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erwaxen


INHALT

ACH!
Korrekteurin gesucht
Kischot
Ach!!!
Frau als Mond
Erinnerung

MEDITATIONEN
Schwindel
Vor den Säuen
Sisyphos gibt auf
Heilung
Providence
GlockenBlumenGlocke

FEUERPFERD
Nürnberger Prozeß/J’accuse
es stirbt sich
erlesen
ßo gutt
reaktion
zeitraffer

WASSERLASSEN
Verliebt again
Verweilen
Anwachsende Erscheinung
Lieben
Freundin
Zuversicht

SIEGER
I/Methode
II/Angst
III/Keim
V/will

BULLSHIT
Verwahrlosung
Vom Selbstbetrug
Freunde
Ausverkauf
Mehrwert
Langweilig
Punkt
Gedichte
Bruchstücke für ein Gedicht

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ACH

Korrekteurin gesucht
Ich bin nicht einsam
Viele stören
Manche behindern
Wenige fördern mich
Ich habe mich bloß noch damit abzufinden
Daß die wenigen nicht eine einzige sein können
Die mich zusätzlich noch fordert

Kischot
Wie freuen wir uns einander wieder zu begegnen
Doch
Wenn ich dich nach Zeitabläufen
Welche Veränderung bedeuten könnten
Ähnliche Worte für die gleichen Handlungen
Benutzen erlebe
Frage ich mich schon
Ob du nicht tatsächlich dieselbe geblieben bist
Und wage gar nicht
Meine Bedenken auszusprechen
Meist werden sie an deiner inzwischen hornigen Haut abprallen
Und du trampelst darauf herum
Oder sie beleidigen dich
Und du wirst mir nicht verzeihen
Wir werden uns wahrscheinlich nicht wiedersehen dürfen
Ich kämpfe ungern gegen Windmühlen
für Andrea

ACH!!!
komm verliern wir den verstand
ballaststoff ist er auf dem weg zur liebe
er schwebt nicht mit
er fliegt sich schwer
was solls wir brauchen ihn nicht mehr
wir haben ihn genug benutzt
sieh mal die eltern schauen ganz verdutzt
und selbst die freunde freuts nicht mehr
mit uns zu tollen
wir aber wollen
doch
die andern hör von fern ich trotzig schrein
die beiden wollen glücklich sein
welch ein skandal
es ist banal ist weder links noch rechts
schon gar nicht unsre mitte ......
(das reimt sich gut auf schritte
viel besser noch auf titte)
...... ist auch nicht wirtschaftlich
wir beide aber wissen nur zu gut
warum wir lüstern sind
und bleiben
der kopf ist nur zum teil zum denken da
er birgt auch viele sinne
und das hat sinn
wo ich doch heut so fröhlich bin
und dies dir geben möcht
unbedacht
entfacht
sacht
ACH!!!
a h

Frau als Mond
Deine Augen sehen
Dein Mund begehrt mich
Erahnbar dein Körper
Ich versuche dich zu erforschen
Du bestehst dann aus erkaltetem Staub und Gestein
Ich will dich besitzen
Und vernichte uns
Ich möchte dich
In Ent-Fernung
Lieben

Erinnerung
Gedankenlos gewiß
Zu stimmen
Kein Falsch tun zu können
Und nix Richtiges
Denn wissen
Fröhlichkeit bestimmt
für Christine

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MEDITATIONEN

Schwindel
Zu schwindeln ist nicht einfach
Du mußt dich selbst belügen
Um überzeugend zu wirken

Vor den Säuen
Zu schweigen lernen
Nicht mich vergeuden
Sinn-los schenken, ver-geben
Über-reden
Zu hören lernen
Am Sinnen arbeiten
Nicht mich aufgrund von Unbeherrschtheit verletzen, zerstören
Meine Männlichkeit annehmen, ausgeben
Meine Perlen in ihrer harten Schale belassen
Bis sie groß und schön genug erscheinen

Sisyphos gibt auf
Dem Widerstand begegnen
Als einem Freund
Ist meine/unsere einzige Hoffnung
Auf Überstehen
Auf Lebendigkeit vor dem Tode

Heilung
Jeder mir unvertraute Sinn
Ist meiner Seele Gift
Doch nutze ich’s
In bewußt erteilter Dosis

Providence
Ich habe uns verboten
Mir anders zu erscheinen
Als ich uns haben wollte
Nun erkenne ich
Verbindlicher ist
Mich anzunehmen
Wie ich bin
Euch anzunehmen
Wie ihr euch mir gebt
Ich habe dies noch nicht begriffen

GlockenBlumenGlocke
Vielleicht als Kind ließ ich dich klingen
Wahrscheinlich hat ängstliches Pubertieren zu Erz dich gegossen
Erwaxen zu werden gab dir wohl den Rest
Doch wiedererlebte Erinnerung entdeckte dich wie neu
Und mein trainiertes Gehör erlauscht nun manchmal
Deinen zärtlichen Klang

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FEUERPFERD

Nürnberger Prozeß/J’accuse
ICH KLAGE AN
des vorsätzlichen Mordes an Massen
Der Anstiftung zu Mitschuld an Selbstvernichtung
Der Errichtung von KZs mit gift-spuckenden Schloten
Jene, die schon am 2. Weltkrieg bloß verdient haben
Und jetzt immer noch blutigster Hände Geschäfte machen
ICH KLAGE AN
Der Dienerschaft an Wirtschafts-Interessen
Euch, kleinlaute Königinnen und Könige
Euch, unwichtige Staatsoberhäupter
ICH KLAGE AN
Jene Wissenschaffer
Welche als Bücklinge gut bezahlt
In verseuchten Gewässern veruntreuen
Was ihnen nicht gehört
ICH KLAGE AN
Euch, Beamte,
Der verantwortungslosen Blind- und Dummheit
Eurer Genügsamkeit, Beihilfe und Duldung wegen
ICH KLAGE AN
Euch, Arbeit-Nehmer,
Es den unerreichbaren Herren zu besorgen
Für euer veraltetes Glück
Gegen Schweigegeld
ICH KLAGE AN
Dich, Bauer,
Gemein zu machen
Bestechlich den Boden zu veruntreuen
ICH KLAGE AN
Mich selbst
JE M’ACCUSE
Mein Recht auf Lebenswürde
Euch anvertraut
Euch überlassen zu haben
Es nicht selbst auszuüben
Standrechtlich nun
Lunge um Lunge
Krebs um Krebs

Einkauf am Samstag
Scheint nicht müde zu sein
Das Gesicht erbleicht
Und seltsam
Hat nicht schlafen können
Mußte Weltschmerz erleiden
Man ist die Leidensform
Beobachtet Holzwürmer
Die sich in Schränke verboren
Während das Haus brennt
Wärmt sich daran

Es stirbt sich
Wachsende Frucht in deinem sterbenden Schoß
Bitte ich dich um Verzeihung, Mutter
Es wird mir uns zu rächen nicht mehr möglich sein
Ich krepiere zur Welt

Erlesen
Ich habe keine Zeit
Und halte mich doch an Konventionen wie diese
Ich habe keinen Raum
Für meine Menschenwürde
Ich habe kaum einen Begriff
Vorurteilslos übernommen

ßo gutt
Zerklüftet vom Lieben-Müssen
Und seiner Erwiderung
Sterbe ich eurer besorgten Objektsbezogenheit

Reaktion
Walzerkreisen
auf angesengten Brettern
auf dem Vulkan

zeitraffer
wieder und wieder   der ähnliche traum
vernichtungsästhetik    hinter meinen lidern
ich erwache   er wird wahr
ich entschlafe   er passiert
ich erwache   und überlebe

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WASSERLASSEN
für Inge

verliebt again
b’stimmend das
alt angst
maxt kleinerer
hockt ’m g’nick
hält ’n fast
beißt wie zähne z’samm
betrügt’s kind
auk später nock
um’s wahr

Verweilen
“Ich mag dich”
Selbst unausgesprochen
Bedeutet vielleicht
Ein Verkleinern von Anspruch
Aber erhebt Menschen gerade dadurch
Zu ungeahnter, flimmernder Größe
Läßt nicht vergessen
Aber vorübergehend verweilen
Und vermittelt doch Geborgenheit,
Mut und das Selbstvertrauen
Eine Weile von Heimat zu naschen

Anwachsende Erscheinung
Es ist Entwicklung
Von Glück benanntem Selbstbetrug
Zu Unglück benanntem Selbstbetrug
Wiederum zu Glück
Es ist Reise durch das Universum
Ent-Deckungsreise
Verschlungenwerden und
Ausgesetztsein in unbekannter Umgebung
Die Reise beginnt immer nun
Endet unentwegt

Lieben
Mir ist wunderbar gleichgültig
Wie du mich liebst
Ich genieße jedwede Aktion als bemerkenswertes Geständnis
Das mir sich anvertrauend begegnet
Und verwahre sie

Freundin
Legte ich Wert auf adäquate Bezeichnung
Ich säße lange über unserem Wort
In Anbetracht des Selbstvertrauens
Das deine Hingabe mir entlockt
Erschiene es doch unbedeutend

Zuversicht
Tröste mich (du wirst es nicht schaffen)
Ich schaff es nicht
NEIN sagt die Sterbenssehnsucht WESHALB GERADE DU
Bitte BITTE! fleht das Hoffen
OH JA lächelt die Zuversicht ES MUSS:
Ich werde glücklich/bald/sein/warte nur
Dann beglück ich auch dich

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SIEGER
für Herwig

I/Methoden
Ich möchte nichts wieder gut machen
Ich sollte auch nichts schlechter darstellen
Als es mir einstmals gewesen
Ich erscheine wohl stark
Doch lieber würde ich zu weinen vermögen
Worüber ich weiß:
Dieselben Methoden
Deren Benutzer wir doch zu verachten vorgeben
Verwenden wir
Noch dazu ungeschickt
Um uns gegenseitig zu vernichten

II/Angst
Hätten wir Anständigeres nicht zu tun
Als vor Publikum stärker gewesen zu sein
Oder unserem Selbst Bestätigung widerfahren haben zu lassen
Ach, ich begreif es nicht
Daß wir uns die Angst zunutze machen
Jedwedem Neuen zu wehren

III/Keim
Als ob sich nichts verändern könnte
Trampeln wir jeden Keim schon darnieder
Der unsere endlich erreichte Ruhe verstört
Darauf geben wir acht
Nicht auf dessen berechtigtes Ungestüm
Seine naive Gläubigkeit

V/will
Ich will
Daß du mir nichts mehr anhast
Dummheit
Trägheit
Faulheit
Ich benötige dich nicht
Also laß ab, mich zu stören

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BULLSHIT

Verwahrlosung
war los
war Lohn
Losung war
Wahrverlosung

Vom Selbstbetrug
Ich bin einer Täuschung erlegen
Man hat mich mit Täuschung erledigt
Man entledigte sich meiner
Ich war enttäuscht
Doch ich würde nicht tauschen
Niemals vertauschte ich Würde
Mit der Vertuschung einer Getäuschtheit

Freude
Laß deinen Gefühlen ihren Lauf
Selbst unter Menschen
In den Hoffnungen
Man nähme Anteil/Man erwiderte
Sie verschanzen sich hinter Hochmut aus Neid
Sie belagern deine Festlichkeit
Sie haben scharfe Geschütze
Plastikherzen zum Beispiel

Ausverkauf
Prima Menschen
Wohlfeil genormt
Singen ihr einziges Lied
Auf irgendeinem Arbeitsplatz
WIR WISSEN
DASS WIR GEBRAUCHT SIND
WIR VERLIEREN
WOFÜR WIR VERDIENEN
Billigste Ausschußware
Beenden sie ihren Ausverkauf
Als personifiziertes Wirtschaftsinteresse
Manchmal mörderisch

Mehrwert
Ich bin keine öffentliche Bedürfnisanstalt
Mein Kaufwert beschränkt sich auf meinen Lebensunterhalt
Mein Lieben ist so unverbindlich wie Entfremdung von mir verlangt wird

Langweilig
Du wirst mich bloß hassen
Dich später herab zur Gleichgültigkeit lassen
Und mich so zu fassen
Kriegen
Dein Trotz wird
Deine Eingebildetheit siegen
Oh, auch du vermagst zu fliegen
Ein jeder kann’s: lügen
Anstatt zu pflügen, graben
Abzuschaben
Und seh’n

Punkt
Da sitzt du nun
Sprichst kaum
Und ich dürfte dich interpretieren
Doch ich meine
Dein verheimlichter Standpunkt
Kann mich nicht interessieren
Denn du äußerst ihn nicht einmal
Durch den Lügen-Wall des Gesprochenen

Gedichte
Gedichte
Sind gute Freunde
Sie widersprechen
Zu einer produktiven Entwicklung
Menschen allerdings
Sind schlechtere Gedichte
Sie kritisieren meist nur
Um eines persönlichen Vorteils willen
Laßt also
Dennoch
Gute Menschen um mich sein

Bruchstücke für ein Gedicht
Die Welt ist eine nicht zu verändernde
Ist dir unantastbare Sehnsucht
Und hast du das Tatsächliche greifbar
Vor deinem Mienen-Spiel
Errichtest du dein System schützende Wort-Kaskaden
Setzt dich stolzes Einsam-Bleiben ins Recht
Das, behältst du’s, dich mächtig macht, vielleicht
Ja. Dir steht Höheres im Sinn
Als glücklich zu sein. Wärst du’s
Du müßtest’s verbessern

© Werner Schuster

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