Spielbesprechung von Györög Kurt
Caylus 1303
20.08.2020

von William Attia
HUCH!
für 2 – 5 Spieler
ab 12 Jahren

„ES WAR EINMAL …
… im Jahre 1303. Der Krieg gegen England ist vorbei, doch Guyenne verbleibt in ihrem Besitz. Das nahe an der Grenze gelegene Schloss von Caylus muss daher modernisiert und seine Mauern verstärkt werden. Als Baumeister versorgt ihr die Baustelle mit allen nötigen Materialien, Nahrungsmitteln und Arbeitskräften. Errichtet Gebäude, werbt einflussreiche Persönlichkeiten an und verwaltet eure Arbeiter so gut wie möglich, um der einflussreichste Baumeister von Caylus zu werden.“


Caylus 1303 – mal sehen, wer der beste Baumeister ist!

Fazit:
Caylus 1303 ist – wie schon sein „Vorgänger“ – ein ausgezeichnetes Arbeiter-Einsatz-, Ressourcen-Sammel- und Aufbau-Spiel für versierte Spieler. Wie auch bei seinem Vorgänger schon, geht es darum, seine Arbeiter geschickt einzusetzen, um Ressourcen zu sammeln, um mit diesen dann „eigene“ Gebäude zu bauen um diese dann selbst zu nutzen bzw. durch seine Mitspieler nutzen zu lassen. Dies alles geschieht entlang einer Straße (mit Brücke), die bereits vorab schon mit einigen Gebäuden bestückt ist und die spezielle Sonderfunktionen, aber auch Ressourcen, zur Verfügung stellen. Diese neutralen Gebäude können dann aber im Verlauf des Spieles von Spielern in Besitz genommen und in weiterer Folge auch noch in „siegpunktträchtige“ „Monumente“ umgewandelt werden.
Der Grund, Gebäude mit attraktiven Funktionen zu bauen, liegt darin, dass Mitspieler diese durchaus mitnutzen können und sollen, da der Besitzer entweder Prestige-(=Sieg)Punkte oder aber auch Ressourcen dafür erhält.

Das Besondere an diesem Spiel ist aber einerseits, dass nur Gebäude aktiviert und somit genutzt werden können, die sich am Straßenverlauf „vor“ dem Vogt (eine Spielfigur, die auch bewegt werden kann) befinden – und dies müssen nicht immer alle zur Verfügung stehenden Gebäude sein und andererseits, dass die Gebäude (die dann aktiviert werden) strikt der Reihe nach abgehandelt werden müssen.
Das führt dazu, das besonders genau vorausgeschaut und geplant werden muss. Auch ist es wichtig, darauf zu achten, welche Mitspieler, wann, mit welcher Aktion bzw. Sonderfunktion an der Reihe sind. Beispiel: es gibt ein Gebäude bzw. die „Funktion“ der Brücke, mit denen der Vogt mal kostenlos oder aber auch kostenpflichtig bewegt werden kann. Dies geschieht recht früh, nämlich noch bevor die Gebäude der Spieler aktiviert werden. Hier rechtzeitig darauf zu schauen, welchen Weg der Vogt nehmen kann bzw. wird und ob das von mit besetzte Gebäude dann noch „aktiviert“ wird, kann sehr hilfreich sein.

Vorausschauendes Planen ist aber auch wichtig, da man unbedingt darauf achten sollte, dass man die für eine Aktion benötigten Ressourcen auch noch vor deren Ausführung erhält, d.h. man muss unbedingt auch darauf achten, in welcher Reihenfolge man Ressourcen erhält und wann dann das Gebäude „aktiviert“ wird, mit dem die Ressourcen verbraucht werden sollen.

Und zu beachten ist auch, dass sich die „Kosten“ für das „Aktivieren“ eines Gebäudes von einem Arbeiter auf zwei Arbeiter erhöht, sobald der erste Spieler gepasst hat und nicht mehr an den Aktionen teilnimmt.

Neben dem Bauen und Nutzen von Gebäuden hat man auch noch die Möglichkeit, sich an die „Baustelle“ zu begeben um dort mit der Abgabe von vorgegebenen Ressourcen-Bündeln einerseits Prestige-(=Sieg)Punkte zu holen, aber auch um sich auf diese Weise eine „Gunst“ zu sichern (die derjenige erhält, der am meisten bzw. als erster sich zur Baustelle gestellt und Ressourcen-Bündel abgegeben hat).
Über diese Gunst hat man dann die Möglichkeit, an zusätzliche Charakter-Karten (mit Sonderfunktionen) zu kommen, die einem das Leben (=Spiel) wesentlich erleichtern können – eine davon hat man ganz am Anfang des Spieles bekommen. Mit einer Gunst hat man dann die Wahl, entweder eine Gebäudeaktion der „Baustelle“ auszuführen und sich eine neben der Baustelle ausliegende Charakterkarte zu holen, oder sich eine Charakterkarte eines Mitspielers zu „stehlen“ (ohne eine Gebäudeaktion zusätzlich nutzen zu dürfen).

All diese Möglichkeiten möglichst gut aufeinander abzustimmen und aufeinander aufzubauen, macht den Reiz von Caylus 1303 aus – und der ist groß! Sehr groß!!!
Mit jeder neuen Partie, die dann auch immer wieder neue Kombinationen von Charakterkarten und Gebäudefunktionen auf der Baustelle ins Spiel bringt, entdeckt man auch neue Möglichkeiten und es gibt immer wieder Neues, das man ausprobieren möchte.

Das ganz wird dann auch noch von schönem und passend illustrierten Spielmaterial unterstützt, welches gut in der mittelgroßen Schachtel untergebracht werden kann. Die Plättchen sind kompakt und handlich, die hölzernen Ressourcen ansprechend gestaltet.

Die Spielanleitung lässt gut und strukturiert aufgebaut und mit Bildern und Beispielen versehen, sodass es zu keinen Fragen oder Unklarheiten kommen sollte – dabei hilft die tolle Ikonografie, die alle Funktionen auf den Plättchen gut darstellt.
Gewöhnungsbedürftig ist nur, dass man eingesetzte Arbeiter nach deren Verwendung nicht zu sich zurücknimmt, sondern in ein „Camp“ stellt, von wo sie neu angeheuert werden müssen ;))

Die Spieldauer ist mit 60 – 90 Minuten angegeben und ist auch gut einzuhalten, mit Ausnahme der ersten Einführungs- bzw. Lernpartie, die doch etwas länger gedauert hat (das kann natürlich auch an uns gelegen haben ;)) )
Das Spiel ist für 2 bis 5 Spieler ausgelegt und spielt sich in allen Besetzungen sehr gut. Auch in voller Besetzung solle es zu keinen größeren Wartezeiten kommen, da die einzelnen Züge doch recht schnell abzuhandeln sind.

Uns hat der Vorgänger schon sehr gut gefallen und genau so geht es uns auch mit Caylus 1303. Da es doch einige „Veränderungen“ bzw. „Anpassungen“ gegeben hat, sind wir aber auch der Meinung, das Caylus 1303 den Vorgänger nicht „ersetzt“, sondern eine sehr tolle „Weiterentwicklung“ ist, sodass auf alle Fälle beide Spiele in der Sammlung bleiben werden.

Folgende „Unterschiede“ gibt es unserer Meinung nach:
  • es gibt kein Geld mehr, sondern es wird mehr über zusätzliche „Arbeiter“ gearbeitet.
  • es gibt nur mehr den Vogt und keinen Seneschall mehr, der zusätzlich für die „Aktivierung“ von Gebäuden zuständig war - die Gefahr, dass es nicht „aktivierbare“ Gebäude gibt, ist geringer geworden.
  • es gibt nun Charakterkarten mit Sonderfunktionen im Spiel – die gab es beim Vorgänger gar nicht.
  • aus der Burg mit vorgegebenen Belohnungen für die Gunst, die man sogar im Spieler weiter verbessern konnte, ist eine Baustelle mit Gebäudeplättchen geworden, die nun als Belohnung für eine Gunst „aktiviert“ werden können.
  • der Spielverlauf am Spielplan erfolgt nun von unten nach oben und nicht mehr von oben nach unten (was spielerisch zwar keine Auswirkung hat, ich aber trotzdem erwähnen wollte).

Vielen Dank an HUCH! für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars