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ICH WERDE FÜR EUCH SPIELEN

Gerald Pichowetz steht als Hutmacher auf der Bühne seines Theaters.


„Mein Stil“, sagt Gerald Pichowetz, „ist nicht mehr gefragt.“ Er sieht sich als Volksschauspieler, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt hat, und als Dienstleister, der sein Publikum unterhalten möchte. Das quittiert etwa der Regisseur Dieter Haspel so: „Ich mag zwar diese Art von Unterhaltung nicht, aber dein Theater ist halt noch ein Theater.“

Pichowetz hält nicht viel von Hochkultur („hoch bedeutet doch in der Regel nur ,hoch subventioniert‘“), er will sich als Zuschauer nicht fragen, was einem die Künstler denn eigentlich sagen wollen, zeitgenössisches Theater ist für ihn, dass Zeitgenossen im Zuschauerraum sitzen, und bei ihm wird ausschließlich fürs Publikum gespielt. Komödien, Boulevardstücke und Singspiele. – Mit Erfolg. Die 280 jährlichen Vorstellungen sind zu 98 Prozent ausgelastet, sodass man die laut Vertrag (!) erforderlichen 76 Prozent Eigenleistung erbringen kann. Einer der Taufpaten des 2001 eröffneten Theaters war der damalige Kulturstadtrat Peter Marboe, der in allen Bezirken ein professionelles Theater etablieren wollte.

Der „Fünfer“ am Scheideweg


Damals befand sich Pichowetz auf einem Scheideweg. Er hatte 20 Jahre das kleine „Theater 21“ geführt und war mit der Figur des „Fünfer“ in der TV-Serie „Kaisermühlen Blues“ populär geworden. Sollte er sich „in ein größeres Haus verkriechen“ oder seinen eigenen Weg weitergehen? „Und jetzt kann ich mich um Geld raufen und mit einigen der Schauspieler“, schmunzelt er.

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Pichowetz ist in Strebersdorf aufgewachsen. Während die anderen Fußball gespielt haben, hat er sich daheim Musicals und später Platten mit Moser, Qualtinger und Erhardt angehört. Mit 13 hatte er sich zum Stimmenimitator gemausert und bei einem „Schmähstadlerfestival“ in Favoriten (bei dem ein gewisser Rainhard Fendrich Erster wurde) den dritten Platz erreicht. ORF-Mann Erich Götzinger riet ihm zu einer Ausbildung, welche Pichowetz in der Schauspielschule Krauss absolvierte. Mit Götz Kauffmann gründete er die Kabarett-Gruppe Schmasals, spielte in allen möglichen Theatern, arbeitete für den ORF („Mit versteckter Kamera“, „Comedy-Express“ etc.) – und führte nebenher noch das „Theater 21“.

Quer durch den Gemüsegarten


Im „Gloriatheater“ mit seinen insgesamt 550 Sitzplätzen (es gibt dort neben dem Hauptsaal auch ein Kabarett „für Newcommer“ und ein Variete quasi als „Butter aufs Brot“) spielt er „alles quer durch den Gemüsegarten“ (auch den „Bockerer“), hat einige bei Theatermachern in Vergessenheit geratene Schauspieler wie etwa Johanna Matz und Hilde Rom „ausgegraben“, bringt 2010/2011 neben den „Gigerln von Wien“ „Crazy Christmas“, „Die Kaktusblüte“, „Ein seltsames Paar“ und „Zwei wie Hund und Katz“ heraus, ist schon gespannt, was 2011 passiert, wenn die 3-Jahres-Subvention vom Wiener Kulturamt ausläuft, und hat ansonsten keine Pläne.

Außer, nunja, er würde gerne einmal Gastspiele präsentieren und mit seinem Theater in Deutschland gastieren. Und ansonsten will Pichowetz das Seine dazu beitragen, dass wieder mehr als vier Prozent der Bevölkerung ins Theater gehen. Zum Beispiel, indem er den Hutmachert Eduard Strobl spielt, der seinen Lotterieschein in einem Ladenhüter versteckt. Und diesen Hut kauft ausgerechnet jener vornehme Herr, der Frau Strobl den Hof macht …###

© inwien 2010

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