KR. Karl-Heinz Eigentler
Bundesobmannstellvertreter FCG/E
Landesvorsitzender FCG-Eisenbahner
/ Tirol
Zentralbetriebsrat Traktion GmbH. Karwendelstraße 9f
6020 Innsbruck 06. November 2005
Wir
EisenbahnerInnen sind
Schachfiguren in einem politischen Schachspiel!
Regierung, der ÖBB-Vorstand und die Eisenbahnergewerkschaft haben vor ca. 2 Jahren einen Kollektivvertrag unterzeichnet. Diese Reform wurde gefeiert und mit dem Verzicht auf gesetzliche Eingriffe in das ÖBB-Dienstrecht wurde damals ein dreitägiger Eisenbahnerstreik beendet. Mit diesem Vertrag wurde dem
Betrieb ÖBB das Arbeitszeit- und Arbeitsruhegesetz verordnet. In den
vorangegangenen Verhandlungen wies die Eisenbahnergewerkschaft darauf
hin, dass dem Bund, durch die Einführung des Arbeitszeit- und Arbeitsruhegesetz,
gravierenden zusätzlichen Kosten erwachsen werden. Jetzt, nach zehn Monaten Laufzeit
des Kollektivvertrages, bestätigen die aufgewendeten tatsächlichen Geldmittel
die vorausgesagte Entwicklung. Die budgetierten Zahlen der einzelnen
Betriebe sind längst überschritten und nur mit Hilfe der Auflösung von
Rücklagen können die enormen Verluste im Jahr 2005 abgedeckt werden. Der neue bzw. alte Weg aus
dieser Situation soll eine Lockerung des Kündigungsschutzes sein. Gleichzeitig
wird ein Abbau des Personalstands um 10.000 Personen ins Auge gefasst.
EisenbahnerInnen, die an ihrem Arbeitsplatz nicht mehr einsetzbar sind,
sollen in den ÖBB versetzt oder an andere Firmen verleast werden. Schon jetzt können MitarbeiterInnen
der ÖBB problemlos in alle Unternehmensbereiche versetzt werden. Für
diese Versetzungen fehlen die benötigten MitarbeiterInnen, da ca. 900
der 47.000 MitarbeiterInnen auf der internen Vermittlungsliste stehen
und der größte Teil davon das-50.-Lebensjahr vollendet hat. Deshalb
ist eine Aufweichung des Kündigungsschutzes für ÖBB-Angestellte nicht
notwendig. In Wahrheit wollen das Bundesministerium
und der ÖBB-Vorstand – als nächsten Schritt – eine Privatisierung bzw.
Verkauf des Baubereiches mit seinen 7.500 MitarbeiterInnen. Im Oktober
2005 wurde der Reinigungsdienst – mit Sonderabfertigungen bis Ende 2005
– aufgelöst und Privatfirmen übernehmen die Reinigung, mit mangelhaften
Ergebnis und laufenden Beschwerden. Die ÖBB wird seit Jahren reformiert
und am Schluss sind immer die EisenbahnerInnen daran schuld, dass wieder
nichts geklappt hat. Die Umsetzung des Kollektivvertrages sowie die
Überleitung in das Arbeitszeitgesetz stellt das Management vor schwierige
Aufgaben. Die Umsetzung der neuen Struktur benötigt noch etwas Zeit
und dadurch wird die Haftung der einzelnen Entscheidungsträger weiter
in die Zukunft gerückt. Zusätzlich belastet eine Flut von Klagen gegenüber
dem Betrieb ÖBB das Arbeitsklima. Es wurden Vereinbarungen ausverhandelt
und trotzdem war und ist eine einheitliche Umsetzung bis jetzt nicht
möglich. Die einzelnen Betriebe werden zu Konkurrenten und die Scheuklappenpolitik
tritt immer stärker in den Vordergrund. Mit dieser Politik werden
die EisenbahnerInnen zu politischen Schachfiguren umfunktioniert. Dabei
wird außer Acht gelassen, dass das Personal der ÖBB in dieser unruhigen
Zeit seine Arbeit hervorragend ableistet. Es will die Arbeit – wie in
jedem anderen Betrieb möglich – ohne Einmischung leisten und anerkannt
werden. Wir – die EisenbahnerInnen – sind nicht die Buhleute der Nation und ein zur Diskriminierung gewähltes Opferlamm! Verträge und Vereinbarungen sind unterzeichnet worden und müssen eingehalten werden. Diese Vereinbarungen werden immer wieder von den Verantwortlichen durch eine andere Auslegung der Gesetzeslage gebrochen oder aufgeweicht. Die FCG/E kann einer Arbeit
und das „In Frage stellen unterzeichneter Verträge“ in den Medien nicht
zustimmen. Gute und vernünftige Arbeit muss von den Verantwortlichen
zuerst an einem Tisch geführt und das Ergebnis dann der Allgemeinheit
bekannt gegeben werden. Diese, jetzt praktizierte
Vorgangsweise verunsichert alle BürgerInnen. Ein falscher bzw. negativer
Eindruck für die „Berufe der EisenbahnerInnen“ wurde hervorgerufen und
demotiviert die KollegenInnen. Weiters wird durch diesen
Weg eine Tür geöffnet, die den Weg zur Abschaffung bzw. Aufweichung
aller Kollektivverträge öffnet. |
Karl-Heinz Eigentler
Geschäftsführender Obmann der
FCG/E