Die Konzeption des Stückes wurde vor allem durch Bergsons "Materie
und Gedächtnis" sowie durch Deleuzes "Differenz und Wiederholung"
angeregt.
Das Stück handelt vom Widerspiel zwischen Wiederkehr, Erinnerung, Varietas
und Vergessen. Es versucht sich in einer Repräsentation von extremer musikalischer
Differenzierung einerseits, einer Annäherung an die Indifferenz/das Rauschen
andererseits.
Schon in den Entstehungsmodalitäten des Stücks spiegelten sich diese
Begriffe wieder. Die Kompositionsweisen wurden sozusagen kontrapunktiert, indem
etwa die schriftlich fixierten, "erinnerten" Teile des Stücks
während der Aufführung mit einer Art von elektronischem Gedächtnis
überlagert wurden. Vor der schriftlichen Aufzeichnung stand eine improvisierte
Version des Stücks, die dann analysiert und in eine algorithmisch generierte
Struktur eingebunden wurde. Diese wurde dann zerschnitten und mit einer weiteren
freien "Federimprovisation", die sich lose an das schon Dagewesende
erinnerte, überschrieben;
Diese Partitur diente dann im Erklingen als Input für das von Winfried
Ritsch entwickelte "Memory - Patch", das geschichteten Delays das
zerfallende Erinnerte nach 766 Sekunden fragmentarisch in das Stück einfensterte.
Spiel der Referenzen zwischen Schriftzeichen, der erinnerten Schrift, der ausgelöschten Schrift, den Palimpsesten und den frisch geschriebenen Notaten.
Urauführung: 1995 Musikprotokoll Graz
Dimitrios Polisoidis, Violine
Robert Lepenik, E-Gitarre
Winfried Ritsch, Elektronik
CD - Veröffentlichung:
1998 auf Klangschnitte 5