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Rundbrief 1/2018 Im Kreuz ist Heil
Bei den Überlegungen zu diesem Thema kamen mir zwei Situationen in Erinnerung. Die erste – auf der ersten Bildungswoche an der ich teilgenommen habe – 1985 in Batschuns in Vorarlberg, haben wir mit dem damaligen Pfarrer Ferdinand Hiller einen Gottesdienst in der Pfarrkirche mit der Gemeinde und Schulkindern gefeiert. Die Einleitung lautete: „Wir beginnen mit dem großen Kreuzzeichen“. Ich war einigermaßen überrascht, als die Kinder zu sprechen begannen: „von oben bis unten, von links bis rechts, gehöre ich Gott“. Sie berührten dabei mit einer Hand den Scheitel, bückten sich zu den Zehen, führten die Bewegung weiter zur linken und rechten Schulter und falteten als Abschluss die Hände vor der Brust. So hatte ich das „große Kreuzeichen“ noch nie gesehen und gemacht..
Die zweite - vor dem Evangelium machen wir das „kleine Kreuzzeichen“. Für unsere erwachsenen Taufwerber auch neu und der Erklärung bedürftig. Da half mir das Lied, das ich mit den Kindern öfters gesungen habe: „Ich denke an dich (Gott), ich erzähle von dir, ich spüre du bist bei mir“. Dazu wurde mit dem Daumen ein Kreuz auf Stirne, Mund und Brust (Herz) gezeichnet.
Das sind nur zwei Beispiele. Bei etwas Achtsamkeit fällt auf, wie oft wir im Lauf eines Tages ein Kreuz machen und wie oft es uns als Zeichen begegnet.
Alle Gebete und Gottesdienste, alle Sakramente werden mit diesem Zeichen begonnen und in diesem Zeichen gespendet. Unser ganzes Leben ist eingefasst mit diesem Zeichen. Für uns ganz „normal“, für manche doch unverständlich. Wie kann das Symbol der Hinrichtung, des Todes, zu einem Zeichen des Heiles werden?
Ich erkläre mir das so: Auf jede Osterkerze setze ich als Symbol für Christus die griechischen Buchstaben für „ChR“ „XP“. Meist in der Form des P und des gedrehten x als +.
  In der Romanik war das Kreuz mit Edelsteinen (Gemmen) geschmückt – daher auch die Tradition der Verhüllung der Kreuze in der Passionszeit – das Strahlende, die Verherrlichung sollte verborgen werden. Als es dann üblich wurde Christus am Kreuz darzustellen, geschah das zuerst in Form des Königs mit Krone. Erst in der Gotik trat das menschliche Leiden mehr in den Vordergrund und die Krone verwandelte sich in eine Dornenkrone.
Unsere Pfarrkirche besitzt eine Besonderheit aus der Barockzeit. Ein Kreuz, das beide Darstellungen vereint. Christus ist mit zwei Kronen dargestellt – der Dornenkrone und darüber die Königskrone. Aber schon viel früher haben sich die Menschen mit der „Torheit des Kreuzes“ auseinandergesetzt und darüber meditiert. Davon auch zeugen viele Lieder und Hymnen. In der Karwoche ist es der Hymnus von Venantius Fortunatus „Heilig Kreuz, du Baum der Treue“ Was mich dabei berührt, sind die Bilder, die hier aufgegriffen werden.In den ersten Strophen ist es der Baum mit Früchten. Bei mir klingt der Baum des Paradieses mit. Von der einen Frucht kam der Tod, von der Frucht des Kreuzbaumes das Leben. In der dritten Strophe gibt es für mich die Anspielung an das Pascha, den Auszug aus Ägypten, wo das Blut des Lammes an den Türpfosten, die Israeliten vor dem Tod bewahrte. In den Lesungen der Osternacht kommen diese Bilder wieder.
Heilig Kreuz, du Baum der Treue, edler Baum, dem keiner gleich, keiner so an Laub und Blüte,
keiner so an Früchten reich: Süßes Hol, o süße Nägel, welche süße Last an euch.
Beuge, hoher Baum die Zweige, werde weich an Stamm und Ast, denn dein hartes Holz muss tragen
eine königliche Last, gib den Gliedern deines Schöpfers an dem Stamme linde Rast.
Du allein warst wert zu tragen aller Sünden Lösegeld, du, die Planke, die uns rettet
aus dem Schiffbruch dieser Welt. Du, gesalbt vom Blut des Lammes, Pfosten, der den Tod abhält.
Lob und Ruhm sein ohne Ende Gott, dem höchsten Herrn geweiht. Preis dem Vater und dem Sohne
und dem Geist der Heiligkeit. Einen Gott in drei Personen lobe alle Welt und Zeit. Amen.

Im Neumünster in Würzburg gibt es ein Kruzifix aus der Mitte des 14. Jhdts das für mich am besten das Thema - im Kreuz ist Heil – ausdrückt. Ich habe mir bei einem Besuch im Jahr 1996 eine Karte davon mitgenommen. In der Fastenzeit betrachte ich sie immer wieder.

Einerseits ist der Gekreuzigte dargestellt, der Tote mit der Herzwunde. Gleichzeitig sind Augen und Mund offen und scheinen den Betrachter anzuschauen und anzureden. Die Hände, in denen noch die Nägeln stecken, sind vom Kreuz gelöst und scheinen die Menschen, mich, umarmen zu wollen.

Eine Nachbildung dieses Kreuzes gibt es im Kloster Gut Aich, wo wir am 12. Mai 2017 den Gottesdienst für unseren am 11. Mai verstorbenen Geistlichen Assistenten Heinrich Plank gefeiert haben.
  Susanne Kopeszki (RB der BG/PHH der ED Wien 1/2018)