Garten nachts II

von Peter Baum

Nicht das Motiv, sondern dessen Umsetzung macht das Kunstwerk aus. In formaler Übereinstimmung graphischer und malerischer Komponenten sind es Eigenart und Eigenständigkeit, Fluidum und Bildcharakter, die den Betrachter zunächst visuell überraschen, anziehen oder irritieren und erst in weiteren Schritten einer anhaltenden Auseinandersetzung zu einer möglichen Abklärung von Einzelfragen führen. Ein Bild, das einen intuitiv anspricht und anregt, hat schon einmal viel für sich. Und es spricht umso mehr für seine Qualität, wenn es sich durch gestalterische Intensität auszeichnet, die sich in der Dringlichkeit des Bildganzen widerspiegelt. Im vorliegenden Fall eines großen Formats der in Wien lebenden Malerin Moni K. Huber, lapidar „Garten nachts II“ benannt, verdichten sich derartige Beobachtungen, Eindrücke, Details und durch Licht beeinflusste Stimmungsfaktoren zu einer stimmigen Komposition, die die Poesie eines Wiener Vorstadtgartens gleichsam erhöht und bündelt. Die Künstlerin beherrscht ihr Handwerk, besitzt Feingefühl und malerische Raffinesse. Formale Überlegungen und thematisch-inhaltliche Kriterien münden in eine großzügige, zwischen Photographie und Malerei changierende Komposition mit Atmosphäre. Getragen von einem diskret eingeschlossenen „Dreieck“ im Zentrum (Liegender auf Bank, Tisch mit Requisiten und Gartensesseln, – vorne mit nackten Füßen und Sandalen garniert) wirkt unser Blick ins Private nicht peinlich und doch von wohltuender Neugierde angestachelt. Er erschließt sich zwischen Fröhlichkeit und Melancholie, verstrickt Blätter, Gräser, Farne und Blumen zum kleinen Dschungel an der Peripherie und vermittelt – nicht ohne Augenzwinkern – Urlaubsstimmung ohne weit verreisen zu müssen. „Garten nachts II“ ist das mit einem Hauch von Exotik ausgestattete, gleichsam unbeschwert von der Hand gegangene, gelungene Großformat der aus Salzburg stammenden, in Madrid und Wien ausgebildeten Künstlerin (Jahrgang 1969). Sie arbeitet nachhaltig an größeren, Natur und Umraum sensibel hinterfragenden Bilderfolgen, die ohne viel Aufhebens die Befindlichkeit des Menschen ins Spiel bringen.