24 Stunden Angst

(Trapped)

 

USA 2002, 106 Min.

Regie: Luis Mandoki

Das Genre der Thriller gehört ohne jeden Zweifel zu den Undankbarsten. Zwar würde ich nicht soweit gehen, zu behaupten, hätte man einen gesehen, hat man alle gesehen - aber Fakt ist, dass gerade dieses Genre durch verstärkten Konsum sehr an Faszination und Reiz verlieren und entsprechend schnell Abnutzungserscheinungen aufweisen kann - sofern es nicht den Schauspielern, dem Drehbuchautor oder dem Regisseur gelingt, sich durch irgendeine Besonderheit vom Rest des Genres abzugrenzen. Ein Film, dem dies z.B. durch eine tolle, kompromisslos-harte Inszenierung und einer genialen Ausgangsidee gelungen ist, ist "Saw". Ein Film, dem dies NICHT gelungen ist, ist "24 Stunden Angst"...

Als Karen Jennings (Charlize Theron) nach einer kurzen erholsamen Dusche aus dem Bad steigt, erlebt sie den Schock ihres Lebens: Direkt in ihrem Haus steht ein fremder Mann (Kevin Bacon), der ihr eröffnet, dass ihre Tochter (Dakota Fanning) soeben entführt wurde. Die Entführertruppe verlangt nun Lösegeld - wobei diese Leute deutlich gewiefter vorgehen, als es die 08/15-Entführer aus anderen Filmen tun: Jeweils eins der 3 Mitglieder passt auf ein Familienmitglied auf. Damit soll sichergestellt werden, dass die Polizei auch wirklich nicht eingeschaltet wird. Außerdem soll der Vater (Stuart Townsend) persönlich das Geld von der Bank abholen, um eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten. Einige Zeit lang scheint alles glatt zu laufen - da muss der Entführer erfahren, dass die junge Tochter der Jennings' Asthma hat, und ohne ihre Medikamente wohl die 24 Stunden bis zur Übergabe nicht überleben wird. Und als würde das die Angelegenheit nicht schon genug verkomplizieren, vermutet Karen schon bald, dass den Entführer nicht nur das Geld lockt, sondern er durchaus auch andere, persönlichere Gründe für die Entführung haben könnten, welche eine gesunde Heimkehr ihrer Tochter sehr unwahrscheinlich machen...

Was bei diesem Thriller zu gefallen weiß, und schon anhand der Inhaltsangabe deutlich wird, ist die sehr originelle und erfolgversprechende Art der Entführung. Anstatt sich einfach das Kind zu schnappen und die Eltern danach allein zu lassen, wird jedes Familienmitglied genau beobachtet und kontrolliert. Eben diese neue Idee sollte doch eigentlich für einige Spannung sorgen - leider jedoch löst sich diese schon sehr (bzw. viel zu) schnell auf. Tatsache ist, "24 Stunden Angst" ist, sofern man schon einige Vertreter des Genres Thriller gesehen hat, unheimlich vorhersehbar, was mit der Zeit ungemein auf die Spannung drückt. Nicht nur, dass ich bereits wusste, dass diese Entführung eben nicht normal (und so gewaltfrei) ablaufen wird wie jene, deren Ende wir ganz zu Beginn des Films kurz verfolgen können, es war natürlich auch klar, (Achtung, Spoiler!) dass von den guten niemand draufgehen wird und es Kevin Bacon (nach "Hollow Man" erneut in der Rolle des Bösewichts) am Ende erwischen wird (Spoiler Ende). Nun gut... wie es ausgeht ist bei einigen Filmen, ja sogar Thrillern, oftmals klar (auch wenn jene, wo man sich ob der Protagonisten wirklich unsicher ist und man alles für möglich hält, immer noch die besten sind) - doch das allein muss noch kein Beinbruch sein. Dann kommt es eben drauf an, dass der Drehbuchautor zumindest den WEG zum Ziel spannend und dramatisch gestaltet, mit einigen interessanten Wendungen und originellen Ideen. Leider war eben dies bei "24 Stunden Angst" nicht der Fall - im Gegenteil, wird man doch mit so einigen absolut abgedroschenen und klischeehaften Wendungen "verwöhnt" (wie der Asthma-Problematik, oder auch dem persönlichen Motiv des Entführers - ehrlich, wenn man das einfach als normale Entführung abgespult hätte ohne zusätzliche Motivation für Kevin Bacon's Figur, hätte mir der Film wohl doch noch ein klein wenig besser gefallen), welche den Eindruck der Vorhersehbarkeit nur noch verstärken. Auch von der Inszenierung her bietet "24 Stunden Angst" keine Innovationen - und so wird der Film letztendlich nur von einigen guten schauspielerischen Leistungen getragen - wobei es auch im Bereich der Darsteller leider nicht nur Licht (Charlize Theron, Dakota Fanning und größtenteils auch Kevin Bacon), sondern leider auch so einiges an Schatten (Stuart Townsend, Courtney Love) zu begutachten gibt, wodurch auch dieser positiven Aspekt wieder deutlich getrübt wird.

Was diesem Film dann noch zusätzlich schadet ist, dass die Macher allzu oft den einfachen Weg gehen. Ein gutes Beispiel: Der Film hätte, was die Spannung und Dramatik betrifft, nur gewinnen können, wenn William Jennings auch tatsächlich für den Tod von Joe Hickey's (= Kevin Bacons Figur) Kind (zumindest mit-)verantwortlich gewesen wäre. Denn sind wir uns mal ehrlich: Die Vorstellung mag uns nicht gefallen, aber Fehler passieren. Selbst Ärzte, von "Normalsterblichen" gern als Götter in Weiß bezeichnet, sind eben nun mal NICHT unfehlbar. Es hätte der Figur in keinster Weise geschadet, wenn er tatsächlich dafür verantwortlich gewesen wäre - ganz im Gegenteil, ich finde Personen mit Fehlern ohnehin immer interessanter als diese eindimensionalen Abziehbilder perfekter Leute. Auch hätte man in diesem Fall zumindest teilweise für Kevin Bacon's Figur Sympathien hegen können - aber so wie es im Endeffekt dargestellt wurde, war das natürlich nicht möglich, und so bleibt er leider ein höchst eindimensionaler (wenn auch nicht uncharismatischer) Bösewicht. Ein weiteres Problem: Zu oft versucht man auf Teufel komm raus eine nervenzerreißende Spannung zu erzeugen (wie z.B. in jener Szene als Kevin Bacon zu spät bei seinem Komplizen anruft; oder auch das Ausschalten des Flugzeugmotors) - was nicht gelingt, da zumindest ich das Ableben eines der Familienmitglieder keine Sekunde lang für möglich gehalten habe. Daher verfehlen derartige Szenen ihre Wirkung leider völlig, und wirken im Gegenzug sogar richtiggehend billig, wie ein letzter verzweifelter Versuch des Regisseurs, doch noch ein kleines Tröpfchen Spannung aus seiner sauren Filmzitrone herauszuquetschen...

Fazit: Ein Film, der seinem Titel nicht gerecht wird, und bei mir leider nicht einmal 1 MINUTE Angst (bzw. Spannung) erzeugen konnte. Dank der netten Grundidee rund um die Entführung, einiger nicht unspannender Momente und den größtenteils guten schauspielerischen Leistungen rettet sich der Film jedoch zumindest noch auf eine akzeptable Wertung.

Wertung:     (4/10)             

 

Verfasser: cornholio

 

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Titelbild & Filmausschnitt © 2002 Columbia Pictures