SALIGE, WEISSE & WILDE FRAUEN

 

Die Hadachweiber

Was für Oberkärnten die Saligen Frauen und für das Rosental die Salkweiber bedeuteten, waren einstens für das Lavanttal die Hadachweiber, die als geisterhafte Wesen keinen Glauben besaßen. Diese gütigen Frauengestalten wohnten in den Berghöhlen und lebten hauptsächlich von den Beeren und Pilzen des Waldes.

Manchmal gelüstete es sie nach menschlicher Gesellschaft. Dann stiegen sie zu den Bauersleuten hinab, halfen ihnen sogar bei der schweren Arbeit und nahmen dafür dankbar ihre Speisen an. Die Hadachweiber waren sehr empfindliche Wesen; man konnte sie rasch beleidigen, und wer sie neckte war immer der Draufzahler. Am klarsten lebt die Erinnerung an die Hadachweiber noch im kleinen Granitztal, das sich im breiten Bogen von St.Pauls bis gegen den Griffner Berg hinzieht.

Ober dem Dörfchen St. Martin im Granitztal, wo jetzt die neue Jauntalbahn vorbei führt, lebten in alter Zeit etliche Hadachweiber. Sie waren groß und schön, und die Bevölkerung des Tales hat sie für Halbgöttinnen gehalten. Sie konnten die Zukunft vorhersagen und wußten auch um Dinge, die sie nicht sahen. Sie arbeiteten gern bei den Bauern, nahmen aber dem üblichen Mahlzeiten keinen Lohn. Jedes einzelne Hadachweib leistete soviel Arbeit, wie es sonst zehn Menschen vollbringen konnten.

Die Hadachweiber besaßen eine große Hühnerschar, weil die Eier ihre Lieblingsspeise waren. Wieder einmal machten sie ein Nest für ihre Bruthenne zurecht, legten viele Eier unter und behandelten die Henne mit viel Liebe und Sorgfalt. Von diesem Hühnernest erfuhren auch die Berglaute, die in den Granitztaler Bergen nach Gold gruben. Sie wollten sich mit den schönen Hadachweibern einen Spaß erlauben, nahmen der Bruthenne die Eier vom Nest und legten dafür weiße, runde Steine unter die Glucke. Die Hadachweiber merkten diese Bosheit sogleich und schrien den Fluch zu den Knappen hinab: "Solange die Henne eure Steine nicht ausbrüten kann, so lange werdet ihr im Berg kein Gold mehr finden!"

Seit jener Zeit war alles Suchen nach Gold im Granitztal vergebens. Die Hadachweiber verließen die Gegend für immer.

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