Die Gewerkschaft deshalb jetzt bereits
für tot zu erklären, könnte sich freilich als folgenschwerer
Irrtum erweisen. Die Macht der Gewerkschaft beruhte ja auch bisher
nicht auf stolzen Immobilienbesitz in Bestlage oder auf wohl geführten
Wirtschaftsbetrieben (die – wie wir jetzt wissen – so
wohl geführt ja nicht waren).
Ein gefüllter Streikfonds?
Ein prall gefüllter Streikfonds im Hintergrund beruhigt zwar die Nerven,
wenn es hart auf hart geht, er wurde bisher in der Regel aber gar nicht benötigt,
weil – wenn überhaupt – zumeist solange gestreikt wurde, bis
die Unternehmerseite bereit war, auch die Lohnkosten für den Streikzeitraum
zu übernehmen, wenn dafür nur die Arbeit wieder aufgenommen wurde.
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Mitgliederschwund?
Ein Gewerkschaftsbund, der durch Mitgliederschwund bedingte Beitragsrückgänge
nicht einfach mittels einer Sonderdividende der Bawag ausgleichen
kann, wird jedenfalls anders agieren müssen als die quasibeamteten
Apparatschiks, die dort bisher die Arbeitnehmerinteressen verwalteten.
Die Sprache wird rauer!
Die Gewerkschaften werden sich also wieder mehr der Interessen ihrer
Mitglieder annehmen, ihre Sprache wird rauer und populistischer werden,
ihr Agieren härter. Mit solchen Gewerkschaftern einen Kollektivvertrag
auszuhandeln wird nicht das reine Vergnügen. Die Unternehmerseite
wird sich also wappnen müssen. Die Zurückhaltung, die die
Gewerkschaft in den vergangenen Jahren an den Tag legte, um durch ihre
Lohnforderungen nicht das Vorankommen der Wirtschaft zu gefährden,
wird wohl der Vergangenheit angehören |