Spielbesprechung von Györög Kurt
Artus und die Ritter der Tafelrunde
01.05.2011

von Michael Kiesling & Wolfgang Kramer
Alea
für 2 - 4 Spieler
ab 9 / 12 Jahren

„Die Spieler führen eine Schar edler Ritter am Hofe von König Artus. Sie versuchen, deren Rang und Ansehen stetig zu steigern, indem sie sie an der königlichen Tafelrunde möglichst nah hinter dem Regenten platzieren bzw. bestimmte Aufgaben erfüllen lassen.
Doch aufgepasst! Wer nicht rechtzeitig reagiert, gerät schnell in Missgunst und findet seine Recken plötzlich auf ungünstigen Plätzen an der Tafelrunde wieder. Das kann viel Prestige kosten.
Da Artus während des Spiels immer wieder seinen Platz wechselt oder von Zeit zu Zeit sogar ein neuer König gekrönt wird, sind die Spieler gezwungen, ihre Ritter an der Tafelrunde immer wieder neu zu positionieren. Möge der Wettstreit um die besten Plätze beginnen!
Sieger ist, wer am Ende die meisten Prestigepunkte besitzt.“


Mal sehen, wo der beste Platz in der Tafelrunde ist …

Spielmaterial:
1 Spielplan (dreiteilig), 1 Tischplatte (Drehscheibe) mit Spanferkel und Haltefüßchen, 12 Punkteplättchen (mit Wert „50“), 28 Spielfiguren (je 6x in den 4 Spielerfarben [=Ritter] und je 2x in Silber und Bronze [=Prinzen]), 10 Ringe (in Gold), 88 Spielkarten (je 22x in den 4 Spielerfarben) und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Prestigepunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Spiel für Einsteiger: (ab 9 Jahren – ohne Wertungskarten)
Der Spielplan kommt in die Tischmitte. Er zeigt einen Sesselkreis und eine Prestigepunkteleiste.
Die Prinzen kommen auf die – mit einer Krone markierten – Sessel, sodass sich gleichfarbige Prinzen gegenübersitzen. Der Prinz am Sessel mit der größeren Krone bekommt 3 Ringe aufgesteckt, wodurch er zu König Artus wird. Alle anderen Prinzen bekommen 1 Ring aufgesteckt.
Die Tischplatte kommt in die Vertiefung im Spielplan, und wird so ausgerichtet, das die Krone auf der Tischplatte zu König Artus zeigt.
Die Punkteplättchen, sowie die restlichen Ringe werden neben dem Spielplan bereitgelegt.

Jeder Spieler erhält 5 Ritter (bei 4 Spieler) bzw. 6 Ritter (bei 2 – 3 Spielern), wovon 1 auf das Feld „0“ der Prestigepunktleiste gestellt wird. Außerdem einen Satz Karten, der nach den Rückseiten in 3 Stapel (Ritter-, Königs- und Wertungskarten) sortiert wird. Die Wertungskarten kommen zurück in die Schachtel und werden für das Einsteigerspiel nicht mehr benötigt. Die beiden restlichen Stapel werden gut gemischt und als verdeckte Nachziehstapel vor den Spielern bereitgelegt. Von jedem Stapel nehmen sich die Spieler nun je 2 Karten auf die Hand.
Der Startspieler wird bestimmt – und nachdem sich die Spieler ihre Handkarten angesehen haben, platzieren sie abwechselnd ihre Ritter auf leeren Sesseln. Es geht dabei gegen den Uhrzeigersinn, wobei der Spieler rechts vom Startspieler beginnt. Dies geht solange, bis alle Ritter auf den Sesseln verteilt wurden.

Das Spiel geht über 16 Runden, wobei eine Runde wie folgt abläuft:
Wer an der Reihe ist, spielt eine seiner Handkarten aus und führt die entsprechende Aktion aus – und zieht anschließend eine Karte von einem seiner Nachziehstapel nach.
Dann ist der nächste Spieler an der Reihe.

Folgende Aktionen gibt es:
Ritter ziehen: (mit allen 8 Ritterkarten)
Spielt der Spieler eine Ritterkarte aus, muss er einen beliebigen eigenen Ritter um eine bestimmte Anzahl Stühle weiterbewegen. Wie viele Stühle das sind, gibt der Zahlenbereich auf der Karte vor.
Grundsätzlich werden die Ritter im Uhrzeigersinn weiterbewegt, nur eine Karte erlaubt es einen Ritter auch gegen den Uhrzeigersinn zu bewegen.
Wird ein Ritter bewegt, erhält bzw. verliert er sofort so viele Prestigepunkte, wie der Wert vor dem Sessel – denn der Ritter verlässt – auf der Tischplatte vorgibt. Entsprechend wird der Ritter des Spielers auf der Prestigeleiste vorwärts oder zurück bewegt.
Erreicht oder überschreitet der Ritter dabei das „50er“-Feld, erhält er ein Punkteplättchen bzw. verliert es wieder, wenn er zurückgehen muss.
Landet der bewegte Ritter auf einem besetzen Stuhl, verdrängt er die dort sitzende Figur auf das nächste freie Feld entgegen dem Uhrzeigersinn. Wird König Artus vertrieben, wird danach sofort die Tischplatte wieder so gedreht, sodass die Krone wieder zu König Artus zeigt.

Prinz oder König ziehen: (mit 4 der 8 Königskarten)
Die Prinzen bzw. der König sind neutrale Figuren und können von allen Spielern bewegt werden.
Spielt ein Spieler eine entsprechende Königskarte aus, so muss er einen farblich – dem Hintergrund der ausgespielten Karte – passenden Prinzen entsprechend bewegen.
Wird König Artus bewegt, wird die Tischplatte sofort so gedreht, sodass wieder die Krone zu König Artus zeigt.
Der Spieler erhält bzw. verliert so viele Prestigepunkte, wie der Wert vor dem Sessel – denn der Prinz bzw. König verlässt – auf der Tischplatte vorgibt.
Auch Prinzen bzw. der König vertreiben Figuren, wenn sie auf besetzte Sessel zu sitzen kommen.

Ring aufstecken: (mit den anderen 4 der 8 Königskarten)
Der Spieler nimmt 1 Ring aus dem Vorrat und steckt ihn einem farblich – dem Hintergrund der ausgespielten Karte – passenden Prinzen (nie dem König) auf.
Erhält ein Prinz somit den 3. Ring, wird er zum neuen König – der alte König wird zum Prinzen und verliert 2 Ringe. Die Tischplatte wird sofort entsprechend dem neuen König ausgerichtet.

Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

Spielende:
Nach 16 Spielrunden – wenn alle Spieler alle Karten ausgespielt haben – endet das Spiel. Der Spieler mit den meisten Prestigepunkten hat gewonnen. Gibt es einen Gleichstand, gibt es mehrere Gewinner.

Spiel für Fortgeschrittene: (ab 12 Jahren – mit Wertungskarten)
Es gelten alle Regeln des Einsteigerspiels, mit folgenden Ausnahmen:
  • Jeder Spieler hat nun 3 Nachziehstapel: Ritter-, Königs- und Wertungskarten.
  • Jeder Spieler startet mit je 3 Karten vom Ritter- und Königskartenstapel – er hat somit 6 Handkarten.
  • Ab der 1. Runde kann dann auch von den Wertungskarten nachgezogen werden.
  • Jeder Spieler spielt pro Runde 2 Handkarten hintereinander aus, wobei immer sofort die entsprechende Aktion ausgeführt werden muss.
  • Die Spieler ziehen nach ihrem Zug 2 Karten nach, wobei diese von beliebigen Stapeln gezogen werden können.

Die Wertungskarten:
Grundsätzlich gilt, dass immer nur die eigenen Ritter gemeint sind, wenn von Rittern die Rede ist. Folgende Wertungskarten gibt es:
Werte alle Ritter: wird diese Karte ausgespielt, müssen alle eigenen Ritter sofort gewertet werden.
Werte alle Ritter mit umgekehrten Vorzeichen: wird diese Karte gespielt, müssen alle eigenen Ritter sofort gewertet werden, wobei Pluspunkte als Minuspunkte, und Minuspunkte als Pluspunkte gelten.
Werte je einen Ritter auf einem grünen, gelben und roten Feld oder -15 Prestigepunkte: wird diese Karte ausgespielt, müssen sofort je ein eigener Ritter auf einem grünen, gelben und roten Feld gewertet werden. Ist dies nicht möglich, verliert man 15 Prestigepunkte.
Werte zwei Ritter auf dem Teppich oder -25 Prestigepunkte: wird diese Karte ausgespielt, müssen sofort 2 eigene Ritter die auf dem Teppich sitzen gewertet werden. Ist dies nicht möglich, verliert man 25 Prestigepunkte.
Werte drei Ritter auf roten Feldern oder -50 Prestigepunkte: wird diese Karte ausgespielt, müssen sofort 3 eigene Ritter gewertet werden. Ist dies nicht möglich, verliert man 50 Prestigepunkte.
Bewege eine Figur um 1 – 3 Felder vorwärts oder stecke einen Ring auf oder werte einen Ritter: wird diese Karte ausgespielt, muss eine der 3 Optionen ausgeführt werden.

Spielende:
Nach 11 Spielrunden – wenn alle Spieler alle Karten ausgespielt haben – endet das Spiel. Der Spieler mit den meisten Prestigepunkten hat gewonnen.

Fazit:
Artus und die Ritter der Tafelrunde ist ein interessantes und spannendes Lauf- und Positionsspiel, das einerseits im Einsteigespiel auf alle Fälle für die ganze Familie geeignet ist, andererseits aber in der Fortgeschrittenen-Variante auch versierten Spieler Spaß macht und spannend ist.
Auf 5 (der 8-seitigen) Anleitung wird das Einsteigerspiel ausführlich und umfassend erklärt. Bilder und Beispiele sorgen dafür, dass es keine Fragen oder Unklarheiten geben sollte.
Die Spielanleitung ist in 3 Sprachen – deutsch, englisch und französisch – vorhanden, das Spiel somit international.

Der Spielablauf ist dann in wenigen Worten erklärt und man kann – mehr oder weniger – einfach mit einem Probespiel beginnen. Etwas länger dauert es dann schon, bis man alle Möglichkeiten und Auswirkungen der Karten kennen gelernt hat. Übersichtliches Spielen – und vor allem die Mitspieler im Auge zu behalten – ist das um und auf im Spiel.
Vor allem im Spiel mit den Wertungskarten ist es dann wichtig, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten und einzuschätzen, wann diese gespielt werden sollen, um möglichst viele Punkte kassieren zu können.
Vorausschauendes Spielen wäre hier sehr wichtig, aber mit jeder Karte die ausgespielt wird, ändert sich die ganze Tafelrunde – und oft bleibt kein Stein auf dem anderen, bis man wieder an der Reihe ist.
Somit ist es sehr wichtig, wenn man an der Reihe ist, zu erkennen und jeweils das Beste aus seiner Kartenhand zu machen. Dies kann dann manchmal zu kleineren Wartezeiten zwischen den Zügen führen.

Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und hat eine Spieldauer von ½ bis 1 Stunde. Das Spiel funktioniert grundsätzlich in allen Besetzungen, kann aber mit 2 bzw. 3 Spielern taktischer und schneller gespielt werden. In voller Besetzung ist ein Vorausplanen nicht möglich und man eigentlich immer nur das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen.

Das Spielmaterial besteht aus Spielfiguren und Ringen aus Plastik, kompakten Punkteplättchen, handlichen und nett illustrierten Karten und einem funktionellen Spielplan mit drehbarer Tischplatte.
Alles wird in der mittelgroßen Alea-Schachtel untergebracht – leider ohne Einteilungen oder Fächern. Hier muss man sich mit Zipp-Tütchen helfen – 2 sind beigelegt.

Uns hat Artur und die Ritter der Tafelrunde recht gut gefallen und Spaß gemacht. Wenn man einmal das Einsteigerspiel gespielt hat, sollte man aber sofort auf die Fortgeschrittenen-Variante umsteigen – diese macht das Spiel interessanter und spannender. Vor allem auch, weil man dann 6 Karten auf der Hand hat und damit doch eine größere Auswahl und mehr Möglichkeiten.

Wem Lauf- und Positionsspiele dieser Art gefallen, sollte sich Artus und die Ritter der Tafelrunde näher ansehen und zur Probe spielen. Man könnte sonst etwas verpassen ;.)

Vielen Dank an ALEA für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars