Bad Boys II

 

USA 2003, 147 Min.

Regie: Michael Bay

Dass sich einige Studios mit der Veröffentlichung ihrer Filme hierzulande gerne etwas Zeit lassen (selbst wenn es sich dabei um Hits handelt), ist ja nichts neues. Und so kommt es, dass erst Anfang Oktober, als sich die Temperaturen langsam aber stetig dem Gefrierpunkt nähern, der letzte große Sommerblockbuster dieses Jahres in unsere Kinos kommt: Bad Boys II. Der Trailer versprach ein gut inszeniertes, optisch ansprechendes, durchaus auch humorvolles und natürlich vor allem bombastisches Actionspektakel der Buddy-Movie Sorte, und im Gegensatz zum ebenfalls erst kürzlich erschienenen "Hollywood Cops" wird "Bad Boys II" der Erwartungshaltung auch gerecht.

"Bad Boys, Bad Boys, what'cha gonna do, what'cha gonna do, when they come for you" trällern die Cops Mike Lowrey (Will Smith) und Marcus Burnett (Martin Lawrence) den Mitgliedern des Ku-Klux-Klans als Ständchen, nur kurz nachdem sie ihre Kapuzen heruntergerissen und ihre dunkelhäutigen Häupter entblößt haben. Man hält die "white power"-Anhänger in Schach, doch als die Verstärkung auf sich warten lässt, und die "stupid white men" bemerken, dass sie in der Überzahl sind, geht es rund. Bei der Schießerei bekommt schließlich der arme Burnett eine Kugel in den Allerwertesten... und zwar von seinem Kollegen!! Seitdem ist das Verhältnis der beiden im wahrsten Sinne des Wortes im A..... Doch schon bald müssen sie sich wieder Zusammenraufen, denn die bei der Aktion sichergestellte Ecstasy-Menge ist nur ein verschwindend geringer Teil der Lieferung, welche die Polizei in die Finger bekommen will. Nach einer Rüge ihres Vorgesetzten sind Lowrey und Burnett erst recht darauf bedacht, den restlichen Teil der Lieferung sicherzustellen, und scheuen dabei kein Risiko. Auch sind sie bei ihren Ermittlungsarbeiten nicht gerade zimperlich, pflastern doch einige Leichen ihren Weg (und das nicht nur sprichwörtlich!). Doch als der verantwortliche Gangsterboss Wind davon bekommt, dass ihm die Polizei auf den Fersen ist, sind selbst die "Bad Boys" schließlich auf die tatkräftige Unterstützung ihrer Kollegen angewiesen...

Bad Boys II ist der Film, der "Hollywood Cops" gern gewesen wäre: Eine wirklich gelungene Buddy-Komödie mit knallharter und perfekt inszenierter Action, aufgelockert durch die eine oder andere humoristische Einlage. All dies ist noch dazu so spannend und rasant in Szene gesetzt, dass dem Zuschauer trotz der überdurchschittlich langen Filmdauer nie langweilig wird, und die 144 Minuten wie im Flug vergehen.

Bay und Bruckheimer bleiben bei Bad Boys II ihrer bewährten Formel treu, und versuchen, die Actionszenen möglichst beeindruckend in Szene zu setzen, auch wenn der Realismus das eine oder andere Mal darunter leidet. Da den Beiden dies auch wirklich hervorragend gelungen ist, vermag man ihnen das Biegen (und teilweise auch Brechen) einiger physikalischer Gesetze durchaus zu verzeihen. Vor allem die Kamerafahrt gleich zu Beginn (der Einfachheit halber mal "Bullet-Cam" genannt) sowie bei der Schießerei im Haus (die im Film noch deutlich atemberaubender rüber kommt als im Trailer, und DORT sah sie schon verdammt beeindruckend aus) sind wirklich brillant, denkwürdig, innovativ und äußerst gelungen, und dürften dem Actionfreund noch lange in Erinnerung bleiben

Wie für einen Buddy-Film üblich, so sind es auch hier die beiden Hauptcharaktere, die den Film tragen, wobei Will Smith hier eindeutig die publikumstauglichere (da "coolere") Rolle inne hat. Doch auch Martin Lawrence macht seine Sache gut, wenngleich seine Figur durch den Wechsel des Synchronsprechers leider ein wenig leidet. So wird Lawrence hier nicht wie im Trailer von Torsten Michaelis, sondern von Adam Sandler's deutscher Stimme Dietmar Wunder gesprochen. Dieser macht seine Sache zwar auch nicht schlecht, an Michaelis' kommt der Gute aber meiner Meinung nach bei Weitem nicht heran.

Der Rest der Besetzung verkommt neben den beiden Hauptprotagonisten leider zu relativ bedeutungslosen Statisten. Vor allem der ein wenig ZU durchgedrehte Chef der Beiden scheint irgendwie arg fehl am Platz. Die größte "Sünde" des Films ist aber die sträfliche Vernachlässigung des Bösewichtes, denn dieser ist leider eine einzige Enttäuschung: Kein einziges Klischee wird ausgelassen, und so verkommt der Oberschurke zu einer eindimensionalen Schablone, einem 08/15 Gangsterboss, wie man ihn als Filmfan schon tausendfach erleben "durfte".

Abschließend noch ein paar warnenden Worte an alle Kinobesucher: Bad Boys II wurde, um eine FSK 16-Freigabe zu erhalten, um ca. 40 Sekunden geschnitten. Nichts ungewöhnliches für einen Actionfilm, doch leider sind einige dieser Schnitte sehr auffällig, wodurch in diesen Szenen der Fluss des Films doch arg in Mitleidenschaft gezogen wird. Dies gilt ganz besonders für die Szene gleich zu Beginn, als Bay mit der Kamera in Zeitlupeneinstellung die von Lowrey abgeschossene Kugel beinahe eine halbe Minute verfolgt... und dann hart zu einer anderen Szene geschnitten wird, unmittelbar bevor die Kugel die Halsschlagader des Bösewichts erwischt hätte. Auch den Eintritt der Kugel in des Oberbösewichts Kopf wird uns verwehrt (und ruft jetzt ja nicht erbost "Spoiler, Spoiler!", denn wer wirklich glaubt, bei so einem Film könnte der Schurke davonkommen, outet sich als Naivling erster Güte ;-) ).

Das Schlimmste an dem Ganzen ist aber, wie unerklärlich und sinnlos einem die Schnitte in Anbetracht dessen vorkommen, WAS gezeigt wird. So scheint bei der Szene, als der Gangsterboss einen seiner Handlanger wegen dessen Inkompetenz durch Kopfschuss quasi hinrichtet, KEIN Schnitt zu sein, ist doch der Eintritt der Kugel (und dessen Wirkung) deutlich zu sehen. Warum darf Columbia diese Szene im Film belassen, aber die praktisch identische Szene am Ende muss geschnitten werden?!?!? Auch fällt es mir etwas schwer, nachzuvollziehen, was an einer jemanden im Kopf oder an der Halsschlagader treffenden Kugel schlimmer sein soll, als eine zerstückelte Leiche in einer Tonne, aus der das Blut nur so herausfließt. Na ja, wie heißt es doch so schön: Die Wege der FSK sind unergründlich... *g*

Fazit: "A Jerry Bruckheimer Production, directed by Michael Bay" - das sagt eigentlich schon alles, was es über diesen Film zu wissen gibt. Fans rasant inszenierter, optisch beeindruckender Bombast-Actionstreifen und/oder Buddy-Komödien werden hier garantiert auf ihre Kosten kommen. Denn auch wenn Bad Boys II sicher nicht ganz an das große Vorbild "Lethal Weapon" herankommt (dafür fehlt ihm, optische Spielereien hin oder her, einfach der nötige Tiefgang), so kann man Lowrey und Burnett dennoch guten Gewissens als die legitimen Nachfolger von Riggs und Murtaugh bezeichnen.

Wertung:    (8/10)

 

Verfasser: cornholio

 

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Titelbild und Filmausschnitt © 2003 Columbia Pictures