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IM STALL


Ich bin ein Anhänger des guten alten Journalismus, bei dem zuerst die Kontrollfunktion wahrgenommen wurde und dann das Entertainment kam.


Keine Angst: Ich frage Sie jetzt nicht, was zuerst da war, Henne oder Ei. Sondern ich schreibe wie der von mir sehr geschätzte Telemax (in der von mir nicht geschätzten „Kronen Zeitung“): Es ist auch schon wieder eine Weile her, da traf ich den Kulturchef eines österreichischen Nachrichtenmagazins, den ich noch von X her kenne, aber ich schreibe nicht, woher, weil ich das ja verschleiern will.

Ich fragte ihn das Übliche, also: wie geht es dir, und er seufzte.

Man habe, sagte er, für seine Redaktion kein Geld mehr. Würde er Reisespesen nach sagen wir: Linz beantragen, würde er sich anhören müssen, ob das denn wirklich nötig sei, ob man das nicht via APA und Telefon und Internet machen könne usw. usf.

Unter uns gesagt: So sieht dieses Nachrichtenmagazin mittlerweile auch aus.

Freilandhühner

Und jetzt kommen wir zur nicht gestellten Eingangsfrage. Auf unseren Fall bezogen, lautet die jetzt: Was war zuerst da, die schlechten Zeitungen oder die Nicht-LeserInnen? Also: Sind die Zeitungen schlechter geworden, weil eh niemanden interessiert, was drin steht, oder hat niemanden mehr interessiert, was drin steht, weil das so schlecht geworden war?

Tatsache ist doch: Die Medien sparen vor allem an dem, was sie ausmacht, nämlich am redaktionellen Inhalt. Für den sorgen immer weniger, immer schlechter bezahlte MitarbeiterInnen. Der ist immer unverhohlener von außen bestimmt: von PR und Marketing.

Ich als Anhänger des guten alten Journalismus, bei dem es darum ging, ein gutes Produkt zu machen, mit dem man Geld verdienen kann, und nicht darum, Geld verdienen zu wollen und dann hat man – angefangen hat damit hierzulande „News“ – das Produkt dahingehend gestaltet, ich würde also sagen:

Zuerst waren die Freilandhühner, und jetzt arbeite ich in Legebatterien.


© Werner Schuster – veröffentlicht auf www.eselsohren.at im August 2009

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