von Eberhard Petschinka
Wie reagieren lokale Kulturen
schon in früheren Phasen der Globalisierung
auf globale und lokale Einflüsse?
Manche geraten so sehr unter Druck,
dass sie tatsächlich zerfallen,
manche reagieren mit erbitterter Opposition,
dritte wiederum schaffen es
in der einen oder anderen Form,
auf diese überlokalen Einflüsse kreativ zu reagieren,
indem sie neue Formen von Hybridität erzeugen.
Eine Gesellschaft im Wohlstand feiert sich innerhalb ihrer Mauern. Dort herrschen
Reichtum und Sicherheit, "Gold und Kitsch", doch vor den Toren stehen
Die Vielen, die um Einlass bitten: EIN. Kann man ihr Rufen überhören,
ignorieren, ausschließen? EINEN, entschließt man sich, einen Glücklichen
könnte man einlassen. An ihm wird man zeigen, dass man offen ist und tolerant,
"an ihm wird man zeigen / was es heißt / die brust zu öffnen
/ & bluten zu lassen das gute das herz". Doch in dem Maße, in
dem Der Glückliche versucht, sich einzufügen, wächst in der Mitte
dieses Systems eine zerstörerische Kraft: der blutige ernst.
Als Der Glückliche um die Beseitigung seines Körpers bittet, der ihm
die Anpassung verhindert, hat man denjenigen bereits genährt, gefüttert
und aufgebaut, an den dieser Gewaltakt delegiert werden kann.
"der blutige ernst" ist eine Allegorie auf die Migrationspolitik. Eine Groteske aus dem Herzen der "Zitadellengesellschaften", die sich abzuschotten suchen gegen ein selbstdefiniertes Außen. Eine Sprech-Oper oder ein Ton-Stück, ein Amalgam aus Theater und Neuer Musik über eine drängende politische Diskussion.
Eberhard Petschinka wurde 1953 in Großmugl/Niederösterreich
geboren. In den 80er und 90er Jahren erste literarische Arbeiten, Aufführungen
und eigene Inszenierungen seiner Theaterstücke auf größeren
Bühnen. Für seine Hörspiele erhielt Petschinka zahlreiche internationale
Preise und Auszeichnungen.1999 erregt das Hörspiel "Goldrausch"
große Diskussionen in der Schweiz, da es, wie die meisten der Stücke
Petschinkas, ein brisantes politisches Thema aufgreift. So wurden "Das
Böse Buben ABC", eine Dokumentation über straffällige Jugendliche,
und das Theaterstück "Der Glöckner von Belgrad" gefeiert,
das bissig satirische Hörstück auf den Sex-Tourismus "Die Kaiserspatzen
von Bad Ischl" jedoch produziert, aber nicht gesendet.
Eberhard Petschinka arbeitet vielfach mit dem Komponisten Wolfgang Mitterer
zusammen, für den er auch Opernlibretti schreibt. "der blutige ernst"
ist die erste gemeinsame Arbeit von Petschinka und Bernhard Lang.
Premiere am 6. November 2001 im Kasino am Schwarzenbergplatz
Fürst der Balance | Bernd Birkhahn |
Völlender Kardinal | Heinz Schubert |
Die sanfte Anna | Alisa Pearson |
Der
blutige Ernst Arsch & Friedrich |
Johannes Krisch |
Die Mädchen | Stefanie Dworak und Daniel Jesch |
Der Glückliche | Michele Cuciuffo |
Regie | Eberhard Petschinka |
Ausstattung | Muriel Gerstner und Thomas Hamann |
Musik | Bernhard Lang |
Dramaturgie | Claudia Hamm |