Battle Royale II: Requiem

 

Japan 2003, 133 Minuten

Regie: Kenta (& Kinji) Fukasaku  

Nach dem großen Erfolg von Battle Royale war es eigentlich nur eine Frage der Zeit bis ein Sequel erscheint und tatsächlich ging nur wenig Zeit ins Land bis sich Kinji Fukasaku höchstpersönlich an dieses Projekt wagte. Leider verstarb der Regisseur während der Dreharbeiten, so dass der Film von seinem Sohn Kenta vollendet werden musste. Inwieweit die Qualität des Films dadurch beeinflusst wurde, bleibt schwer nachzuvollziehen. 

Nanahara Shuya, der Überlebende der letztjährigen Battle Royale ist in den Untergrund abgetaucht und hat sich zum Führer einer Schar von Kindern und Jugendlichen gemausert …. die den Erwachsenen den Krieg erklärt haben, die nicht länger unter den Entscheidungen der Älteren leiden wollen und um Gehör zu finden auch vor radikalen Terroranschlägen nicht zurückschrecken. Doch die Regierung lässt sich nicht einschüchtern und schickt eine neue nichtsahnende Schulklasse auf die Insel, auf der sich die Terroristen verschanzt haben. Die neuen Schüler haben keine andere Wahl als zu kämpfen…wieder wurden sie mit Halsbändern ausgestattet, die bei Ungehorsam oder Versagen explodieren. Diesmal sogar schon, wenn der eingeteilte Partner stirbt.  

Dass die vollkommen unlogische Ausgangssituation (es spricht nichts gegen einen Bomben-  oder Grossangriff des Militärs) und die nicht nachvollziehbaren Regelergänzungen (wie will man den Kampf gewinnen, wenn immer gleich 2 Kindersoldaten auf einmal sterben??? …außer exzessivem Kopfplatzing sehe ich keine Vorteile ;) noch zu den kleineren Problemen dieser Fortsetzung zählen ist schon bezeichnend. Und dabei hatte alles so vielversprechend angefangen. Die Eröffnungssequenz, in der bei einem gewaltigen Terroranschlag gleich mehrere Hochhäuser in sich zusammensacken wurde wie bei BR gewohnt, mit passend- unpassender Klassikmusik untermalt und ist auf gewisse Weise schaurig schön. Auf die plumpen politischen Untertöne und die unverhohlene Anti-USA Propaganda, die sich durch den ganzen Film zieht,  möchte ich nicht näher eingehen. Sicherlich mehr als fragwürdig, aber Film ist Film und bei Battle Royale erwarte ich keine politische Lehrstunde. Aber nach diesem beeindruckenden Start fällt der ganze Film fast schon so zusammen wie kurz zuvor die Großstadtkulisse. Die Szene in der die Schüler erfahren, das sie nicht zu einem Ausflug unterwegs sind, sondern zur BR sind im Grunde nur eine Kopie aus Teil I…was noch vertretbar wäre, wenn es nicht so viel Zeit in Anspruch genommen hätte und vor allem hier nicht schon 2 der größten Schwächen sichtbar würden. 

Erstens: Es wird ein Konflikt konstruiert, der überhaupt nicht existiert…die Wahl lautet mitmachen oder auf der Stelle sterben. Da wirkt es einfach lächerlich, wenn versucht wird über den Ausgang der jeweiligen Entscheidung Spannung aufzubauen  und sogar nervig wenn sich der Großteil der Schüler lange weigert. 

Zweitens: Die Darsteller. Riki Takeuchi als neuer Lehrer verfügt nicht annähernd über das Charisma und die schauspielerische Klasse mit der Takeshi Kitano den ersten Teil veredelte. Er ist nicht einfach nur *schwächer* ..er ist sogar unterirdisch schlecht und spielt so subtil wie eine Comicfigur, der man einen Bestenstiel in den Allerwertesten gerammt hat. Der neue jugendliche Hauptdarsteller war anscheinend auf der gleichen Schauspielschule wie Takeuchi und Daffy Duck. Man muss ihm aber wohl zu Gute halten, das sein Charakter absolut unglaubwürdig angelegt und sein Verhalten nicht nachvollziehbar ist…schon in seinen ersten Auftritten strahlt er eine Penetranz aus, das man ihm am liebsten seine beim ständigen grundlosen rumschreien rausglubschenden Augen durch den Hinterkopf drücken möchte. Tatsuya Fujiwara, der Darsteller von Nanahara Shuya war schon immer ersten Teil alles andere als überzeugend und stümpert sich auch hier wieder durch seine Auftritte, aber im Vergleich zu den beiden Erstgenannten löst er kaum Aggressionen beim Zuschauer aus. Der Rest ist nicht weiter erwähnenswert... was in diesem Zusammenhang eher als Lob aufzufassen ist. 

Nachdem man dieses lästige Vorgeplänkel hinter sich gebracht hat, startet der Film übergangslos mit der Action. Die Truppenlandung unter Dauerbeschuss und mit starken Verlusten erinnert in ihren hektisch geschnittenen Bildern,  der wackeligen Kamera und dem Splatteraufwand stark an die Eröffnungsschlacht in Saving Private Ryan. Nur das es hier sehr schnell langweilt. Schon bei James Ryan war man eher neutraler Beobachter, aber hier gibt es keinerlei positive Bezugspersonen mit denen man bangen könnte. Ständig knallt, kracht und zischt es irgendwo. Körper werden durchlöchert und immer wieder zerplatzen Köpfe…zwischendurch wird dann auch noch versucht Pathos ins Spiel zu bringen, was aber aufgrund des nicht vorhandenen Profils der Charaktere und der Hirnrissigkeit der Aktionen selbst Armageddon Fans kalt lassen dürfte. Positive Punkte in dieser ersten Stunde zu benennen fällt mir im Nachhinein schwer…aber es gab durchaus den ein oder anderen... sonst hätte ich in der Zeit wohl meine Socken nach Helligkeit aufsteigend sortiert.

Wie wohltuend sind dann endlich einige ruhige Momente in der Mitte des Films in denen in Rückblicken auf das Vorleben einiger Figuren eingegangen wird. Besonders der Gastauftritt Kitanos in der Erinnerung seiner Tochter mutet in diesem Umfeld wie ein Smartie in der Nachtschüssel..ähh…wie eine Rose im Kaktusfeld an. Dieser Kontrast zwischen den lauten Momenten und der nachdenklichen fast philosophischen Unterebene machte Battle Royale zu etwas Außergewöhnlichem…beim zweiten Teil stimmt dieses Verhältnis leider hinten und vorne nicht. 

Fazit: Vorbehaltlos positiv anzumerken bleibt für mich eigentlich nur der wieder gelungene Soundtrack (auch wenn dieser ebenfalls nicht mit dem des ersten Teils mithalten kann) und das die Story vom Ansatz eigentlich eine Fortsetzung gerechtfertigt hat. Es ist zumindest kein überflüssiger Abklatsch sondern eine konsequente Weiterführung der Utopie…um so trauriger, das die Umsetzung so viel zu wünschen übrig lässt. Das der Film seinem Vorgänger in allen Belangen unterlegen ist und es sich im Grunde nur um ein Actionspektakel handelt, könnte man verkraften, wenn Battle Royale II zumindest separat betrachtet überdurchschnittlich gelungen wäre…dies ist leider nicht der Fall. Zwar teilweise immer noch recht ansprechend, aber stellenweise schlicht nervtötend ist dieser für die dünne Story viel zu lange Film keine gute Werbung für das neue asiatische Kino.   

Wertung:  (5/10)

 

Verfasser: evildead

 

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Titelbild und Filmausschnitt © 2003 Toei Country