Hallo, Terranerinnen und Terraner!

Manchmal kommt von den PERRY RHODAN-Fans wirklich Erstaunliches. So zum Beispiel diese "Rezension", die ein gewisser "Kenny Rhodan" - im bürgerliche Leben Stefan Mahler - nach dem Erscheinen meines PERRY RHODAN-Bandes Der Konquestor im Galaktischen Forum gepostet hat.

Herzlichen Glückwunsch zu dieser gelungenen Satire, Stefan!






Das literarische Quartett
von Kenny Rhodan


Ihr habt es nicht anders gewollt, denn nachdem das LQ in diversen Postings erwähnt wurde, mußte ich einfach etwas darüber schreiben.

tütülütülüt (klassische Musik, Vorspann)

Ranicki: Guten Abend, liebe Zuschauer. Ich freue mich, Sie hier in einer renommierten Frankfurter Buchhandlung zur Sendung des Literarischen Quartetts begrüßen zu dürfen. Dabei sind diesmal Helmuth Karasek

Kameraschwenk auf Helmuth Karasek

Kameraschwenk zurück auf Reich-Ranicki

Ranicki: *räusper* Sigrid Löffler, "Die Zeit"

Kameraschwenk auf Sigrid Löffler, mit :-(-Gesicht

Karasek: Marcel Reich-Ranicki, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"

Kameraschwenk auf Reich-Ranicki

Ranicki: Als Gast dürfen wir den litauischen Pseudoschriftsteller Borislav Nebel begrüßen, der mit seinem Meisterwerk "Trübe Aussichten", dem Gedichtband "Man sieht ja gar nichts" und der "Kenny-Rhodan-Serie" so gut wie keine Aufmerksamkeit erregte.

Kameraschwenk auf Borislav Nebel & Kameraschwenk zurück

Ranicki: Wie immer haben wir fünf Bücher zu besprechen. Diesmal sind es ein deutsches, ein österreichisches, ein ungarisches, ein antarktisches sowie eines von den Vanuatu-Inseln. Beginnen wir mit dem österreichischen. Herr Karasek, Sie haben das Wort.

Karasek: Nun eigentlich ist es gar kein Buch, das wir besprechen, sondern mehr ein Heft.

Löffler: Das ist mir auch aufgefallen.

Karasek: Gut, das Bu .. äh .. Heft trägt den Titel "Der Konquestor" und wurde von dem österreichischen Autor Andreas Findig verfaßt, der zuvor schon mit der "Litanei von der Gnade" und "Gödel geht" Aufmerksamkeit erregte. Auch soll Findig früher unter dem Pseudonym "Andreas Belami" Verfasser von Bergdoktor-Romanen gewesen sein. In seinem neuen Heft wird erzählt, wie ein mächtiger Affe die Erde besucht und Unterwerfung von der Menschheit fordert. Die Menschheit unter der Führung ihres Weltregenten Perry Rhodan hat die Wahl zwischen Tod oder Tribut. Doch sie wählt keines von beiden und vertreibt den Affen vorerst.

Ranicki: Das ist ein ganz fürchterliches Heft. Man weiß ja gar nicht, wo das Heft anfängt und aufhört. Irgendwie hatte ich das Gefühl, mitten in einer Geschichte zu sein. Einer Geschichte ohne Anfang und ohne Ende.

Löffler: Aber das könnte auch als Symbol für das Leben an sich gelten. Wir werden geboren mitten in die Geschichte hinein und sterben, ohne daß die Geschichte zu Ende ist.

Ranicki: Das schon, aber ich glaube nicht, daß eine solche Absicht dahinter stand.

Karasek: Also mir hat das Heft ganz gut gefallen. Besonders die Szene mit den nackten Wissenschaftlern.

Löffler: Die war ja nun wirklich völlig deplaziert.

Ranicki: Da kann ich Ihnen nun aber überhaupt nicht zustimmen. In diesem Heft gab es nur zwei gute Szenen, und die eine war die mit den nackten Wissenschaftlern.

Löffler: Herr Ranicki! Die Szene ist Schwachsinn. Die Wissenschaftler halten sich nackt in Reinräumen auf, das ist eine Todsünde. Das kann Ihnen jeder, der mal etwas mit Reinräumen zu tun hatte, bestätigen.

Ranicki: Das ist künstlerische Freiheit.

Löffler: Reinräume dienen dazu, daß Bakterien oder Keime nicht die Ergebnisse von Experimenten verfälschen. Es ist absolut unsinnig, sich nackt in einen Reinraum zu begeben, denn gerade nackte Menschen sind Überträger von Bakterien oder Keimen.

Ranicki: Frau Löffler, ich habe vielmehr das Gefühl, daß Ihnen die Vorstellung von drei nackten Männer nicht behagt.

Löffler: Das stimmt so nicht. Doch in diesem Falle werden die Männer nur wegen ihrer Nacktheit gezeigt. Ob das nun wissenschaftlich plausibel ist oder nicht. Man kann die Szene fast schon pornographisch nennen.

Ranicki: Ach, Frau Löffler. Es ging doch viel mehr darum, zu zeigen, daß dieser Noviel Residor, der aufgrund seines tragischen Unfalles keine Gefühle mehr hat, nun auch keine Scham mehr empfindet. Die Szene hatte natürlich auch etwas Homoerotisches.

Löffler: Ich finde es eine Frechheit, daß Sie behaupten, mir würde die Vorstellung von drei nackten Männern nicht gefallen, aber ...

Karasek: Sagen Sie doch auch mal etwas dazu, Herr Nebel.

Kameraschwenk auf Borislav Nebel

Nebel: Äh ... ja!

Karasek: Dieser Meinung kann ich mich nur anschließen. Das Heft ist wirklich großartig. Diese Symbolik! Affen beherrschen die Menschen. Dann die Parallelen zu den spanischen Konquistadoren, die nach Amerika kamen. Eine großartige Satire auf den Imperialismus des 16. Jahrhunderts."

Ranicki: Na ja.

Karasek: Was heißt hier: "Na ja"?

Ranicki: Nun, ich bin zwar gern bereit, andere Meinungen zuzulassen, aber meine muß schon damit übereinstimmen - und das ist diesmal leider nicht der Fall, Herr Karasek. Insgesamt hat das Heft doch mehr von einem Raketenheftchen als von einer Satire.

Karasek: Raketenheftchen? Es gab vielleicht einige Szenen, in denen Blut floß. Aber das war ja auch im 16. Jahrhundert der Fall. Also für mich ist das kein Indiz, daß es sich um ein Raketenheftchen handeln könnte.

Ranicki: Und was ist mit dem Katamaran-Raketenschiff auf dem Umschlag?

Karasek: Oh ... ich dachte, das wären die Brüste von dieser Ascari.

Löffler: Herr Karasek! Brüste sehen anders aus.

Karasek: Als ob Sie das so genau wissen könnten. Das Titelbild ist immerhin sehr zweideutig gehalten.

Löffler: Das sind keine Brüste. Das ist ein Raumschiff. Das ist nicht zweideutig!

Ranicki: Die zweite gute Szene war natürlich die Szene, wo Rhodan sich nicht so recht auf die Verhandlung mit dem Konquestor konzentrieren konnte - wegen dieser Ascari. Das war sehr erotisch. Wie gefiel Ihnen die Szene, Herr Nebel?

Kameraschwenk auf Nebel, der gerade ein Nickerchen hält

Ranicki: Herr Nebel?

Borislav Nebel erwacht

Nebel: Huch ... ja!

Löffler: War ja klar, daß die werten Herren die Ascari-Szenen gut finden würden. Doch ich als Frau frage, was soll daran gut gewesen sein?

Ranicki: Perry Rhodans Geliebte Mondra Diamond ist unendlich weit entfernt. Seit Jahren hatte er kein erotisches Erlebnis mehr, und nun erscheint diese femme fatale vor seinen Augen. Widersteht er der Versuchung oder kommt es zur Affäre? Hier hätte der Autor weitermachen müssen, leider kam dann diese Beschreibung einer blutigen Schlacht, in der 2667 Raumschiffe zerstört wurden. So etwas interessiert mich überhaupt nicht.

Karasek: Das waren doch keine Raumschiffe, das waren Brüste.

Nebel: Ah ... ja!

Ranicki: Nein, Herr Karasek und Herr Nebel - das waren Raumschiffe.

Nebel: Ich hatte das gar nicht ... äh ...

Löffler: Ausnahmsweise - auch wenn es mir schwer fällt - muß ich Herrn Rancki in dieser "Zweifelsfrage" zustimmen. Schrecklich, diese Raumschlacht. Mit keinem Wort wurde das Leiden der Opfer erwähnt. Remarque hat das in "Im Westen nichts Neues" sehr viel besser dargestellt.

Ranicki: Nun, der Vergleich Remarque - Findig hinkt dann doch schon. Das sind immerhin Autoren aus zwei ganz verschiedenen Epochen.

Nebel: Auch ich habe "Im Westen nichts Neues" schon mal gelesen.

Löffler: Ich sagte ja nur, daß so etwas von Remarque schon besser dargestellt worden ist. Daß die Autoren aus verschiedenen Epochen kommen, ist mir schon klar.

Karasek: Remarque war ein großartiger Autor.

Ranicki: Dem kann ich mich nur anschließen.

Löffler: Gut, daß wir uns trotz aller Differenzen einig sind.

Ranicki: Also klare Empfehlung unsererseits für Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues". Das ist ein Werk, das jeder gelesen haben sollte.

Nebel: Und Findig?

Löffler/Karasek/Ranicki: Wer?

Löffler: Kommen wir nun zum nächsten Buch. Geschrieben wurde es von dem in der Antarktis lebenden Autor vietnamesischer Abstammung Gu In Pen, der sich bereits mit seinen Werken "Grimmige Höhen", "Schneeballschlacht am Nachmittag" und "Eisige Blicke einer Geliebten" einen Namen gemacht hat. Sein neues Buch "Der Mann, der den Frost brachte" ...


Bye
Kenny





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