Spielbesprechung von Györög Kurt
Montanara
13.06.2005

von Jong Kong
Abacus-Spiele
für 2 Spieler
ab 10 Jahren

„Die Bergbewohner - die Montanara - graben tief im Herzen der Berge nach wertvollen Kristallen. Bevor sie mit ihrer Arbeit beginnen, prüfen sie sorgfältig die Gesteinsschichten, wo sich das Graben wohl am meisten lohnt.
In den „Kartenbergen“ vergraben liegen die begehrten Kristalle. Mit Hilfe ihrer ausgelegten Zwerge können die Spieler nach den Kristallen graben. Aktionskarten erlauben es den Spielern beispielsweise, sich die Karten in den Bergen anzusehen, sie umzuordnen oder etwas Zwerge zu vertreiben, um den anderen Spieler zu bremsen.
Es gewinnt der Spieler, der zuerst vier Kristalle ausgegraben hat oder der die meisten Kristalle besitzt, wenn alle Berge bis auf einen abgetragen sind.“


Lasst uns mit der Schatzsuche beginnen …

Spielmaterial:
1 Spielplan, 80 Spielkarten (9 Kristalle - gelber Rahmen, 23 Zwerge - grüner Rahmen und 48 Aktionskarten - blauer bzw. blau-gelber Rahmen), 4 Übersichtstafeln (in 4 Sprachen) und 1 Spielregel.

Spielziel:
Als Erster 4 Kristalle zu finden oder am Ende des Spieles am meisten Kristalle vor sich liegen zu haben.

Spielablauf:
Der Spielplan wird zwischen den Spielern ausgelegt. Jeder Spieler erhält eine Übersichtstafel und eine Zwergenkarte, die er auf die Hand nimmt. Die restlichen Karten werden alle gut gemischt - von diesen erhält noch jeder Spieler 3 Karten ebenfalls auf die Hand.
Die Karten der Spieler nennt man „Hausberg“.
Mit den nun noch verbliebenen Karten werden 4 Kartenstapel (=Berge) mit jeweils 12, 16, 20 und 24 Karten gebildet, die - auf den Spielplan gelegt - das „Gebirge“ darstellen.

Wenn ein Spieler an die Reihe kommt, darf er eine der 3 folgenden Aktionen ausführen:
1. Eine Karte abtragen:
Der Spieler zieht eine der obersten Karten von einem Berg - und nimmt diese zu seinen Handkarten, ohne sie seinem Mitspieler zu zeigen. Die Spieler dürfen beliebig viele Karten auf der Hand haben.

2. Eine Karte ausspielen:
Der Spieler darf eine Karte mit blauem oder grünem Rahmen von seiner Hand ausspielen.
  • Karten mit blauem Rahmen: sind Aktionskarten, und werden auf einen Ablagestapel abgeworfen, nachdem die - auf der Karte angegebene - Aktion durchgeführt wurde. Die Aktion muss ausgeführt werden - Karten dürfen nicht wirkungslos ausgespielt werden.
  • Karten mit grünem Rahmen: sind Zwerge und müssen auf der Spielerseite offen vor das Gebirge gespielt werden. Vor dem Gebirge können neben den Karten mit grünem Rahmen auch noch Karten mit gelben Rahmen (=Kristalle) ausliegen - insgesamt können aber nie mehr als 4 Karten auf einer Spielerseite liegen.

3. Schürfen:
Der Spieler darf diese Aktion nur dann wählen, wenn er mindestens eine Zwerg auf seiner Seite des Gebirges ausliegen hat.
Mit dieser Aktion kann der Spieler versuchen in einem der Berge - oder aber auch im „Hausberg“ - fündig zu werden und Kristalle zu finden.
Dazu wählt er einen der Berge aus, und darf von diesem so viele Karten ziehen und aufdecken, wie er Zwerge offen auf seiner Spielerseite ausliegen hat. Wurde der „Hausberg“ gewählt, so werden vor dem Schürfen die Handkarten des Spielers von seinem Mitspieler gemischt und verdeckt ausgelegt. Danach erst darf der Spieler in seinem „Hausberg“ schürfen.

Beim Schürfen selbst, zieht der Spieler eine Karte nach der anderen vom Berg und deckt sie auf. Dabei ist zu beachten, dass Karten mit gelbem Rahmen ausgeführt werden müssen. Alle anderen Karten werden wirkungslos auf den Ablagestapel gelegt.
Folgende Karten mit gelbem Rahmen gibt es:
  • Kristall: wird ein Kristall aufgedeckt, so endet das Schürfen sofort. Der Kristall wird vor das Gebirge auf die Seite des Spielers ausgelegt - dafür wandert ein bereits ausliegender Zwerg auf den Ablagestapel.
  • Stollenbruch: wird diese Aktionskarte aufgedeckt, so wird das Schürfen ebenfalls sofort - erfolglos - beendet. Der Spieler muss nun alle Zwerge seiner Auslage auf den Ablagestapel legen - sie sind im Stollen umgekommen.
    Als kleiner Trost darf er sich aber einen Berg aussuchen und ansehen, ohne aber dabei die Reihenfolge zu verändern.

Nachdem ein Spieler seine Aktion gewählt und ausgeführt hat, ist der nächste Spieler an der Reihe.

Folgende Aktionskarten sind im Spiel:
  • Stollenbruch: wenn ein Spieler diese Karte als Aktionskarte aus der Hand spielt (blauer Rahmen), so müssen alle Zwerge (beider Spieler) sofort auf die Ablage gelegt werden. Jeder Spieler darf sich aber - beginnend mit dem Mitspieler - einen Berg aussuchen und ansehen.
    Wird die Karte jedoch beim Schürfen gezogen (gelber Rahmen), so muss nur der schürfende Spieler alle Zwerge auf den Ablagestapel legen und darf sich einen Berg aussuchen und ansehen.
  • Diebstahl: beide Spieler tauschen die Handkarten miteinander. Die Karte darf nur gespielt werden, wenn danach noch mindestens eine Karte auf der Hand - zum Tauschen - bleibt.
  • Beben: der Spieler darf zwei beliebige, benachbarte Berge zusammenmischen und daraus danach wieder zwei Berge bilden und auf den Spielplan zurücklegen. Danach darf er sich noch von den beiden Bergen die obersten Karten ansehen.
  • Stollenbau: der Spieler darf sich die obersten 4 Karten eines Berges ansehen und in beliebiger Reihenfolge wieder zurücklegen.
  • Bohrung: der Spieler darf sich von allen Bergen die unterste Karte ansehen und entscheiden, ob er sie wieder zurück unter den Berg - oder aber auch oben auf legen möchte.
  • Tagebau: der Spieler nimmt einen beliebigen Berg und legt dann Karte für Karte einzeln auf den Tisch, sodass wieder ein Berg - aber in umgekehrter Reihenfolge - entsteht. Die oberste Karte dieses Berges darf der Spieler danach auf die Hand nehmen und behalten.

Spielende:
Das Spiel endet sofort, sobald ein Spieler 4 Kristalle gefunden hat. Er hat das Spiel gewonnen.

Das Spiel endet aber auch, wenn der vorletzte Berg im Gebirge aufgebraucht ist. Dann gewinnt der Spieler, der am meisten Kristalle auf seiner Seite ausliegen hat. Bei Gleichstand gibt es ein Unentschieden - der Sieger wird in der nächsten Runde bestimmt.

Fazit:
Montanara ist ein kurzweiliges, interessantes und auch spannendes Kartenspiel, für 2 Spieler. Obwohl durch das viele Kartenziehen, das Glück natürlich in diesem Spiel eine sehr große Rolle spielt, hat man eigentlich nie das Gefühl keinen Einfluss auf das Geschehen zu haben. Im Gegenteil - durch den geschickten Einsatz von Aktionskarten (wenn man sie auf der Hand hat), kann man dann schon auch gezielt und taktisch vorgehen und ins Spiel eingreifen.
Aber auch der Ärgerfaktor kommt in diesem Spiel nicht zu kurz. Dort ein Stollenbruch, da ein Diebstahl - oder aber auch nur ein Beben, und der Mitspieler muss seine Suche - und unter Umständen auch seine Taktik - wieder verwerfen und von vorne beginnen.

Da sich das Spiel aber recht schnell und zügig spielt, kommt trotz alle dem kein Frust auf, oder man müsste verzweifeln. Recht schnell kann man immer wieder ins Geschehen eingreifen und mitwirken, und so wird eine Partie - die meist um die 15 bis 20 Minuten dauert - nie langweilig, sondern verläuft schnell und sehr, sehr kurzweilig. Spannung ist meist bis zum Schluss gegeben …
Aber auch ein gelegentlicher Bluff zur richtigen Zeit, kann da und dort seine Auswirkungen zeigen. Auch gilt es immer wieder seinen Mitspieler im Auge zu behalten und zu beobachten - und auch einzuschätzen - was er den vorhaben könnte.
Da kann es schon interessant sein, bei welchem Berg Karten - nach einer Bohrung - nach oben gelegt werden, und wo nicht. Und wird man zu genau beobachtet, so kann es auch sinnvoll sein, gute Karten - bei einem Stollenbau - nicht nach ganz oben zu legen, sondern vielleicht nur an die 2. oder gar 3. Stellen. Viele Möglichkeiten und Ideen kann man hier umsetzen und ausprobieren.
Das Problem dabei ist aber immer wieder, dass auch der Mitspieler mit diesen Gedanken spielt und diese umzusetzen versucht …

Und mit jeder neuen Runden, und mit jedem neuen Spiel lernt mehr immer mehr Feinheiten, aber auch Gemeinheiten des Spieles kennen und lieben, und dann natürlich auch einzusetzen. Der Wiederspielreiz ist jedenfalls gegeben, wenn man das Spiel auch nicht unbedingt als abendfüllendes Spiel auf den Tisch bringen wird.

Die Spielanleitung ist in einem 20-seitigen Heftchen untergebracht, und so lang, weil sie in deutsch, englisch, französisch und italienisch gehalten ist. Ansonsten ist sie eher kurz und bündig gehalten, mit ein paar Bildern versehen, aber ausführlich genug um alles abzuklären.
Der Spielablauf ist einfach und schnell zu begreifen - und ab der 2. Runde kann man sofort darauf los spielen. Auch Neulingen kann man das Spiel ganz schnell erklären - meist gleich indem man einfach eine Runde startet.

Das Spielmaterial besteht aus kompakten, handlichen Karten, und einem Spielplan, der eigentlich gar nicht notwendig ist. Genau so wenig, wie die Übersichtstafeln, die man nach ein bzw. zwei Runden gar nicht mehr benötigt. Man hätte das Spiel auf die Karten beschränken können - und in einer Schachtel unterbringen, die nur ½ der Größe benötigt hätte. So kommt alles in einer, zwar kleinen Schachtel, mit sehr, sehr viel Luft daher - und sieht so ziemlich überdimensioniert aus.
Dies ist aber auch schon das einzige, das ich an diesem Spiel kritisieren möchte und auch kann.

Die Grafiken auf den Karten und auf der Spielschachtel - aber auch der Berg - sind nett und zum Spiel passend. Der Spielmechanismus passt ausgezeichnet zum Thema, und lässt den Spieler auch in etwas „Goldgräberstimmung“ eintauchen - deshalb passt bei diesem Spiel auch das Glück, das notwendig ist, da es ja auch beim Goldschürfen bzw. Kristallsuchen in den Bergen notwendig gewesen ist.

Alles andere ist, wie schon oben beschrieben ein Spiel, dass genau unseren Geschmack getroffen hat: kurzweilig, schnell und spannend, wenn auch glücksbetont - und leicht überall hin mitzunehmen und auch zu spielen.
Bei uns wird es sicher immer wieder den Weg auf den Spieltisch finden, sei es nur als Auftakt oder Ausklang eines Spieleabends, oder aber auch nur für zwischendurch …

Vielen Dank an ABACUS-SPIELE für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars

"Montanara" bei spielenet.de