Als Eva Furrer an mich mit dem Auftrag herantrat, zu Roman Haubenstock-Ramatis
hinterlassenem Stück 'morendo' die fehlende Flötenstimme zu komponieren,
war ich zunächst ratlos. Zu groß war der Respekt vor dem großen
Komponisten, der mich auch mit seinem Mobile-Konzept wesentlich beeinflußt
hatte.
Er hatte Eva Furrer noch vom Plan dieser Flötenstimme erzählt, hinterließ
aber keine Skizzen dazu, es gab also nur dieses Analogband mit dem elektronischen
Teil des Stückes, ohne jede Partitur.
Ich hörte das Band immer wieder, wollte den Auftrag schon absagen, als
ich eines morgens plötzlich die Flötenstimme in der Elektronik zu
hören begann. Das Problem der Komposition verwandelte sich in eines einer
möglichen Transkription.
Ich besorgte mir ein russisches wav-to-midi–Programm, das den Transkriptionsvorgang
automatisierte, d.h. ich konnte nun das Tonband direkt in eine Partitur übersetzten.
Jetzt musste ich das Ergebnis bloß für Bassflöte instrumentieren,
und das Problem war gelöst: ich hatte keinen einzigen Ton selbst komponiert.