Im Sankeien Garten

Yokohama, Japan 2006

Während meines Aufenthaltes in Yokohama ging ich viel spazieren. Um mich herum ein futuristisches Gewirr an Hochhäusern, Neubauten, Bürotürmen, errichtet auf landfill - aufgeschüttetem, dem Meer abgewonnenen Land. In der Sommerschwüle flirrten Kräne, Leuchtschriften, Werbung und Konsum. Da ich nur mit den Augen malen konnte, überlegte ich immer wieder, wie ich meine neue Bilderserie anlegen und welche dieser Elemente ich einbauen würde.

Zurück im Atelier in Österreich griff ich zu einer ganz anderen Vorlage: Es war eine Fotoserie aus dem Sankeien-Garten in Yokohama. Der Park war Ende des 19. Jahrhunderts, der Zeit der forcierten Industrialisierung Japans, von einem Großindustriellen angelegt worden, der im ganzen Land traditionelle japanische Häuser, Tempel und Schreine demontiert und in seiner landschaftlichen Gartenanlage wiederaufgebaut hat. Heute ist der Park eine Grünoase inmitten des unabsehbaren Häusermeers des Großraums Tokio-Yokohama und eine Art Freilichtmuseum, in dem die Japaner ihre eigene Vergangenheit besuchen. Das alte Japan, das man in Form atmosphärischer Gärten und traditioneller Häuser aus Holz und Papier an Japanbildern im Kopf hat, ist also ebenso künstlich wie die Gebiete meiner langen Spaziergänge um die Yokohamabay.

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