Wirklich eine gelungene Sendung
Bericht by Momo

Ich bin ja leider ohne SAT-Schüssel und daher nicht in der Lage, hier in Österreich WDR zu empfangen. Aber ich hab eine gute, was heißt gute - die beste Freundin die es gibt! - deren Eltern so ein Ding besitzen und mir die Sendung aufgenommen haben. DANKE!


Zimmer Frei ist eine Sendung, bei der sich der prominente Gast um ein Zimmer in der WG bewirbt. Am Ende der Sendung wird im Publikum abgestimmt, ob er das Zimmer bekommt oder nicht.

Erst mal großes Lob an Christine Westermann und Götz Alsmann - die wohl ersten im deutschen Fernsehen, die Hilmi's Nachnamen nicht als "Sülza" ausgesprochen haben! Kompliment! Überhaupt war die Sendung mit viel Liebe zum Detail vorbereitet (z.B. ein "Was ist mit dem Fundament, Kümmel?"-Schild hinter Götz Alsmann.)

Begrüßt wurde Hilmi mit Spagetti Bolognese und türkischem Bier (Efes). Hilmi trug einen schwarzen Pulli und eine ausgewaschenen schwarze Jeans. Er war glattrasiert, gut gelaunt und locker drauf. Dann wurde erst mal über Kindererziehung diskutiert. Hilmi hat beim Fragebogen auf die Frage, auf was im Leben er am meisten stolz ist, mit "auf meinen Sohn" geantwortet. Frau Westermann meinte: "Bist du streng? Du kannst dem kleinen Furz doch sicher nichts abschlagen!" (Anm.: Hilmi's Sohn war zum Zeitpunkt der Aufnahme 13 Monate alt). Hilmi konterte: "Alle Wünsche zu erfüllen, die sein Kind äußert, heißt ja nicht, nicht auch mal streng sein zu können." Dann wurde erzählt, dass Hilmi mit Sohn, Frau und Bruder in einer Art Lebensgemeinschaft lebt. Sein Bruder ist 10 Jahre jünger als er. 

Frau Westermann erzählt, Hilmi sei in Duisburg aufgewachsen und kündigt damit den ersten Video-Beitrag an. Schauplatz: Kom'ma Theater. Renate Frisch vom Reibekuchentheater erzählt, dass Hilmi erst gegen den Willen seiner Eltern und hinter deren Rücken Theater gespielt hat. Und dass ihn früher viele für ein Mädchen gehalten haben wegen dem Vornamen. Sie zeigt alte Plakate her und die Gitarre aus "En Vacances". Ihre Botschaft über Hilmi: "Hilmi kann sehr gut lustig sein, aber er kann auch sehr viel mehr - und das wissen vielleicht viele Leute nicht!" 

Zurück zu Frau Westermann. Sie interviewt Hilmi über seine Vergangenheit. Nach der Matura, als für ihn auf einmal nur mehr Theaterspielen da war und seine Eltern vollkommen auf die Barrikaden gestiegen sind, hat er Germanistik und Pädagogik studiert. Fertig ist er nie geworden - Hilmi: "Dat isch vorbei!" 

Das "Zimmer Frei" - Team hat einen Korb mit Rosen vorbereitet und wollen, dass Hilmi "Dreck" spielt. Hilmi ist sich nicht mehr sicher, ob er den Text hinbekommt, aber schließlich beginnt er: "Ich heiße Sad. Ich bin dreißig Jahr alt. In der englischen Sprache heißt sad traurig. Aber ich bin nicht traurig. Sad, und weiter? Ein Familienname ist ein Wort zuviel. Mein Freund, der lange Ägypter, hat vor lauter Angst seinen Familiennamen angegeben. Man weiß jetzt, daß er aus Port Said kommt. Natürlich habe ich einen Familiennamen, obwohl ich ihn nicht wirklich verstehe (statt verdiene). Sad, und weiter? - P a u s e - Weiter weiß ich nicht mehr!"


Nachdem Hilmi kurz Marcel Reich-Ranitzky parodiert, kommt Cordula Stratmann alias Annemie Hülchrath herein. Thema: "Ich habe das Interesse am Sex verloren". Hilmi lässt sich nicht aus der Fassung bringen. ;-) Eifrig fragt er nach, wieso und weshalb. Und amüsiert sich dabei merklich.

Nachdem der Besuch wieder weg ist, fragt Frau Westermann Hilmi etwas über zwischenmenschliche Beziehungen. Er achtet bei Menschen auf die Augen und die Aura. Er meint, er erkennt Menschen schnell. Und dass das manchmal bei der Arbeit auch stören kann, wenn man sich öffnen soll, aber nicht will. Hilmi sagt, er glaubt manchmal, das sind zwei verschiedene Berufe: spielen vor der Kamera und auf der Bühne. Eine gute Voraussetzung, damit man Hilmi einen mag, ist, lustig zu sein. Und er habe eine irrsinnige Lust am Leben. "Geht nicht anders" sagt Hilmi mit einem Grinser.

Dann kommt das Bilderrätsel. Ein lebendes Hipp-Glas hoppst auf der Bühne hin und her - Lösung: HipHop. Hilmi erzählt, dass HipHop seit 3 Jahren eine große Rolle in seinem Leben spielt. Es ist die Musik, mit der er sich verbunden fühlt. Es ist auf musikalischer Ebene das, was er beim Theater macht. Herr Alsmann motzt: "Ein gereimter Sozialkundeaufsatz".

Dann geht er mit Hilmi in die andere Ecke des Studios und Hilmi singt: "Ain't nobody's business". Ein fast schon perfektes Lied für ihn, wie ich finde. :-)


Nach dem Song bittet Fr. Westermann ihn in "sein" Zimmer - sie haben ein türkisches Kaffee hergerichtet (inkl. kleinem Fernseher und Türkei-Flagge an der Wand). Sie fragt ihn über seine frühen Kindheitserinnerungen. Wie das damals so war, als er nach Deutschland kam. Hilmi: "Wir kamen damals mit dem Flugzeug. Ich wusste, es geht zu meinem Vater. Und es gab enorme Turbulenzen beim Flug". Als er in Deutschland ankam, war "alles erstmal grau". Tönisberg am Niederrhein - grauer Asphalt, Reihenhäuschen - eine Bergbausiedlung. "Und dann standen plötzlich Willi und Thomas in der Tür" und luden ihn zum Fußball ein. Damals konnte er noch kein Wort deutsch. Aber es ging trotzdem. "Wir waren lange die einzigen Türken in der Siedlung - erst als ich so 17 war kamen die ersten Familien". Er erzählt, dass es seiner Mutter seelisch sehr schlecht geht. Sie fühlt sich als Außenseiter in Deutschland - und auch in der Türkei. "Das Fremdsein bleibt. Sie will heim, aber das Bild, dass du hast, das gibt's ja nicht mehr. Da hat sich nach 30 Jahren auch alles verändert!"

Sein Sohn wächst 3sprachig auf. Hilmi's Frau ist halb Deutsche, halb Französin (die Mutter ist aus Frankreich). Hilmi will, dass sein Sohn immer das Gefühl hat, dass seine Eltern für ihn da sind. Und dass er nicht in der Fremde aufwächst. Fr. Westermann meint, dass sie fest davon überzeugt ist, dass er das auch so schafft. Der Meinung kann ich mich nur anschließen.

Dann ist Action angesagt. Ein "typisches" Türkenauto soll eingeräumt werden. Samt Matratze und Waschtrommel. Danach kommt ein weiterer Video-Beitrag. 

Diesmal aus der Türkei! Man hat das Dorf besucht, in dem er die ersten 5 Jahre verbracht hat! Es ist schon eher eine Stadt geworden. Die Reporterin endet mit den Worten: "In diesem Beitrag ist "Alles getürkt"!"

Dann wird wieder vom Theater geredet. Angefangen hat alles damit, dass die vom Schultheater wegen einer Wortübersetzung zu ihm kamen, da er der einzige Türke war. Dann meinten sie: "ach, spiel doch mit" - so hat Hilmi angefangen. Er ist Schauspieler aus Leidenschaft. "Die Leute lachen und weinen sehen - dat isset!"

Der letzte Video-Beitrag wird angekündigt. Hilmi's kleiner Bruder Murat mit seiner Band "Break in' Style" hat ein HipHop Lied für ihn aufgezeichnet. Testauszug: "Dich als Bruder ist, wofür ich Allah danke. Alter, behalt dein Rückgrad, das, was dich ausmacht" Die freie Übersetzung des Bandnamens von Götz Alsmann gefällt Hilmi gar nicht: "stilvolles Erbrechen".

Am Ende der Sendung - nach 2 Bier und 2 Zigaretten - wurde im Publikum abgestimmt, ob Hilmi "in die WG aufgenommen wird" - es gab nur eine rote Karte. :-)

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