Bernhard Lang
Versuch über das Vergessen 2

für Violine, Elektrische Gitarre und Live - Elektronik

Die Konzeption des Stückes wurde vor allem durch Bergsons "Materie und Gedächtnis" sowie durch Deleuzes "Differenz und Wiederholung" angeregt.
Das Stück handelt vom Widerspiel zwischen Wiederkehr, Erinnerung, Varietas und Vergessen. Es versucht sich in einer Repräsentation von extremer musikalischer Differenzierung einerseits, einer Annäherung an die Indifferenz/das Rauschen andererseits.
Schon in den Entstehungsmodalitäten des Stücks spiegelten sich diese Begriffe wieder. Die Kompositionsweisen wurden sozusagen kontrapunktiert, indem etwa die schriftlich fixierten, "erinnerten" Teile des Stücks während der Aufführung mit einer Art von elektronischem Gedächtnis überlagert wurden. Vor der schriftlichen Aufzeichnung stand eine improvisierte Version des Stücks, die dann analysiert und in eine algorithmisch generierte Struktur eingebunden wurde. Diese wurde dann zerschnitten und mit einer weiteren freien "Federimprovisation", die sich lose an das schon Dagewesende erinnerte, überschrieben;
Diese Partitur diente dann im Erklingen als Input für das von Winfried Ritsch entwickelte "Memory - Patch", das geschichteten Delays das zerfallende Erinnerte nach 766 Sekunden fragmentarisch in das Stück einfensterte.

Spiel der Referenzen zwischen Schriftzeichen, der erinnerten Schrift, der ausgelöschten Schrift, den Palimpsesten und den frisch geschriebenen Notaten.

Urauführung: 1995 Musikprotokoll Graz
Dimitrios Polisoidis, Violine
Robert Lepenik, E-Gitarre
Winfried Ritsch, Elektronik

CD - Veröffentlichung: 1998 auf Klangschnitte 5