Spielbesprechung von Györög Kurt
Aufstieg der Gilden
13.07.2018

von Christian Giove
Giochi Uniti/ Asmodee
für 2 - 4 Spieler
ab 12 Jahren

„Wie weit wirst du gehen, um die Gunst des Königs für dich zu gewinnen?
Überall im Königreich wurden neue Straßen erbaut und dort, wo sie aufeinander trafen, wurde schon bald eine neue Stadt gegründet. Sie wuchs so schnell, dass der König beschloss, sich dort einen neuen Palast zu errichten.
Mittlerweile gibt es große, mächtige Gilden, die ständig miteinander konkurrieren, um ein Ziel zu erfüllen: Die Gunst des Königs zu erlangen.
Wird es dir gelingen, deine Gilde besonders hervorzuheben und sie zur wichtigsten der ganzen Stadt zu machen?“


Aufstieg der Gilden – wie weit werden wir (es mit) unsere(n) Gilden bringen …

Spielmaterial:
1 Stadtzentrum (6-eckig), 4 Spielpläne (= Bauplatz für die Gilden der Spieler), 87 Silber- und 33 Goldmünzen, 48 Charakterkarten (mit 7 Fraktionen: Krieger, Magier, Priester, Ruchlose, Adelige, Handwerker und Tiere), 18 Zielkarten, 35 „Kleiner Raum“- und 18 „Großer Raum“-Teile, 4 „Eingangshalle“-Teile (für jeden Spieler), 1 Startspielerfigur, 1 Rundenmarker, 1 Glossar, 1 Liste der Raum-Teile und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles die meisten Siegpunkte erzielt zu haben.

Spielablauf:
Jeder Spieler erhält einen Spielplan und die farblich passende Eingangshalle, die er so auf diesen legt, sodass die Doppeltür am Spielplan an einer „kurzen Seite“ mittig zur Straße zeigt.
Die Charakterkarten, die „Kleiner Raum“- und „Großer Raum“-Teile werden jeweils gut gemischt und als verdeckte Stapel bereitgelegt. Daneben werden die Gold- und Silbermünzen ausgelegt.
Charakterkarten zeigen den Namen des Charakters, die Fraktion der sie zugehören, einen positiven oder aber auch negativen Siegpunktewert (für die Wertung bei Spielende), eventuell einen Ertrag in Silber- oder Goldmünzen und eventuell eine besondere Fähigkeit, die der Spieler nach dem Anheuern des Charakters nutzen kann. Die Raum-Teile zeigen links oben die Kosten und rechts unten den Typ des Raumes (als Symbol) und/oder einen Effekt oder Fähigkeit. Auf der Liste der Raum-Teile sind die einzelnen Räume nochmals genauer beschrieben und erklärt.
Die Zielkarten werden gut gemischt, und je nach Spieleranzahl eine bestimmte Anzahl davon offen auf den Tisch gelegt – diese Ziele gelten für alle Spieler und bringen diesen bei Spielende Bonuspunkte. Folgende Ziele gibt es:
  • höchste Anzahl Gärten
  • höchste Anzahl Charaktere
  • höchste Anzahl Zwerge
  • höchste Anzahl weiblicher Menschen
  • niedrigste Anzahl Charaktere
  • höchste Anzahl verschiedener Fraktionen
  • höchste Anzahl bebauter Felder
  • höchste Anzahl „Kleiner Raum“
  • niedrigster Silber-Ertrag (von Charakteren)
  • höchster Silber-Ertrag (von Charakteren)
  • höchste Anzahl übriger Goldmünzen
  • höchste Anzahl Symbole der gezeigten Fraktion

Das Stadtzentrum kommt in die Tischmitte, der Rundenmarker kommt – mit der Taube nach oben – auf das Startfeld mit der Taube in der Mitte des Stadtzentrums.
Der Startspieler bekommt die Startspielerfigur und das Spiel kann beginnen.

Das Spiel wird über mehrere Runden (= Wochen) gespielt (je nach Spieleranzahl 6 bis 8), wobei eine Woche wie folgt abläuft:
1. Wochenbeginn:
Jeder Spieler erhält seinen Wochenertrag – dazu zählt der Grundertrag aufgrund seiner ausgelegten (= gebauten) Eingangshalle, sowie alle Erträge, auf die er über zusätzliche Räume, die gebaut wurden bzw. Charaktere, die angeheuert (= ersteigert) wurden, Anspruch hat. Erträge gibt es vor allem in Silber, aber auch Gold.

Danach werden (je nach Spieleranzahl) Charakterkarten, sowie „Kleiner Raum“ – und „Großer Raum“-Teile aufgedeckt. Die Charakterkarten werden um das Stadtzentrum herum ausgelegt, sodass sie eindeutig einer der 6 Seiten zuordenbar sind – die Raum-Teile werden nur offen am Tisch ausgelegt.

2. Charakterauktion:
Beginnend mit dem Startspieler bieten die Spieler nun mit ihren Silbermünzen (und nur mit diesen) auf die ausgelegten Charakterkarten – dabei ist folgendes zu beachten:
  • der Spieler muss ein Gebot in 2 Bereichen abgeben bzw. erhöhen, indem er Silbermünzen auf sein farbig passendes Zelt in der Stadtmitte legt, das zur jeweiligen Charakterkarte gehört. Der Spieler muss dadurch der Höchstbietende werden, ansonsten darf er das Gebot nicht abgeben. Gibt es nur mehr 2 oder weniger Charakterkarten, auf die geboten werden kann, muss auch nur mehr 1 Gebot abgegeben bzw. erhöht werden.
  • der Spieler passt, darf aber in weiterer Folge wieder ins Spiel einsteigen und weiterbieten, wenn er wieder an die Reihe kommt.
  • der Spieler darf sich eine Charakterkarte nehmen, bei der er der Höchstbietende ist – liegen mehr als eine Karte an dieser Seite, darf er sich eine auswählen. Die Charakterkarte legt der Spieler vor sich aus, die gebotenen Silbermünzen kommen in den allgemeinen Vorrat zurück – die Silbermünzen der anderen Spieler bleiben liegen.

Die Charakterauktion endet, sobald alle Spieler hintereinander gepasst haben. Sind Spieler noch Höchstbietende bei Charakterkarten, die jetzt noch ausliegen, müssen sie diese Karten „bezahlen“ und zu sich nehmen – Sonderfähigkeiten von Charakterkarten können aber der ab Phase „3. Geld“ genutzt werden.

3. Geld:
Alle Spieler, die jetzt noch Silbermünzen im Stadtzentrum liegen haben, erhalten diese zurück. Außerdem dürfen die Spieler nun je 5 Silbermünzen in Goldmünzen eintauschen – dies ist einerseits notwendig, da nur mit Goldmünzen Räume gekauft werden können und andererseits keine Silbermünzen mit in die nächste Runde genommen werden dürfen, sondern verfallen.

4. Bau:
Beginnend beim Startspieler dürfen die Spieler nun, reihum, je 1 Raum kaufen. Dafür wird der auf dem Raum-Teil angegebene Preis in Gold in den Vorrat gezahlt. Dies geht solang reihum, bis kein Spieler mehr einen Raum-Teil kaufen will oder kann.
Gekaufte Raum-Teile müssen immer sofort auf dem Spielplan des jeweiligen Spielers verbaut werden – dabei ist folgendes zu beachten:
  • Räume dürfen beliebig gedreht werden, aber es darf nur Wand an Wand und Tür an Tür gebaut werden. Türen dürfen außerdem auch noch die Außenmauer berühren, sie gelten dann als Fenster.
  • mindestens 1 Seite muss an einen bereits gebauten Raumteil bzw. an die Eingangshalle angrenzen.
  • Räume dürfen aus so gebaut werden, dass es keine durchgängige Verbindung durch Türen von der Eingangshalle zu ihnen gibt – Fähigkeiten dieser Räume bleiben aber solange inaktiv bzw. Siegpunkte gelten erst dann, wenn es eine Verbindung über Türen zu diesen Räumen gibt.

5. Wochenende:
Beginnend mit dem Startspieler darf nun noch jeder Spieler eine noch übrig gebliebene Silbermünze dazu nutzen, um einen noch ausliegenden Raum-Teil mit dieser vor dem Ablegen zu schützen.
Danach werden alle Raum-Teile ohne Silbermünze und alle noch am Stadtzentrum ausliegenden Charakterkarten abgelegt und die Startspielerfigur an den Spieler mit den meisten restlichen Silbermünzen weitergegeben. Bei einem Gleichstand an den Spieler, der links vom aktuellen Startspieler sitzt.
Nun müssen alle Spieler alle ihre übrig gebliebenen Silbermünzen in den allgemeinen Vorrat zurücklegen – das Gold dürfen sie behalten.

Nun kann eine neue Runde mit „1. Wochenbeginn“ starten.

Spielende:
Das Spiel endet nach der letzten Woche, oder am Ende der aktuellen Woche, wenn ein Spieler alle seine Felder am Spielplan verbaut hat.

Nun zählen alle Spieler die Siegpunkte aller ihrer Charakterkarten, aller (korrekt angebauten) Raum-Teile und alle erfüllten Zielkarten – der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat gewonnen.
Bei einem Gleichstand gewinnt der Spieler mit dem niedrigsten Wochenertrag bzw. der Spieler mit den meisten verhauten Bauplätzen auf seinem Spielplan bzw. mit den meisten Charakterkarten – ansonsten gibt es mehre Gewinner.



Fazit:

Aufstieg der Gilden ist ein sehr interessantes und spannendes Aufbau-, Versteigerung- und Sammelspiel für geübte Spieler. Es ist auch ein Spiel, das grundsätzlich recht einfach und schnell zu erlernen ist – die Möglichkeiten und Aktionen sind schnell erfasst und durchaus überschaubar – aber für das man sich dann aber doch Zeit nehmen muss. Einerseits, weil man schon einige Partien spielen muss, um das Zusammenspiel der einzelnen Aktionen und Möglichkeiten zu erkennen und andererseits aber auch vor allem, um die einzelnen Charakterkarten kennen- und spielen zu lernen. Aber auch die Raum-Teile sollte man nicht außer Acht lassen, hier die richtige Kombination mit den richtigen Charakterkarten zu besitzen, kann einem den Sieg um einiges näher bringen.

Auch ist der Versteigerungsmechanismus in den ersten Runden etwas gewöhnungsbedürftig, da man sich immer vor Augen halten muss, dass man (meist) zwei Gebote erhöhen bzw. bieten muss. Vor allem bei Auslagen, die aus 2 Karten bestehen, sollte man aufpassen – ist erstmal die eine Karte weg und es gibt noch eine Gebot an dieser Seite, muss man die andere Karte nehmen. Hier darauf zu spekulieren, dass Geld vielleicht doch zurück zu bekommen, wie man diese bei Auslagen mit nur einer Karte durchaus machen kann, ist fehl am Platz.

Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist das Spiel mit den Silber- und Goldmünzen. Silbermünzen braucht man zum Ersteigern der Charakterkarten, aber auch um eventuell Raum-Teile in die nächste Runde zu „retten“. Gleichzeitig wird aber auch der Startspieler über die verbliebenen Silbermünzen bestimmt, die man dann aber bei Rundenende verliert. Hier gilt es ganz genau zu überlegen, wie viele Silbermünzen man nach der Versteigerung behält und wie viele man doch in Goldmünzen umwechselt. Die Goldmünzen wiederum braucht man um „Kleiner Raum“- und „Großer Raum“-Teile zu kaufen, und hier kann es dann durchaus auch wichtig sein, als erster kaufen zu dürfen …
Und auch das Bauen selbst will überlegt sein: für welche Räume habe ich noch Platz? Kann ich den Raum auch so einbauen, dass ich dessen Vorteil auch nutzen kann? Soll ich gleichen einen „Großer Raum“-Teil kaufen, oder lieber vorerst mich mit „Kleiner Raum“-Teile zufrieden geben? Soll ich Raum-Teile nehmen, die mir für die Schlusswertung Vorteile bringen, oder lieber solche, für die man Einkommen erhält?

In der ersten Phase des Spieles ist es sicherlich wichtig, darauf zu schauen, Charaktere und Räume zu erwerben, die einem das Einkommen erhöhen – am besten gleich solche die die raren Goldmünzen als Einkommen aufgedruckt haben.
Gegen Ende des Spieles sollte aber auch verstärkt auf die ausliegenden Ziele geachtet werden (auf die man natürlich auch immer während des Spieles ein Auge hat), um sich hier noch wichtige Siegpunkte zu sichern – und sei es auch nur über einen 2. Platz.

Alle dies Möglichkeiten gilt es das gesamte Spiel über im Auge zu halten und gegeneinander abzuwägen und abzuschätzen, was gerade am wichtigsten bzw. an dringendsten zu erledigen ist – und genau das macht auch den Reiz und den Spaß von Aufstieg der Gilden aus.

Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt und hat eine Spieldauer von ca. 60 bis 90 Minuten, die aber wie im Fluge vergehen. Da die Spieler auch meist gleichzeitig an der Reihe sind bzw. immer miteingebunden sind, gibt es (fast) keine Wartezeiten. Das Spiel spielt sich auch in allen Besetzungen sehr gut, wobei und das Spiel zu dritt bzw. zu viert am besten gefallen hat (ein Versteigerungsspiel zu zweit hat halt weniger Reiz).

Die Spielanleitung besteht aus einem 4 Seiten, auf denen der grundsätzliche Ablauf und die Mechanismen gut und übersichtlich erklärt und beschrieben sind. Ein paar Bilder und Beispiele helfen hier, alles leichter zu erfassen und zu verstehen.
Im beiliegenden Glossar sind dann die Charakterkarten, Symbole und Räume näher beschrieben – und ausführlichere Beispiele geben einen Einblick in das Spiel.

Das Spielmaterial ist passend und stimmungsvoll illustriert und passt ausgezeichnet zum Thema. Alles ist funktionell und man muss nur selten in der Anleitung bzw. im Glossar nachblättern – alles ist in einer mittelgroßen Schachtel untergebracht.

Uns hat Aufstieg der Gilden von Anfang an schon sehr gut gefallen, mit jeder weitern Partie fängt es aber an, ums immer mehr in seinen Bann zu ziehen. Grund dafür ist, dass man mit jeder weiteren Partie immer mehr Zusammenhänge, Möglichkeiten und „Kombinationen“ erkennt, die man (noch) probieren und testen möchte. Dadurch ist natürlich der Wiederspielreiz entsprechend hoch und bei uns das Spiel derzeit noch vom Spieltisch wegzudenken. Ein, zwei Runden sind immer mal drinnen – in geübten Runden dauert eine Partie dann ja nur mehr knapp 1 Stunde, die bis zum Schluss spannend und interessant verläuft.

Wer Spiele dieser Art mag, sollte unbedingt einen Blick auf Aufstieg der Gilden werfen und wenn möglich dieses auch unbedingt zur Probe spielen – man könnte ein ausgezeichnetes Spiel versäumen …

Vielen Dank an ASMODEE / GIOCHI UNITI für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars