Spielbesprechung von Györög Kurt
Raubritter
09.02.2006

von Rüdiger Dorn
Queen-Games
für 2 - 4 Spieler
ab 8 Jahren

„Ritter Kunibert von und zu Niederhochburg ist sich sicher: Sein alter Rivale Alfons von Blech hat schon viel zu viel Einfluss im Land. Er muss diesen Emporkömmling in seine Schranken weisen. Denn schließlich kann je nur er die „Sicherheit“ der Bevölkerung garantieren.“

Ein ritterliches Legespiel mit schnellem Einstieg!

Spielmaterial:
96 Geländetafeln (24 für jeden Spieler: 1x See, 2x Gebirge, 3x Ebene, 3x Ebene mit Dorf, 6x Ebene mit Burg, 3x Ebene mit Stadt, 3x Wald mit Dorf, 2x Wald mit Burg und 1x Wald mit Stadt), 120 Ritter (je 30 in 4 Farben) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles - durch geschicktes Legen von Tafeln und Setzen von Rittern - die meisten Punkte zu erzielen.

Spielablauf:
Jeder Spieler erhält 24 Geländetafeln und 30 Ritter einer Farbe. Die Tafeln sind auf der Rückseite mit verschiedenen Buchstaben gekennzeichnet. Nach diesen Buchstaben werden die Tafeln nun sortiert, verdeckt gemischt und als verdeckter Stapel bereit gelegt, wobei der Buchstabe „E“ nach unten und der Buchstabe „A“ obenauf zu liegen kommt.
Von den Tafeln mit dem Buchstaben „A“ nimmt sich jeder Spieler 1 Burg und 1 weiter beliebige Tafel auf die Hand. Mit den restlichen beiden Tafeln (mit dem Buchstaben „A“) wird - je nach Spieleranzahl - ein bestimmt Startauslage gebildet.

Wer nun an der Reihe ist, darf 1 bis 3 Tafeln anlegen. Dabei muss eine Kante jeder Tafel mindestens an eine Kante einer bereits ausliegenden Tafel angrenzen. Danach zieht der Spieler die oberste Tafel von seinem verdeckten Stapel nach.
Diesen Vorgang muss der Spieler mindestens einmal durchführen - ein zweites bzw. drittes Mal kann er ausgeführt werden.

Legt der Spieler eine Tafel mit Ritterburg an, so darf er sofort einen Stapel mit bis zu 5 Rittern auf diese Burg stellen.
Wenn der Spieler will, darf er die Ritter danach bewegen. Dabei ist Folgendes zu beachten:
  • Ritter dürfen nur auf waagerecht oder senkrecht angrenzende Tafeln gezogen werden.
  • auf jeder Tafel, die dabei verlassen wird, muss man - je nach Geländeart - Ritter zurück lassen:
    • auf einer Ebene: mindestens 1 Ritter
    • auf einem Wald: mindestens 2 Ritter
    • auf einem Gebirge: mindestens 3 Ritter
    • ein See darf niemals von Rittern betreten werden
  • es dürfen auf einer Tafel mehr Ritter zurück gelassen werden, als vorgegeben sind - jedoch dürfen zu keinem Zeitpunkt mehr als 4 Ritter auf einer Tafel zu stehen kommen. Würde das Limit überschritten werden, darf eine Tafel erst gar nicht betreten werden.
  • Ritter werden nur sofort nach dem Einsetzen bewegt - danach bleiben sie für das restliche Spiel auf ihren Tafeln stehen.
  • Ritter werden immer auf andere - bereit vorhandene Ritter - obenauf gestellt.

Die Größe bzw. das Ausmaß des Spielfeldes ist je nach Spieleranzahl begrenzt:
  • bei 2 Spielern: darf eine Zeile oder Spalte maximal 7 Tafeln enthalten - das Spielfeld kann also maximal 7 x 7 Tafeln groß werden.
  • bei 3 Spielern: darf eine Zeile oder Spalte maximal 9 Tafeln enthalten - das Spielfeld kann also maximal 9 x 9 Tafeln groß werden.
  • bei 4 Spielern: darf eine Zeile oder Spalte maximal 10 Tafeln enthalten - das Spielfeld kann also maximal 10 x 10 Tafeln groß werden.

Wenn ein Spieler seine Tafel bzw. Tafeln gelegt hat, ist der nächste Spieler an der Reihe.

Spielende:
Das Spiel endet, sobald die alle Tafeln angelegt worden sind - und es kommt zur Wertung:
Der Spieler, dessen Ritter oben auf der Tafel liegt, erhält folgende Siegpunkte gutgeschrieben:
  • für eine Burg: 1 Siegpunkt
  • für ein Dorf: 2 Siegpunkte
  • für eine Stadt: 3 Siegpunkte

    Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler, der noch die meisten Ritter vor sich liegen hat. Gibt es noch immer einen Gleichstand, so endet das Spiel unentschieden.

    Fazit:
    Raubritter ist ein - etwas abstraktes - aber feines, taktisches Lege- und Positionsspiel für Tüftler und Denker. Es ist auf keinem Fall ein schnelles Spiel, sondern es kommt schon auch öfters vor, dass man genau ausloten und ausrechnen möchte, wo man am besten seine Tafel(n) anlegt, um - eventuell sogar - ganz sicher Punkte erzielen zu können.
    Auch ist es immer ganz wichtig, darauf zu achten, wie viele Tafeln man in seinem Zug legt - es kann oft auch von Vorteil sein, wenn man zum Schluss noch alleine ein paar Tafeln legen kann, weil alle anderen Spieler ihre bereit aufgebraucht haben.
    Kein Nachteil ist es auch, wenn man immer darauf achtet, eventuell eine Ritterburg auf der Hand zu haben, um jederzeit „einsatzbereit“ zu sein, und Ritter ins Spiel bringen zu können.

    Bei all diesen Vorgaben, ist es natürlich auch immer ganz wichtig, seinen bzw. seine Mitspieler im Auge zu behalten - und zu beobachten, was dieser bzw. diese vorhaben. Werden Tafeln durch den Einsatz von Seen in Sicherheit gebracht, oder aber entsprechend viele Ritter eingesetzt, um Felder zu blockieren? Immer ganz wachsam sein, heißt es …
    Aber auch selbst sollte man immer darauf achten, ob man nicht selbst Punkte „sichern“ kann. Sei es durch geschicktes Legen von Tafeln, indem man Gebirge, oder - wie schon erwähnt - Seen gezielt ins Spiel bringt. Oder aber auch, indem man durch das Legen von Tafeln das Spielfeld geschickt eingrenzt (= die Maximalgröße einer Spalte bzw. Reihe auslegt), um so Tafeln zu sichern bzw. schwer erreichbar zu machen.

    So einfach das ganz Spiel auch aussieht, und so einfach sich das Spiel auch erlernen und erklären lässt - umso mehr Möglichkeiten gibt es aber, im Spiel aktiv zu werden. Und mit jeder neuen Partie erkennt man wiederum neue Taktiken und Möglichkeiten, die es auszuprobieren und auszunutzen gilt. Dadurch ist auch der Wiederspielreiz recht groß - und aufgrund der doch recht angenehmen Spieldauer von ca. 45 Minuten wird man nur ganz selten ohne einer (oder auch mehreren) Revanche(n) vom Tisch kommen.

    Die Spielanleitung ist kurz und bündig, aber übersichtlich - und großzügig mit Bildern und Beispielen ausgestattet. Unklarheiten oder Fragen hat es bei uns keine gegeben - außer dass sich in der Spielanleitung ein kleiner Fehlerteufel eingeschlichen hat:
    Hier wird nämlich irrtümlich - für 3 Spieler - eine Spielfeldgröße von 8 x 8 Tafeln anstatt der richtigen 9 x 9 Tafeln angegeben.
    Dieser Fehler wurde bereits in einer Neuausgabe der Spielanleitung korrigiert, und kann unter folgendem Link herunter geladen werden: Raubritter (korrigierte Anleitung).

    Das Spielmaterial besteht aus kompakten, handlichen Tafeln und hölzernen Scheiben als Ritter. Alles ist in einer kleinen Schachtel untergebracht. Ein paar Einteilungen bzw. Fächer wären zwar zweckmäßig gewesen - sind aber leider nicht vorhanden. Mit ein paar Zipp-Tütchen kann man sich aber ein Chaos in der Schachtel ersparen - und dass ganze etwas „sortiert“ unterbringen.

    Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler angegeben. Es hat uns sowohl im Zweierspiel gut gefallen, aber noch besser im Spiel zu Dritt bzw. zu Viert. Zwar dauert es dann länger bis man wieder an der Reihe ist, aber dennoch ist dann fast noch interessanter.

    Raubritter ist ein gelungenes Spiel für Taktiker und Strategen - dass zwar ein passendes und gelungenes Thema zum Spielablauf und Spielmechanismus gefunden hat. Irgendwie kommt einem aber doch alles etwas abstrakt vor - und könnte wahrscheinlich auch durch einige andere Themen ersetzt werden. Trotzdem hat das Spiel etwas - und zwar etwas das uns doch recht gut gefallen hat. Und so sollte es sich jeder Interessierte auch selbst einmal ansehen bzw. ausprobieren - es könnte sich lohnen …

    Vielen Dank an QUEEN-GAMES für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars