm den „Café-Mozart-Walzer“ die Rückseite seines Harry-Lime-Themas.
Heute ist das Café Mozart für das typische „Wiener Kaffeehaus", das der Mitsukoshi-Konzern in allen großen Städten Japans errichten will.
Die Speisekarte offeriert zum Kaffee apart servierte Milch, die dem Getränk die jeweils gewünschte Tönung geben soll. Angeblich stammt sie von glücklichen Alpenkühen, denen somit auch die Milchshakes ihr Vorhandensein verdanken. Neben ein paar alten Damen, die zum Kaffee eine Mehlspeis' essen, befinden sich hier ausschließlich ausländische Gäste, die durch die großen Fenster auf die vis-á-vis gelegen Albertina blicken, von wo aus wiederum andere Touristen gerade das Café Mozart fotografieren. Vorbei ist die Zeit, als man, aus dem Film-Museum kommend, gegen die Kellner beim ersten Schneefall noch Schneeballschlachten veranstalten konnte.
Albertinaplatz 2
1010 Wien
Das Ringstraßencafé wurde 1989 im Stil Oswald Haerdtls renoviert. Der Schüler von Kolo Moser und Oscar Strnad hat das 1903 eröffnete Etablissement später vom üppigen Makart-Stil befreit und in ein geschmackvolles Kaffeehaus der 50er Jahre umgewandelt. Jetzt wurde das Prückel in Anlehnung an Haerdtls Einrichtung unter Beratung des Professors für angewandte Architektur Spalt neu gestaltet. Das Kaffeehaus beeindruckt durch seine großzügigen fast hallenartigen Räume. Dem Boden im dezentem Hellgrau steht ein gut 8 Meter hoher Plafond in bräunlichem Rosa das nur durch zarte weiße Streifen durchbrochen ist, entgegen. Die reinweißen Wände sind zum Teil bis zur Decke verspiegelt, um den Raum mehr Breite zu geben. Der nüchterne 50er Jahre Stil wird durch große Gruppen von Grünpflanzen etwas aufgelockert. Auch bei der Einrichtung war man um Detailtreue bemüht. Kegelförmige Lampenschirme, ausladende Sitzbänke und Fauteuils bishin zum türkisfarbenen Zigarettenautomaten im Stil der Nachkriegsjahre runden das Gesamtkunstwerk ab.
Das ist der eine Teil des Prückel. Hinter einer Glaswand lebt noch ein Teil des alten, nicht schönen Kaffeehauses. Zwischen schmutzigen altrosa Tapeten und ebensolchem Boden ist das einzige Grün das der Filzauflagen auf den Tischen. In diesem unrenovierten Raum des Prückel wird unbeirrt von allen Zeitströmungen Karten gespielt, vornehmlich Bridge.
Das Prückel ist seit 1917 im Besitz der Familie Sedlar und eines der inzwischen schon rar gewordenen Ringcafés und zählt zu jenen Wiener Kaffeehäusern, die alles haben, worauf der eigensinnige Kaffeehausgeher besteht: Die Einrichtung ist gemütlich, aber nicht modisch, und an Zeitungen und Zeitschriften fehlt es nicht. Die Kellner sind höflich, aber nicht unterwürfig. Sie sind Instiutionen im Prückel und retten so manchen schon als verunglückt abgeschriebenen Tag. Der korrekte Herr Tibor, seit über 20 Jahren im Haus, Herr Peter, bei dessen Zuvorkommenheit schon öfter ein Gast einen Alltagsärger hinunterschlucken mußte und Herr Horst, der, dickbebrillt, Gäste gelegentlich auf ihre Fehler hinweist - und keiner wird es ihm übelnehmen. Der Herr Hofrat wird gleich gut behandelt wie der Lederbejackte aus der Wiener "Szene". Die Atmosphäre ist fast familär. Einerseits spürt man als Gast das gute Einvernehmen der Angestellten untereinander und andererseits scheinen sich die Gäste trotz ihrer Verschiedenheit zusammengehörig zu fühlen: Mitglieder im Club "Prückel". Beinahe Teil der Einrichtung sind die alten Damen und Herren, die in der "Bridge-Stube" ihrer Leidenschaft fürs Kartenspiel nachgehen. Was wäre Wien ohne das Prückel, und was wären die Stammgäste ohne ihr "zweites Wohnzimmer" an der Wollzeile.
Stubenring 24
1010 Wien
Von der Straße betritt man zuerst einmal einen großen Gang, der zu den Nebenräumen des zugehörigen Hotels und Restaurants führt. Von da aus führen 2 Türen links und rechts in die 2 Räume des Cafés. Beide sind gleich klein und bieten höchstens jeweils 20 Personen bequem Platz. Besonders in der touristischen Hochsaison führt das dazu, dass sich die Gäste im Gang stauen, vergeblich auf einen freien Tisch warten und die Kellner behindern. Die beiden kleinen Räume werden optisch noch zusätzlich verengt. Die rote Tapete ist bis zur Decke hochgezogen. Und der Boden in der gleichen Farbe macht die Räume noch ein wenig kleiner. Die beiden großen Spiegeln in Form eines hohen Rundbogenfensters an den Stirnseiten bringen nur wenig scheinbaren Raumgewinn. Ganz im Zeichen der kaiserlichen Tradition hängt in einem Raum ein Porträt der jungen Sissi, im anderen eines von Kaiser Franz Josef.
Vierundzwanzig Jahre lang tobte der "Wiener Tortenkrieg" zwischen der k.u.k. Hofzuckerbäckerei Demel und dem Hotel Sacher. Heiß umkämpfter Gegenstand dieses entsetzlichsten aller Kriege: die "Original Sachertorte". Demel hatte einige Zeit eine Lizenz zur Herstellung jener Torte besessen, die man 1938 wieder zurückziehen wollte. 1962 sprach das Gericht zu Gunsten des Sacher, seitdem darf also die "Original Sachertorte" nur mehr im Hotel hinter der Oper verkauft werden. Damit das Ordnungsbefinden der überaus kultivierten Klientel nicht verletzt wird, besteht in diesem Kaffeehaus die Pflicht, Überkleider an der Garderobe abzugeben. Kommt man dieser Pflicht nicht nach, so fordert die Garderobedame auf einem ihrer Inspektionsrundgänge mit strafendem Blick die störenden Kleidungsstücke ein, die man hernach gegen eine Gebühr von einigen Schilling gnadenhalber wieder auslösen darf.
Die Torte ist so saftig, wie der Preis den man dafür zu zahlen hat. Der Kaffee ist ausgezeichnet, allerdings auch nicht ganz so gut wie teuer. Gedämpft klingen die Schritte der Kellner, die sich mit professioneller Freundlichkeit um die werten Gäste kümmern. Selbst wenn das Sacher (vor allem im Sommer) einen großen Besucheransturm zu verzeichnen hat, kann von lebendiger Kaffeehaus-Kultur nicht die Rede sein. Das Sacher lebt nicht wirklich, es hat etwas zutiefst Opern- und Kulissenhaftes an sich. Es ist Ausdruck einer Gesellschaft, einer Kultur, die es nicht mehr gibt, die man aber künstlich am Leben zu erhalten versucht.
Philharmonikerstraße 4
1010 Wien
Was der japanische Kaufhaus-Konzern Mitsukoshi für das Mozart ist der gemeindeeigene Gastronomiebetrieb Wigast für das Café Schwarzenberg ein Eigentümer, der mit großem finaziellen Aufwand ein altes Lokal perfekt renoviert - und ihm damit seine Atmosphäre und Ursprünglichkeit genommen hat.
Die Wände und die hohe, gewölbte Decke des Ringstraßencafés wurden unbestritten mit viel Liebe zum Detail erneuert. Der Zahn der Zeit (das Schwarzenberg ist 1979 neu hergerichtet worden) hat auch schon einiges dazu beigetragen, dass die Diskrepanz zwischen neuem Material und altem Kaffeehausstil schon etwas kleiner geworden ist. Die braunen Lederbezüge der Bänke sind brüchig. Die Kanten der marmornen Tischplatten haben bereits Sprünge und Schrammen. Auch der schmutzige Gelbton der Decke ist schon etwas dünkler als noch vor Jahren. Dennoch verbreitet das Schwarzenberg nicht die ruhige und beschauliche Atmosphäre eins Altwiener Kaffeehauses.
Es herrscht Hektik und Gedränge. Obwohl das Angebot an in- und ausländischen Zeitungen reichlich ist, findet man weder die Ruhe noch den Platz um dort lesen zu kennen. Die Stühle stehen Fuß an Fuß, die Tische Kante an Kante, und noch bevor der letzte Schluck aus der Tasse geleert worden ist fragt der Ober, ob man noch einen Wunsch habe. Das klingt zwar nach Aufmerksamkeit an einem Ort, wo das stundenlange Verweilen bei einer Schale Kaffee und einem Glas Wasser bei gleichzeitiger Lektüre von 5 Zeitungen zur Tradition gehört, ist diese Frage jedoch schlichtweg fehl am Platz. Aber das Schwarzenberg ist eben anders als ein original Wiener Kaffeehaus. Der Umsatz pro m² muß stimmen.
Das älteste der sogenannten Ringstraßencafés wurde noch vor den großen Ringstraßenbauten errichtet, und von Anfang an war das Schwarzenberg vor allem Treffpunkt der Wirtschaftsleute. Das ist es bis heute geblieben. Vor dem Krieg kam hier die jüdische Geschäftswelt zusammen, weshalb es - konsequent - während der Nazi-Ära Café Deutschland heißen mußte. Nach 1945 okkupierten Offiziere der Sowjietarmee die Räumlichkeiten für ihre Veranstaltungen; sie zerschossen nach widerlichstem Soldatenbrauch die Einrichtung: Ein Relikt aus dieser Zeit hielt sich bis zur Renovierung 1979: ein Spiegel, bei dem man die Sprünge und Einschusslöcher mit Ranken und Blumenmustern verziert und so aus der Not Tugend gemacht hatte. Heutigen Tags zieht es natürlich Ströme von Touristen an die prominente Stätte, sodaß der Anteil an Stammgästen immerhin bei vierzig Prozent liege. Obwohl das Schwarzenberg nie Künstler- oder Literatencafé war, weiß man doch von einem berühmten Stammgast zu berichten, der seinem Kaffeehaus über Jahre hinweg treu blieb: Der Architekt Hoffman ließ sich zur Mittagszeit vom Chauffeur hier absetzen, um zu essen oder die Tageszeitungen zu lesen. Das kann man heute noch, denn das Angebot ist wirklich groß.
Kärnter Ring 17
1010 Wien
Der Tirolerhof ist der Renovierlust zum Opfer gefallen. Er ist ruhig und gediegen, obwohl meist bis zum letzten Platz besetzt, und die Einrichtung - so sollte es ursprünglich hier geschrieben stehen- doch schon ein bisserl abgenützt und eindeutig "bewohnt"; so, wie es sich für ein Wiener Café gehört. Das ursprünglich klassische Kaffeehaus wurde durch die Verwendung unpassender Materialien zu sehr erneuert. Das Holz der Tische und Wandvertäfelung ist unter schwarzem Lack verschwunden. Der Boden wurde mit beigefarbenem Linoleum ausgelegt. Die altrosa Tapete entspricht zwar dem Stil des alten Biedermeiercafés, der Plüschbezug der Bänke und Stühle in kräftigem rosa-schwarz-grauem Muster erinnert hingegen zu stark an heutige Designs. Der große Windfang mit zweigeteiltem Eintritt ins Café ist erhalten geblieben.
Doch im Jahre 1991 wurde renoviert. Dass Renovierungsarbeiten von Zeit zu Zeit notwendig sind, muß nicht diskutiert werden. Die Frage ist also nicht, ob, sondern wann und wie erneuert wird. Zum Beispiel sind die Wände jetzt auf einmal rosa gestrichen, was sicher Ansichtssache ist. Es gehört aber trotzdem zu den besten Kaffeehäusern Wiens. Es gibt zahlreiche Nischen, in denen man sich vor der Welt zurückziehen kann; Fensterplätze, an denen man die Welt draußen an sich vorbeiziehen lassen kann. Die Kellner sind flink und freundlich, die Mehlspeisen und sonstige Kleinigkeiten sowie der Kaffee sind hevorragend
Tegetthoffstraße 8
1010 Wien
Titel |
Kaffeehäuser
in Wien |
Autor |
Thomas Martinek |
Verlag |
Falter Verlag |
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Titel |
Erweiterte
Wohnzimmer |
Autor |
Michael Schnepf |
Verlag |
Edition Buchkultur |
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